Kontroverse um die Kampfwertsteigerung des Tiger

Kontroverse um die Kampfwertsteigerung des Tiger

Konrad Alder hat im „Schweizer Soldat“ Nr. 09 /14 einen Artikel veröffentlicht, der davon abrät, die Wiedererlangung der Kampfkraft der Luftwaffe über eine Kampfwertsteigerung des Tigers zu versuchen. Leider könnten die nur sehr oberflächlichen Informationen, die aus „Bern“ nach aussen dringen, zu einer solchen Auffassung führen. Dazu folgende Bemerkungen, die ich mir als „Tigermann der ersten Stunde“ erlaube:
Der Kauf von 110 Flugzeugen Tiger vor ca. 40 Jahren war keine Lösung des armen Mannes sondern verfolgte eine kluge Luftkampfstrategie. Natürlich hätte man damals bereits den F-16 kaufen können, aber Luftkampferfahrungen der Israelis zeigten auf, dass im damals üblichen Dogfight, d.h. Luftkampf auf Sichtdistanz, zwei Flugzeuge Tiger, bei der Anwendung einer bestimmten Taktik einen an sich überlegenen Gegner, z.B. einen F-16, erfolgreich bekämpfen können. Deshalb meinte der spätere Kommandant der Luftwaffe Moll, dass man auf Quantität statt auf Qualität setzen wolle (Sättigung des Kampfraumes). Ein mutiger Entscheid, der sich später auch während einer gewissen Zeit als richtig heraus stellte.
Dass zwischenzeitlich die Kampfkraft der Luftwaffe fast total abgebaut wurde und der Auftrag im Rahmen der Bundesverfassung schon lange nicht mehr erfüllt werden kann, zeigt die nachfolgende, sehr junge graphische Darstellung (Kdt LW 2002):
 
Verlauf Luftwaffe
Das heisst, es geht gar nicht mehr darum, der LW die Weitererfüllung ihres Auftrages zu ermöglichen, sondern den Totalabsturz zu verhindern. Der Auftrag wurde während der Gripenkampagne auf den Luftpolizeidienst kleingeredet und heute begnügt sich die Diskussion bereits mit diesem Zustand. Obige Graphik zeigt, was nur schon mit einem, dem vordergründig wichtigsten, aber keineswegs allein entscheidenden Element der Luftkriegsführung geschah, dem Flottenbestand (= Waffenträger + Bewaffnung). Andere wichtige Elemente sind:

  • Überlebensfähigkeit am Boden (BODLUV, Logistik, Anzahl Flugplätze etc.)
  • Pilotenbestand und -Ausbildung
  • Führungseinrichtungen

Wenn nur eines dieser Elemente ausfällt, sind die übrigen wirkungslos. Die Überlebensfähigkeit am Boden ist im Kriegsfall praktisch nicht mehr gegeben. Eine Allwettertauglichkeit der Flugzeuge nützt nichts, wenn diese zufolge verschneiter Pisten und Rollstrassen nicht zum Einsatz gelangen können. Man glaube nur ja nicht, die Räumung einer verschneiten Piste sei eine Frage von Stunden, sie ist unter Umständen eine solche von Tagen (wurde früher periodisch geübt!).  Nach oben schutzlose Flugplätze, wie sie sich heute darstellen, überleben ebenfalls kaum die ersten Kriegsstunden. Krieg ist immer noch die gefährlichste Möglichkeit und Richtschnur für jegliche Armeeplanung.
Das Pilotenkorps ist dramatisch zusammengeschrumpft. Nach dem Gripen-Nein hat ein Exodus an Piloten eingesetzt. Der frühere Entscheid nur noch Berufspiloten auszubilden, war fatal. Niemand gibt die genaue Anzahl noch aktiver Berufspiloten bekannt, mehr als 50 werden es nicht sein. Man kann sie aus der Kontroverse herleiten, als es zu Beginn des Jahres 2013 um das Flugstundenbudget für Piloten ging und man die nötige Flugstundenzahl einsetzt, die ein Pilot jährlich braucht, um nicht gefährlich zu werden. Wenn diese aus dem Bundesdienst ausscheiden, können sie noch eine Weile weiterfliegen, aber die Anzahl dieser unechten „Milizpiloten“ dürfte auch nicht viel höher sein (von den Helipiloten einmal abgesehen). Wenn der Gripen beschlossen worden wäre, wäre dieser Punkt als nächste Schwachstelle aufgeschienen.
Eine kluge Einsatzkonzeption einer Luftwaffe, die kämpfen kann, benötigt viel mehr Flugplätze, als sie heute noch vorhanden sind. Einige könnten gegen grossen Wiederstand der Bevölkerung wieder reaktiviert werden, andere sind definitiv unbrauchbargemacht worden. Das Material für sogenannte „Notlandepisten“ auf Autobahnen ist abgebaut (wenn nicht sogar vernichtet) worden, geübt wurden dieser sinnvolle Einsatzart auch nie mehr.
Also: Die Luftwaffe muss neu aufgebaut werden, um ihren Auftrag wieder erfüllen zu können. Axalp-Demonstrationen, Air14 oder Patrouille Suisse genügen nicht.
Eine Kampfwertsteigerung irgendwelcher Art ist kein fliegerisches sondern ein technisches Problem. Nur weil der Tiger aus unbekannten Gründen während der Gripen-Kampagne schlechtgeredet wurde, heisst das noch lange nicht, dass er es auch ist. Man vergesse nicht, dass selbst der F/A-18 seinen Erstflug schon vor 35 Jahren hatte, etc. Strukturmässig kann das Flugzeug noch verjüngt werden, obwohl die Schweizer Tiger erst ca. einen Drittel der Flugstunden akkumuliert haben als diejenigen anderer Luftwaffen. Bezüglich Lebensdauer-Vorrat ist er noch lange nicht am Ende! 1973 ist der damalige Kommandant der Luftwaffe KKdt  Studer nach dem Corsair-Nullentscheid zurückgetreten, weil er nicht „Museumswärter“ sein wollte. Die beschaffte Ersatzlösung, die zweite Serie Hunter, hat nachher noch länger als 20 Jahre als Schlachtrösser im Erdkampf Dienst getan und ist mit dem Hunterprogramm 80 wesentlich aufgewertet worden. Er war bei der Ausserdienststellung 1994 noch nicht an seinem strukturellen Lebensende angelangt. Auch die Mirages sind später aus nicht nachvollziehbaren Gründen vorzeitig ausgemustert worden.
In den USA ist derzeit eine Kontroverse im Kongress im Gange um den Weiterbetrieb eines ähnlich legendären Schlachtrosses, des A-10, nachdem nachgewiesen wurde, dass die Airforce Zahlen gefälscht hatte (Quelle „Early Bird“) um sich davon trennen zu können. Am künftigen Himmel werden kaum die F-22 oder F-35 oder T-50 den Standard setzen sondern andere Flugzeuge (F-16, Eurofighter, Su-27, die alte Tante Mig-29 etc.). Flugzeuge der neueren Generation haben eine viel längere Nutzungsdauer als ursprünglich vorgesehen. Auch das voreilig prognostizierte Lebensende des F/A-18 (2025) basiert nicht auf Daten, die durch die Ermüdungsforschung an der Struktur abgesichert sind.  Der F/A-18 wird noch mindestens bis 2040 im Einsatz bleiben können, sofern er nicht vorher politisch ausgemustert wird.
Giardino hat dank eines fleissigen Mitglieds eine umfangreiche Studie ausführt, die Erstaunliches zutage förderte. Diese Unterlagen würden Herrn Alder auch zur Verfügung stehen, aus „Bern“ sind sie kaum erhältlich. Aus diesem Datenpaket zitiert die Presse in letzter Zeit gelegentlich, aber häufig unvollständig. Es gibt mindestens 4 Anbieter von Tiger Upgrade-Programmen. Israel ist nur einer davon. Die Möglichkeiten, aus dem Tiger noch für mindestens 20 Jahren ein gutes Frontflugzeug zu machen sind gross.  Bezüglich Avionik und Bewaffnung bleiben keine Wünsche offen. Die modernen Radarsysteme erlauben eine wesentlich grössere Einsatzdistanz als heute, wirkliche Allwettertauglichkeit ist kein Problem, es sei denn man würde die übrigen Systemelemente (siehe oben) auch weiterhin vernachlässigen.
In Kenntnis dieser Möglichkeiten hat sich die Armasuisse darauf festgelegt, die Kosten künstlich hoch zu stilisieren, damit nicht die Fallmasche Tiger-Upgrade einen ganzen Rattenschwanz zusätzlicher und mutwillig aufgerissener Löcher zutage fördert: Piloten, Flugplätze, BODLUV, Logistik, Ersatzteile etc..  An Ersatzteilen ist seinerzeit eine Übermenge beschafft worden, sodass Northrop den technischen Projektleiter Oberst i Gst Mühlheim (später Brigadier) einmal fragte „wollt ihr eigentlich Flugzeuge oder ein Ersatzteil-Warenhaus kaufen?“ Es ist allerdings zu vermuten, dass die raren und gefragten schweizerischen Ersatzteile bereits mit der ersten Tranche von 44 Flugzeugen an die USA zurückverkauft worden sind, sodass solche nun tatsächlich fehlen.
Die 2011 durchgeführten Abklärungen, deren Resultate durchgesickert sind, zeigen, dass keine Konkurrenzofferten verarbeitet wurden. Jene Zahlen führten tatsächlich zum Schluss, dass eine Kampfwertsteigerung unsinnig wäre, wenn sie denn gestimmt hätten. Es kann ruhig vermutet werden, dass die verbleibenden Tiger für einen Betrag entscheidend unter einer halben Milliarde CHF optimal kampfwertgesteigert werden könnten. Dafür müssten aber die Fähigkeiten vorhanden sein, solche Offerten richtig einzuholen und auszuwerten, was nach den mühsamen Gripen-Verhandlungen eher nicht der Fall sein dürfte. Die Verschrottung der M-113 lässt grüssen!
Der politische Wille, einen Ersatz für den Gripen zu evaluieren, dürfte kaum mehr vorhanden sein. Der F/A-18 wird nicht mehr produziert, Occasionen will man nicht, andere vergleichbare Typen sind nicht verfügbar (von Rafale und Typhoon einmal abgesehen) und Flugzeuge wie F-22 oder F-35 sind so exorbitant teuer, dass deren Zukunft auch innerhalb der NATO ungewiss ist. Abgesehen davon, dass ein normales Evaluationsverfahren in der Schweiz so viele Jahre dauert, die man nicht mehr hat, sofern man die Luftwaffe nicht ganz einschlafen lassen will.
Sofern man endlich wieder auf die kostengünstigere Variante Milizpiloten, die gleich kriegstauglich sind (Giardino Buch S. 144), zurückgreifen will, könnte das unterschwellig schwärende Pilotenproblem in vielleicht 10 Jahren gelöst werden, aber eben: Der Wille dazu müsste vorhanden sein. Sofern man aber mit der Fehlplanung für fliegendes Personal gleich weiter fahren will, wie bis jetzt, kommt tatsächlich nur noch die Auslagerung der Luftverteidigung an die NATO in Frage, wie es gerüchteweise in „Bern“ bereits heisst. Man notiere: Gerüchte sind meistens wahr.
Zur Erinnerung: In Kriegszeiten, die uns vielleicht bevorstehen, wird der Import von schwerem Gerät nahezu unmöglich (Panzer, Flugzeuge etc.). Deshalb hat man in der Schweiz während dem Kalten Krieg eine sehr leistungsfähige Rüstungsindustrie aufgebaut und beispielsweise nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges Piloten auf Teufel komm raus ausgebildet, obwohl diesen noch lange keine kriegstauglichen Flugzeuge zur Verfügung gestellt werden konnten. Deshalb war eines der Argumente der Gripen-Befürworter auch: Kaufen was man bekommen kann!

 

Kommentare: 14

  1. Beda Düggelin sagt:

    Lieber den Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach!Da es eine Neuevaluation eines neuen Kampfflugzeuges ohnehin in den nächsten fünf Jahren nicht geben wird, ist der Tiger Kampfwert zu steigern. Da wird wohl auch die SP nicht opponieren können. Dass der Luftschirm unseres Landes löchrig ist, versteht sich von selbst, aber wir wollen dies offenbar so.

  2. Willy Stucky sagt:

    Danke, Herr Oberst, für Ihr ausgezeichnetes Memorandum!
    Keine neuen Kampfflugzeuge. Keine Piloten. Ungenügende Infrastruktur am Boden. Da ist guter Rat teuer. Dabei behaupten die Schweizerinnen und Schweizer gemäss Umfragen immer noch mehrheitlich, ihr Land solle unabhängig und neutral bleiben. Eklatante Widersprüche waren immer schon Vorboten des Verfalls. Tüchtige Nationen setzen sich zur Wehr. Sie wollen nicht in Schönheit untergehen.

  3. Studer sagt:

    Der Verfasser des obenstehenden Artikels bezeichnet sich als “Tigermann der ersten Stunden”, kann aber keine einzige Flugstunde auf dem F-5 aufweisen. Er wüsste nämmlich sonst, dass seine Aussage, dass man mit “einer bestimmten Taktik einen an sich überlegenen Gegner” erfolgreich bekämpfen kann schlicht falsch ist. Während meiner fast 2’000 Std auf dem F-5 brauchte ich jedes Mal eine gute Portion Glück um mit meiner IR-Lenkwaffe überhaupt nahe genug an einen modernen Gegner zu kommen um fü diesen überhaupt eine Bedrohung zu sein. Man hatte sogar den Begriff “Raumschutz” erfunden, um für ein leistungsschwaches Flugzeug eine Aufgabe zu finden.
    Zudem zeugt seine verklärte Sicht eines Tiger-Upgrades welches “bezüglich Avionik und Bewaffnung […] keine Wünsche offen” lässt, von wenig Sachkenntnis. Er wüsste sonst, dass das Triebwerk und die Zelle die selben bleiben, das heisst, das schon jetzt untermotorisierte Flugzeug wird mit Radar-Lenkwaffen an Flügelunterstationen noch schlechter fliegen und das Radar wird aus physikalischen Gründen (max. möglicher Antennendurchmesser) zuwenig weit sehen für eine moderne Lenkwaffe. Ach ja, von den Strukturproblemen der angejahrten Zelle haben wir noch gar nicht gesprochen…
    Ein Tiger-Uprade ist keine Alternative zu einem neuen Kampfflugzeug.

    • Erwin Markus sagt:

      Sehr geehrter Herr Studer…!
      Lange Rede kurzer Sinn: wer Sie auch dafür bezahlen mag solchen Blödsinn (Stuss…) hier zu veröffentlichen, der ist was man im allgemeinen einen Lügner, einen widerlichen Intriganten, oder früher einmal ein Landesverräter nannte.
      Aber wie schon gesagt, ich füge Ihnen hier ein paar Fakten bezüglich Tiger FE-5 KAWEST bei, führen Sie sich diese zu herzen bevor “DELETE” OK…? auch wenn es nur anstandshalber ist.
      Brasilien hat den Letzten modernisierten F-5EM Tiger II ausgeliefert.
      Der letzte brasilianische F-5EM Tiger II Kampfjet aus dem ersten Modernisierungsbaulos ist am 7. März 2013 auf der Santa Cruz Luftwaffenbasis gelandet, ein weiterer Auftrag für die Auffrischung von 11 F-5E Tiger II Jets wurde an Embraer bereits im Frühjahr 2011 erteilt.
      Mit dieser Kampfwertsteigerung kann Brasilien die modernisierten 46 F-5EM Kampfflugzeuge für viele weitere Jahre im Einsatz halten, der erste Auftrag zur Nachrüstung der Tiger Kampfjets wurden um die Jahrtausendwende an Embraer vergeben. Die Kampfwertsteigerung umfasste den Einbau einer modernen Avionik und eines stark verbesserten Waffenrechners. Mit diesen Massnahmen können die Jets aus den 1970er Jahren weiterhin über einem modernen Gefechtsfeld bestehen. Die brasilianischen Northrop Tiger II Kampfflugzeuge wurden zusätzlich mit einer Luftbetankungssonde nachgerüstet, die Zelle wurde bei der Aufrüstung für weitere 15 Einsatzjahre fit gemacht.
      Die Kampfwertsteigerung kostete pro Flugzeug rund sechs Millionen US Dollar. Brasilien sucht seit Jahren nach einem neuen Kampfflugzeug und verschiebt die Beschaffung immer wieder nach hinten, weil die finanziellen Mittel des Schwellenlandes einen Kauf von modernsten Kampjets nicht zulassen. Im Rennen liegt Dassault mit dem Rafale, Saab mit dem Gripen NG und Boeing mit der Super Hornet.

    • Michael Waldvogel sagt:

      Brasilien und andere Länder beweisen mit ihren Tiger Upgrades das Gegenteil…
      http://www.youtube.com/watch?v=bkq5jsm9Rxw&index=40&list=UU8cOUPWwf_EUGLLfloH8fFQ
      …und trainieren das kämpfen ausserhalb der Sichtreichweite (BVR „Beyond Visual Range“):
      http://www.cruzex.aer.mil.br/index.php/en/news/447-cruzex-to-get-beyond-visual-range-combats

  4. Alexander Steinacher sagt:

    Das ganze Elend knallhart aufgelistet! Dass unsere Nationale Strategie, unsere Bundesverfassung schon lange und in mehreren Bereichen offen missachtet wird (Schlagwort – offene Schweiz?) – wie lange wird das von der Mehrheit noch hingenommen? die Bundesräte werden von unserem selbstgewählten Parlament gewählt! Wo ist der Entzündungsherd? Die politische Dekadenz feiert Urstände!

    • Kurt Brugger sagt:

      @Alexander Steinacher, Sie bringen auf den Punkt, wo die Demokratie unseres Landes, krank ist! Das System (die beste aller schlechten Demokratien gemäss Churchill 1947 Münsterplatz Zürich) der demokratischen Führung (Schweiz 1848) leidet unter politischer Dekadenz! Nach über 100 Jahren, während den Jahrzehnten des wirtschaftlichen und finanziellen Aufschwungs, in Wohlstand und Ueberfluss, gefährdet diese Dekadenz nicht nur die Politik, die ganze Gesellschaft.
      Selbstdarsteller, Tagträumer, Spindoctors, Euroturbos, Pazifisten, Wehrdienstverweigerer, prägen die Tagespolitik. Statt Konzentration auf die wichtigen Probleme dieses Landes, füllen Skandalgeschichten über Nackedeien die Berichterstattung der Medien. Ueberlegen sich die besonders schlauen in Regierung und Verwaltung, wie die Rechte des Volkes eingeschränkt werden können. Wird über das Aushebeln von Mehrheits-Beschlüssen durch die unterdrückte Minderheit gewerweist.
      Die Politiker vor den Wahlen 2011 versprachen eine neue Polit-Kultur des Konsens. Sie rügten die wählerstärkste Partei, deren politisches Gebahren wäre untauglich für die Schweiz. In Tat und Wahrheit hat sich das politische Klima innert den letzten 3 Jahren nochmals massiv verschlechtert. Sozial- und Flüchtlingspolitik sind definitiv aus dem Ruder gelaufen. Sicherheits-Politik mit Armee und Landesverteidigung sind nahe am Kollapieren!
      Ihre Frage wie lange eine Mehrheit in unserem Land, diesen Zustand noch akzeptiert ist berechtigt. Ich befürchte noch sehr lange!

  5. Franz Betschon sagt:

    Also: Herr Jürg Studer, mit dem ich früher schon eine Auseinandersetzung hatte, ist gegen einen Upgrade und will einen neuen Feuerstuhl unter dem Hintern der Piloten! Mit dieser Einstellung sind in der Vergangenheit schon viele Projekte gescheitert und nun damit auch die ganze Flugwaffe nahezu gegroundet worden. Projektleiter dieser Nullfehlereinführung war seinerzeit der Kommandant der Luftwaffe persönlich, K Kdt Bolliger (aber leider auch kein Pilot, Herr Studer!). Das Verständnis für den Luftwaffeneinsatz als Gesamtsystem fehlt nicht nur bei Herrn Studer und dass man früher Flugzeugstatiker für jeden Flugzeugtyp hatte, handverlesene Spezialisten zur Lebensdauerbeurteilung, weiss man heute auch nicht mehr. Luftwaffeneinsatz ist nur in Teilen ein Pilotenproblem. Piloten haben zu fliegen, was man ihnen gibt oder sonst sollen sie es lassen. Kampfwertgesteigerte Tiger sind eine geringere Zumutung als seinerzeit der Venom und die Venompiloten taten auch ihre Pflicht.
    Fazit: Das VBS will diese Kampfwertsteigerung einfach nicht, die Politik aber auch kein anderes Flugzeug. Es kann angenommen werden, dass sonst weitere Problemfelder auftauchen würden und so schickt man zu diesem Zweck Personen an die Front, die mit oberflächlichen Argumenten operieren müssen. Eine vollständige industrielle und kommerzielle Dokumentation samt technischen Lösungen über alle Luftwaffen, die diesen Weg gehen, und alle Hauptanbieter, bekommen diese allerdings vom VBS nicht ausgehändigt, weil man dort den Überblick auch nicht hat. Herr Studer könnte sie sich aber auch selber beschaffen.

  6. Hans Ulrich Suter sagt:

    Ich bin immer mehr davon überzeugt, dass man den F-5E nicht will, weil er auch von Milizpiloten geflogen werden kann. Der Gripen scheint auch deswegen auf Widerstand getossen zu sein, bis die Firma SAAB (dumm sind die nicht) gesagt haben nur die Wartung könne auch durch “Milizler” durchführen lassen. Dies ist meiner Meinung nach der “psychologische” Knopf, ansonsten sehe ich keinen Grund für die interne Ablehnung von zusätzlichem Material. Ich schlage aber vor, dass man in Zukunft auch bei anderen Ausgaben des Bundes gleiche Kriterien anwendet. Ich könnte mir zum Beispiel vorstellen, dass Entwicklungshilfe (zum Beispiel zum Bau eines Brunnens) nur noch angewendet wird, wenn sicher ist, dass dieser mindestens 2000 Jahre funktionieren wird, usw. usf…..

  7. Fritz Käln sagt:

    Die Nichtbeschaffung des Gripen ist die einzige Armeeschwächung, welche man akzeptieren kann/ muss, weil sie an der Urne von den Leuten beschlossen wurde, welche letztendlich auf dessen Schutz angewiesen sind. Wenn alle armeerelevanten Volksentscheide ehrlich befolgt worden wären, gäbe und bräuchte es heute gar keine Gruppe Giardino.
    Die Beibehaltung des Tigers wäre m.E. gedacht
    – als Schadensminderung, um Piloten, Bodenpersonal und Infrastruktur auszulaste, damit sie noch vorhanden sind, wenn eines Tages dann doch noch ein besserer Ersatztyp eingeführt wird;
    – als politisches Signal gegen Aussen, dass die Schweiz ihre Neutralitäts- und Luftpolizeiverpflichtungen weiterhin ernst nimmt;
    Man kann durchaus sagen, dass der Tiger aus Pilotensicht keine Tagträume auslöst und trotz aller Upgrades nur begrenzt dissuasiven Wert hat. Aber für den Neutralitätsschutz und den allgemeinen Substanzerhalt der LW können die Tiger einen Beitrag leisten, der ihre Beibehaltung rechtfertigt.

  8. Franz Betschon sagt:

    Sofern man beim Studium des Textes des Herr Studer (den Vornamen will er nicht preisgeben)nicht beim rechthaberischen Ton hängenbleibt und genau hinhört, so ist offensichtlich das Kernelement seiner Begründung der begrenzte Raum in der Bugnase um einen genügenden Radar-Antennendurchmesser unterzubringen. Das war bis vor einigen Jahren Stand der Technik. Damit wäre tatsächlich eine Kampfwertsteigerung witzlos. Unsere Untersuchungen haben aber ergeben, dass es hier neuerdings Möglichkeiten gibt und auf die stützen sich viele ausländische Tiger-Kawest-Programme. Da das VBS (Herr Studer ist VBS-Mitarbeiter) aber keine Zeit hat, sich diese Dokumentation auch zu besorgen um sich auf den neuesten Stand der Technik zu bringen, habe ich vorsichtshalber noch eine unabhängige Drittmeinung eingeholt.
    Mein Gewährsmann, ist einer der erfahrensten Experten für Flugzeugbau, bis vor kurzem “Vice President Advanced Development Military Products” (was man etwa mit “Leiter Vorentwicklung und Grundlagenstudien” bezeichnen könnte) und zwar bei einem der grössten europäischen Kampfflugzeugbauer. Er ist zweifelsohne ein sehr erfahrener Konstruktions-Ingenieur in diesem Bereich. Er schreibt mir auf die Schnelle:
    ” … die enge Rumpf-Nase (des Tiger) ist natürlich ein Nachteil oder “beschissen”, darum hatten wir damals unser Projekt anders ausgestaltet. Die Antenne ist klein, “1kg” (?) mehr Antennenfläche würde wohl 20% + mehr Reichweite ergeben. Ein Leichtbaujäger sieht heute anders aus. Trotzdem, ich bin auch ein vehementer Verfechter der Beibehaltung des Tiger (30-40) samt Upgrade, beinhaltend ein neues Puls-Doppler Radar (Einbau kein Problem, einen Datenlink sowie ein modernes Cockpit. Lohnt sich längstens für die nächsten 10 und mehr Jahre, sehr kosteneffizient für runde 10 Mio pro Stück ……”
    Wir sehen also: DAS VBS WILL EINFACH NICHT: L’ETAT C’EST MOI, PUNKT! Die Classe Politique tut dann einfachheitshalber schon was man von ihr verlangt. Man will schon gar nicht eine Beurteilung durch unabhängige Investoren. Deshalb verramscht man die Flugzeuge, behält die falsche Beurteilung in der Schweiz zurück und überlässt die modernen Überlegungen dem Käufer im Ausland, den man dann auch nicht bekannt gibt. Es ist anzunehmen, dass schon Verpflichtungen eingegangen worden sind.

  9. Studer sagt:

    Interessant, wie viele selbsternannte Luftmachtexperten plötzlich aus dem Busch kommen. 🙂
    @Franz Betschon: Ihr Gewährsmann, “einer der erfahrensten Experten für Flugzeugbau”, bringt gerade mal 20% mehr Radarreichweite hin? Wow, ich bin so was von beeindruckt!! Dann sehe ich mit dem F-5 ja 24NM statt 20 NM für eine Lenkwaffe, welche ich aber schon auf der doppelten Distanz einsetzen möchte!
    Wieso hat eigentlich noch niemand erwähnt, dass das Upgrade-Programm in Brasilien 12 Jahre gedauert hat?
    Dec 30/2000: The Brazilian Senate gives the contract Go-Ahead for the Brazilian Air Force’s $285 million F-5BR Program.
    F-5BR Brazil
    June 19/2012: Embraer announces that the last 2 upgraded F-5s from the 1st batch of 46 has been delivered to the Brazilian Air Force.
    Super, dann können wir ja schon 2026 die modernisierte F-5 Flotte in Empfang nehmen!

  10. Studer sagt:

    @Erwin Markus:
    Lieber Herr Markus, ich hätte Ihnen gerne eine Antwort auf Ihren Post geschrieben. Ich habe mir auch den ganzen Tag Mühe gegeben, aber ich habe es einfach nicht geschafft, mich bis auf Ihr Niveau herunter zu lassen. Tut mir echt leid! Mein Fehler.

  11. Franz Betschon sagt:

    Es ist schade, dass diese Diskussion so aus den Fugen geriet. Leider sind schon schnell Elemente in der Argumentation sichtbar geworden, die vor allem auf die Disqualifikation eines anderen Teilnehmer abzielten. So können die Probleme nicht gelöst werden.

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