Weltwoche Editorial: Was die Armee bringt

Weltwoche Editorial: Was die Armee bringt

Kürzlich hielten angeblich kenntnisreiche «Headhunter» in einem Beitrag des Schweizer Radios fest, dass die Schweizer ­Armee als Rekrutierungsinstrument von ­Führungskräften ausgedient habe. Die beim Militär vermittelten Techniken seien überholt, nicht mehr zeitgemäss, den Einfühlungs- und Kommunika­tionsbedürfnissen heutiger Generationen nicht mehr angemessen. Ich halte dies für einen glatten Irrtum.
Der Erfolg von Schweizer Unternehmen hatte mit Sicherheit immer auch entscheidend damit zu tun, dass die Armee eine Lebensschule der Menschenführung war. Sie bot aufstrebenden Jungoffizieren die Möglichkeit, ihre Führungsqualitäten vor einer buntgemischten Truppe zu erproben. Das Militär hat aus führungstechnischer Sicht den herausfordernden Vorteil, dass sich der Vorgesetzte ­seine Untergebenen nicht selber aussuchen kann. Er muss also über Alters-, Bildungs- und Sprachgrenzen hinweg Menschen dazu bewegen, seinen Befehlen zu folgen, seine Autorität anzuerkennen.
Dass militärische Führungstechniken im engeren Sinn überholt sein sollen, halte ich für ausgemachten Unsinn. Armeen waren geschichtlich immer auf den Ernstfall aus­gerichtet. Ihre Führungstechniken und Führungsstrukturen mussten unter extremen Belastungen funktionieren. Das macht sie auch für unternehmerische Aufgaben interessant. Die Schweizer Armee war zudem immer auch eine Lebensschule der Begegnung, in der man Kollegen in Extremsitua­tionen kennenlernte und allmählich zu beurteilen verstand.
Aus solchen Bekanntschaften und Erkenntnissen sind hervorragende Teams in der Wirtschaft hervorgegangen. Wer es nicht erlebte, verspürt zeitlebens eine Lücke an interessanten Erfahrungen. Sollte die unverzichtbare ­Institution tatsächlich abgeschafft oder für ­berufsmässige Militärbegeisterte reserviert werden, wäre dies ein weiterer Schritt in der unnötigen Abschaffung schweizerischer Standortvor­teile. Die Schweiz braucht möglicherweise keine teuren Kampfflugzeuge, aber sie braucht eine Armee, in der sich Beziehungen knüpfen lassen, von denen das Land in ­allen zivilen Sphären profitiert.
Quelle: weltwoche.ch 36/13

 

Kommentare: 7

  1. Philipp Hofmann sagt:

    Ja, der werte Herr Köppel: In Anbetracht seiner Biographie (Phil-I-Studium bis zum 31. Lebensjahr und – nach eigenen Angaben – eine dezidiert linke politische Gesinnung in Jugendjahren) ist es ein Leichtes zu erkennen, dass der heutige Herr Ober-Schweizer sich zu seiner eigentlichen Armeedienstzeit als Untauglicher davongestohlen hat. Deshalb tritt er nun er auch nur sehr dezent für die Wehrpflicht ein und versucht sich mit der gespielten Reumuts-Floskel “[w]er es nicht erlebte, verspürt zeitlebens eine Lücke” aus der Verantwortung zu stehlen. (Er muss sich ja wohl als Landesverräter vorkommen, wenn er morgens in den Spiegel schaut.) Alles andere würde ihn ja vollständig unglaubwürdig erscheinen lassen. Wie auch immer: Viel Kredit und Glaubwürdigkeit gewinnt er durch sein Geschreibsel dennoch nicht. Von dem her …

    • Beda Düggelin sagt:

      Herr Hofmann, ich denke es wäre klüger, unbedachte Kommentare zu unterlassen und sich selbst einen Spiegel zu kaufen, mit provokativen Aussagen gewinnen Sie keinen Blumentopf! Offenbar weisen Sie auf mehreren Gebieten Defizite auf. Ihre Frustration kennt keine Grenzen.

  2. Rudolf Roth sagt:

    Von dem her äussert sich Herr Philipp Hofmann mit keinem einzigen Wort zum eigentlichen Thema des Artikels, sondern verfolgt die übliche Linke “Dialog-Strategie”. Keine sachliche Argumente zum Thema sondern die berufliche und soziale Demontage und Diskreditierung der Person welche diese Meinung vertritt. Gott sei Dank gibt es doch noch lernfähige Menschen die im Hinblick auf die Realität, eigene Beobachtungen und Sachverhalte ihre Meinung durch kühle Überlegungen und Abwägen zu ändern vermögen. Diese Fähigkeit setzt jedoch objektives Denken voraus, das Gegenteil von blindem Fanatismus und einer leeren und deshalb überflüssigen “Dialog-Kultur”

  3. Johannes Fischer sagt:

    Herr Hofmann: Man kann ja gescheiter werden, oder? Sind nicht viele bürgerliche Jünglinge und Mädchen doch zuerst im linken Lager zu finden gewesen? Und, als sie dann den faulen Zauber durchschaut haben, wieder normale Bürger geworden, die schätzen, als Schweizer geboren worden zu sein? Roger Köppel hat sich als gescheiter Mann den Tatsachen zugewendet und hängt nicht Träumereien nach, wie es leider die NZZ immer mehr tut. Kam bei ihr ja schon einmal in den 30er Jahren vor mit ihrer Sympathie für die Fröntler. Siehe Seite 109 in “Geschichte der NZZ von 1780 – 2005” von Thomas Maissen.

  4. Dominik Kamber sagt:

    Um was geht es Ihnen, Herr Hofmann? Antipathie Herrn Köppel gegenüber? Mögen Sie sein Blatt nicht? Falls ja, bringen Sie doch inskünftig Ihre Kritik an anderer Stelle an. Die Weltwoche druckt übrigens auch Leserbriefe. So viel dazu.
    Köppel schwingt bisweilen eine spitze Feder. Im Gegensatz zum linken Mainstream der Massenmedien ist dies aber eine sehr willkommene Abwechslung. Ob er persönlich Dienst geleistet hat oder nicht, spielt dabei absolut keine Rolle. Ich attestiere ihm eine gute Vernetzung in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Diese lässt genügend Raum, um sich dezidiert über einen Sachverhalt – in diesem Fall den Mehrwert der militärischen Führungsausbildung – äussern zu können. Wenn Sie etwas bei Köppel nicht finden, dann sind es definitiv Worthülsen. Etwas, was man gerade von Ihrem Beitrag leider nicht behaupten kann.

  5. Hans Ulrich Suter sagt:

    Es gibt den bekannten Witz: “Wer mit zwanzig nicht links ist, hat kein Herz, wer mit vierzig immer noch links ist, hat kein Hirn.” Ich habe auf diesen Witz mit der Bemerkung, “Links war ich noch nie!” geantwortet worauf man mir geantwortet hat, ich wäre auch nie 20 gewesen, und das stimmt natürlich, wenn man es als intellektuelle Reife versteht, trotzdem sollte man Leute die sich geistig anders entwickeln nicht a priori schlecht reden, ausser sie sind in diesem Alter kriminell wie der Chefredaktor einer Zürcher Tageszeitung, die nicht mit N anfängt.

    • Erwin Markus sagt:

      Ganz Ihrer geschätzten Meinung Herr Suter…!
      Ich habe meine Haltung immer so beschrieben, dass:-” … Ich sehr wohl sozial, aber auf gar keinen Fall sozialistisch sei…!” Daran habe ich mich stets gehalten, und fahre heute noch sehr gut damit.

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