30C3 – Chaos Communication Congress

30C3 – Chaos Communication Congress

Der diesjährige Chaos Communication Congress, welcher vom 27.12.-30.12.2013 in Hamburg stattfand, brach alle Rekorde: über 9’000 Teilnehmer lauschten 170 Vorträgen (über 122 Stunden Vortragsmaterial) und rund 1’000 “Engel” halfen ehrenamtlich bei der Durchführung. Sprachlos über all die Enthüllungen, welche 2013 die Massenüberwachung in globalem Massstab aufdeckten, verzichteten die Organisatoren des 30C3 im Gegensatz zu anderen Jahren auf ein Motto. Gemäss Tim Pritlov war das Jahr 2013 ein Erwachen aus einem Alptraum, um festzustellen, dass die Realität noch schlimmer ist. Jahrzehnte wurde das Internet durch Vertrauen und Freundschaft gestaltet und dementsprechend mit wenig Sicherheit ausgestattet. Dies stellt sich heute womöglich als Schwäche heraus. Doch das ist kein Grund aufzugeben: das Internet muss neu erfunden werden, so dass die zunehmende Überwachung mindestens gebremst und die Kontrolle über die Privatssphäre zurückerobert werden kann. Auf der technischen Seite sind starke Kryptographie und die Möglichkeit der Anonymität Wege dies kurz- bis mittelfristig sicherzustellen. Langfristig sind jedoch politische Lösungen notwendig.
Beitrag auf offiziere.ch

 

Kommentare: 4

  1. Kurt Anton Brugger sagt:

    Hallo Giardinos, die Schnelligkeit in der Entwicklung der gesamten digitalen Kommunikation, überfordert nicht nur die Generation der heutigen “Doppel-Veteranen”. Auch die jungen Menschen, die PC, Handy und Co. schon im Vorschulalter kennen lernten, können mehrheitlich mit dieser Herausforderung nicht umgehen.
    Eine neue Generation von “Digi-Zoombies” ist herangewachsen. Die meisten überfordern sich nicht nur zeitlich sondern auch finanziell. Das freut den digitalen Detailhandel. Zudem verlieren sie die Fähigkeit der direkten zwischenmenschlichen Kommunikation und damit ihre soziale Kompetenz.
    Während ältere Menschen zum Teil Mühe haben mit dem technischen Verständnis und daher als Anwender nicht reüssieren, kommen die Jungen nicht mehr zur Ruhe, wegen Handy, SMS, E-Mails, Facebook, Twitter und was es sonst noch alles gibt, um jederzeit und überall Präsenz zu markieren.
    Da erinnere ich mich ans gute alte Feldtelephon welches sich die Benutzer teilen mussten. Die Funkdisziplin die eisern einzuhalten war. Nein, nicht dass ich dieser musealen Art der Uebermittlung nachtrauern würde, aber sie hat uns gelernt, mit den Mitteln der Kommunikation gekonnt um zu gehen.
    Wer heute seine Erreichbarkeit chaotisch organsiert, nicht daran arbeitet ausgewogen und den echten Bedürfnissen entsprechend, die Kommunikationsmittel einsetzt, der “überdreht seinen Motor”. Immer mehr brauchen dann eine Zwangspause wegen “Burnout”. Eine moderne Art wegen permanenter Präsenz nicht mehr zur Ruhe zu kommen.
    In der dynamischen Entwicklung der digitalen Technik, haben Regie-rungen und Politik bis heute das Nachsehen. So hat sich im Vakuum fehlender Gesetze und Verordnungen, die Cyberkriminalität entwickelt. Zu dieser Spezies gehören Kleinkriminelle, Finanzakrobaten, Hacker, Datendiebe, Bankomatenplünderer und Kontenausräumer und Pädophile.
    Mit den digitalen Verbindungen lassen wir uns heute von A nach B leiten, über Google und GPS. Damit werden bereits Kleinkriege geführt (unbemannte Drohnen ins Ziel geleitet). Und der eigentliche Cyberwar zeichnet sich schon ab am Horizont. Dieser wird dereinst mit Ein-schüchterung und Bedrohung einher gehen, weil mit einem Schlag die digitalen Systeme ganzer Verwaltungen, Firmen, Staaten zum erliegen gebracht werden.
    In der globalisierten Welt, müssen Regierungen und die Politiker, zusammen mit den Technologen, in erster Priorität die Welt der digitalen Kommunikation in geordnete Bahnen lenken.

  2. offiziere.ch sagt:

    Sehr geehrter Herr Brugger,
    vielen Dank für diesen ausführlichen Kommentar. Es wäre aber von Vorteil, wenn Sie zuerst den Artikel gelesen hätten. Machen ihnen die Teilnehmer dieses Congresses den Eindruck, dass “junge Menschen” mit dieser Herausforderung nicht umgehen können? Solche Verallgemeinerungen, welche auf Ihre persönlichen Beobachtungen, jedoch nicht auf Fakten basieren (oder geben Sie doch Ihre Quellen an), sind in einer ehrlich geführten Diskussion nicht hilfreich.
    Aber nehmen wir mal an, dass diese Überforderung da ist. Dann müsste die Medienkompetenz der “jungen Menschen” mit einer dementsprechenden Ausbildung in den Schulen verbessert werden. Das gilt jedoch nicht nur für “junge Menschen” – wie in allen Bereichen im Leben hilft Lernen die Welt um sich herum besser zu verstehen. Wer nicht bereit ist sich weiterzuentwickeln, darf nachher nicht jammern, dass er überfordert ist.
    Was die “Cyberkriminellen” angeht, so stimmt es nicht, dass die Gesetze fehlen. Das Internet ist kein rechtsfreier Raum, wenn ich Ihnen auch recht geben muss, dass die Verfolgung von Straftaten schwierig sein kann. Dies werden Sie jedoch kaum mit zusätzlichen Gesetzen lösen können. Im Gegenteil: Das Leistungsschutzrecht und die Abmahn-Praxis in Deutschland führt beispielsweise zu einer Situation, bei welcher nur einer finanziell gewinnt – der Anwalt. Kleinkriminelle, Finanzakrobaten, Kontenausräumer und Pädophile sind ein Problem, das es nicht erst seit Aufkommen einer stärkeren Vernetzung gibt.
    > “In der globalisierten Welt, müssen Regierungen und die Politiker, zusammen mit
    > den Technologen, in erster Priorität die Welt der digitalen Kommunikation in
    > geordnete Bahnen lenken.”
    Mit anderen Worten, was Sie vorschlagen ist ein System wie in einem totalitären Regime. In China wird dies umgesetzt. Dort bestimmt der Staat, was der Benutzer im Internet sehen darf und was nicht. Aber das kann wohl keine Lösung für ein demokratisches Land darstellen, in dem die freie Meinungsäusserung zentral ist. Noch einmal: die Lösung liegt nicht in mehr Verboten und Gesetzen, sondern in einer bessere Ausbildung.

  3. Kurt Anton Brugger sagt:

    Hallo Giardinos, ich bin echt froh, wenn mir die Offiziere.ch den richtigen Weg weisen, im Dschungel der digitalen Kommunikation und der damit zusammenhängenden Herausforderung für die Gesellschaft in einer globalen Welt. Dem anonymen Schreiber danke ich dafür. In einigen Punkten habe ich dazu gelernt in anderen bin ich falsch verstanden worden.
    @ Offiziere.ch
    1. Ich glaube den Artikel gelesen zu haben. Trotzdem habe ich mir erlaubt einiges aus Sicht meiner Beobachtungen darzulegen, weil ich lediglich aus der Sicht des Anwenders urteile. Unbestritten ist, dass jedermann angehalten ist ein Leben lang zu lernen. Ebenso unbestritten scheint mir die Tatsache, dass viele Zeitgenossen jeden Alters, von der Komplexität der Materie überfordert sind. Die Quellen für meine Feststellungen, sind meine Beobachtungen im Alltag und in allen Lebensbereichen (OeV, IDV, ua), überall wo sich Menschen aufhalten und begegnen. Auch Erfahrungen im Alltag aus der Vergangenheit, bei denen die Faszination der digitalen Welt, in ernüchterndem finanziellem Fiasko endete. Warum diese Art der Diskussion nicht hilfreich sein soll, müssen Sie mir noch erklären.
    2. Wer legt den Rahmen für die Ausbildung an den Schulen fest? Da wo ich lebe, sind es die Schulbehörden (Politik). Ich habe deutlich zum Ausdruck gebracht, für den Umgang mit digitaler Kommunikation hinken die Behörden hinten nach. Auch ich bin nicht für mehr Gesetze, aber aus Ihren Aeusserungen entnehme ich, diese werden nicht durchgesetzt.
    Eines der übelsten Vergehen jedes Gesetzgebers (gilt auch für Annordnungen in anderen Lebensbereichen)ist, diese mangels Kontrolle nicht durch zu setzen.
    3. Ich habe dem Internet nicht den Stempel eines rechtsfreien Raums aufgedrückt. Allerdings bei so hoher Konzentration von Kriminalität in diesem Medium (auch von indirekter Kriminalität) und der Tatsache, dass allen Gegenmassnahmen zu Trotz noch immer ein rasantes Wachstum festgestellt wird, erstaunt mich Ihre Nonchalance mit der Sie die Fakten unter den Tisch wischen.
    4. Ihr Vergleich mit einem totalitären Regime ist sehr weit herge-holt. Auch eine demokratische Regierung ist verantwortliche für geordnete Abläufe in der Gesellschaft und der Volkwirtschaft. In der digitalen Kommunikation, so scheint mir, trotz unbestrittener Gegenmassnahmen, sind die Staaten dieser Welt (noch lange) weit entfernt von Abläufen welche als geordnet bezeichnet werden können.
    5. Ja, Sie haben recht, Kriminalität hat es schon früher gegeben. Dabei übersehen Sie, dass die digitalen Möglichkeiten eine neue Qualität von Kriminalität ermöglichen. Wie Sie aber richtig feststellen, ist dieser nur mit grossem (personellem und finanziellem) Aufwand bei zu kommen.
    6. Bezüglich der Ausbildung bin ich ganz auf Ihrer Linie. Aus meiner Sicht dient die Ausbildung als aktiver Beitrag für die Entwicklung einer neuen Technologie. Im Fall der digitalen Technik wurde vergessen die Anwender rechtzeitig auf einen Jahrhundert-Quantensprung vorzubereiten, oder anders gesagt den neuen Möglichkeiten der globalen, unbeschränkten Kommunikation ist die Gesellschaft bis auf weiteres herausgefordert. Aber zum Glück hat sie auch grosse Vorteile.

  4. offiziere.ch sagt:

    Sehr geehrter Herr Brugger,
    vielen Dank für Ihre Antwort. Sie zeigt, dass wir mit unseren Standpunkten nicht soweit auseinander liegen. Da ich jedoch offensichtlich meine Beobachtungen in einem anderen Umfeld gemacht habe, bin ich der Meinung, dass eine Mehrheit der “jungen Menschen” mit der digitalen Kommunikation sehr gut zurecht kommt. Das ist auch der Grund, weshalb ich der Meinung bin, dass eine solche Diskussion nicht hilfreich ist, weil wir auf andere Erfahrungen basieren. Weder ihre noch meine Beobachtungen sind falsch, aber sie sind beide auch nicht repräsentativ.
    Natürlich ist die Schulbehörde für die Ausbildung zuständig, aber vielfach wird der Einfluss der Eltern vergessen. Sie haben in meinem Verständnis eine Schlüsselfunktion bei der Erarbeitung der Medienkompetenz ihrer Kinder. Das heisst womöglich auch, dass sich die Eltern darauf vorbereiten und weiterbilden müssen. Ich finde, es kann nicht sein, das der “Schwarze Peter” immer ausschliesslich der Politik zugeschoben wird – das ist zu einfach.
    Sie haben Recht: die Internetkriminalität nimmt zu. Aber schauen wir mal die Zahlen genauer an (leider habe ich nur die Daten von Deutschland 2012 vorliegend, die relativen Verhältnisse in der Schweiz werden aber wohl kaum komplett verschieden sein). 2012 gab es 229’408 Fälle von Internetkriminalität die registriert wurde. Gegenüber 2011 war das eine Zunahme von 3%. Rund 1/4 der Delikte werden schussendlich aufgeklärt. Insgesamt (also nicht nur Internetkriminalität, sondern jegliche Art von Delikten) gab es 2012 5’997’040 Fälle. Die Internetkriminalität macht also rund 4% aus. Zugegeben, die Dunkelziffer ist hoch, doch so dramatisch wie Sie es schildern, verorte ich das Problem nicht (aber vielleicht haben Sie ja genauere oder andere Zahlen). Zum Vergleich noch: die Aufklärungsrate bei den gesamten Delikten liegt bei 54,4% – aber bei den Wohnungseinbrüchen auch nur bei 15,7%. (Quelle: Stefan Krempl, “Polizeiliche Kriminalstatistik: Internetstraftaten und Computerkriminalität nehmen zu”, heise.de, 15.05.2013, http://www.heise.de/newsticker/meldung/Polizeiliche-Kriminalstatistik-Internetstraftaten-und-Computerkriminalitaet-nehmen-zu-1863491.html).

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