Nato-Experte: "Aus Sicht der USA ist Deutschland ein besetztes Land"

Nato-Experte: "Aus Sicht der USA ist Deutschland ein besetztes Land"

Der Historiker und Nato-Experte Daniele Ganser ist der Auffassung, dass Deutschland aufgrund seiner Einbindung in das Militärbündnis nichts anderes ist als ein Vasallenstaat der USA. Die Amerikaner haben stets die Europäer gegeneinander ausgespielt. Doch möglicherweise hat Washington überzogen: Das Bündnis ist wegen Russland zerstritten, die Amerikaner wegen der Spionage-Affären diskreditiert.
Interview auf deutsche-wirtschafts-nachrichten.de

 

Kommentare: 9

  1. Urs Tischhauser sagt:

    Dr. Daniele Ganser bringt es auf den Punkt. Die Mitgliedschaft in der NATO wäre nie und nimmer mit der Neutralität vereinbar. Also ist auch die Übernahme von Luftpolizeiaufgaben ein Spiel mit dem Feuer, das wir tunlichst bleiben lassen sollten.
    Wie sollten nur endlich wieder unsere Hausaufgaben selber machen. Das Abschreiben bei unseren Nachbarn wie in letzter Zeit wäre künftig fatal!

  2. Kurt Anton Brugger sagt:

    Hallo Giardinos,
    Sicherheitspolitisch und militärisch interessierte Zeitgenossen sehen die NATO noch immer als die Verteidigungsarmee für Westeuropa. Diesem Verteidigungsbündnis ist Deutschland (Westdeutschland) damals auf Geheiss der USA beigetreten. Im veränderten Kräfteverhältnis (Fall der Mauer, Zerfall der Sowjetunion) in Europa ist aus der NATO eine Angriffsarmee entstanden.
    Im aktuellen geo-politischen Knatsch um Krim und Ukraine zwischen der EU und Russland (eurasische Wirtschaftsunion) wird mit der NATO eine Machtkulisse aufgebaut. Erstmals in Nordafrika spätestens aber jetzt dürfte auch dem letzten Zweifler klar geworden sein, die EU und die USA benützen die NATO um in Konfliktgebieten Ihre Machtansprüche durch setzen zu können.
    Deutschland mit seinem Anspruch auf eine Leaderrolle in Europas und der EU, seiner Mitgliedschaft im NATO-Bündnis, kann weder im aktuellen noch in kommenden Konflikten eine neutrale Rolle spielen.
    Die Neutralität der Schweiz (aus Anlass ihrer Haltung im aktuellen Konflikt) muss auf dem politischen Parkett von Bundesbern thematisiert werden. Auch der jungen Generation im Parlament muss klar werden: Einmischen in fremde Händel bringt die Schweiz nicht weiter. Damit werden auch die Probleme der Mächtigsten in dieser Welt nicht gelöst.

  3. Franz Betschon sagt:

    Im Gegensatz zu Deutschland ist die Schweiz zwar de jure nicht NATO Mitglied aber de facto. Die Schweiz ist genau so besetztes Land, d.h. hat nach der Pfeife der USA zu tanzen, nur hat es nicht einmal ein formales Mitspracherecht. Im Falle erhöhter Spannungen in Europa wird uns ein allfälliger Gegner der NATO (wer wohl?)als Geisel der NATO betrachten und uns ungefragt dieselbe Rechnung präsentieren wie sie allen anderen europäischen Staaten vorgelegt werden wird. Hier gibt es wiederum einen Unterschied zwischen den USA und den Nichtatomwaffenbesitzern.
    Atomwaffenbesitzer könnten wenigstens bereits geplante nukleare Gegenschläge auslösen, mit welchen Erfolgsaussichten auch immer. Alle anderen haben zu erdulden, was Dritte (u.a. die USA) für sie vorsehen. Nur unsere seinerzeitige Armee 61 hätte uns dabei noch den aufrechten Gang ermöglicht, die Armee XXI sicher nicht, und das wissen sogar diejenigen, die ständig von Souveränität und Neutralität reden, aber eben: Nur reden!

    • Kurt Brugger sagt:

      @Franz Betschon, Sie schätzen die Stellung der Schweiz, so wie sie sich heute darstellt absolut richtig ein! Mit der Armee 61 (siehe “Wehrhafte Schweiz” Landi 64, Armeepavillon), mitten im Kalten Krieg, hat die Eidgenossenschaft faktisch bewiesen und der Weltöffentlichkeit unmissverstäandlich klar gemacht was wir unter “bewaffneter Neutralität” verstehen.
      Die “blockfreie” Aussen-Politik hat zudem Zeichen gesetzt, weder für Ost (WAPA) noch für West (NATO) zu stehen. Die starke Landesverteidigung, getragen von Parlament und Regierung und die noch wache Erinnerung an den 2. Weltkrieg, beseelten das Schweizervolk mit dem sprichwörtlichen Wehrwillen.
      Im Vakuum der Reduktion unserer Landesverteidigung auf die Armee XXI (unter starkem Einfluss der Armeeabschaffer) und aller damit zusammenhängenden Defizite unserer Verteidigungsbereitschaft, hat die Schweiz ihre eigenständige Handlungsfähigkeit für den Krisenfall aufgegeben. Um aktuell gegen einen Aggressor erfolgreich bestehen zu können, reichen die Kapazitäten zur Verteidigung unseres Landes längst nicht aus. Daher der immer lauter werdende Ruf (auch aus dem bürgerlichen Lager) nach Anschluss an die Nachbarn (sprich NATO).
      PS Auch der NR (GLP) der die CH-Luftraumüberwachung “outsourcen” will, nennt sich “bürgerlich”.
      Mehrheitsbeschlüsse in 2 Jahrzehnten, von Regierung und Parlament, welche jeglicher Fach- und Sachkenntnis in taktischen und technischen Fragen der Landesverteidigung entbehren. Gleichzeitig aussenpolitische Werte der Vergangenheit ignorierend. Eine “Classe Politique” die in Selbstüberschätzung und gefährlichem Spiel mit pazifistischen Träumereien, den Mächtigen dieser Welt klar machen wollte, die Aussenpolitik der Schweiz müsste einen Beitrag zum Weltfrieden leisten. Diesem heeren Ziel käme die Welt näher, wenn wir in Neuinterpretation unserer Neutralität aussenpolitisch “auf den Putz hauen!” Für solche Träumereien haben die Tonangebenden in EU und der Welt wohl nur ein mitleidiges Lächeln übrig.
      Um dieser unseeligen Entwicklung und der weiteren Schwächung unserer Landesvertedidgung endlich Einhalt gebieten zu können, brauchen wir den “politischen Turnaround”. Sollte dieser nicht gelingen, besteht wenig Aussicht, der Armee und der bewaffneten Neutralität der Schweiz, wieder Konturen zu vermitteln welche international respektiert werden.

  4. Willy Stucky sagt:

    Würde die Schweiz noch als gut bewaffneter neutraler Staat wahrgenommen, so hätte sie in der momentan eskalierenden Ukraine-Krise via OSZE ein gewisses diplomatisches Gewicht. Doch wie die Dinge nun stehen, müssen die Schweizer Diplomaten nur noch darauf achten, dass sie sich in den Augen der Konfliktparteien nicht allzu lächerlich machen. Jetzt kommt an den Tag, in welchem Ausmass unsere Eliten versagt haben.

    • Kurt Brugger sagt:

      @Willy Stucky, Sie sehen das richtig! Interessant ist es, die Auftritte am TV unseres Aussenministers und Vorsitzenden der OSZE zu beobachten. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, er gebe sich zwar alle Mühe, seine Glaubwürdigkeit sei wenig überzeugend.
      Für mich steht zweifelsfrei fest, hätte die Schweiz in der Frage ihrer bewaffneten Neutralität noch die Glaubwürdigkeit der 60/70er Jahre, könnte unser Aussenminister auch für die OSZE viel überzeugender auftreten.

  5. Martin Frei sagt:

    Beim Namen Danilele Ganser läutet bei mir die Alarmglocke. Der Herr hat schon allerhand Abstruses zum besten gegeben, so zum Thema Peak of oil, oder 9/11. Nato-Experte? Bestenfalls selbsernannter.

    • Kurt Brugger sagt:

      @Martin Frei, Ihre Anmerkung hat aus meiner Sicht, bei genauerem Hinsehen, die immer gleiche Ursache. Die schweizerische Politik der letzten 20-30 Jahre, hat sich immer weiter von dem entfernt, was unserem Land den Frieden gesichert hat, im letzten Jahrhundert.
      Sie hat sich verabschiedet vom unbestechlichen Gedanken der Verteidigung unserer Grenzen und unseres Territoriums, mit einer starken Miliz-Armee. Anstelle von starken Signalen unserer konsequent neutralen Haltung in der Aussenpolitik, hat Einmischen auf der grossen Bühne der Weltpolitik, mittels verwässerten Floskeln Einzug gehalten. Mit der Begründung einen Beitrag zum Weltfrieden zu leisten, wird die neutrale Haltung der Schweiz, auf die jeweiligen Bedürfnisse zurecht gestutzt.
      Damit ist ein grosses Terrain freigegeben, als Tummelfeld für selbsternannte Experten (in und um Bundesbern), in Fragen der “Erneuerung” der Haltung unseres Landes in aussenpolitischen Fragen, des Anschlusses an die NATO mittels Berufsarmee, des Abbaus der eigenen Verteidigungsfähigkeit (Armee XXI), ua.
      Um diesen Spuk mehrheitsfähig werden zu lassen, wird mit Argumenten wie: “Die Schweiz muss ihren Beitrag zum Weltfrieden leisten”, “die humanitäre Tradition unseres Landes macht die Einmischung in fremde Händel erforderlich, als friedenssichernde Massnahme”, ua. Zugegeben ein Argumetarium das auf den ersten Blick überzeugt.
      Kritisches Hinterfragen dieser poltischen Entwicklung lässt jeglichen Erfolg für unser Land, nach innen und nach aussen vermissen. Daher sollte sich auch die junge Generation Schweizer, besser für die konservative Aussenpolitik der Schweiz entscheiden und weiterhin für unsere bewährten Werte einstehen.

    • Urs Tischhauser sagt:

      Sehr geehrter Herr Frei
      Das was Sie als abstrus bezeichnen, sind für mich höchstens Anzeichen, dass alles was nicht “Mainstream” ist, Ihnen ungeheuer vorkommt.
      Wenn Sie allen Ernstes den “Peak Oil” nicht als real akzeptieren, dann leben sie auf der dunklen Seite des Mondes und wollen der Wirklichkeit nicht ins Auge sehen. Aber vielleicht sind sie lediglich professionell deformiert…..
      9/11 ist bis heute nicht überzeugend und lückenlos aufgeklärt. Dass die diversen Dienste der USA ein nahezu nicht kontrollierbares Eigenleben führen, ist eine Tatsache. Der abschliessende Untersuchungsbericht der USA weist einige gravierende Mängel auf. Der derzeitig alleinigen Supermacht geht es um ihre Interessen. Diese setzen sie, wie wir alle wissen, mit aller Schonungslosigkeit durch.
      Daher sollten wir es ja auch tunlichst vermeiden, uns aus Bequemlichkeit irgendwo in ein Bündnis hineinmanövrieren zu lassen. Wenn jemand das nicht sieht, sollte er sich einmal ernsthaft überlegen, was die Konsequenzen wären. Das vorliegende Interwiew von Daniele Ganser ist ein informatives Gespräch mit jemandem der die Zusammenhänge sieht. Ob NATO Experte oder nicht.

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