Lücken – welche Lücken? vs. «Die Armee darf nicht zu einem Hilfssoldaten werden»

Lücken – welche Lücken? vs. «Die Armee darf nicht zu einem Hilfssoldaten werden»

Mit Lücken lässt sich gut politisieren. Die Energiewirtschaft warnt vor der «Stromlücke», die Hausärzte sehen eine «Versorgungslücke» unmittelbar bevorstehen und den Armeefreunden bereiten seit Jahren «Ausrüstungslücken» Kopfzerbrechen. Unseren Truppen fehle das Material an allen Ecken und Enden. Deshalb müsse schleunigst mehr Geld her, so das eingängige Argument. Ansonsten drohe eine – «Sicherheitslücke».
Bei Verteidigungsminister Ueli Maurer ist das Argument genauso beliebt wie bei bürgerlichen Parlamentariern. «Unsere Truppen müssen vollständig aus­gerüstet sein. Materialbestände sind zu erhöhen», schreibt Maurer in der jüngsten Ausgabe des SVP-Blatts «Klartext». Der Bundesrat solle Anfang nächsten Jahres ein zusätzliches Rüstungsprogramm vorlegen, um «erkannte Ausrüstungslücken» zu beheben, fordert die ­Sicherheitspolitische Kommission (SIK) des Nationalrats in einem kürzlich eingereichten Vorstoss.
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Bürgerliche Politiker wollen rund 800 Millionen in ein zweites Rüstungsprogramm investieren. CVP-Nationalrat Jakob Büchler sagt, warum.
Welche Rüstungsgüter fehlen der Schweizer Armee heute? 
Konkret fehlen der Armee Radschützenpanzer. Wir müssen die Infanterie wieder besser ausrüsten, damit sie den Verteidigungsauftrag wahrnehmen kann. Das kann sie heute nicht mehr in jedem Fall. Die Feuerunterstützung ist geschwächt, Artillerie und Festungsminenwerfer sind in der Vergangenheit praktisch lahmgelegt worden. Auch in der Flugabwehr müssen wir Beschaffungen ins Auge fassen. Diese Rüstungslücken sind real, wir müssen sie jetzt schliessen.
Beitrag auf tagesanzeiger.ch – Interview auf tagesanzeiger.ch

 

Kommentare: 12

  1. Ueli Gruber sagt:

    Typisch Tages Anzeige: Ich wollte einen Kommentar abgeben und auf den “Gruppe Schweiz ohne Armee” Hintergrund des Journalisten hinweisen – und was anzunehmen war: mein Kommentar wurde nicht freigeschaltet. So viel zur “Objektivität” des Tages Anzeigers.

    • Hmmm... sagt:

      @Ueli Gruber: Könnte das vielleicht daran liegen, dass der Journalist gar keinen GSoA-Hintergrund hat?

    • Fritz Kälin sagt:

      Auch die Kommentare anderer Leute, welche den Journalisten kritisieren wollten, wurden abgeblockt. Offenbar sind beim Tagi nur primitive Armee-bashing-Kommentare erwünscht, keine Kritik an der eigenen Arbeit.

  2. Urs Tischhauser sagt:

    Lieber Herr Gruber
    Wir ziehen sicher auf der gleichen Seite des Seils. Wenn man aber bedenkt, dass das VBS scheinbar ohne Gegenwehr die 300 Millionen zurückgeben will, weil der Gripen-Fonds abgelehnt wurde, dann ist doch etwas im höchsten Masse faul im Departement Ihres Namensvetters. Wie ich aus gut informierter Quelle erfahren habe, können wir heute nur einen Viertel der Infbat vollständig ausrüsten. Das ist doch schlicht und einfach ein Skandal! Wieso, wird nicht endlich einmal eine Beschaffung vorbereitet, damit das VBS wenigstens die bewilligten Kredite ausschöpft?
    Da müssen wir immerhin eingestehen, dass auch bei uns eine “Informationslücke” vorhanden ist, welche scheinbar niemand auffüllen will.

    • Gustav Grün sagt:

      Danke für Ihren Beitrag Herr Gruber! Der Artikel im Tages-Anzeiger weist in der Tat auf verschiedene Lücken hin, die vor allem den Armeefreunden zu denken geben müssen… Es bringt nichts, den Überbringer der schlechten Botschaft zu diffamieren.

  3. Urs Berner sagt:

    werden die Radschützenpanzer nicht sowieso durch diese neuen gepanzerten Transportfahrzeuge ersetzt?

  4. Alexander Steinacher sagt:

    Der Artikel im Tagesanzeiger ist reine (Mies-)Stimmungmache. Gebetsmühlenartig. Gehirnwäsche muss immer wieder erneuert werden. Und was wirklich faul ist, wissen wir selber! Wir Schweizer sollen uns nicht mehr wehren können! Nur noch unterordnen! Das Maul halten und in die imperialistische Kriegskasse zahlen!

  5. Kurt Brugger sagt:

    Hallo Giardinos,
    Diese Sicherheitslücke gibt es schon lange. Nicht nur eine, es sind deren viele! Sie sind nicht von heute auf morgen entstanden. Und sie bestehen nicht nur weil der Armee Material, Fahrzeuge und Waffen fehlen. Weil die AdAs in den WKs wertvolle Zeit verbraten wegen Schlendrian, mangelhaften Ausbildungsprogrammen und Kadern die ihre Verantwortung nicht wahr nehmen. Als Folge davon die Truppe aus den WKs frustriert nach Hause entlassen wird!
    Die Politik der Volksvertreter der letzten 2 Jahrzehnte, in sträflicher Vernachlässigung des Auftrags der BV, dafür geleitet vom ideologischen Trugschluss pazifistischer Träumerei. Mangels Sach- und Fachkenntnis irre geleitet in der Beschlussfassung, einem Trend folgend dessen Konsequenzen immer deutlicher sichtbar werden.
    Unüberlegte und vorschnelle Reorgansiation des Heeres, Sicherheitspolitiker mit Hang zur Wehrdientverweigerung, Volksvertreter mit esotherischem Glauben an Multikulti und den ewigen Frieden zwischen den Nationen (während im globalen Umfeld kriegerische Konflikte toben, terroristische Anschläge und ethnische Säuberungen zu den häufigsten Schlagzeilen in den Medien gehören), Girlys in der SIKO NR Bekennende für die Abschaffung der Armee (im illustren Club männlicher Kollegen), Beamte im VBS, pensionierte HSO die Berufsarmee und NATO das Wort reden. Die Liste kann fast beliebig weitergeführt werden.
    In der Armee ist eine Sicherheitslücke zu erkennen. Diese kann behoben werden, mit mehr oder weniger Geld. Wenn die Lücken in Politik und Verwaltung nicht ausgemerzt werden, wird die Armee ihren Auftrag auch mit genügender Ausrüstung nicht erfüllen können.
    Wer nachhaltig die Armee, die Landesverteidigung und die Sicherheitspolitik der Schweiz verbessern will, muss gezielt eine Aenderung in der Politik herbei führen. Das kann nur durch Bündelung aller Kräfte erfolgreich sein, welche unbeirrt einstehen für die bewaffnete Neutralität und eine glaubwürdige Landesverteidigung.

  6. Thierry Pasteur sagt:

    Hallo Giardinos,
    Nach bisher nur passivem mitlesen, folgt nun mein erster Beitrag, bzw. sind es zwei Fragen, hier:
    Ist man in der Lage, bzw. ist hier jemand in der Lage, die fehlenden Ausrüstungsbestände in absolute Zahlen zu fassen? Im Netz scheint es mir sehr schwierig, an verlässliche Zahlen zu kommen. Am verständlichsten ist hier wohl noch die Antwort des BR auf die Interpellation 13.3251 von NR Lukas Reimann, welche u.A. mit folgender Auflistung beantwortet wurde.
    Soll/Ist
    Panzer 87 Leopard 2 WE (verschiedene Versionen)
    168/134
    Schützenpanzer 2000 CV 9030 (verschiedene Versionen)
    210/186
    Schützenpanzer 93 8×8 Piranha II (verschiedene Versionen)
    765/488
    Aufklärungsfahrzeuge 93 Eagle (verschiedene Versionen)
    372/323
    Lastwagen Duro (28 verschiedene Versionen)
    5290/2954
    Geschützte Mannschaftstransportfahrzeuge GMTF Duro IIIP
    331/216 (1. Tranche)
    + 70 (2. Tranche, in Auslieferung)
    Personenwagen Puch (21 verschiedene Versionen)
    7030/4286
    35-mm-Fliegerabwehr-Kanonen
    48/88
    Ich zweifle diese Zahlen, nur schon aufgrund der Quelle, stark an. Zudem wurden leider nicht alle wichtigen Gerätschaften genannt. Wie sehen diese Zahlen, aus Sicht der Gruppe Giardino, wirklich aus und wo fehlt ausserdem noch Einsatzmaterial?
    Ausserdem möchte ich auch noch die Frage von Urs Berner nochmals aufgreifen.
    Ist dem wirklich so? Stellt es die Absicht der Armee dar, den Radschützenpanzer 93 durch das GMTF zu ersetzen? Sind die Eigenschaften des reinen Truppentransports aus meiner Sicht bei beiden noch sehr ähnlich, dürfte sich der RadSpz 93 beim Thema Geländegängigkeit jedoch stark vom GMTF absetzen. Und da die Schweiz ja doch noch nicht ganz ausschliesslich aus urbanem Gelände besteht, dürfte dies doch auch noch ein beachtenswerter Punkt sein.

  7. Fritz Kälin sagt:

    http://www.spiegel.de/politik/ausland/ukraine-beschliesst-teilmobilmachung-a-982261.html
    “Die Teilmobilmachung soll auch den Unmut von Angehörigen der im Osten eingesetzten Soldaten mindern. Ende Juni hatten in der Stadt Nikolajew die Familien ukrainischer Militärs demonstriert, die zwei Monate ununterbrochen an der Front kämpften. Sie forderten ihre Ablösung.”
    Da wären wir wieder beim Thema Durchhaltefähigkeit. Welche Lücken reisst bei uns die Halbierung des Armeebestandes? Wie rasch wären wir vor der Situation, dass unsere 100’000 AdAs monatelang im Aktivdienst stehen, während mindestens doppelt so viele Männer trotz erhaltener militärischer Ausbildung sie nicht ablösen können/ dürfen, weil man es für kosteneffizient hielt, sie bereits mit 30 Jahren auszumustern?

  8. M. Quiblier sagt:

    ZU den Lücken der Armee:
    still und leise wurden auch die Rettungstruppen resp. Katastrophen Formationen bis auf “das geht nicht mehr” reduziert.
    Überall wird festgestellt, dass sich die Naturkatastrophen, auch in der Schweiz, in immer kürzeren Abständen folgen, dennoch fand und findet es die Politik richtig, die entsprechenden Hilfsformationen und Mittel zu reduzieren.
    Während früher eine Kata Kompanie, vollständig ausgerüstet mit Arzten, ca 100 Bauspezialisten, Geräten etc., innert 6 Std in Marsch gesetzt werden konnten, stellt der aufmerksame Beobachter fest, dass bei der aktuellen Unwetterüberschwemmung im oberen Emmental, erst ab nächster Woche mit Armee Unterstützung zu rechen ist.
    Auch hier wird der Armee Auftrag krass missachtet, weiterer Kommentar erübrigt sich.
    Die Wehrdienste im oberen Emmental bedanken sich bei den verantwortlichen Politikern sehr herzlich.
    M. Quiblier

  9. Hans Schmid sagt:

    Auf SRF habe ich bislang noch keine AdA im Emmental gesehen. Warum zeigt sie das Schweizer Fernsehn nicht?

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