Schweizer Offiziere wollen Gleichberechtigung in der Armee

Schweizer Offiziere wollen Gleichberechtigung in der Armee

Stillgestanden, Achtung! Solche Parolen müssen sich vielleicht schon bald alle jungen Schweizerinnen anhören. Denn mitten in der Beratung von Ueli Maurers Monsterreform «Weiterentwicklung der Armee» fahren seine Offiziere schweres Geschütz auf. Die Schweizerische Offiziersgesellschaft (SOG) ist mit über 20 000 Mitgliedern eine der wichtigsten Akteurinnen der eidgenössischen Verteidigungspolitik. Und deren Präsident Denis Froidevaux schielt in diesen Wochen mit Argusaugen nach Norwegen.
Im skandinavischen Königreich gilt die Wehrpflicht nämlich seit Januar für beide Geschlechter. Brigadier Froidevaux sieht das Wehrpflichtmodell Norwegens als «Kompliment an die Frauen». Der Romand umgarnt das starke Geschlecht: «Frauen können genauso gute Soldaten sein wie Männer – und zwar in allen Funktionen.» Auch Armee-Boss André Blattmann muss also neue Konkurrenz fürchten!
Beitrag auf SOG.ch – Beitrag auf blick.ch – Reaktionen auf Blick.ch – blick.ch – 20min.ch – Interview auf NZZ.ch – Beitrag auf srf.ch – Interview mit Oberstlt Zobrist
Kommentar:
Soll mit dieser Diskussion, die heute weder dringlich noch nötig ist, von der Diskussion über die WEA abgelenkt werden? Statt die Wehrpflicht auszudehnen, sollte sie zunächst zurück auf den Kernbereich gebracht werden: Als Rekrutierungsmittel für Verteidigungskräfte. Der endlose Einsatzkatalog für zivile Hilfseinsätze (z.B. “Pistenstampfen”) im Militärgesetz verletzt den Art. 4 der Europäischen Menschenrechtskonvention, die jegliche Verpflichtung zur Zwangsarbeit verbietet ausser den Militärdienst im engsten Sinn des Wortes und den zivilen Ersatzdienst.

 

Kommentare: 13

  1. Fritz Kälin sagt:

    Hinter dieser Idee steckt wohl mehr als nur eine Nebelpetarde. Als das Volk sich mit grosser Mehrheit hinter die Wehrpflicht stellte, gab es wohl einige hohe Offiziere und Armeeplaner, die darüber insgeheim ganz und gar nicht erbaut waren. Dazu beachte man folgenden Satz des SOG-Präsidenten:
    Froidevaux: «Für die Armee und auch den Zivilschutz hätte das norwegische Modell den entscheidenden Vorteil, dass sie aus einer grösseren Anzahl Pflichtigen die besten, geeignetsten und motiviertesten Kandidaten auswählen könnten»
    Aha, darum geht es also… man will die Wehrpflicht (da man sie nicht losgeworden ist) nun zweckentfremden. Eigentlich dient die Wehrpflicht daazu, glaubwürdig grosse Armeebestände zu erreichen sowie als Garant dafür, dass die Armee die Gesellschaft repräsentiert, aus der sie sich rekrutiert. Neu will die Armeespitze offenbar wie die Wirtschaft mit der Personenfreizügigkeit aus einem riesigen Rekrutierungspool ihre ‘Mitarbeiter’ nach eigenem Interesse (nicht aus übergeordnetem Landesinteresse) herauspicken können. Die Wehrgerechtigkeit würde zwangsläufig geritzt, wenn man für einen (schon wieder) halbierten Armeebestand das Rekrutierungsreservoir praktisch verdoppeln würde.
    Früher gab es von linkspolitischer Seite her immer den latenten Verdacht, dass die Armee insgeheim an einer ‘stehenden Grossmachtarmee im Westentaschenformat’ arbeitet und die Wehrpflicht nur als Instrument sieht, um günstig an die notwendigen Fachleute zu kommen, um das High Tech-Material zu bedienen. Solange unsere Armee aber effektiv noch durch Milizkader geführt war, gab es keinen echten Grund, sich Sorgen zu machen.
    Heute ist Misstrauen aber angebracht. Es ist denkbar, dass die Armeespitze unter dem Deckmantel von Geschlechtergerechtigkeit heute tatsächlich eine schleichende Professionalisierung unserer Milizarmee vonrantreiben möchte. Und die heutige Linke hat damit inzwischen offensichtlich kein Problem mehr damit. Es müssen also andere politische Kräfte die unangenehme, aber wichtige Rolle des misstrauischen Beobachters einnehmen.

  2. Hans Ulrich Suter sagt:

    Ich gehe davon aus, dass man dann die Folgerung zieht, dass dann auch das Militärbudget verdoppelt werden muss, man hat ja dann auch doppelt so viele Soldaten. Uebrigens sieht man die Krankheit im Denken auch darin, dass er von “guten Soldaten” spricht. Ja gibt es denn gute und schlechte Soldaten? Für mich gibt es gut ausgebildete und nicht gut ausgebildete Soldaten. Also für jeden schlechten Soldaten ist am Schluss das Offizierskorps verantwortlich, also die Leute vom SOG.

  3. Yves Jauslin sagt:

    Schall und Rauch!
    Wie alles was von der SOG kommt….

  4. Peer H.Kuhn sagt:

    Was haben sich da diese Offiziere eigentlich gedacht? Nicht viel wahrscheinlich! Gleichberechtigt heisst gleichberechtigt, also Kampfausbildung zum Beispiel auch in Isone! Keinerlei Ausnahmen, keinerlei Pardon! Zudem bläht man damit die vorgegebene Zahl der “Soldaten” enorm auf, die Kampfkraft würde noch noch weiter sinken! Ganz im Sinne der Armeeabschaffer. Und dieser Offiziere? Als Fahrerinnen oder zur Sanität? Brieftauben gibt es ja nicht mehr, funktionierend Fahrzeuge auch nicht mehr in diesem Ausmass. Einzige Lichblicke: Zivilschutz, Büro, Altenbetreuung und Pflichtersatz- Zahlungen, die dann der getreue Ehemann und sonst schon Soldat zahlen muss! Und auf ein Hühnerhof-Gegacker kann man als Ausbilder wahrlich verzichten.

  5. Schaub Rudolf P. sagt:

    Hoffentlich weigern sich viele Armee-Angehörige, Assistenzeinsätze zu leisten, welche gegen das Verbot der Zwangsarbeit verstossen, beispielsweise Pisten-Stampfen! Dann muss sich die Armee auf das beschränken, was ihre verfassungsgemässe Aufgabe ist: Landesverteidigung. Das Pisten-Stampfen hat übrigens keinen Ausbildungseffekt, da es in der Schweizer Armee keine Gebirgstruppen mehr gibt, welche sich mit den Skiern fortbewegen. Auf den Viertausendern hat es ja keine Terroristen, die eine Telefonzentrale sprengen könnten.

  6. Fritz Kälin sagt:

    Beim ‘Blick’ ist die Darstellung (wie könnte es anders sein) etwas verzerrt.
    Es lohnt die vergleichende Lektüre bei der ‘Militärpresse’. Dort erscheint die Suppe nicht so heiss gekocht, wie sie vom Blick ausgeteilt wurde.
    http://sog.ch/2015/02/norwegen-als-vorbild-fuer-die-schweiz/
    So oder so wird genau zu prüfen sein, was der Bund in diesem Jahr betreff Wehrdienstmodell für Ideen präsentieren wird.

  7. Marx Mamie sagt:

    Schu chaibe schaad, dass ig mit em Militär schu anno 1962 agfange ha….. han i ächt öppis verpasst?

  8. Hans-Georg Ambühl sagt:

    Grundsätzlich gibt es 2 Arten von Armeeangehörigen. Zunächst diejenigen, die sich, oft parallel zu einem zivilen Studium, in jungen Jahren den Strapazen einer militärischen Kaderausbildung unterwerfen. Die im Alter von 25-35 Jahren als Gruppen- und Zugführer, Kompaniekommandanten und Führungsgehilfen in den Stäben der Bataillone eine grosse Verantwortung für ihre Unterstellten tragen. Die still und leise und unter Inkaufnahme hunderter zusätzlicher Diensttage und unter Aufopferung eines grossen Teils ihrer Freizeit ihren Militärdienst für die Sicherheit unseres Landes absvolvieren. Und dann gibt es die anderen. Die als Soldaten das Minimum der vorgeschriebenen Diensttage absolvieren. Die im warmen Büro gelehrte Traktate über die Miliz und die allgemeine Wehrpflicht verfassen. Die im praktischen Leben aber nicht mehr als das gesetzlich Geforderte an ebendiese Miliz und Wehrpflicht beitragen. Zum Glück für unser Land sind die ersteren noch immer in der Überzahl. Aber man hört eben nichts von ihnen…

    • Fritz Kälin sagt:

      Ich bin (bzw. war) übrigens so ein einfacher Milizsoldat, aber ich nehme Ihre Ausführungen nicht persönlich.
      Es ist die Armee, die sich aussucht, wer das gesetzliche Minimum leitstet und wer weiter macht. Und es ist die Politik, welche uns Soldaten bereits unter 30 ausmustert oder innert eines Jahres vom Rekruten Zugführer macht, auch wenn bei ihnen manchmal der Bartwuchs noch nicht richtig eingesetzt hat. Mindestens bei den Unteroffizieren ist ein grosser Teil nicht weniger unfreiwillig im Dienst als die Rekruten, die sie ausbilden.
      Als Militärhistoriker würde ich eher von 3, als von 2 Arten AdAs sprechen: es gab immer 3 Arten von Schweizer Armeeangehörigen. Die relativ wenigen, die auch ohne Wehrpflicht/ Miliz Militär machen würden. Das sind wohl diejenigen, von denen wir jetzt so nichts hören, wenn im Rahmen der WEA die Armee erneut reduziert wird. Hauptsache, ihnen bleibt noch das Kommando über einen der letzten Truppenkörper…
      Die zweite Gruppe bilden diejenigen, die (wenn sie sich nicht irgendwie um den Dienst drücken konnten) jedesmal mit Todesverachtung in die Kampfstiefel schlüpfen.
      Zwischen diesen beiden Polen bewegt sich eine grosse Zahl, die in der Tat ‘besseres zu tun hätten’, aber sich von den Unkenrufen der Berufsdefaitisten nicht von der Erfüllung ihrer Pflicht abbringen lassen – ob im jährlichen WK oder am Tag einer Mobilmachung, ob als einfacher Soldat, Unteroffizier, Generalstäbler oder als gewählter General, ob beim unsäglich langweiligen Wachtdienst oder im anspruchsvollen Kaderkurs.
      Ich finde, es geziemt sich nicht, über jene AdAs aller Grade die Nase zu rümpfen, die im Herzen lieber ihrer zivilen Tätigkeit nachgegen oder lieber bei Freundin/ Frau im Bett lägen, statt im Massenschlag oder in der Zivilschutzunterkunft zu pennen. Wenn wir ihnen die Anerkennung verweigern, brauchen wir uns gar nicht erst über “Gleichberechtigung in der Armee” zu unterhalten, sondern können den Laden gleich im vornherein zugunsten einer Söldernerarmee zumachen.

  9. zala boris sagt:

    Wen sollte so wie der Israelische Armmee den schon,aber di Israelische Armee hat mehr als nur 100.000 ADA!”Sie weissen warum”.

  10. Alexander Steinacher sagt:

    Genau! wahnsinnig wichtige Diskussion zur Zeit! Steckt dahinter eventuell sogar eine vorbereitende, angepasste Verteidigungstaktik? Nämlich, dass verantwortliche Militärstrategen mit drohenden Angriffen islamistischer Terrorarmeen rechnen, deren Kämpfer nichts so sehr fürchten, wie von einer Frau ins falsche Jenseits befördert zu werden? Bei weiblichen Peshmerga-Kämpferinnen genüge gelegentlich allein der Kampfschrei der Amazonen, um die Angreifer in panische Fluchtreaktionen zu versetzen. Entsprechend müssten wir eine weiterentwickelte Spezialausbildung für die Frauen anbieten; Gleichberechtigung ist übrigens sowieso falsch, es müsste dann heissen Gleichverpflichtung, oder so! Historisch verbürgt übrigens, Mut und hohes Kampfadrenalin der Schweizer Frauen, die sich mangels militärischer Führung spontan gegen die eingefallen Truppen Napoleons zur Wehr setzten. Ich bin trotzdem für “Aufgabenteilungen”! – und – erinnern wir uns mal an die “Pflichten” die die Frauen während der langen Aktivdienstzeit während des 2. Weltkriegs auf sich zu nehmen hatten!

  11. Fritz Kälin sagt:

    Ein weiteres Interview des SOG-Präsidenten. Dass man im Militär lieber über Frauen spricht/ phantasiert, als sich mit den wirklich anstehenden Problemen zu beschäftigen, ist allgemein bekannt…
    http://www.nzz.ch/schweiz/wehrpflicht-fuer-frauen-weitet-den-personalpool-aus-1.18485253
    Also wenn ich das lese, bin ich doch wieder skeptischer. Froideveaux weigert sich, die grundsätzliche Frage zu beantworten, weshalb für eine erneut halbierte Armee der Personalpool verdoppelt werden muss. Zudem suggeriert er, es liessen sich unter den eingezogenen Männern auf einmal nicht mehr genügend fähige Kader finden.
    Es ist schon sehr auffällig, dass man sich jetzt, da man in der Schweiz die Wehrpflicht definitiv aufrecht erhält, plötztlich am Wehrpflichtmodell des NATO-Mitglieds Norwegen orientiert – aber offenbar nicht einen einzigen Blick nach Israel wirft, das seit Jahrzehnten Frauen rekrutiert.
    Überhaupt kann man sich fragen, weshalb man in der Armee ausgerechnet an jenem Bereich herumdoktern will, der mit dem Urnenentscheid von 2013 in seiner bestehenden Form unmissverständlich gutgeheissen wurde.
    Ich habe nicht prinzipiell etwas gegen Frauen in der Armee. Ich wundere mich einfach, warum der SOG noch vor Erscheinen des eigentlichen Berichts zum Wehrmodell vorprescht.

  12. Beda Düggelin sagt:

    Die Wehrgerechtigkeit ist schon seit Jahren nicht mehr gewährleitet und die Armee kann ihren Verfassungsauftrag nicht mehr erfüllen!
    Die SOG ist immer wieder für eine negative Überraschung gut! Sie ist völlig unberechenbar und nicht mehr in der Lage, eine glaubwürdige Schweizerische Sicherheitspolitik zu vertreten!
    Anbei mein gestern in der NZZ veröffentlichter Leserbrief, den die NZZ ohne Änderungen übernommen hat. Dank an die NZZ!
    Umstrittener Wehrdienst für Frauen
    Welcher Teufel hat den Präsidenten der Schweizerischen Offiziersgesellschaft (SOG) geritten? Wie will Brigadier Froidevaux eine Wehrpflicht auch für Frauen rechtfertigen (NZZ 18. 2. 15), wenn aufgrund der Dezimierung der Armee (neuer Bestand 100 000 Angehörige) seit zwanzig Jahren nicht einmal mehr die Wehrgerechtigkeit bei den Männern sichergestellt werden kann?
    Die allgemeine Wehrpflicht für Männer wurde vom Schweizer Souverän im Herbst 2013 mit einer überwältigenden Mehrheit von 73,2 Prozent bestätigt, allein die Armee brachte es über die Jahre fertig, dieses Bekenntnis zur Makulatur verkommen zu lassen, der allgemeinen Wehrpflicht kann längst nicht mehr nachgelebt werden. Das Anliegen von Froidevaux steht völlig quer in der Landschaft. Will sich nun die Männerarmee mit dem Einbezug von Frauen ihrer Verantwortung entziehen?
    Die Armee bleibt ein Steinbruch, der nächste Abbauschritt steht mit der WEA (Revision der Militärorganisation) bereits bevor. Die Schweizerische Sicherheitspolitik hat nicht wieder gutzumachenden Schaden genommen, und dies trotz den vielfältigen geopolitischen Krisenherden. Da ist die SOG mitverantwortlich! In der heutigen «Bonsai-Armee» haben gut ausgebildete, interessierte Frauen keinen Platz. Die Wehrpflicht für Frauen wäre auch kein Ersatz für eine allgemeine Dienstpflicht, die von Avenir Suisse in die Diskussion eingebracht wurde. Diese lässt sich mit Art. 4 der vielgepriesenen Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK) nicht vereinbaren.
    Beda Düggelin, Zürich
    Ja, welcher Teufel hat den Präsidenten der SOG geritten? Ist da bereits die nächste Unterschriftensammlung unter ehemaligen HSO´s (Höhere Stabsoffiziere) in der Pipeline, wo sich diese verpflichten, dem SOG-Präsidenten in dieser Angelegengheit die Stange zu halten….? Man kann nie wissen!
    Unglaublich aber wahr, was sich da in unserer Armee abspielt.
    Jeder ehemalige Soldat und Offizier muss sich da völlig verschaukelt vorkommen.
    Dem SOG-Präsidenten ist ein Bahnticket (einfach!) nach Delbalzewe mit Weiterfahrt nach Mariupol in die Hände zu drücken und gute Reise und Aufenthalt zu wünschen!
    Beda Düggelin, Hptm u. Bttr Kdt aD

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