Ende einer Tradition: Armee beendet Heimarbeit im Kanton Uri

Ende einer Tradition: Armee beendet Heimarbeit im Kanton Uri

Mehr als hundert Jahre konnten Urner Frauen Näh- und Flickarbeiten in Heimarbeit verrichten. Das gab Arbeit und Einkommen für Familien in den Berggemeinden. Doch damit ist es nun vorbei.
Die Armee zieht sich als grösster Auftraggeber zurück. 43 Frauen verlieren deshalb auf einen Schlag ihre Stelle. Eine von ihnen ist Pierina Senn. Seit 31 Jahren nähte sie bei sich zu Hause in Hospental.
Für Sie geht deshalb ein Lebensabschnitt zu Ende: «An fünf Tagen in der Woche habe ich jeweils 6-7 Stunden für die Heimarbeit genäht.» In guten Jahren habe sie so ein Einkommen von 25‘000 Franken gehabt. Als besonders praktisch empfand sie dabei die flexible Zeiteinteilung.
Beitrag auf srf.ch
Kommentar:
Und wieder verliert die Armee in einer Region viel Goodwill und Unterstützung. Mit gewohnt bester PR lässt sich dieses Manko aber sicher wieder ausbügeln.

 

Kommentare: 9

  1. Ernst Kägi sagt:

    Bedenklich!
    Ein besonderes Weihnachtsgeschenk für die betroffenen Frauen in Uri.
    So schafft man Goodwill für die Milizarmee.
    Der Eindruck verstärkt sich, im VBS würden einige Personen für die Armeeabschaffer arbeiten.
    Bei fragwürdigen, für mich sinnlosen, Ausland Einsätzen (z.B. Kosovo, Mali) wird ein mehrfaches dieser Beträge “in den Sand” gesetzt.

  2. Herbert Staub sagt:

    Ende der Heimarbeit für die Armee!
    Das finde ich sehr traurig! Aber es passt alles zusammen, was von dieser Seite kommt.

  3. Fritz Kälin sagt:

    Natürlich kann man viel ‘ökonomisch’ Sinnvolles darin entdecken, dass die Armee ihre Uniformknöpfe neu vollautomatisiert anknöpft.
    Aber gab es früher noch keine ‘kosteneffizientere’ Alternative zur Heimarbeit? Ich nehme an, natürlich. Doch früher sah die Armee ihren Zweck nicht allein darin, möglichst ‘günstig’ in den Kasernen auf den Tag X eines Ernstfalls zu warten.
    Doch nach 1989 erlebte ein Denken einen Aufschwung, das in allem, worauf ‘Staat’ und ‘Steuergelder’ steht einen reinen Kostenfaktor, eine Belastung für die Wirtschaft sah. Eine Armee war nicht mehr eine Investition in eine sichere Zukunft, sondern nur noch eine gegenwärtige ‘Geldverschwendung’.
    Dieselbe Logik brachte gewisse Leute auf die Idee, dass das neue Armeesackmesser in China statt bei Victorinox gekauft werden könnte. Und dasselbe Denken hält es für kosteneffizienter, wenn die Schweiz sich ‘von der Last einer eigenen Sicherheitsreserve’ befreit und um den Preis der Selbstaufgabe dafür ‘just in time’ militärischen Beistand von fremden, vermeintlich wohlgesinnten Mächten erhält.
    Ist damit zu viel hineininterpretiert in diese relativ kleine Episode? Oder offenbart sich nicht erst in der Tat das wahre Denken dahinter?

  4. S. Gerber sagt:

    Es wäre mir wichtiger, das wir im Bat genügend Mun für die Ausbildung bekommen würden, als dass man über das Armeenudget die Bergbauern quersubventioniert.

    • Ernst Kägi sagt:

      Sicher richtig und wichtig, S. Gerber, nur muss das Eine das Andere ja nicht ausschliessen.
      Es gäbe für mich wie oben erwähnt, andere Positionen, bei denen Abstriche gemacht werden könnten.

    • S. Gerber sagt:

      Ob die Subventionen für die Bergbauern gut oder unnütz sind, darüber lässt sich streiten.
      So oder so: Das ist Aufgabe des WBF und nicht des VBS!

  5. johannes fischer sagt:

    Fritz Kälin hat Recht. Überhaupt, wenn ich an den Niedergang der Schweizer Milizarmee, die ihren Auftrag gemäss Art. 58 BV nicht mehr erfüllen kann, läuft es mir kalt den Rücken hinunter. Ich muss erkennen, dass es nicht das Werk der Linken ist, die dies wohl fordern, sondern dass es die sog. Bürgerlichen von SVP über FDP bis CVP sind, die die Verlangen der Linken realisieren.
    Wenn in dieser für das Land so lebenswichtigen Frage der massen leichtsinnig und fahrlässig gehandelt wird, wie steht es denn bei weitern die Zukunft des Landes prägenden Fragen?
    Es könnte der Tag kommen, an welchem unsere Nachkommen die heute tätigen Politiker völlig zutreffend als Wegbereiter des Untergangs unseres Landes mit seinen Besonderheiten bezeichnen, die den Einwohnern Rechte und Sicherheit geben, die sonst nirgends auf der Welt im gleichen Mass anzutreffen sind.

  6. Hans Steffen sagt:

    Johannes Fischer: Im letzten Abschnitt Deines Kommentars vermutest Du, es könnte der Tag kommen, wo heutige Politiker als Wegbereiter des Untergangs des Landes erkannt werden. Was denkst Du über die nachfolgende Behauptung?
    Seit vielen Jahren ist der Weg bereitet, eine Mehrzahl der Eidg. Parlamentarier marschiert längst auf dem Weg, dabei den Blick verzückt auf die Göttin Europa gerichtet. Eine Mehrheit im Bundesrat eilt ähnlich wie Rattenfänger von Hameln voraus und übersehen die tiefe Kluft, wo der Untergang lauert.
    Eigentlich tragisch, solche Gedanken ausgerechnet am wichtigsten Geburtstagsfest der Welt zu entwickeln!

  7. Alexander Steinacher sagt:

    Ja, Hans Steffen hat absolut Recht. Die ökonomischen Denker ja auch – dieser Philosophie wird heute so manches geopfert, was integrativer Bestandteil einer – unserer Kultur war. Ein kleines Symptom, das zunehmende “Ausschalten” der Verbundenheit unserer Verteidigungsarmee zum Volk – ein kleines Symptom für einen depressiven und gefährlichen Niedergang! So manche anpasserische Neo-Funktionalität nagt an der selbstbewussten Eigenständigkeit und schliesslich an der Handlungsfreiheit – der Freiheit überhaupt! Die dekadente Strategie ist längst entlarvt! Und die Frauen in den Bergen, die ihren Job verlieren sind nur e i n in Kauf genommenes Ziel der Streubomben!

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