"Die Luftwaffe ist immer noch im Steigflug"

"Die Luftwaffe ist immer noch im Steigflug"

Den demokratischen Entscheid gegen die Beschaffung des Saab Gripen vom 18. Mai respektiere die Schweizer Armee selbstverständlich, sagte Schellenberg an seinem Informationsrapport in Payerne VD, der im Rahmen der Air Show AIR14 und dem 100-Jahr-Jubiläum der Luftwaffe stattfand. Die 54 F-5 Tiger der Luftwaffe würden per 2016 ausser Dienst gestellt, wie das in der Abstimmungsbotschaft zur Gripen-Abstimmung vom Bundesrat kommuniziert worden sei.

„Davon abzuweichen könnte eine künftige Kampfflugzeugbeschaffung korrumpieren“, sagte Schellenberg. Eine Kampfwertsteigerung der Tigerflotte oder von Teilen davon sei aus operationeller und finanzieller Sicht nicht sinnvoll. Weder beim Radar noch bei der Bewaffnung liessen sich die F-5 ausreichend auf moderne Bedürfnisse anpassen.

Der Chef VBS, Bundesrat Ueli Maurer, plant beim derzeitigen Budget mit einer Armee von 100‘000 Mann, wie er in seiner Grussbotschaft zum Informationsrapport sagte. Er wolle eine Armee, die den Vorstellungen der „politischen Mitte“ entspreche. Eine zu grosse, nach früheren Bedürfnissen orientierte Armee lehnt Maurer ab. Genauso wehre er sich gegen eine weitere deutliche Verkleinerung der Truppen.

Mitteilung des VBS auf admin.ch

 

Kommentare: 10

  1. Fritz Kälin sagt:

    Wieso will mir als Militärhistoriker kein einziges historisches Beispiel einfallen, in dem eine Armee bei der Verteidigung des eigenen Landes ‘zu gross’ gewesen ist?

  2. Willy P. Stelzer sagt:

    Die Haltung von Bundesrat Ueli Maurer ist unverständlich. Er hat im Interview mit der ASMZ festgehalten, dass die WEA Armee ihren Auftrag gemäss Bundesverfassung Art. 58 nicht erfüllen könne. Warum hält er daran nicht fest? Die F/A 18 Flotte ist mit ihrer geringen Anzahl nicht in der Lage ihren Auftrag zu erfüllen. Zudem werden die F/A 18 beim eventuellen frühzeitigen Ausscheiden der F-5/Tiger viel zu stark beansprucht und ihre Lebensdauer wird drastisch reduziert. Die SiK Ständerat und Nationalrat sind gefordert.

  3. Hans Ulrich Suter sagt:

    Das ist nur schwer nachzuvollziehen. Radar und Raketen sind im Prinzip einfach Boxen die an oder in exisitierende Flugzeuge geschraubt werden. Natürlich kann es zu praktischen Problemen führen (früher v.a. in Bezug auf Aerodynamik, man denke an die Liechtensteingeräte der Luftwaffe im 2. WK, das dürfte aber mit dem Fortschritt der Technik (Simulation) lösbar sein). Gerade bei den Raketen, wird zum Beispiel die optisch nahezu gleich aussehende Sidewinder AIM-9 wird seit 1952 immer weiterentwickelt, ich glaube die modernste dürfte die AIM-9X(!) sein und wird aktuell von der US Navy sicher eingesetzt, bei der USAF weiss ich nicht, nehme aber an die sind dort auch sehr verbreitet. Ausserdem ist auch bei eingeschränkter Kampftauglichkeit des F-5E/extended der Kampfwert nicht einfach nur Null, sondern der Tiger muss entsprechend geänderter taktischer Vorgaben eingesetzt und nur im Szenario hunderte von F-22 oder Su T-50 in der Schweiz herumschwirren gegroundet werden. Und gerade dieses Szenario ist ja nach den eigenen Sicherheitsberichten des VBS sehr unwahrscheinlich…..

  4. Beda Düggelin sagt:

    Die Pressemitteilung des VBS ist völlig utopisch. Jeder erneute Versuch eine Neuevaluation in den nächsten fünf Jahrenvorzunehmen(der Gripen müsste wieder dabei sein)wird die “Konkordanzpartei SP” absolut zurückweisen, das Votum des Souveräns vom 18. Mai 2014 müsse ernst genommen werden! Auch die Aussage Ueli Maurers ist nicht zielführend, wir haben längst eine unglaubwürdige Armee, die den Vorstellungen der “politischen Mitte”, resp. besser gesagt der politischen Linken entspricht. Und die bürgerlichen Parteien lassen sich dies gefallen! Es braucht einen sicherheitspolitischen Vertrag aller Parteien, aber insbesondere der Regierungsparteien (also inkl. SP – wenn sie glaubwürdig und nicht destruktiv tätig sein will), welche sich für eine Armee verpflichtet, die glaubwürdig, dissuasiv, vollständig ausgerüstet und mobilmachungsfähig ist. Alles andere entspricht einem potemkinschen Dorf!
    Offenbar hat sich KKdt Schellenberg noch nie mit Parlamentarieren unterhalten und lebt noch wie “Alice im Wunderland”. Die Armeespitze hätte aber die Möglichkeit im Interesse unseres Landes endlich Farbe zu bekennen und die richtige Farbe zu wählen.

  5. Alexander Steinacher sagt:

    Ja, wenn “das Volk” bei allen Abstimmungen klar festhält; wir wollen nach wie vor eine (Selbstverteidigungs-) Armee und danach darüber negativ abstimmen kann, diesen Willen effektiv und glaubwürdig umzusetzen, haben wir ein grösseres Problem. Sonst gibt es Hürden und Ausbremsungstricks zuhauf, wenn es darum geht, unliebsame Volksentscheide zu paralysieren – und hier will ihnen dazu (Ablehnung Gripen) partout nichts einfallen!? Schweden, Finnland und die baltischen Länder sind ein paar Kilometer näher, auch historisch, sind sie nur deswegen gescheiter als wir?

  6. Willy Schlachter sagt:

    Die Unsitte im VBS, noch einsatzfähiges Material auszumustern, bevor angemessener Ersatz beschafft worden ist, soll mit dem Tiger F-5 fortgesetzt werden. Auch das Aushängeschild unserer Armee, die Patrouille Suisse, soll “gegroundet” werden. Warum nicht zumindest 10 F-5 behalten, damit sie noch einige Jahre weiterfliegen kann?

  7. S. Gerber sagt:

    A. Schellenberg hat schon die Swissair Aktionäre verschaukelt. Warum sollte er das bei der Luftwaffe besser machen?

    • Ueli Gruber sagt:

      Das bei Swissair ist ganz ein anderer Fall. KKdt Schellenberg ist ein ausgezeichneter Kdt Luftwaffe. Zum Glück hat man endlich jemsnden auf diesen Posten gesetzt, der nicht selbst am liebsten heumfliegt und einfach der höchstrangige Pilot ist.
      Dass Schellenberg selber nicht fliegen kann ist absolut positiv zu werten.
      Auch ist er ein ausgezeichneter Kommunikator und eine natürliche Führungsautorität.

  8. Hans Ulrich Suter sagt:

    Ich halte es für schwierig die Offiziere zu beurteilen, Keckeis und Schellenberg hin oder her. Der Punkt ist folgender: 1. Offiziere die NATO-Lehrgänge absolviert haben (also bei Feind blau), sind meiner Meinung nach nicht mehr brauchbar, wegen der geänderten politischen Situation (ist auch Pech dabei….) 2. Man befördert, wenn ich das richtig gesehen habe, schon lange zwar “gute Soldaten” legt aber zuwenig Wert auf Einstellung und Zielorientiertheit der Beförderten. So oder so war der organisatorische Fehler damals die Luftwaffe selbstständig zu machen, jetzt hat sie zwar keine Flugzeuge mehr aber umso mehr Eigendynamik (es geht eben schon aufwärts, aber nicht im Sinne von mehr Kampfkraft). Die einzige Lösung liegt darin, die ganze Armee wieder aus dem Milizgedanken heraus (ich interpretiere die Abstimmungen so) wieder aufzubauen, in Heimwehr-Art, mit allen Schweizer und Schweizerinnen und allen Ausländern im arbeitsfähigen Alter neu aufzubauen. Daraufhin kann man die Luftwaffe wieder eingliedern: Flugzeuge sind im Eigentum der neuen Armee lassen. Die Maurersche Schrumpfarmee kann man als Ausbildungsorganisation weiterführen. Ausrüstung ist dann aber zu entfernen und neuen Verantwortlichen zu übertragen. Das wäre sowas wie die Lösung leider fehlt es am Willen und auch ein bisschen an der Zeit und so wird man wie Anno 1798, erst nach dem Zusammenbruch wieder eine Armee aufbauen können. Schade aber da kann ich jetzt ja auch nicht wirklich was dafür.

    • S. Gerber sagt:

      Ich wage es auch nicht, seine Fähigkeiten als Offz zu beurteilen. Ich spreche von seiner unsäglichen Rolle in der Swissair Affäre, welche uns Aktionären (sind wir ja alle via Pensionskasse) Millionen gekostet hat!

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