Antwort des Bundesrats auf die Interpellation "Verlängerung der Lebensdauer der Tiger-Flotte"

Antwort des Bundesrats auf die Interpellation "Verlängerung der Lebensdauer der Tiger-Flotte"

Eine Verlängerung der Nutzungsdauer der F-5 Tiger um 5, 7 oder 10 Jahre wäre rein technisch möglich, aber mit entsprechenden Risiken verbunden. Wegen der per 2016 geplanten Ausserdienststellung wurden in den vergangenen Jahren nur noch die notwendigsten Instandhaltungsarbeiten ausgeführt. Bei einem Weiterbetrieb ohne Aufrüstung fielen in Abhängigkeit des technischen Zustandes der einzelnen Flugzeuge einmalige Kosten an, um veraltete und nicht mehr reparierbare Subsysteme wie z.B. Navigations-, Erkennungs- und je nach operationellen Bedürfnissen auch Bewaffnungssysteme zu ersetzen. Die Betriebskosten einer Teilflotte von rund 30 F-5 würden sich auf rund 40 Millionen Franken pro Jahr belaufen.
Die F/A-18 wird im Gegensatz zum F-5 von Berufspiloten geflogen. Die Anzahl an Flugstunden auf dem F/A-18 ergibt sich unabhängig vom F-5 durch die Anzahl operationeller Berufspiloten und deren minimal zu erbringenden Flugstunden (120 pro Jahr). Durch die Einführung einer Interventionsbereitschaft rund um die Uhr für den Luftpolizeidienst wird sich die Anzahl benötigter Berufspiloten erhöhen, wodurch im Vergleich zu heute die Anzahl Flugstunden für die F/A-18-Flotte um ca. 1000 pro Jahr ansteigen wird. Der Weiterbetrieb der F-5 Flotte hat keine Auswirkungen auf den jährlichen Flugstundenbedarf der F/A-18 respektive auf deren Lebensdauer. […]
Nur für den Luftpolizeidienst in der normalen Lage genügen 32 F/A-18; es braucht aber mehr Flugzeuge für die Durchhaltefähigkeit in Krisensituationen und für den Fall eines bewaffneten Konfliktes. Eine Miete von Kampfflugzeugen ohne klare Vorstellungen für eine spätere Neubeschaffung wäre nicht sinnvoll. Moderne Kampfflugzeuge erfordern eine intensive Umschulungs- und Trainingsphase, bis die geforderten Leistungen erbracht werden können. Hinzu kommen beträchtliche Investitionen in die Infrastruktur. Eine Überbrückungslösung wäre deshalb nur dann sinnvoll, wenn das eingesetzte Flugzeug im Wesentlichen dem zu beschaffenden Typ entspricht, wie dies beispielsweise bei der Überbrückungslösung mit Gripen C/D der Fall gewesen wäre. Eine Miete würde damit faktisch einen späteren Kauf präjudizieren bzw. von einer Typenwahl abhängen.
Die weiteren Antworten finden Sie auf parlament.ch
Kommentar:
Der Bundesrat (oder die Armeeführung) wollen einfach nicht. Wie setzen die Schweiz lieber einem grossen Risiko aus (keine genügende Anzahl Flugzeuge in einer Krisensituation), als dass sie über ihren Schatten springen. Die Argumentation ist denn auch nicht von Risiken und Bedrohungen abgeleitet, sondern – einmal mehr – rein finanzgesteuert. Wir nominieren das VBS für die Auszeichnung “Unsicherheitsdepartement”!
Ein zweiter Punkt fällt auf: Wenn der Weiterbetrieb der F-5 Flotte keine Auswirkung auf die Lebensdauer der F/A-18 hat, übernehmen also die Hornets die Aufgaben der Tiger (Schulung, Zieldarstellung, Raumschutz). Diese Mehrbelastung hat also keine Auswirkung auf die Lebensdauer? Das heisst, die Lebensdauer ist nicht abhängig von den Flugstunden, sondern alleine vom (willkürlich gesetzten) Alter?
Unterstützen Sie nun erst recht unsere Tiger-Petition!

 

Kommentare: 5

  1. Hohermuth sagt:

    einen grösseren Stuss vom Bundesrat hab ich noch nie gehört. Kommentar Giradino “die wollen einfach nicht” ist zutreffend.
    Einmal mehr eine riesengrosse Enttäuschung. Aber was will man schon von einem non valeur – Bundesrat erwarten.
    Es gilt, den Druck zu erhöhen und nicht aufzugeben!

  2. Markus Gisel sagt:

    Dem aufmerksamen Leser fällt auf, dass in der Antwort des Bundesrates Widersprüche enthalten sind. So wird z.B. unter Punkt 1/2 von jährlichen Betriebskosten von CHF 40 (vierzig) Mio. gesprochen. Unter Punkt 6 werden diese mit rund CHF 90 (neunzig) veranschlagt! Hier wird einmal mehr ein wahrer Zahlensalat angerichtet! Aufhorchen lassen die unter Punkt 5 aufgeführten Aufrüstungskosten, die “(…) je nach Paket über 1 Milliarde Franken kosten”. Gemäss Medienberichten sollen aber Brasilien und andere Staaten ihre über 30-jährigen Tiger für USD 6 Mio. pro Stück erfolgreich erneuert haben. Man rechne – bei 30 Tiger F-5 ergäbe dies Gesamtkosten von CHF 180 Mio.! Gut möglich, oder sogar sehr wahrscheinlich, dass in einem solch kostengünstigen Paket nicht all die Goodies enthalten sind wie in dem CHF 1 Milliarden Paket, die Frage ist aber, ob in diesem Fall die günstige Version (oder allenfalls auch ein leicht teureres) nicht genügen würden.

  3. Herr Hohermuth ist vorbehaltlos zuzustimmen. Die Argumente des Bundesrates sind nichts mehr und nichts weniger als heisse Luft! Selbst der absolute GRIPEN-Fan Alder räumt ein, dass eine Modernisierung des TIGER F-5e – damit das Flugzeug noch einige Jahre LUFTPOLIZEIDIENST (auch bei Nacht und schlechtem Wetter – was technisch absolut möglichst gemacht werden kann!) zu leisten und damit den FA/18 zu entlasten vermag – durchaus Sinn macht. Dass möglichst zügig aber nun auf eine Erneuerung der Luftwaffe ingesamt hingearbeitet wird, ist nach Auffassung von GIARDINO ebenso zwingend. Dieses Mal aber muss eine wirklich professionelle Evaluation (und v.a. auch korrekte PR-Aktion dazu) realisiert werden. Es ist höchste Zeit, dass sich die (vernünftigen und weitsichtigen) Eidg. Räte von der Landesregierung nicht noch weiter vorführen lassen! Hermann Suter, Präsident Gruppe GIARDINO

  4. Alexander Steinacher sagt:

    Ja, sie wollen nicht – aber wir wollen, das Volk! Wer stoppt endlich die nur noch eindimensional denkenden Sparstrategen? Und – wovon träumen eigentlich die eidgenössischen Räte? Gibt es kein Verantwortungsbewusstsein mehr, keine Verantwortung? Die ganze Geschichte ist maximal beschämend!

  5. Konrad Alder sagt:

    AD Hermann Suter, Präsident Giardino: Ihre Interpretation meiner Stellungnahmen zur Zukunft unserer technisch wie operationell völlig veralteten Flotte von F-5E Tiger II ist – bei allem gebotenem Respekt – unzulässig und desinformierend! In all meinen Beiträgen habe ich mich – wegen mangelndem operationellen Zusatznutzen und fehlender Zukunftsfähigkeit – stets konsequent und unmissverständlich gegen alle finanziell aufwendigen F-5E-Kampfwertsteigerungs- bzw. Nutzungsverlängerungsprogramme ausgesprochen und zur Bündelung all unserer Kräfte mit dem Ziel einer raschmöglichsten Beschaffung einer nächsten Generation von Kampfflugzeugen aufgerufen. Ein allfälliger Parlamentsentscheid für ein solches Update-Programm werde ich mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln bekämpfen. Im Unterschied zu mehreren Befürwortern einer kostspieligen F-5E Tiger II-Modifikation verfolge ich keine wirtschaftlichen Eigeninteressen, sondern bin ausschliesslich einem glaubwürdigen und leistungsfähigen schweizerischen Sicherheitsverbund für Schutz, Rettung und Verteidigung verpflichtet. Ich nutze diese Gelegenheit auch gerne, allen F-5E-Fürsprechern in Erinnerung zu rufen, dass sich nicht nur VBS und Bundesrat sondern auch die AVIA Gesellschaft der Offiziere der Luftwaffe gegen eine Kampfwertsteigerung oder Lebensdauerverlängerung der Tiger-Flotte ausgesprochen hat. Dies anlässlich einer Konsultativabstimmung nach kurzer Diskussion und mit beachtlichem Mehr an ihrer Air14-Generalversammlung vom vergangenen August. Die Antwort des Bundesrates auf die Interpellation von Frau Nationalrätin Corina Eichenberger ist im Übrigen lesenswert. Ihrem Inhalt und der Schlussfolgerung, dass sich eine Aufrüstung eines mehr als 30 Jahre alten Flugzeugs nicht lohnt, kann vorbehaltlos zugestimmt werden. Gestalten wir gemeinsam unsere militäraviatische Zukunft und verzichten auf eine kostenintensive Bewirtschaftung ihrer Vergangenheit!

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