Neuauflage: Erinnerungen an die Armee 61

Neuauflage: Erinnerungen an die Armee 61

Erinnerungen_Armee61“Armee 61” bezeichnet die mit der Truppenordnung 1961 (TO61) begonnene Modernisierung der Schweizer Armee. Sie löste die Truppenordnung 1951 (TO51) ab, welche noch auf den Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges beruhte, um auf die geänderte Bedrohungslage infolge des Kalten Krieges zu reagieren. Diese Armee war stark und eine Milizarmee von einzigartiger Kraft. Sie war nicht nur die grösste Schweizer Armee aller Zeiten, sondern erbrachte auch sicherheitspolitische Leistungen, die unserem Land zu internationalem Ansehen verhalfen.
Mit dem Erscheinen der ersten Auflage dieses Buches wurden die letzten Subalternoffiziere aus der Schweizer Armee XXI entlassen, die noch ihre Ausbildung nach den Standards der Armee 61 erhalten hatten und die Erfahrungen über deren Funktionieren noch als Zeitzeugen erlebten. Deshalb haben die Herausgeber und 35 Persönlichkeiten und Kenntnisträger aus allen Bereichen unseres Volkes sich entschlossen, diese Erinnerungen festzuhalten. Es zeichnete sich nämlich schon beim ersten Erscheinen ab, dass die Erbauer einer Neuen Armee XXI der Tendenz erliegen könnten, diese Leistungen zu verdrängen, als Nostalgie zu bezeichnen oder gar in Abrede zu stellen.
Heute, mit dem Erscheinen der zweiten Auflage dieser erfolgreichen Publikation, erscheint ein Hinweis auf die Schwierigkeiten aller Folgearmeen dringend. Nicht nur wird die Verfassungsmässigkeit der Armee XXI von kompetenten Staatswissenschaftlern in Frage gestellt, sondern es zeigt sich auch, dass wesentliche Kenntnisse, die auch für die Neue Armee nötig wären, abhandengekommen sind.
Die Armee 61 hat nie und zu keiner Zeit die finanziellen Möglichkeiten unseres Staatswesens oder unserer Wirtschaft überfordert oder den gleichzeitigen Auf- und Ausbau der Sozialsysteme behindert. Umgekehrt kosteten auch Folgearmeen stets fast gleich viel wie die Armee 61, ohne aber deren Leistungsniveau je zu erreichen.
Angesichts aufziehender neuer Kriegsgefahren erachten wir die zweite Auflage dieser „Erinnerungen an die Armee 61 als zeitgeschichtliches Dokument“ vor allem auch für die jüngere Generation als wichtig.
Preis: 35 Franken (+ Versandkosten)
Weitere Details entnehmen Sie bitte dem Flyer (PDF).

 

Kommentare: 6

  1. Hans Ulrich Suter sagt:

    Ich sehe diese Publikation etwas zwiespältig. Ich habe bei der Erstauflage ein bisschen darin geblättert und fand die Aeusserungen die darin gemacht wurden unangemessen kritisch. Auch waren, wenn ich mich recht erinnere viele Statements von Leuten denen ich später das folgende Desasters mit zuschreiben müsste (Jecker, Mühlemann, Friedrich). Es sind diese Obristen, die für mich das unangenehme Gesicht der Armee 61 waren, als ich damals Dienst tat. Richtig ist aber das Statement im Buchtext, die Armee war gross, war kostengünstig organisiert und hat funktioniert. Verbesserungen wären v.a. in militärtechnischer Hinsicht und in Bezug auf die Einsatztaktik notwendig gewesen, leichte Entlasstungen in der Dienstzeit für Soldaten, höheren UOfs, sowie Hauptleuten wären auch notwendig gewesen (Mein Vorschlag war eine doppelte Besetzung der KpKdt Stellen, sowie ein zus. Adjudant pro Kp). Die funktionierende Armee von damals, also bis 95, gibt uns auch die notwendigen Hinweise wie eine zukünftige Armee aussehen müsste, da mag das Buch hilfreich sein, aber mühsam um die Informationen herauszuholen. Entscheidend ist, und das kam wohl zuwenig zum Ausdruck, dass wieder eine Milizarmee organisiert wird, in dem auch tatsächlich alle Bürger (und von mir aus auch die zugezogenenen) Dienst tun und für den Ernstfall ausgebildet werden. Ich vermisse hier den politischen Willen der Bevölkerung sich dafür einzusetzen. Wichtig ist für die Nachwelt vielleicht auch mein Statement, dass man als Soldat, eine zwar etwas zu lange RS absolviert hat, aber die Belastung ansonsten (ges. 300 Diensttage, plus Obligatisch, plus Inspektionen) durchaus verkraftbar war. Ob die Belastung, wenn alle Diensttage bis 30 gemacht werden müssen, wie in der Armee 21, auch noch vekraftbar ist, darf bezweifelt werden, auf alle Fälle entwickelt sich damit die Armee als Störfaktor bei der beruflichen Ausbildung, das war die Armee 61 sicher nicht.

    • Lukas Z. sagt:

      Die Dienstleistungsdauer für Soldaten betrug in der Armee 61 nicht 300, sondern 330 Tage. Im Auszug, d.h. zwischen dem 21. und 32. Altersjahr waren jährlich (insgesamt 8) WK à 3 Wochen zu leisten, dies nach einer 17wöchigen RS. In der Armee XXI beträgt die Dienstleistungdauer 262 Tage; es sind 6 WK à 3 Wochen zu leisten (nach einer 21wöchigen RS; bei einer 18wöchigen RS sind es 7 WK). Die Belastung im Alterssegment der 20 bis 32jährigen war folglich in der Armee 61 höher höher, nämlich rund 270 Tage… Deshalb ist es auch nicht redlich, den Umstand, dass heute “alle Diensttage bis 30 gemacht werden müssen” (wer die Ausbildungsdienstpflicht nicht erfüllt hat, bleibt übrigens bis 34), dafür heranzuziehen, dass die Armee XXI ein Störfaktor bei der beruflichen Ausbildung sei, während dies bei der Armee 61, die die 20 bis 32jährigen noch stärker mit Diensten belastete, “sicher nicht” der Fall gewesen sei.

  2. johannes fischer sagt:

    Hans Ulrich Suter bestätigt im Prinzip, wie gut die Armee 61 als Milizarmee dissuassiv wirken konnte. Er erkennt das Wesen der Milizarmee mit all ihren Besonderheiten, die das Merkmal einer echten Volksarmee ist. Vielleicht sollte er bedenken, dass bei der Milizarmee die gleichen Schwächen vorkommen wie im privaten Berufsleben. In der neuesten ASMZ wird in einem Artikel festgehalten, dass bei der Armee 61 12% der Bevölkerung involviert war im Gegensatz zu heute, wo es nur noch 2% sind. Wenn dies so bleibt, sind Wehrwille und Bereitschaft, Militärdienst zu leisten, schwer gefährdet. Das Skelett der Armee 61 mit den erforderlichen Anpassungen würde der neu aufzubauenden Schweizer Armee sicher zur gleichen Dissuassionswirkung verhelfen, wie sie in der Zeit des Kalten Krieges bestanden hat. Und um das geht es. Jede Spielerei mit Zahlen vor der klaren Aufgabenzuteilung im Sinne der Vorgaben der Bundesverfassung ist falsch.

  3. Ueli Gruber sagt:

    Allerdings ist seither auch die Ausrüstung einiges komplexer und vielfältiger geworden. Passte damals noch die ganze Ausrüstung eines Füs Bat auf einen einzigen Inf Anhänger, so braucht heute ein Inf Bat 12 Normcontainer.
    Auch sind manche Waffensysteme an die Grenze der Miliztaugluchkeit gestossen und funktionieren nur durch Support von BU und FL vor Ort – auch im WK!
    Es ist schon gut, von der Vergangenheit zu schwärmen. Man muss sich aber bewusst sein, dass sich Umwelt und Technologie in den letzten zwanzig Jahren ziemlich stark gewandelt haben. Der heutige Leopard II und die heutige Pz Haub M109 sind nicht mehr die gleichen wie damals, sondern vollgestopft mit GPS und modernster Elektronik.

    • Häcki Walter sagt:

      Was nützen moderne Systeme, wenn die Munition fehlt weil sie verkauft oder verboten wurde, durch unüberlegte Verträge unsres BR.
      Und wieviele Bataillone können wir mit der heutigen Mitteln gleichzeitig in den Kampf schicken, es fehlt doch an allen Enden!
      Früher hatte jedes Bataillon sein Zeughaus und seine Munitionsdepots.
      Auch der Mobilmachungsfall wurde regelmässig geübt und es standen Bereitschaftstruppen in Regimentsstärke für die Flugplätze und sonstige Bedürfnisse übers ganze Jahr verteil einsatzbereit.

  4. Franz Betschon sagt:

    Als AdA der bei den FF Trp jahrzehntelang gedient hat, habe ich in meiner ganzen Karriere und in sämtliche Funktionen immer wieder Vorgänge beobachtet, wo beim ersten Blick sofort das Ende der Miliztauglichkeit beschworen, aber auf den zweiten Blick festgestellt wurde, dass es nicht Milizler waren, die z.B. eine Übung zum Scheitern brachten, sondern andere Gründe. Dort wo ich den Überblick habe, ist seit dem Aufbau der Armee XXI gar kein wirklich neues Material mehr eingeführt worden (Infanterie?). Das letzte grössere Beschaffungsprojekt betraf den Schützenpanzer 2000. Das letzte komplexe Grossprojekt, das mit Nullfehler im Projektmanagement eingeführt wurde, war das Projekt FLORAKO (vor zehn Jahren!). Seither sind jede Menge technisch komplizierte (?) Projekte gescheitert, aber nicht verursacht durch Milizler. Eine Verkomplizierung der Technologien ist für mich nicht sichtbar. Es gibt keine Systeme, die von Milizlern mit unserem schweizerischen Berufsbildungssystem nicht gemeistert werden können, auch in der Luftwaffe und auch bei den Panzertruppen nicht. Alle anderen Behauptungen sind Legenden.
    Die Milizarmee 61 lebte von Kritik und Kritikfähigkeit. In der Führungsausbildung wurde das Anlegen von Übungen gelehrt und dabei auch die angemessene Kritik. Seit dem Beginn der Armee XXI erleben wir eine weinerliche Unfähigkeit, Kritik zu ertragen. Das zur Debatte stehende Buch gibt Zeitzeugenberichte wieder, die aber in der Distanz bereits wieder zum Selbstschutz abgestritten werden. Alle Autoren wehren sich dagegen, wenn ihnen Nostalgie unterschoben wird.
    Es ist sicher so, dass die volle Wahrheit nie dargestellt werden kann. Aber die Berichte der Autoren in diesem Buch liegen in der Kerngarbe von dem was viele Leser erlebt haben und sie bestätigen das in ihren Kommentaren. Es gibt eine Historikerschule, die aus Prinzip auf Zeitzeugenberichte verzichtet (z.B. die UEK von Prof Bergier), mit der Begründung, Zeitzeugen würden die tatsächlichen Verhältnisse verklären. Sie leisten aber der Nachwelt und letztlich ihrer eigenen Wissenschaft einen Bärendienst.
    Beunruhigend ist die Feststellung, dass bereits unübersehbar Tendenzen sichtbar werden, die Geschichte der schweizerischen Sicherheitspolitik des letzten Jahrhunderts und insbesondere der Armee 61 umzuschreiben. Für einen Historiker ist es derzeit nicht karrierefördernd, sich mit dem auseinander zu setzen, was wirklich Sache war. Der schweizerische Nationalfonds hat bereits ein entsprechendes Projekt als nicht förderungswürdig gestrichen. Hier setzte der Gedanke an, das genannte Buch in der zweiten Auflage nochmals erscheinen zu lassen.

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