Schweizer Armee: Mythos und Folklore

Schweizer Armee: Mythos und Folklore

Ach, Schweiz. Das Land, das keine Kriege führt, hat eine der stärksten Armeen der Welt. Im Verhältnis zu seiner Größe jedenfalls: Acht Millionen Einwohner, 180.000 Soldaten, 4,3 Milliarden Franken jährlich kostet das Militär die Eidgenossenschaft. Wozu? Die Schweiz kooperiert mit der Nato, sollte je ein Schurkenstaat auf die Idee kommen, das Land zu überfallen, träten sofort die Bündnismächte auf den Plan. Aber da es unter den Potentaten aus Schurkenmächten lange Zeit üblich war, geheimes Geld auf noch geheimeren Schweizer Bankkonten zu sichern, wird mit einem solchen Überfall kaum zu rechnen sein.
Kommentar auf welt.de

 

Kommentare: 12

  1. Fritz Kälin sagt:

    “Die Schweiz, friedlichstes Land der Welt, hält an ihrer Armee fest.”
    Solange die Schweiz das friedlichste Land ist, muss sie ja davon ausgehen, dass ihre Nachbarn zumindest nicht ganz so friedlich sind. 😉
    Wozu hat eigentlich Deutschland noch eine Bundeswehr? Um 1999 an einem NATO-Krieg ohne Uno-Mandat teilzunehmen? Oder um dann seine Bündnispartner (im Gegensatz zur Schweiz ist Deutschland tatsächlich NATO-Mitglied) in Lybien und in Mali dann wieder weitgehend im Stich zu lassen? Oder um an Hindukusch Frauen- und Menschenrechte zu schützen, die in deutschen Vorstädten zunehmend untergraben werden?
    Man kann in der Schweiz unterschiedlicher Meinung über Sinn und Zweck unserer Armee sein. Aber zu über 73% sind wir uns einig, dass wir eine Armee wollen, die nicht für das gebraucht werden kann, was Deutschland seinen Soldaten zumutet.
    P.S.: Die Brieftauben, welche die Schweiz noch lange im Dienst hielt, hatten im Gegensatz zum Eurohawk eine Flugerlaubnis. Und der NSA hat meines Wissens nie auch nur eine dieser Tauben abgefangen.

  2. Beda Düggelin sagt:

    Die Zeitung “Die Welt” scheint oder will nicht realisieren, das sich die Welt verändert hat, sie gehört damit zu den Ewiggestrigen, zumindest der Journalist, der einen solchen Artikel schreibt! Der Angriff auf den “Tresor” Schweiz läuft schon seit geraumer Zeit, wenn die Tresore geleert sind, verliert unser Land den Sonderstatus und wird als Durchmarschachse interessant für “Schurkenstaaten”. Warum muss sich ein deutscher Journi anmassen, eine Empfehlung für die Grösse unserer Landesverteidigung abzugeben? Arroganz ist das eine, Intelligenz das andere. Offenbar hat sich dieser Journalist weit hinten in die Reihe gestellt, als die Intelligenz verteilt wurde……

  3. Willy Stucky sagt:

    Dieser permanente Hinweis darauf, dass die Schweiz so oder so sicher sei, weil wir die Banker aller Schurken seien, ist unerträglich. In keinem Land ist es schwieriger Geld zu waschen als in der Schweiz. Da haben wir nun die Früchte des geistigen Landesverrats bis hinauf in den Bundesrat.

  4. Franz Betschon sagt:

    Das Märchen von der stärksten Armee mindestens Europas wird auch in unseren Tagen immer wieder aufgekocht. Ich habe keine Kenntnis, das dem je in den Medien oder in den politischen Entscheidungsinstanzen widersprochen würde. Vorschlag: Es sei Dreisatzrechnen auch für Nationalräte (auch für Mitglieder der SiK) in eine Aufnahmeprüfung einzubauen.
    Also: Sogar die grösste Armee der Schweiz aller Zeiten, die Armee 61 leistete gerade einmal 13,5 Millionen Militärdiensttage pro Jahr. Ein Berufsheer von 100’000 Mann leistet pro Jahr 22 Mio Militärdiensttage. Die A61 entsprach also leistungsmässig einem Berufsheer von ca. 60’000 Mann, die Armee XXI kommt so nicht einmal auf ein bescheidenes Häufchen von 30’000 Mann. Dies ist weniger als die Platzzahl im “Stade de Suisse” in Bern.

  5. Pescio Guido sagt:

    Zitat welt.de: “Die Schweiz kooperiert mit der Nato, sollte je ein Schurkenstaat auf die Idee kommen, das Land zu überfallen, träten sofort die Bündnismächte auf den Plan.”
    Ich hätte beinahe den Lachkrampf, den ich bei obiger Aussage erleiden musste, im Spital behandeln lassen müssen.
    Wie man eine solche Aussage machen kann, nachdem die jüngste Geschichte aufzeigt, wie sich “Bündnispartner” verhalten, wenn’s brenzlig wird, grenzt an einer erlittenen Gehirnamputation. Es ist unglaublich, wie Naivität immer noch gesteigert werden kann.

  6. Urs Berner sagt:

    … “Gehirnamputation” … “geistiger Landesverrat” … ist das der Stil von Giardino?

    • Pescio Guido sagt:

      Ueber “Stil” kann man selbstverständlich diskutieren. Aber solange bei gewissen Leuten und Politiker bei der anderen Seite, wie z.B. ein Herr Wermuth oder nicht zu vergessen ein Joe Lang Anstand und Stil komplett abhanden gekommen sind, sollte eine gewisse Emotionalität auch auf unserer Seite erlaubt sein. Oder war es etwa stilvoll die Befürworter unserer Verteidigungsarmee als “Stahlhelmfraktion” zu betiteln? Stil und Anstand sind sehr begrüssenswert, aber dann muss dies für ALLE gelten!

  7. Willy Stucky sagt:

    So, nun wären wir also wieder beim Stil: Ungeheuerlichkeiten über Jahre mit nervenärztlich rücksichtsvoller Stimme zu behaupten oder sie zumindest stillschweigend zu dulden, zeugt von gutem Stil. Sich dagegen mit deutlichen Worten zur Wehr zu setzen, zeugt von schlechtem Stil. Ist Ihnen noch nie aufgefallen, Herr Berner, wer sich jeweils hinter der Stil-Frage verschanzt? Ich sage es Ihnen: Es sind immer diejenigen, denen eine Ungeheuerlichkeit in den Kram passt.
    Sagen Sie uns doch deutsch und deutlich, dass Sie auch der Meinung sind, ohne die (schurkische) Schweiz gäbe es keine Schurkenstaaten auf der Welt, weshalb alle diese Schurkenstaaten aus eigenem Interesse die Schweiz nie in einen Krieg verwickeln würden.

  8. Hans Ulrich Suter sagt:

    Das mit der stärksten Armee der Welt ist wirklich absurd, denn wo sind dann die schweizer Zerstörer, die Flugzeugträger, die Schnellboote, die U-Boote, die Bomber (das wird mit dem Gripen wieder angepasst aber wirklich in kleinstem Rahmen), die Atombombe, die Marschflugkörper, die Kampfdrohnen, die Kampfhelikopter, die Fallschirmtruppen, die Kansistermunition, die Sprengfallen, die Scharfschützengewehre (ok es sind sehr wenige vorhanden), es hat auch zuwenig Pistolen, usw. Das ist einfach nicht die stärkste Armee, sie ist sogar massiv kleiner als die Bundeswehr (eben weil die Marine komplett fehlt), könnte aber ev. gross genug für rein defensive aufgaben sein. Einem auch nur einigermassen vernünftig denkenden Journalisten wäre die Abwesenheit aller Offensivwaffen (siehe obere Liste) aufgefallen und er hätte nicht so einen Stuss rausgelassen.

  9. Gotthard Frick, z.Zt. Beijing sagt:

    Beijing, 3.10.2013
    Zu den emotionalen Qualifizierungen in Kommentaren auf GIARDINO und anderswo:
    Wir alle haben Emotionen und können sie nicht immer kontrollieren. Aber wir sollten mit Argumenten für unsere Anliegen fechten. Um ein Beispiel aus China zu nennen: Wenn eine Auslandchinesin in einer chinesischen Webzeitung im Inselstreit China-Japan den japanischen Standpunkt unterstützt und ein Leserkommentator dann schreibt, sie sei “offensichtliche eine billige Strassenhure”, sagt das dem Leser nichts über die Frage der Souveränität über das umstrittene Inselchen. Ebensowenig kann man sich eine Meinung zur Frage bilden, wenn der japanischen Premierminister in diesem Zusammenhang als “menschenfleischfressender Psychopath” qualifiziert wird. (Quelle: Webpage der GLOBAL TIMES, BEIJING. Aus tausenden von verschiedenen, meistens weit unter der Gürtellinie liegenden Leserkommentaren Jan./Feb. 2013. Ich versuchte mit einem im gleichen Blatt publizierten Artikel unter dem Titel “Arguments please – no insults!” dagegen zu wirken).
    Wenn die NZZ das Verhalten Russlands gegenüber der Moldau als “archaisch-imperial” qualifiziert, weil Russland mit dem Verbot des Imports von moldauischem Wein das Land unter Druck setzen will, sich seiner Zollunion statt der EU anzunähern, sagt das dem Leser nichts zur Frage, Zollunion oder EU. Erstaunlich, dass das gleiche Blatt diese Abstempelung – wenn man solche schon verwendet – nicht auch auf die USA anwendet, die die Schweiz mit der Drohung unter Druck setzt, den Markt für Schweizer Banken zu schliessen, falls unser Land nicht nach der amerikanischen Pfeife tanzt. Mit solchen, nichts mit der Sache zu tun habenden Abstempelungen soll unabhängig von der Information beim Leser vorweg ein positive oder negative Einstellung geschaffen werden. Um bei der NZZ zu bleiben (von der man an sich einen anderen Stil erwartet): Wenn über eine Person berichtet wird, die eine andere Meinung vertritt als der Journalist, sie wolle sich “profilieren”, wird sie negativ abgestempelt, wird dagegen gesagt: “der allgemein anerkannte Fachmann Herr Y”, wird seine Meinung im voraus als positiv markiert, unabhängig davon, was seine Meinung ist. Dazu gesellt sich noch das Totschweigen als Mittel der Manipulation.
    Nach meiner Ansicht sollten wir uns bemühen, andere nicht abzustempeln, sondern mit sachlichen Argumenten zu fechten, selbst wenn die Gegenseite die Dreckschleuder einsetzt. Dass ich, wie andere Befürworter einer glaubwürdigen Landesverteidigung, für gewisse Gegner ein “im Réduit einbetonierter, ewiggestriger Militärkopf” bin, stört mich nicht im Gerinsten und widerlegt meine Argumente nicht.
    Für diejenigen, die sich für die weitere Welt interessieren, noch ein Informatioinssplitter: In den Medien ist der Streit um das nur wenige hundert Meter lange Inselchen Diaoyu (chin)/Senkaku (jap.) gegenwärtig nicht präsent, in der Realpolitik aber sehr. Es kann jederzeit zu einem bewaffneten Konflikt führen, haben doch beide Seiten ständig Kriegsschiffe und Kampfflugzeuge im umstrittenen Raum. Gestern wurden in der chinesischen Presse die 4 chinesischen Schiffe genannt, die soeben dorthin geschickt wurden. Sollte es z.B. wegen eines Missverständnis zu einem Zwischenfall kommen, wie die Versenkung eines Schiffes oder Abschuss eines Flugzeuges einer der Parteien, so könnte es sich angesichts der Emotionen keine der betroffenen Regierungen erlauben “schwach” zu scheinen und nicht zurückzuschiessen (Nationalistische Emotionen werden schnell zu einem Tsunami: Zu Beginn des Inselstreites Ende letzten Jahres wurden bei Massendemonstrationen in grossen chinesischen Städten in Einzelfällen sogar Chinesen totgeschlagen, nur weil sie in Autos japanischer Marken unterwegs waren).
    Dass Verzicht auf Krieg immer noch mit “Schwäche” gleichgesetzt wird, hat ja kürzlich die NZZ vorgeführt. Sie nannte Präsident Obama “schwach”, weil er auf den Angriff auf Syrien verzichtete.
    Freundliche Grüsse aus Beijing unter einer strahlenden Herbstsonne, Gotthard Frick
    z.Zt. Beijing.

  10. Kurt Anton Brugger sagt:

    Guten Tag Giardinos, “Die Welt” hat ihren verlängerten, verleger-ischen (und somit auch journalistischen) Arm in die Schweiz (Luzern) ausgestreckt. In diesem Zusammenhang Abonnenten geworben, potentielle Leser mit “Gratis”-Exemplaren (und nachträglicher Rechnung) bedient. Nach näherer Prüfung wurde ich den Eindruck nicht los, es handle sich um ein Presse-Erzeugnis mit gelegentlich deftigem Linksdrall. In Wikipedia gibt sich das Blatt allerdings bürgerlich-konservativ und wirtschafts-liberal. Ein Produkt also, das viele Freunde, vor allem unter den deutsch-sprechenden Schweizer-EU-Symphatisanten findet. Wirtschafts-liberal ist in D einzustufen mit EU-freundlich.
    Die Redaktorin Annette Prosinger (“Der Linken” in D verbunden), jung unerfahren (wer in der Jugend nicht “links” ist, hat kein Herz…), nach Abitur in den Journalismus gewechselt (vielleicht um das weitere Studium zu finanzieren). Wenig Kenntnis (und noch weniger recherchierte Fakten) über die Landesverteidigung der Schweiz zwischen 1935 und 1985. Betreibt mit diesem Artikel, Journalismus der übelsten Sorte, diesmal um die Landesverteidigung der Schweiz (die Armee) klein zu schreiben. Mit Sackmesser und Fahrrad lächerlich und unglaubwürdig erscheinen zu lassen. Mit pazifistischen Gedanken, nicht unterlegten “Fakten” als Relikt aus der Vergangenheit und neuzeitlichen Störfaktor ab zu tun.
    Um ihren CH-Gesinnungsgenossen zu gefallen, die Wunden zu lecken (nach der massiv verlorenen Abstimmung), gleichzeitig den einen oder anderen Genossen für ein Abo zu animieren, handelt sie unsere Sicherheitspolitik und die Armee in wenig kompetenter Weise ab.
    Bezeugt damit ihre journalistische Unreife, ihren Gefälligkeits-Journalismus, disqualifiziert beim anspruchsvollen Leser sich selber und ihre Arbeit. Hoffentlich hilft ihr wenigstens das “Zeilengeld”, um finanziell über die Runden zu kommen.
    Nein, verboten ist das nicht, auch D kennt die Pressefreiheit ohne Zensur (ihr Vorgesetzter hat vermutlich nichts abgemahnt). Ein Pro-dukt der Print-Medien (Springer-Verlag)hat sich damit einen kosten-günstigen Artikel (Zeilenfüller) mehr gesichert. Die Quittung macht sich bemerkbar in (seit Jahren) rückläufigen Auflagen.
    Angesichts der Geschichte, aktueller Terror-Bedrohung (auch in Europa), leerer Versprechungen für den Schutz der EU-Grenzen,
    fragwürdige PfP (Partnership for Peace) Abkommen, hätte die junge Dame wohl besser gründlicher gearbeitet oder gar geschwiegen.
    Andersdenkende Veteranen und AdAs können solchem Spuk aus der “Medien-Küche” unserer Nachbarn vorsorglich Einhalt gebieten, in dem sie sich öffentlich (Leserbrief) oder persönlich (beim Verfasser solchen Unfugs) dazu äussern. In diesem Fall unter:
    annette.prosinger@welt.de

  11. Alexander Steinacher sagt:

    Die Frage “Wozu?” des Journalisten ist total entlarvend! Nie etwas von Geschichte gehört, oder von Machtgier, Rücksichtslosigkeiten, Respektlosigkeiten, Aggressionen als stammesgeschichtlich verfolgbares soziologisches “Normal-Behaviour”? Auch nichts von einem ursprünglichen Recht jedes Individuums und deren Gruppen, sich selber gegen Gewalt mit jeder zur Verfügung stehenden Möglichkeit zu wehren? Klar, auch naivste Propaganda schlägt immer irgendwo ein und durch! Auch nichts neues in der Geschichte!!!

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