Gegen welche Gefahren muss sich die Schweizer Armee wappnen?

Gegen welche Gefahren muss sich die Schweizer Armee wappnen?

Sorgfältig wägt Oliver Thränert (55) seine Worte ab. Vor allem dann, wenn der Deutsche in seinem Zürcher ETH-Büro über die Schweizer Armee spricht. Er ist seit zwei Jahren Leiter des Thinktanks am Center for Security Studies CSS der ETH Zürich. Den Schweizer Föderalismus und die Schweizer Milizarmee lerne er erst kennen, sagt er. Umso besser kennt sich der Sicherheits- und Abrüstungsexperte mit globalem Weitblick im internationalen Sicherheitsdiskurs und in den Strategiediskussionen der westlichen Armeen aus . Bevor er in die Schweiz kam, arbeitete der ausgebildete Politikwissenschaftler und Historiker Thränert bei der renommierten Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin.
Viele Grenzkantone haben am 18.Mai den Kauf des Kampfjets Gripen abgelehnt. Herr Thränert, zeigt das, dass ein Land mitten in Europa heute keine militärische Bedrohung seiner Grenzen befürchten muss?
Oliver Thränert: Grenzen spielen nach wie vor eine Rolle, wie das die Grenzverschiebung Russlands auf der Halbinsel Krim zeigt. Für die Schweiz aber stellt die Verschiebung von Grenzen heute in der Tat kein Problem dar. Sie ist ja in der komfortablen Lage, von lauter Freunden umzingelt zu sein.
Interview auf bernerzeitung.ch
 

 

Kommentare: 9

  1. Fritz Kälin sagt:

    Von solchen Experten bekommt man immer nur dieselben 0815-Aussagen zu hören, die brav alle aktuellen Hypes aufzählen und sorgfältig alles ausblenden, was wirklich zum Nachdenken anregen oder zur Sorge Anlass geben könnte.
    Sollte sich eine erneute Ost-West-Kluft manifestieren, ist dies für uns insofern bedenklicher, weil das westliche Lager dieses Mal keinerlei Interesse daran hat, der Schweiz eine neutrale, unabhängige Rolle zuzubilligen. Der Integrationsdruck auf die Schweiz durch ihre ‘Freunde’ wird also weiter zunehmen. Dieser Druck wird an allen innerschweizerischen Rissen zerren (Unabhängigkeit vs. Integration; Deutschschweiz-Welsche Schweiz; Stadt-Land; Konservativ vs. Progressiv etc.). Direkte Demokratie, Neutralität, Föderalismus und ein gesellschaftlich breit verankertes staatliches Gewaltmonopol wären die wichtigsten Nähte für denkbare Risse.
    Soeben sind in einer europäischen Demokratie die innergesellschaftlichen Gräben durch den naiven Integrationsdruck von aussen (EU-Assoziierungsabkommen) blutig aufgerissen worden. Die rücksichtslose Einmischung durch mehrere Grossmächte folgte auf den Fuss. Wer darin keine für die Schweiz denkbaren, gefährlichen Szenarien ableiten kann, der ist ein Schlafwandler.

    • Fritz Kälin sagt:

      Wer unbekümmert leben will, kann sich natürlich auch auf die ‘Prognosen’ solcher Experten verlassen:
      In der ASMZ 08/2012, S. 25 schrieb der Leiter des Programms International Security am Genfer Zentrum für Sicherheitspolitik:
      “Drei Faktoren verneinen den militärischen Nutzen der TNW [Tactical Nuclear Weapons] der NATO in Europa: Zum einen der schnelle technologische Fortschritt von konventionellen Waffen sowie die Tatsache, dass Russland heute vielmehr als Partner der NATO, denn als Gegner betrachtet wird, zum anderen die Verschiebung des Fokus der USA in Richtung asiatisch-pazifischer Raum. Amerikanisches vorausschauendes Positionieren und Soft-Balancing im asiatischen Raum haben Vorrang vor Abschreckung und Verteidigung in Europa.”
      Wieviel Verlass ist auf diese Nato, von der viele in der Schweiz behaupten, sie garantiere auch für unsere Sicherheit?
      Und welche Bedrohung geht von Organisationen aus, welche im Sold von Staaten Destabilisierung und revolutionärem ‘regime change’ in fremden Staaten betreiben?
      Der noch im Entstehen begriffene Sicherheitsverbund Schweiz ist hier gefordert.

  2. Hans Ulrich Suter sagt:

    In der Tat haben wir uns keine Sorge zu machen, nicht weil wir von Freunden umzingelt sind, sondern weil wir längst besetzt sind und als Kolonialland zum Beispiel 69% der ETHZ-Professuren von den Kolonialherren besetzt sind und eben auch die Leiter des blablabla think tanks der ETHZ stellen. das ist etwa so, wie wenn Göring (ich wollte Kammhuber sagen, aber den kennt niemand) als Stellvertreter von Air Chief Marshall A.T. Harris tätig gewesen wäre.

  3. Franz Betschon sagt:

    Es ist Fritz Kälin Recht zu geben: Nach dem Interview in der Berner Zeitung mit Professor Thränert dürfte der interessierte Leser so klug sein wie zuvor. Es ist die Meinung der Berner Zeitung, deren sorgfältig formulierte Fragen er beantwortete und nun zu einem Tutti-Frutti-Bild kommen muss.
    Dass vom Auftrag ausgegangen werden sollte, ist klar und wo dieser formuliert ist, auch, nämlich in der BV. Dort steht, was der Schweizer Bürger will, immer schon wollte und früher auch erhielt. Dass man in Bern den eigenen Auftrag nicht mehr kennt, ersieht man aus den vielen widersprüchlichen Aussagen, die dort zu irgendwelchen Fragen immer wieder gemacht werden. Dass Professor Thränert wahrscheinlich einen anderen Auftrag an der ETH hat, als sich um die Aufbau- und Ablauforganisation unserer Armee zu kümmern, könnte ich mir vorstellen. Etwas militärisches Wissen und Können wäre trotzdem nützlich gewesen, aber wie geagt, wenn Suggestivfragen gestellt werden, dann bekommt man auch die Antworten die man (die Berner Zeitung) haben will.
    Wenn vom Auftrag ausgegangen wird, dann resultierte eine andere Armee, als sie die Berner Zeitung will, auch eine andere Luftwaffe. Das Buch “Mut zur Kursänderung” ist gelegentlich vergriffen, sonst hätte man es der Berner Zeitung und dem ETH Professor empfehlen können. Dort drin sind einige Erläuterungen gegeben, die wichtig sind, wenn man sich zur Schweizer Armee äussern will, beispielsweise zum Milizprinzip, das aber nicht einmal mehr in Bern richtig verstanden wird. Im Übrigen sind die Gesetze des militärischen Handwerks und damit der militärischen Komponente einer Sicherheitspolitik überall dieselben.
    Noch etwas zur Ehrenrettung der ETH. Dort sind seit der Gründung immer wieder hervorragenden ausländische Persönlichkeiten als Lehrer tätig gewesen, die diese Institution weiter gebracht haben. Warum könnte das nicht auch für die Sicherheitspolitik gelten, wenn man solche Denker ganz offensichtlich in der offiziellen Schweiz nicht finden kann?

    • Hans Ulrich Suter sagt:

      Ich fand das was Thänert auf die Fragen geantwortet hat blöde, dumm und ohne dass er darüber nachgedacht hat. Zitat: “Die Schweizer Armee ist ziemlich unique.” Die Sprache der Antworten ist zudem sehr “flapsig”. Im grossen ganzen würde ich den Mann als jemanden ohne ernsthaftes wissenschaftliches Studium betrachten. Einmal beantwortet er eine Frage sogar mit einer Gegenfrage und sowas wird durchgewunken. Vielleicht zur Klärung der ETHZ: Natürlich hat die ETHZ hervorragende Leute (mit Batlogg aber auch einen Wissenschaftsbetrüger, oder fast-Betrüger), Wendelin Werner zum Beispiel ist der wohl beste lebende Mathematiker der unterrichtet (Der Beste (Perelmann) hat sich zurückgezogen) aber das hat nichts damit zu tun. Manchmal versucht die ETHZ auch ihnen nicht passende gute Ausländer rauszumobben, wie Wolfgang Pauli, der nur durch Erhalt des Physiknobelpreises seine Professur behalten konnte. Das Problem liegt darin, dass wir bei den 69% eben die “internationale” Forschung mitfinanzieren und nicht die “schweizer” Forschung. Es handelt sich also eigentlich um “Entwicklungshilfe”, klar fehlt dann dieses Geld anderswo. Es ist aber schwierig genau zu sagen wieviel das ist und wieviel sozusagen normale Forschungsförderung ist. Wenn aber originär auf die Schweiz bezogenene Institute wie dieses CSS, oder auch z.B. die Seismologie von Ausländern besetzt und v.a. geführt werden, so geht das nicht. Das sind Ueberlegungen die völlig unabhängig von der Qualität der betroffenen Personen zu betrachten sind.

  4. Willy Stucky sagt:

    Fritz Kälin spricht die wesentlichen sicherheitspolitischen Probleme Europas und der Schweiz an. (Bitte nochmals gründlich lesen!)
    Der Konflikt in der Ost-Ukraine war vorprogrammiert. Ausgelöst wurde er von Brüssel, der Hauptstadt von EU und NATO.
    Da unsere Eliten nach Brüssel wollen, empfinden sie eine starke, unabhängige schweizerische Armee als ein Hindernis. Sie passt ihnen nicht ins Konzept. Doch davon sprechen sie natürlich nicht. Unsere Eliten versuchen ständig irreversible Fakten zu schaffen, und zwar bevor dem Volk, das nicht nach Brüssel will, die Augen aufgehen.

  5. Stuber Fredy sagt:

    Von was für freunden schreibt dieser Oliver…?
    Naiv sein kann die Schweiz bei bedarf sehr erfolgreich und höchst effizient ganz alleine. Gegenwärtig wird der versuch gemacht die naivität der EU zu kopieren. Die lach nummer ist zugegebener massen sehr erfolgreich.
    Dennoch benötigt es keine inkompetenz experten, jedoch – möglicherweise geht es um eine naivität/er meisterschaft, passend zur WM in Brasilien?
    Echte patrioten sind mit der bevölkerung und mit dem land in dem sie leben, verwurzelt!

  6. Erwin Markus sagt:

    VERGESSEN SIE NIE MEINE HERREN…!
    Staaten haben keine Freunde, nur Interessen…!

  7. Kurt Anton Brugger sagt:

    Hallo Giardinos,
    Warten wir ab! Was uns dieser “Schriftgelehrte” noch alles zu sagen hat, wenn er dann einmal richtig “im Sattel” sitzt. Vielleicht tritt er die Nachfolge von A.Stahel an, muss er uns klar machen, dass bewaffnete Neutralität, Milizarmee Auslaufmodelle sind? Sich die Schweiz mit Profis dem europäischen Bündnis NATO (das zur Angriffsarmee mutiert ist) anschliessen muss, um endlich die PfP (Partnership for Peace, Trainingslager für den Beitritt zur NATO) zu verlassen. Mit den sie umgebenden “Freunden”, im Machtpoker um die Osterweiterung der EU mit zu spielen? Dem Slogan folgend: “willst Du nicht unser Bruder sein, schlagen wir Dir den Schädel ein”!
    Kann mir jemand erklären, warum ein deutscher Profax uns erklären muss, mit welcher Armee wir unsere Landesverteidigung sicherstellen wollen?
    Oder muss ich jetzt wegen dieser Frage, mir notorisches Misstrauen nachsagen lassen? Wegen jahrzehnte-langen negativen Erfahrungen iS Armee und Landesverteidigung, hat sich mein sicherheits-politischer Verstand in argwöhnisches Misstrauen gewandelt.

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