Stellenabbau sorgt für Chaos beim VBS

Stellenabbau sorgt für Chaos beim VBS

Armeechef Christophe Keckeis sprach an jenem Septemberabend 2004 von ­einer «Pionierleistung»; von einem «fundamentalen Abbauprozess», der alle Beteiligten vor eine echte Herausforderung stelle. Nachdem das Verteidigungsdepartement (VBS) bis ins Jahr 2010 total 2500 Stellen abbauen müsse, mache es Sinn, mit dem Abbau bereits jetzt zu beginnen. «Eine Alternative gibt es leider nicht», sagte Verteidigungsminister Samuel Schmid dazu. Der bereits zuvor beschlossene Stellenabbau wurde an jenem Tag zum Kahlschlag mit gravierenden Folgen bis heute. Akut wurden die für jeden Soldaten im Wiederholungskurs spürbaren Probleme ab 2007. Die Ausrüstung, die Rücknahme und die Wartung von Waffen, Fahrzeugen und anderem Armeematerial funktionierten nicht mehr. […]
Die Armee wäre in einer ausserordentlichen Lage, zum Beispiel wenn Polizei und Grenzwache unterstützt werden müssten, nur sehr beschränkt einsatzfähig. […]
Die Betriebskosten sind durch diese Auslagerungen insgesamt nicht gesunken, sondern – entgegen den Sparabsichten – gestiegen. Die LBA geht ge­mäss Bericht davon aus, dass sie die Instandhaltung vor allem bei bei Systemen, wo der Markt nicht spielt, rund 20 Prozent günstiger erbringen könnte.
Beitrag auf bazonline.ch/tagesanzeiger.ch/newsnetz – Originalbericht (PDF)
Kommentar:
Endlich haben wir es auch schwarz auf weiss – Die Armee funktioniert nur noch auf dem Papier. Die damals schon kritisierten Entscheide waren falsch. Die Suppe hat die Truppe auszulöffeln, welche teilweise nur “supponiert” ausgebildet werden kann. Zwar hat sich der Zustand der Systeme verbessert, doch das Material muss meistens mit mehreren Verbänden geteilt werden. Eine flächendeckende Ausrüstung ist nicht mehr möglich.
Dennoch will uns die Armee vormachen, dass alles hervorragend klappt (“Die Armee erfüllt alle ihre Aufträge zur vollsten Zufriedenheit“). Niemand (ausser Giardino) scheint sich über den katastrophalen Zustand aufzuregen. Man glaubt noch immer an die glorreichen Tage der Armee 61, während diese schon lang hinter uns liegen.
Giardino fühlt sich – einmal mehr – in seiner Einschätzung bestätigt. Dieser Inspektionsbericht kann als Teil der von uns geforderten “Due Dilligence” angesehen werden und reiht sich in die Serie von Inspektionsberichten (z.B. “FIS HE”) ein, welche dem VBS und insbesondere der Armeeführung gravierendes Versagen nachweist.
Wann endlich wacht Ueli Maurer auf? Glaubt er wirklich, dass mit der erneuten Armeereform (“WEA – Weiterentwicklung der Armee” – besser: “Weiterabbau”) nun (endlich?!) alles besser wird? Die Vorzeichen sind äusserst schlecht (Gripen, Armeebudget), das Fundament ungenügend. Wie viele Inspektionsberichte braucht es noch, bis ein Umdenken stattfindet?

 

Kommentare: 2

  1. Franz Betschon sagt:

    Genau da hinein sind ja auch einige der vielen hundert Millionen CHF an Beraterkosten geflossen, an “kluge Köpfchen” also, die alles besser wussten. Die Adressen dieser “Berater” sind ja bekannt und sollten veröffentlicht werden. Dass dafür niemand in unserem politischen System die Verantewortung zu übernehmen braucht, wissen wir. Dennoch wird die nun folgende Phase der Schuldzuweisungen interesant sein. Zunächst wird BR UM mal vorsorglich zum Bundespräsident gewählt und dann kann man immer noch weitersehen. Wie der Armee dabei geholfen werden kann dürfte kaum interessieren.

  2. Willy Stucky sagt:

    Welche Heuchelei! Dass die Linke mehrheitlich keine Armee will, ist seit Jahrzehnten bekannt. Das Problem sind die Mitteparteien, die sich zurzeit wie Ratten vermehren, weil es das Volk offensichtlich so will. Schon als Parteipräsident der SVP hat Ueli Maurer das böse Wort vom „Sumpf der Mitte“ geprägt. Dass daraus der Sumpf der Armee entstehen würde, war nur logisch. Aber nicht nur der Sumpf der Armee, sondern auch der Sumpf des Asylwesens sowie der Sumpf einer überrissenen Altersvorsorge und einer nicht weniger überrissenen medizinischen Versorgung. Ferner der Sumpf einer unkontrollierbar gewordenen Einwanderung und schliesslich der Sumpf der angeblichen Energiewende. Überall sind wir mit realitätsfremdem Wunschdenken der Mitteparteien konfrontiert.
    Bezüglich der Linken, weiss ich, was sie will. Sie will den realexistierenden Sozialismus, den ich nicht will. Was aber will die Mitte? Dies bleibt ihr grosses Geheimnis. Hat der Bundesrat nicht erst kürzlich das Armee-Budget gegen den Entscheid des „alten“ Parlaments um 300 Millionen gekürzt? Gewiss nicht auf Antrag von Ueli Maurer!

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