US Flottenmanöver im "kommunikationsblockierten" Raum

US Flottenmanöver im "kommunikationsblockierten" Raum

Ich habe schon früher über die Territorialdispute Chinas mit allen seinen Nachbarn (ausser gegenwärtig Russland), die Unterstützung der USA für die im Streit mit China stehenden Nachbarstaaten und die sich daraus ergebende Möglichkeit militärischer Konflikte hingewiesen.
von Gotthard Frick, Bottmingen und Peking
Schon 2011 hatte aber auch ein chinesischer Generalmajor in einer chinesischen Tageszeitung der KP Chinas geschrieben, ein Krieg mit den USA sei u.U. unvermeidlich. Eine der von ihm genannten Umstände wäre eine Verletzung der chinesischen Souveränität. Dieser Grund ist inzwischen eingetreten. China besteht darauf, dass sich seine Souveränität auf gewisse Territorien erstrecke, die auch von Japan beansprucht werden. Zudem hat Präsident Obama offiziell angekündigt, dass der militärische Beispandspakt mit Japan in Kraft trete, falls die gegenwärtige Konstellation um diese Gebiete durch die Anwendung von Gewalt verändert werde. (Japan übt de facto die Herrschaft über das umstrittene Territorium aus).
Heute (15.10.2014) berichtet die britische BBC on-line über ein grosses US-Flottenmanöver im Raum um Guam.Zwei Flugzeugträgergruppen sind daran beteiligt. Der Titel des Artikels lautet (von mir übersetzt): Warum übt die US Marine den Krieg mit China? Der Titel entspricht der Meinung des vom Deck des Flugzeugträgers USS Washington aus berichtenden BBC Korrespondenten. Der kommandierende Rear Admiral gibt als Grund für das Manöver an,  “….unsere Fähigkeit, ungehindert in Gewässern unserer Wahl zu operieren” zu üben. “Gewässer unserer Wahl” können auch Meeresteile sein, die von China beansprucht werden, z.B. die für den Welthandel wichtigste Wasserstrasse,  das Südchinesische Meer.
Der Admiral weist auf die zahlreiche Bedrohungen seiner Flotte aus dem Web, cyber space, aus dem Weltraum, aus den Tiefen der Meere, vom Land und aus der Luft hin. Obschon die chinesische Flotte für die amerikanische noch lange kein ebenbürtiger Gegner sein wird, hat sie doch ein von den USA als sehr gefährlich eingestuftes Potenzial aufgebaut, das u.a. geräuschlose U-Boote und sehr genaue Mittelstreckenraketen (die US sprechen von “Flugzeugträger Killern”) umfasst. Mit diesen Waffen kann China die US-Flotte im Raum des vor China liegenden Inselstreifens (Japan bis ins Südchinesiche Meer) bedrohen, ev. davon sogar fern halten.
Eine nach meiner Meinung für unsere Armee sehr wichtige Information möchte ich besonders hervorheben, glaubt doch unsere Armeeführung – soweit ich das überblicken kann – anscheinend immer noch, den Krieg auf Bildschirmen führen zu können. Sie will für die elektronische Kriegführung Milliarden ausgeben. Dazu der Kommandant der übenden US Flotte,  Rear Admiral Montgomery: “It is generally understood that some countries (G.Frick, gemeint ist natürlich China) have the ability to remove or to limit satellite communications, so we have to practice working in a COMMUNICATIONS DENIED ENVIRONMENT”. (Hervorhebungen und Übersetzung durch mich. “Es ist allgemein bekannt, dass einige Länder über die Fähigkeit verfügen, die Kommunikation über Satelliten auszuschalten oder einzuschränken. Deshalb müssen wir üben, in einem der Kommunikation verwehrten Umfeld zu arbeiten”.)
Soviel zur Meinung der in der Technik an der Spitze stehenden US Streitkräfte. Dazu meine Meinung: Ich glaube, wir brauchen einen kleinen, hochtechnischen Verband, damit wir wissen, was die Gegner können und vielleicht ist es uns möglich, am Anfang damit noch etwas zu bewirken. Aber wir sollten nicht Milliarden für den Krieg im Cyberspace etc. ausgeben, sondern wieder eine grosse Armee aufbauen und mit sehr robusten, wirkungsvollen Waffen unterhalb der elektronischen Schwelle ausrüsten.

Kommentar:
China beurteilt die militärische Lage ziemlich genau wie wir. “Cyber War” dient bis jetzt häufig nur dazu, bedeutungsschwanger nichts tun zu müssen und von den reellen Unterlassungen im konventionellen Bereich abzulenken.

 

Kommentare: 8

  1. Schaub Rudolf P. sagt:

    Auch in der Schweiz wird viel vom Cyber-War geschwafelt. Rear Admiral Montgomery bringt es auf den Punkt: Die verlockenden elektronischen Führungsmittel funktionieren im entscheidenden Moment höchstwahrscheinlich nicht. Das bedeutet: Unsere Armee und insbesondere ihre Elemente müssen auch ohne elektronische Führungshilfen funktionieren. Dies kann nur durch die “Auftragstaktik” sichergestellt werden. Die Gruppen- und Zugführer, die Kompanie- und Bataillonskommandanten etc. müssen klare (zielorientierte) Aufträge haben, die sie wenn immer möglich selbständig erfüllen können. Auf allen Stufen muss es Detachemente und Verbände geben, mit welchen auch Notlagen sofort selbständig bereinigt werden können, so dass keine Drittverbände zu Hilfe eilen müssen. Denn der Hilferuf kommt bei der übergeordneten Kommandostelle allenfalls nicht an oder diese ist nicht in der Lage, dem “Hilfsverband” die erforderlichen Befehle rechtzeitig zu übermitteln. Auf allen Stufen ist vorausschauende Kampfplanung erforderlich, mit welcher die Handlungsfreiheit ohne grosse Improvisation sichergestellt wird. Der Verteidiger hat den bedeutenden Vorteil, dass er mögliche Kampfverläufe aufgrund seiner Geländekenntnisse besser antizipieren und Gegenstösse und Gegenangriffe einüben kann. Diese müssen ohne grossen Befehlsaufwand ausgelöst und ausgeführt werden können. Als verlässlichere Verbindungsmittel eignen sich die Kommunikation per Draht, Signalraketen und sogar “Meldeläufer”. Es handelt sich um schrecklich altmodische Verbindungsmittel, die aber von Cyber-Massnahmen nicht betroffen sind. Im Übrigen stellt sich schon die Frage, ob ein Gegner die Mittel hat, um kleinräumige Funknetze (Kompanie und Bataillon) mit Cyber-Massnahmen still zu legen. Schliesslich ist zu beachten, dass eine bewegliche Kampfführung mit grösseren Verschiebungsinstanzen nicht nur aufgrund der Verbindungsprobleme, sondern auch wegen der gegnerischen Luftüberlegenheit scheitern kann. Natürlich sind das alles Gedanken eines weisshaarigen Betonkopfes. Heute werden drei Kompanien in Bewegung gesetzt, um fünf Terroristen, die einen Major entführt haben, ohne Kollateralschäden niederzukämpfen. So geschehen in Bure gemäss einem Bericht im Schweizer Soldat. Allerdings muss bei einem solchen Feindbild nicht mit Cyber-War gerechnet werden. Vielleicht ist es doch richtig, viel in elektronische Verbindungsmittel und Abwehrmassnahmen gegen den Cyber-War zu investieren und deshalb auf Waffenkäufe zu verzichten.

    • S. Gerber sagt:

      “… Verbindungsmittel eignen sich die Kommunikation per Draht, Signalraketen …”
      Mein Gott, in welchem Jahrhundert leben Sie? Ohne Elektronik fliegt heute kein Flz mehr, schiesst weder Panzer noch Artillerie, ja fährt selbst der normalste Lastwagen heute nicht mehr.
      Liebe Gärtner, wacht auf. Es ist 2014!

  2. Franz Betschon sagt:

    Das “Cyber-War Geschwafel” ist die bequemste Art nichts tun zu müssen. Man kann geschäftig vom Krieg von Morgen reden, investieren und vorallem, die Kritiker auf die Seite drängen. Diese Kritiker wissen noch, was “Kampf der verbundenen Waffen” ist, nämlich eine Kriegsrealität auch in Zukunft. Davon ist aus “Bern” nie mehr etwas zu hören, weil alles Material, Reglemente, Ausbildung, Erfahrung etc. verloren gegangen ist. Also muss man von einem Krieg reden, den noch niemand je geführt hat und der die Politiker beeindruckt. Nebel werfen heisst das.

  3. Gotthard Frick sagt:

    Ich bin mit den Kommentaren der Herren Schaub und Betschon völlig einverstanden.
    Betr. die von Herrn Schaub erwähnte “Geländekenntnisse” des Verteidigers: Dieser Punkt – unser für einen Angreifer schwieriges Gelände (sofern wir es verteidigen) – wurde im 2. Weltkrieg von allen Armeen in ihren Angriffsstudien hervorgehoben, denn alle grössere Armeen haben solche Studien und Pläne ausgearbeitet: Frankreich, England, Deutschland (am meisten), aber 1944 auch die USA (auf Wunsch Stalins, als die Allierten lange an der deutschen Verteidigungsfront in Frankreich stecken blieben). Die Schlussfolgerung der Joint Chiefs of Staff?
    “Die Schwierigkeiten des Geländes und die anerkannte Fähigkeit der kleinen, aber effizienten Schweizer Streitkräfte im Kampf auf ihrem eigenen Boden würden ein solches Projekt fragwürdig machen”.
    Die meisten Schweizer wissen wohl nicht, dass auch unsere “Freunde” (z.B. Frankreich) solche Pläne, einschliesslich der Besetzung unses Landes, ausgearbeitet haben.
    Welchen Rat gab doch Stalin dem Polinischen General, als er ihm dazu gratulierte, zum Kommandanten der von der Sowjetunion aufgebauten polnischen Division ernannt worden zu sein?
    “Vergessen sie nicht, in der Politik gibt es keine Sentimentalitäten”.
    Das Gelände wird auch in Zukunft schwierig bleiben. Nur fehlen heute die Streitkräfte, um dieses Land zu verteidigen.
    Gotthard Frick, Bottmingen

  4. Schaub Rudolf P. sagt:

    Herr Gerber – ich muss nicht aufwachen, Sie müssen sich aber mehr mit den Geschehnissen auf den Kriegsschauplätzen beschäftigen und mehr denken. Die von Ihnen genannten Kriegsgeräte sind “geschlossene” Systeme, die für sich funktionieren mögen. Ich äussre mich kritisch zu Funkverbindungen, weil ich wahrscheinlich im Unterschied zu Ihnen noch grosse Manöver miterlebt habe, in denen unsere Funkverbindungen durch die damalige elektronische Kriegsführung der Übungsleitung – heute Cyber-War – zum Absturz gebracht worden sind. Sie haben nicht mehr funktioniert. Wir durften bz. konnten übrigens auch keine Natels verwenden. Auch diese hätten nicht funktioniert. Navigationsgeräte gab es noch nicht. Auch diese würden heute nicht funktionieren, hingegen könnte man sich auf Karte und Kompass verlassen. Ich empfehle Ihnen das Studium der Publikationen von Ariel Sharon, einem herausragenden israelischer Panzer General, der weiss, wovon er schreibt. Bis heute hat keine Macht, welche sich auf hochentwickelte Elektronik abstützte, einen Krieg gewonnen.

    • S. Gerber sagt:

      @Schaub: Dann müssten Sie sich einmal à jour bringen, wie heute bei der Artillerie Feuerstellungen vermessen werden, Schiesselemente berechnet und übermitelt werden. Ohne GPS, Computernetzwerk und Funk läuft da gar nichts mehr – auch in der Schweiz nicht!

  5. Gotthard Frick sagt:

    Antwort an Herrn S. Gerber zu seinem Schlusswort:
    “Ohne GPS, Computernetzwerk und Funk läuft da gar nichts mehr – auch in der Schweiz nicht!”
    Sehr geehrter Herr S. Gerber,
    Genau das ist eines unserer vielen Probleme. Wir haben die Fähigkeiten gar nicht mehr, ohne leicht zu störende und “abzuhörende” Elektronik zu handeln, in allen Bereichen, nicht nur in der Armee. Wie viele Leute in der Schweiz können noch ohne irgend ein elektronisches Instrument mit GPS in der Hand wandern?
    Jedenfalls scheinen sich die US der Gefährlichkeit dieser ungeheuren Abhängigkeit bewusst zu werden. Deshalb übt jetzt ihre Flotte im vom mir genannten Beispiel laut dem dort zitierten Admiral in einem Umfeld zu kämpfen, wo die elektronische Kommunikation weitgehend oder ganz ausgeschaltet ist.
    Vor sehr vielen Jahren war ich an einem Artillerieschiessen, an dem 120 Geschütze, in Stellung zwischen Furka und Oberalp, auf ein dazwischen hoch in den Bergen liegendes Ziel Feuerschläge austeilten. Da eine solches Scharfschiessen einer grossen Artilleriegruppe einmalig war, waren hunderte von Offizieren als Zuschauer aufgeboten. Lautsprecher übertrugen für die Zuschauer aus den Batteriestellungen die Befehle und Abschussknalle, da jede Batterie zu einer anderen Zeit die Schüsse auslösen musste, damit sie im Zeitpunkt Null im Ziel ankamen.
    Alles ohne Elektronik, die es damals noch gar nicht gab. Die Batterien waren durch von den Übermittlungstruppen verlegte Telefonleitungen verbunden.
    Die Stellungen meines verstärkten Inf.Bat. am direkten Zugang zum Flughafen Kloten am Rhein waren durch ein Netz von unterirdischen, NEP resistenten Telefonleitungen verbunden, das nur schwer ausgeschaltet werden konnte, da alle Zentren (KP’s bis Stufe Brigade, Beobachtungsstellen der Festungsminenwerfer, die Stellungen der Schweren Waffen, wie z.B. die Bunker mit den Panzerabwehrkanonen, auf verschieden Wegen doppelt und dreifach miteinander verbunden waren. Die Verbindungen wären auch nicht ausgefallen, wenn einzelne Knotenpunkte ausgefallen wären, da auch diese von zusätzlichen Leitungen umgangen wurden).
    Mit freundlichen Grüssen Gotthard Frick, Bottmingen,
    17.10.2014
    P.S. Haben Sie zufälligerweise meinen Artikel „Der grosse Zusammenbruch“ in der ASMZ vom Mai 2011 gelesen? Dort habe ich gezeigt, was es für die Schweiz bedeuten würde – im Frieden notabene – falls das elektrisch-elektronische System regional oder im ganzen Land für einige Zeit ausfallen sollte, eine Möglichkeit, die niemand ausschlies-sen kann. Das wäre ein Katastrophe schlimmer als ein Krieg, weil augenblicklich nichts mehr funktionierten würde und die Leute nicht mehr wissen, wie man ohne Elektronik leben kann).
    Auch ich brauche selbstverständlich das elektrisch-elektronische System sehr intensiv. Aber man sollte im Hinterkopf auch Gedanken darüber bereit haben, was man im Fall tun wird, dass es nicht mehr funktioniert (Beispiel: KKdt. Blattmann’s private Wasserreserve). Und meines Erachtens darf sich die Armee eines Kleinstaates keinesfalls darauf verlassen, dass es im Ernstfall lange funktioniert.

    • S. Gerber sagt:

      Ich habe lediglich geschrieben, wie es heute ist, ohne zu werten, ob gut oder schlecht.
      120 Geschütze gibt es mittlerweile in der ganzen Schweiz nicht mehr. Ausser auf dem Waffenplatz Biére darf nirgendwo mehr geschossen werden. Und ohne GPS findet nun einfach einmal gar nichts mehr statt.
      Da kann man jetzt des langen und breiten darüber wettern und sich ereifern, wie früher alles besser war. Das nützt gar nichts.
      Wir leben in der Realität des 21. Jahrhunderts und nicht in der Wunsch-, Traum- oder Nostalgiewelt der Gärtnergruppe.

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