Brief an Christian Josi, Div aD, Präsident Sipol Kom FDP Kt. Zürich

Brief an Christian Josi, Div aD, Präsident Sipol Kom FDP Kt. Zürich

Sehr geehrter Herr Josi

Ich weiss um Ihre ehrlichen Bemühungen, doch seien wir doch ganz ehrlich (ich habe zwar im Militär keine zwei Sterne getragen)! Kann unsere Armee mit der heutigen und zukünftigen Ausrichtung noch glaubwürdig sein? Braucht es dazu einer erneute “Weiterentwicklung” der Armee (die Vierte in nur zwanzig Jahren), welche die Armee weiter dezimiert? (Mannschaftsbestand, Finanzielle Mittel, Anzahl Diensttage, Verkürzung der WK-Dauer, Verschrottung von einsatzfähigem, gut gewartetem Material)

Die Entwicklungen in der Ukraine, in Syrien, im Gazastreifen und im Irak zeigen deutlich auf, dass ein Krieg nicht mehr unmöglich ist, vor allem dann, wenn es den USA gelingt, die europäischen NATO Staaten zu unbedarften Reaktionen und Sanktionen gegenüber Russland zu provozieren. Man soll sich bekanntlich nicht provozieren lassen, bisher hat Russland standgehalten!

Warum eine weitere Weiterentwicklung der Armee? Weil die bisherigen Bemühungen nicht erfolgreich waren? Warum die weitere Liquidation von Armeematerial, das noch einsatzfähig ist? Kann sich die reiche Schweiz nur eine Armee leisten, welche 0,7 % des BIP kostet? Wieviele Franken Versicherungsprämie bezahlen Sie für Ihre Familie? Lieber in die Jahre gekommenes Material als gar kein Material (Feuerwehrkommandant ohne Schlauch!)

Als rechtes FDP-Mitglied seit mehreren Jahrzehnten nehme ich mit Angst und Besorgnis zur Kenntnis, dass selbst meine Partei bezüglich Armee zu wenig Rückgrat besitzt und dies auf unsere Bevölkerung abstrahlt. Unser Parteipräsident ist nicht zuletzt mit seinen Bemühungen (Unterzeichnung des Fragenkatalogs Gripen im Vorabstimmungskampf) zu weit gegangen, er hat den Gripen ja ursprünglich als Papierflieger bezeichnet. Wie weiter mit der Flugwaffe? Ab 2025 werden wir keine Flugwaffe mehr haben, die diesen Namen verdient! Ein klares Ja, ohne Wenn und Aber der FDP zum Gripen von Beginn weg, hätte dem Gripen zum klaren Take-off gereicht! Wann kann nun eine Neuevaluation, welche wiederum den Gripen miteinbeziehen müsste, an die Hand genommen werden? – Wahrscheinlich erst dann, wenn ganz Europa in Trümmern liegt…. und man der SP-Politik ganz gefolgt ist!

Nun hat man sich von bürgerlicher Seite längst vom linken Gedankengut einlullen lassen! Man schiesst lieber gegen die SVP als gegen die SP, welche ja bekanntlich die Armee ganz abschaffen will (Parteiprogramm). Wir sind auf dem besten Wege dazu!

Ich wiederhole: So lange die SP bezüglich Armee undglaubwürdig bleibt und so lange man die SVP praktisch ausschliessen will (kein zweiter Bundesrat) und so lange FDP und CVP linke Forderungen stillschweigend akzeptieren, so lange wird die Schweiz nicht zu einer glaubwürdigen Sicherheitspolitik zurückkehren.

Dies nennt man dann das Erfolgsmodell Schweizerische Konkordanzdemokratie!

Sie müssen sich bewusst sein, dass Sie als Mitglied der Taskforce Äussere Sicherheit nicht unwesentlich Verantwortung tragen! So lange Sie in diesem Gremium nicht endlich energisch das Wort ergreifen und die Partlaments-Mitglieder sensibilisieren und endlich Klartext sprechen, so lange wird sich in der Schweizerischen Sicherheitspolitik nichts ändern, sie wird weiterhin ein Mauerblümchen-Dasein fristen, währenddem auf der geopolitischen Weltkarte immer neue Krisenherde aufflammen die auch Europa immer näher kommen.

Weiter besteht der Verdacht, dass bereits genügend Vorarbeit geleistet wurde, um die nun weiter schrumpfende einst stolze Schweizer Armee in die NATO-Streitkräfte zu integrieren. Wir können uns ja autonom sowieso nicht mehr verteidigen, so die Argumentation dieser Befürworter….!

Von Dissuasion spricht heute niemand mehr. Es ist den NATO-Streitkräften zu empfehlen, die Dissuasionpolitik Wladimir Putins Ernst zu nehmen!

Wenn Sie mich fragen, pokert die NATO allzu hoch, das könnte gefährlich werden! Es muss Ihnen ja auch bekannt sein, dass die europäischen Staaten aufgrund ihrer leeren Kassen ihre Verteidigungsanstrengungen weiter reduzieren müssen.

Beda Düggelin
Mitglied der Taskforce Innere Sicherheit FDP Schweiz

 

Kommentare: 9

  1. Peter Anliker sagt:

    Vielen Dank Herr Düggelin.Ich bin gleicher Meinung wie Sie.

  2. Erwin Markus sagt:

    LIEBER HERR DUGGELIN…!
    Danke vielmal fuer Ihr wunderbares Statement, Sie sprechen damit mir sowie jedem echten und anstaendigen Buerger dieses Landes aus der Seele.

  3. Johannes Fischer sagt:

    Beda Düggelin sei gedankt. Div aD Josi ist nur Sprachrohr des BR Ueli Maurer. Der 3. SVP-BR in Folge, der jetzt mit einer 4. Reform innert 20 Jahren unsere Milizarmee definitiv wirkungslos machen will bezüglich des Verteidigungsauftrages gemäss Art. 58 der BV. Wohl hat das VBS listig gewisse Verbesserungen, die kaum Kosten verursachen und die man schon seit Jahren hätte realisieren können, in das Projekt WEA eingebracht, um gute Stimmung zu schaffen, ja um zu täuschen. Aber im Kern wird die Armee weiter abgebaut.
    Der damalige Gst C der US-Armee, General Powell, hat einmal ausgeführt, dass man eine Berufsarmee nur in einem Rhythmus von 10 Jahren reformieren dürfe, wolle man nicht Gefahr laufen, die Effizienz der Armee zu schädigen.
    Wir “klugen Schweizer” reformieren jedoch im Rhythmus von 5 Jahren. Diejenigen, die solches veranlasst haben und jetzt wieder veranlassen, haben das Wesen der Schweizer Milizarmee nicht begriffen oder wollen es nicht begreifen. Sie, ihre BR-Kollegen und das Gros des Parlamentes sind völlig beratungsresistent. Im Parlament fehlt es an Offizieren, die wegen längeren Dienstleistungen zur Sache sprechen könnten. So kann geschehen, dass man der Armee i.S. Finanzen, Mannschaftsbestände, zu leistende Diensttage und Dauer der Dienstpflicht Vorgaben macht, die es der Armee verunmöglichen, den Verteidigungsauftrag überhaupt in Erwägung zu ziehen. Dafür wird bedenkenlos geklotzt bei Entwicklungshilfe, Asylwesen, Zusammenarbeit mit X internationalen Organisationen, Sozialhilfen, Kulturförderung etc. Nicht, dass es solche nicht bräuchte, aber im Vergleich zur Behandlung der finanziellen Fragen in der Sicherheitspolitik, ist der Massstab ein ganz anderer.
    Dies eine Folge des Ende des Dienstalters mit 30 Jahren und des Herabfahrens der Mannschaftsbestände der Armee. Dass dadurch auch die Verbundenheit zur Armee und der Wehrwille sowie die Wehrgerechtigkeit Schaden leiden, kümmert die Politik nicht. Nur noch in Milizverbänden bemüht man sich echt um Fragen der Verteidigungsfähigkeit. Doch sie haben nur dann Echo, wenn sie nachsprechen, was das VBS vorgegeben hat. Damit sind wir wieder bei Div aD Josi.

  4. Willy P. Stelzer sagt:

    Johannes Fischer legt einen Finger auf einen wesentlichen wunden Punkt: Die Verbundenheit zur Armee. Diese wird mit dem Zurückfahren des Dienstalters auf 30 Jahre, Subalternoffiziere 35 Jahre, gekappt. Die Armee war einmal die Schule der Nation. Vorbei, vorbei!

  5. Bruno Merki sagt:

    Besten Dank Herr Düggelin für Ihren klaren Kommentar. Wenn wir im bürgerlichen Lager nicht zusammenstehen und uns weiterhin intern zerstreiten haben wir gegen die Mitte-Links Koalition keine Chancen unsere berechtigten Ansprüche durchzubringen. Auch Herr BR Maurer hat dann keine Macht um im Bundesrat durchzukommen. Was es aber zusätzlich braucht ist die Einsicht des Parlamentes wie der Bevölkerung, dass heute wirklich grosse Bedrohungen auch für unser Land bestehen obwohl sie eben meistens verschwiegen werden. In dieser Hinsicht muss viel mehr getan werden um später grössere Projekte durchzubringen z.B. eine echte und erfolgversprechende Luftabwehr (Drohnen, Cruise missiles, Raketen Kampfjets etc.)Ein sehr gutes Beispiel ist jetzt Israel, das in letzter Zeit fast permanent unter Raketenbeschuss war, aber den Grossteil der Geschosse abwehren konnte. Die letzten Verlautbarungen aus dem VBS waren dagegen geradezu niederschmetternd (Verteidigungsmöglichkeit fast nur bei Tageslicht und bis in eine Höhe von 3 km!!!)

  6. Hans-Peter Neuweiler sagt:

    Lieber Herr Düggelin – danke für Ihre klare Worte – aber alles kann ich nicht unterschreiben. Jedes Unternehmen, jede Firma muss von Zeit zu Zeit prüfen, ab die Organisation noch richtig und zeitgemäss ist. Praktisch alle Armeen verkleinern ihre Bestände und machen sie flexibler – aber auch effizienter. Und was nützt uns eine Armee, die keine guten Kader mehr hat, weil die Wirtschaft gegen eine Armee wehrt, die zu aufgebläht ist. Ich habe die WEA sehr genau studiert und auch schon besprochen – die Tendenz ist mehrheitlich richtig. Es gibt noch zwei gröbere Stolpersteine, aber da ist man vermutlich auch schon zu einer Lösung gekommen. Eine voll ausgerüstete Armee mit hervorragenden Kadern ist das was wir brauchen – und ich bin überzeugt – wir sind auf dem richtigen Weg. KKdt Blattmann tut alles und setzt sich vehement dafür ein, dass es nicht nur Worte auf dem Papier sind, sondern dass das auch gelebt wird. Noch eine Bemerkung: Als aktiver Korrespondent des SCHWEIZER SOLDAT habe ich gute Kenntnisse über die Schweizer-Armee.

    • Beda Düggelin sagt:

      Sehr geehrter Herr Zemp. Danke für Ihren Kommentar! Niemand hat die reine Wahrheit. Tatsache ist allerdings, dass auch in der der Wirtschaft nicht alles Gold ist was glänzt. Das merken zumindest die Aktionäre, aus Schaden wird man bekanntlich klug! Ein gutes Beispiel stellt die Credit Suisse dar. Sie reiht eine Reorganisation an die andere und heute sogar einen Rechtsfall an den anderen!
      Da sind wir ja mit der Armee noch gut dran, die Rechtsfälle sind nicht vorhanden und kosten nichts! Blattmann ist mein langjähriger Militärkollege, wir waren in der gleichen Einheit und danach zusammen Einheitskommandanten der Flab. Es finden zuviele Reorganisationen statt. Dass die Armeen verkleinert werden, wie lange noch? (Ukraine-Krise lässt grüssen)ist noch kein Indiz, dass dies der richtige Kurs bedeutet. Es bleibt dabei, die erneute WEA-Vorlage ist leider keine Weiterentwicklung sondern eine Weitereliminierung der Armee! Und die Air14 dürfte wahrscheinlich die letzte Flugshow in der Schweiz gewesen sein, denn der Luftwaffe schlägt bald die letzte Stunde!

    • Beda Düggelin sagt:

      Sorry, da war ich zu schnell, meine Antwort richtet sich natürlich an Herrn Neuweiler!

  7. Zemp Franz sagt:

    Sehr geehrter Herr Düggelin. Besten Dank für Ihre Information.
    Es stört mich bereits seit Jahren, dass die bürgerlichen Parteien sich nicht besser für unsere Armee einsetzen. Dass die linken Clubs unsere Armee abschaffen und der EU beitreten wollen, macht unser Land mehr als kaputt. Dies wird für die zukünftige Generation eine riesige Katastrophe sein. Die NATO haben wir zu vergessen.
    Dass die USA und die EU sich in die Ukraine einmischen, wird Europa noch klar zu spüren bekommen. Leider!
    Auch unterstütze ich unsere Armee besser auszurüsten und zwar mit ausgezeichneten Kadern. Die lausigen Firmen, die dies bekämpfen werden die Situation nächstens noch erfahren.
    Man muss auch wissen: man soll für morgen denken und nicht bloss für die heutige finanziellen Vorteile.

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