Erschreckende Fakten zum Zustand der Schweizer Landesverteidigung – Die Gruppe GIARDINO präsentiert "Schwarzbuch" zur Sicherheitspolitik und der Armee

Erschreckende Fakten zum Zustand der Schweizer Landesverteidigung – Die Gruppe GIARDINO präsentiert "Schwarzbuch" zur Sicherheitspolitik und der Armee

Der Schweizer Bevölkerung dürfte kaum bekannt oder sogar bewusst sein, dass

  • für die Verteidigung der Schweiz keine Gesamtstrategie der Armee mehr besteht,
  • nur noch gerade zwei Brigaden mit einigen Bataillonen materiell ausgerüstet werden können,
  • eine Einsatzbereitschaft der Armee nur nach monatelange und teurer Ausbildung erreicht werden kann,
  • defektes Material nicht repariert wird, weil die Kapazitäten dazu fehlen, gleichzeitig das Ausbildungsmaterial hohem Verschleiss ausgesetzt ist,
  • die Luftwaffe nur zu “Bürozeiten” den Luftraum überwacht und dass
  • die Bundesverfassung damit in grober Weise missachtet wird.


All diese Fakten listet das heute erscheinende „Schwarzbuch“ der Gruppe GIARDINO auf.


Die Schweizerische Milizarmee sieht sich seit bald 20 Jahren einem bisher nie gesehenen Reformenkarussell ausgesetzt. Trotz diesen schwierigen Rahmenbedingungen leisten die Truppen, die Miliz- und Berufskader insgesamt gute Arbeit. Das VBS und die Armeeleitung sind bemüht, die schweren Fehler und Unterlassungen der Vergangenheit zu korrigieren. Dabei werden sie von der Mehrheit der Landesregierung und der Bundesversammlung über weite Strecken im Stich gelassen.

Die Gruppe GIARDINO hat im August 2010 ein Manifest veröffentlicht und insbesondere dem VBS einen Fragenkatalog übermittelt. Letzter wurde eher unbefriedigend beantwortet (siehe http://gruppe-giardino.ch/fragen). Da weder das Parlament noch das VBS ein unabhängiges schweizerisches Expertengremium mit einer Generalinventur der Armee beauftragen will, hat GIARDINO diese Arbeit selber ausgeführt. Mit den Antworten des VBS auf die Fragen von GIARDINO und öffentlich zugänglichen Informationen konnte GIARDINO ein “Schwarzbuch” über den Zustand der Schweizer Armee 2011 erarbeiten. Diese bittere Wahrheit ist das Fazit aus Bundesrat Maurers Lageanalyse, die er nach Amtsantritt vorgenommen hat und entspricht den Recherchen der Gruppe GIARDINO. Allerdings: Die Medien und das Parlament – das für die Sicherheit der Schweiz die letzte Verantwortung trägt – haben sich der Erkenntnis verschlossen, dass in der Schweiz in einer Krisensituation nur wenige Bataillone aufgeboten werden können.
Die internationale sicherheitspolitische Lageentwicklung und insbesondere der andauernde Wirtschaftskrieg lässt eine armeerelevante Bedrohung der Schweizer wieder durchaus in den Bereich des Möglichen gelangen. Jedenfalls sind die seinerzeitigen Annahmen, die zur Armee XXI geführt haben, nicht mehr gültig.
Die Schweizer Armee 2011 verfügt über keine einsatzbereiten Kampftruppen mehr. Erst nach mehrmonatiger Nachschulung (der sog. “EBA”=”Einsatzbezogene Ausbildung”) könnten höchstens 2 Kampfbrigaden zur Kriegsbereitschaft gebracht und ausgerüstet werden. Zwar werden auf dem Papier weitere 6 Kampfbrigaden ausgewiesen, ihre Einsatzbereitschaft wird aber mangels Ausrüstung gemäss VBS nie erreicht werden können. Dies insbesondere weil grosse Materialmengen ungesetzlich vernichtet worden sind (vgl. dazu u.a. das Mediencommuniqué der SOG vom 1. Oktober 2010!). Ausser für begrenzte subsidiäre Einsätze ist aus dem Stand heraus kein Armeeeinsatz, auch kein Grosskatastrophen-Einsatz mehr möglich, da die zugehörige Mobilmachungsorganisation ersatzlos aufgehoben worden ist.
Es ist nicht sinnvoll über die Armeefinanzierung oder über andere Armeemodelle nachzudenken, solange sich die Politik über diese ernüchternde Ausgangslage nicht einig ist. Daher lehnt es GIARDINO vorläufig auch ab, den Armeebericht zu genehmigen, der wichtige Rahmenbedingungen übersieht.

 

Kommentare: 4

  1. Herr Y. Blau sagt:

    Meiner Meinung nach ist es völkerrechtlich notwendig, dass ein neutraler Staat in der Lage ist, sich so zu schützen, dass er, solange es geht, nicht Partei in internationalen Konflikten werden muss. Wir brauchen aus Gründen des völkerrechtlichen Raison d’être und der Gewaltentrennung im Bund eine Armee die nicht bloss, wie die 40’000 Pontonnier des Alten Bern, auf dem Papier existieren. Wir brauchen auch eine Armee, bei der Bürgernähe und die Verankerung im Volk nicht bloss ein fauler Spruch ist, sondern wirklich von der Bevölkerung getragen wird. Es wurde kürzlich in diesem Blog daraufhin gewiesen, dass Teile der Armee wieder wie in der Vergangenheit den Kantonen teilunterstellt werden können. Mir als gewöhnlichem Citoyén scheint es, als könnte man auf diesem Wege einiges, von dem was unsere Möglichkeiten als neutraler und bündnisfreier Kleinstaat offensichtlich überfordert, wieder in eine Relation setzten zu den Menschen, welche mehr vermögen als, was von McKinsey beratene Verwaltungen auf Papier produzieren.

  2. Martin Huber sagt:

    Diese katastrophale Situation unserer Armee muss klarerweise möglichst breit publik gemacht werden; auch ohne die nicht zu erwartende Mitarbeit der notorischen links-Medien. Die kindischen alt-68er werden natürlich sofort mit ihren dümmlichen Blödelsprüchen herumgeifern, wie gehabt. Sei’s drum. Als Grundlage für eine Neuausrichtung der Sicherheitsstrategie empfehle ich das 5 Stufen Modell von Divisionär a D H. Bachofner.

  3. boris zala sagt:

    Es gibt keine kommmentar!Man muss nur einige Politiker in Bern wechseln!

  4. AMMANN Hans Uli sagt:

    Wenn man die gegenwärtige Weltwirtschaftslage und die politische Siuation (Es sind demokratische Strukturen vorhanden aber in vielen Ländern fehlt es an politischen Persönlichkeiten, welche fähig und bereit sind, im Interesse des Landes und nicht im Interesse von Personen oder Personengruppen zu handeln!)ernsthaft zur Kenntnis nimmt und beurteilt, dann kann / muss man sich um die Zukunft nur Sorgen machen. Das bestehende Vertrauensvakuum wird zunehmen und damit steigt auch die Gefahr der “Eskalation”.

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