Die Weiterentwicklung der Armee und die Infanterie

Die Weiterentwicklung der Armee und die Infanterie

Die geplante Unterstellung aller Infanteriebataillone (Inf Bat) unter die Territorialdivisionen (Ter Div) sorgt für Irritation. Gibt man damit die Verteidigungsfähigkeit der Infanterie preis? CHANCE SCHWEIZ – Arbeitskreis für Sicherheitsfragen lud Vertreter der Miliz, den Kommandanten einer Territorialregion (Kdt Ter Reg) und den Kommandanten des Lehrverbandes Infanterie zu einem klärenden Gespräch ein.
Ziel des Anlasses war, wie Moderator und Vizepräsident von CHANCE SCHWEIZ, Eugen Thomann, eingangs mitteilte, der sicherheitspolitischen Kommission des Ständerates, – sie berät die Weiterentwicklung der Armee (WEA) zurzeit, – Ideen für flankierende Massnahmen zu unterbreiten, welche die befürchtete Schwächung der Infanterie auffangen könnten. Das sachkundige Publikum bekam interessante Lösungsansätze zu hören.
Beitrag auf offiziere.ch

 

Kommentare: 4

  1. Schaub Rudolf P. sagt:

    Massgebend ist nicht, was in irgendeiner Veranstaltung diskutiert wird, sondern das, was in der WEA-Botschaft für die Eidg. Räte festgehalten worden ist. Die Infanteriebataillone “trainieren die Überwachung, die Sicherung und den Schutz von Verkehrsachsen, wichtigen Objekten, Räumen und Grenzabschnitten, aber auch wie Stellungen gehalten und Durchgänge gesperrt werden” (Botschaft, S. 15). Zum genannten Trainingsstoff kommen weitere Tätigkeiten im Zusammenhang mit dem primär zu leistenden Assistenzdienst zu Gunsten der Kantone und Gemeinden, welche die Infanteriebataillone auch “trainieren” müssen, beispielsweise den höchst anspruchsvollen Ordnungsdienst oder den effizienten Umgang mit Schaufel und Pickel zur Beseitigung der Folgen von Elementarereignissen. Als ich die Botschaft zum ersten Mal studierte, störte es mich, dass die Infanteriebataillone ihre Tätigkeiten nur noch “trainieren” sollen. Ich empfand dies als unmilitärische Ausdrucksweise. Mittlerweile habe ich erkannt, dass mit “trainieren” das zutreffende Verb gewählt worden ist. In den geplanten Wiederholungskursen von zwei Wochen können die Infanteriebataillone die ihnen obliegenden Tätigkeiten bestenfalls “trainieren” und zwar höchstwahrscheinlich nur oberflächlich und keineswegs vollständig. Die für bestimmte Tätigkeiten unerlässliche Verbandsausbildung dürfte auch nicht möglich sein. Die künftigen Infanteriebataillone sollen viele Tätigkeiten ausüben, werden diese aber nicht beherrschen. Mit flankierenden Massnahmen kann das Problem der überdehnten Aufgaben der Infanteriebataillone nicht gelöst werden. Sie müssen vielmehr reduziert werden. Aufgrund der Erfahrungen bei den Ordnungseinsätzen in der Vergangenheit müsste vorweg auf diese verzichtet werden. Der Infanterist als Bürger in Uniform ist aus verschiedenen Gründen kein geeigneter Polizist. Dummerweise ist schon eine erhebliche Anzahl von Spezialfahrzeugen für den Ordnungsdienst beschafft worden! Diese Aufgabe kann somit aus praktischen Gründen nicht mehr gestrichen werden. Letzteres drängt sich eher beim “Sperren von Achsen” und “Halten von Stellungen auf”, wenn man den Überlegungen des Bundesrates über die Bedrohungslage zustimmen will . Denn gemäss Botschaft (S. 11) soll “die Wahrscheinlichkeit eines militärischen Angriffs auf die Schweiz … für die absehbare Zukunft nach wie vor gering” sein.

    • Kurt Brugger sagt:

      @Schaub Rudolf P., positiv ist, Sie erklären uns was Sie im Bericht zur WEA gelesen haben. Interessant wäre, von Ihnen zu erfahren, was Sie daraus für Schlüsse ziehen.
      Wenn ich mir überlege, wie eine derart trainierte Truppe für den Ernstfall bereit sein soll, läuft es mir kalt über den Rücken (obwohl ich längst nicht mehr zur aktiven Generation gehöre) und sträuben sich mir die Nackenhaare. Ob gestern, heute oder morgen, eine Truppe (von welcher Waffengattung auch immer) die nicht kriegsgenügend ausgebildet ist, wird ihren Auftrag nicht erfüllen und vor dem Feind kläglich versagen.
      Diese Tatsache hat die menschliche Spezies schon erkannt, nachdem sie von den Bäumen gestiegen sind und den aufrechten Gang verinnerlicht hatten. Eine Botschaft kannten sie noch nicht, aber ihr Selbsterhaltungs-Trieb hat ihnen vor Augen geführt, dass wer sich erfolgreich verteidigen will, besser kämpfen muss als sein Angreifer.
      Allein die Aussage “die Wahrscheinlichekeit eines militärischen Angriffs (dazu gehören auch Guerillas und Terroristen) auf die Schweiz ist für die absehbare Zukunft nach wie vor gering” könnte diletantischer und blauäugiger nicht sein.
      Angesichts grenz- und kontinent-übergreifender allgemein bedrohlicher, terroristischer Angriffstaktik, angeführt von wilden, extremistischen Horden, welche taktisch und technisch in der Lage sind, irgendwo und jederzeit auf diesem Globus verheerend zu zu schlagen. Damit wird die politische Diskussion über die WEA in die falsche Richtung gelenkt. Weder soche Ignoranz noch Dramatisieren dürfen Basis sein, für eine wegweisende, sicherheits-politische Ausmarchung.

  2. Schaub Rudolf P. sagt:

    @ Kurt Brugger, lesen Sie meine Texte bitte aufmerksam; meine Aussagen sind klar, manchmal muss man zwischen den Zeilen lesen können. Um die traurige Entwicklung verdaubar zu machen, äussere ich mich gelegentlich sarkastisch oder sogar zynisch. Mit dem Zweihänder will ich nur ausnahmsweise arbeiten. Meinen Standpunkt erfahren Sie am Umfassendsten aus den bisher durch Giardino veröffentlichten Schriften. Wenn Sie diese nicht kennen, teilen Sie mir Ihre Adresse mit. Ich werde Ihnen noch vorhandene Exemplare gerne zukommen lassen.

    • Kurt Brugger sagt:

      @Schaub Rudolf P., eine zweite Lesung hat Ihren Text in einem für mich “helleren Licht” erscheinen lassen. Ich gehe davon aus, Sie sind aktiver TrpKdt der Kombatanten.
      Ich war “Kalter Krieger der Stahlhelmfraktion”, AdA A61 (aktiv von 1953 bis 1985), zuletzt Kdt Ns Bat 5 (VsgTrp heute Logistik). Diese “Auszeichnung” hat mir BöFei-Jo verpasst. Anlässlich einer öffentlichen Veranstaltung zur GSOA-Initiative “Schweiz ohne Armee”, aNR Jo Lang war damals mit seiner Anhängerschaft unterwegs an Podiumsgesprächen, für seine politischen Ziele.
      Ich danke Ihnen für Ihr Angebot, mir Ihre Publikationen zu senden. Ich lebe seit 2 Jahren in einer Alterswohnung in der Stadt Zürich. Meine Adresse lautet: K.B., Stettbachstrasse 160, 8051 Zürich.

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