Die Fehler werden wiederholt – ohne mit der Wimper zu zucken

Die Fehler werden wiederholt – ohne mit der Wimper zu zucken

NZZ: Sie stehen bereits mitten in der Planung der nächsten Armeereform. Eine Reform jagt die nächste. Heisst das, dass die Armee XXI gescheitert ist?
CdA: “Man muss zur Kenntnis nehmen, dass die Voraussetzungen für die Umsetzung der Armee XXI gar nie geschaffen wurden. Schon 2003, als das Volk dieser Reform zustimmte, wurden Abstriche am Militärbudget gemacht. Man nahm also von Anfang an in Kauf, dass diese Reform nicht umgesetzt werden konnte.”

Quelle: NZZ.ch
Kommentar (1):
Bitte lesen Sie diese Zeilen mehrmals! Was lässt sich aus der Antwort des CdA schliessen?

  1. Die Armee XXI ist gescheitert. Der CdA dementiert die Aussage nicht. Damit haben wir es endlich auch von offizieller Stelle schwarz auf weiss. Giardino fühlt sich bestätigt.
  2. Der Entwicklungsschritt 08/11 (ES 08/11) dürfte das gleiche Schicksal erleiden. Auch diese Armeereform muss als “gescheitert” klassifiziert werden.
  3. Heute passiert wieder das Gleiche: Für die nächste Armeereform “WEA” (Weiter-Eliminierung-der-Armee) rechnete die Armee einen jährlichen Finanzbedarf von 5,4 Mia. aus. Damit könnten die materiellen Lücken innerhalb 20 Jahre (!!!) geschlossen werden. Im Parlament und bei den Parteien und Offiziersgesellschaften wird jedoch unablässig für 5 Mia. gekämpft. Diese Personen und Organisationen nehmen also erneut in Kauf, dass die dritte Armeereform in Folge von Anfang an zum Scheitern verurteilt ist!
  4. René Zeller übergeht diesen Umstand im Interview ohne die Sprengkraft dieser Aussage zu erkennen…

 
Doch es geht noch weiter…

CdA: “Wir müssen die Bereitschaft der Armee verbessern. Kurz gesagt geht es darum, die Mobilmachung für einen Teil der Armee wieder einzuführen. In der Armee XXI hat man sich bei der Einsatzbereitschaft hauptsächlich auf die Durchdiener konzentriert. Wenn etwas Unerwartetes passiert, genügen diese personellen Ressourcen nicht.
NZZ: An welche Ereignisse denken Sie?
CdA: “Es kann sich um ein Erdbeben handeln oder um Überschwemmungen. Zu denken ist auch an einen grossflächigen mehrtägigen Stromausfall oder an eine Pandemie. In solchen Fällen müssen wir rasch Genietruppen, Sanitäter, Übermittlungstruppen sowie Transportmittel am Boden und in der Luft aufbieten können. Und nötigenfalls auch Infanterie, um vor Plünderungen zu schützen.”

Kommentar (2):
Die Armee plant lediglich maximal (!) 20’000 AdA wieder mobilisieren zu können. Ob dies für die hier zitierten Beispiele genügt? Überlegen Sie selbst: “grossflächiger mehrtägiger Stromausfall oder eine Pandemie”. Was hier nach einer soliden Reaktionsfähigkeit tönt, ist in Tat und Wahrheit ein Etikettenschwindel. Wo bleiben die Berechnungen über die benötigten Leistungen in diesen Fällen?
 
Dann spricht der CdA die Gruppe Giardino an:

CdA: “Man muss den Leuten, die Sie erwähnt haben [sog. “konservative Kreise”, Anm. Giardino], zugestehen, dass wir nicht mehr alle geforderten Leistungen erbringen können. Unsere Mittel sind schon heute beschränkt.”

Kommentar (3):
“…und deshalb reduzieren wir die Armee weiter!” wäre wohl die logische Weiterführung des Satzes, oder etwa nicht? Die 3×5-Regel von Franz Betschon passt genau: Nun beginnt man Fakten einzugestehen, die man zuvor immer dementiert hat.
 
Zum Schluss:

NZZ: Was sagen Sie zum Vorwurf, die Armee schaffe sich ratenweise selber ab?
CdA: “Hier halte ich klar dagegen. Solange wir jährlich rund zwei Drittel der jungen Schweizer in die Armee bringen und sie gut ausbilden können, verfügen wir über eine sehr effektive Reserve, auf die wir zählen können.”

Kommentar (4):
Hier wird dem Volk Sand in die Augen gestreut. Die Armee 61 umfasste einst über 600’000 AdA (Details im Schwarzbuch). Mit der WEA sollen es nur noch 100’000 sein (wobei die Kampftruppen schon fast marginalisiert werden). Die Reserve wird abgeschafft. Von welcher Reserve spricht hier also der CdA? Die korrekte Antwort des CdA müsste lauten: “Ja, aber es ist die Politik, welche die Armee ratenweise abschafft. Wir sind nur die Handlanger, die die Befehle ausführen und den Verfassungsbruch ohne Murren zulassen.

Tun Sie etwas dagegen. Unterschreiben Sie unsere Petition!

 

Kommentare: 4

  1. Beda Düggelin sagt:

    Offener Brief an den stv. Chefredaktor der NZZ
    Guten Tag Herr Zeller
    Bei Ihrem Interview haben Sie leider die zwei wichtigsten Fragen nicht aufgeworfen! Der CdA hat an anderer Stelle festgehalten, dass die Armee CHF 5.4 Mrd. benötigte, um ihren Auftrag zu erfüllen, warum haben Sie ihn nicht gefragt, warum er nun mit CHF 5 oder gar CHF 4.7 Mrd. zufrieden sei?
    Zweite Frage: Kann eine Armee mit weniger als 20’000 Mann, die effektiv für Verteidigung und bei Katastrophen relativ kurzfristig zur Verfügung stehen könnten, ihren Verfassungsauftrag noch wahrnehmen?
    Da gibt es noch eine dritte Frage an die NZZ! Warum stellt die NZZ und ihr stv. Chefredaktor Zeller nicht in einem weiteren Artikel in der NZZ klipp und klar fest, dass die Armee XXI gescheitert ist und dass auch die WEA damit völlig unglaubwürdig ist?
    Andernfalls macht sich die NZZ selbst zum Gehilfen eines weiteren Armeeabbaus!
    Freundliche Grüsse
    Beda Düggelin
    lic. oec. HSG
    8006 Zürich
    Mit falschen Rücksichtnahmen kommt die NZZ nicht weiter, Objektivität ist gefragt!

  2. Werner Zaugg sagt:

    Diese Entwicklung war vorauszusehen. Das Volk glaubt, die Schweiz bräuchte keine Armee mehr, um es vor kriegerischen Auseinandersetzungen zu schützen. Das Feindbild hat geändert. Schon in der Armee 61 war das Feindbild unglaubwürdig. Die Entspannung europaweit hatte diese Ansichten gefördert. Die Schweiz ist eingekesselt von europäischen “Freunden”, welche im Moment das gemeinsame Europa in Frage stellen. Rückkehr in den Kalten Krieg? Jeder für sich? Und im Ernstfalle ebenfalls wieder jeder für sich? Sind die Menschen so naiv zu glauben, dass im Falle einer erneuten kriegerischen Auseinandersetzung die umliegenden Staaten ihre Armeen für den Schutz der Schweiz wirklich zur Verfügung stellen würden? Selbst bei Naturkatastrophen hätten die umliegenden betroffenen Staaten keine freien Ressourcen mehr für andere. Man wird mir jetzt erklären, dass dies in der Evaluation und Planung der Armee der Zukunft dieser Aspekt bereits von der Armeeführung berücksichtigt worden sei. Das mag sein. Aber das Volk ist sorglos. “…die Politik wird’s schon richten…” Tut sie das? Man ist sich im Parlament ja jetzt schon nicht einig. Wie soll man sich denn für die Zukunft einig sein? Es wird von der jüngeren Generation welche keinen oder wenig Wehrdienst leistet oder leisten muss, schlichtweg vergessen, dass die Schweiz eine Tradition hat. Die Schweiz war wehrfähig. Ist sie das heute noch? Geben wir die Werte einer entschlossenen Schweiz einfach preis? Ich muss es leider annehmen. So wie es aussieht, lässt sich die chweiz in vielen Dingen erpressen, denken wir an das Bankgeheimnis, den automatischen Datenaustausch, die Steuerstreitigkeiten. Wenn dann eines Tages doch die Kavallerie der geldgierigen Nachbarn einmarschiert, dann haben wir nichts mehr dagegen einzusetzen….

  3. Franz Betschon sagt:

    Die NZZ ist die einzige Tageszeitung, die überhaupt solche Themen aufnimmt. Damit stellt sie sich ihrer Verantwortung der Gesellschaft gegenüber und es sei ihr dafür gedankt. Es ist nicht an deren Redaktor, Fragen auch für Giardino zu stellen. Wir sind schon glücklich, dass der CdA dazu gebracht wurde, öffentlich das Scheitern von Allem, was seit 10 Jahren gegolten hat, einzugestehen.
    Für Giardino bleibt weiterhin die bittere Tatsache, dass wir seit Gründung zuerst lächerlich gemacht, dann als Verschwörungstheoretiker und als Stahlhelmfraktion abgetan wurden. Ausser der NZZ hat kaum ein anderes Blatt je ein Armeethema aufgenommen, es sei denn, daraus hätte sich ein Reisser machen lassen.
    Es hilft den Gründern von Giardino natürlich auch im Nachhinein nichts, Recht gehabt zu haben. Der CdA und auch BR UM haben beamtenrechtlich Ihre Pensionsanspruch. Somit kann errechnet werden, wann diese Herren frühestens Rückgrat zeigen werden und dann im letzten Interview entweder sagen werden, “Wir habe es ja immer gesagt!” oder noch einfacher “Was geht mich mein dummes Gerede von gestern an?”. Am wahrscheinlichsten ist es, dass sie einfach im Nebel der Geschichte verschwinden.
    Der Schweiz verbleibt, zu hoffen, dass sie diese schwere Prüfung ohne existenziellen Schaden übersteht. Der Weg zurück wird schwer und teuer werden. Unsere jungen Bürger werden es uns Alten wohl kaum danken.

  4. A Baumann sagt:

    Freiheit, Friede, Wohlstand sind labile Güter, die ständig mit Umsicht sorgfälti gepflegt werden müssen damit sie nicht langfristig plötzlich abhandenkommen. Wir haben das Glück, dass dieses labile Gleichgewicht bei uns sehr stabil ist. Leider ist die Zeit – der Mensch – noch nicht reif wirklich friedlich zu sein und es ist daher nötig die Bereitschaft und FÄHIGKEIT die eingenen Interessen zu schützen, aufrechtzuerhalten um fremder Vormundschaft keinen Vorschub zu leisten.
    Deshalb muss eine ernstzunehmende (tunlichst Miliz-) Armee jederzeit einsatzbereit vorhanden sein.
    Voreilige Liquidationen dienen höchstens der Bequemlichkeit phantasieloser Planer oder ist dahinter Absicht zu vermuten ?

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