Sind Panzer überhaupt noch zeitgemäss?

Sind Panzer überhaupt noch zeitgemäss?

Wenn es nun wegen der Ukraine-Krise aber doch zu einem bewaffneten Kampf in Europa käme, stellte sich die Frage, ob sich die Rolle der Panzer wieder ändern könnte. Also weg von der Unterstützung von Fußsoldaten und wieder hin zu Panzerkämpfen? „Es geht überhaupt nicht darum, dass Deutschland dort Panzer einsetzt. Man sollte vorsichtig sein mit dieser Schraube der Eskalation“, sagt ein Mitglied der Bundeswehr, das nicht namentlich genannt werden möchte. Es sei keine Option, Panzer auf Züge zu verladen und nach Osten zu schicken. Man müsse die Kampfmaschinen in der heutigen Strategie als Mittel zur Abschreckung sehen. „Wenn man keine Kräfte hat, kann man kein Bedrohungsszenario aufbauen und hat keine Möglichkeit einem Aggressor zu zeigen, dass ein Angriff keinen Erfolg haben wird“, sagt der Militärexperte. Panzer seien auch heute noch bei der Abwehr von Panzerangriffen wichtig, denn mit ihnen könne man im Gegensatz zu Hubschraubern lange an einem Ort bleiben und sich aber auch schnell bewegen, falls sich der Schwerpunkt in einem Gefecht verändere.
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Kommentare: 5

  1. Schaub Rudolf P. sagt:

    Die Berichterstattungen über die Konflikte in der Ukraine und im Irak bzw. in Syrien zeigen, dass Panzer nach wie vor eingesetzt werden. Nur militärische Träumer verzichten auf Panzer und verschrotten diese, wie es in der Schweiz geschieht.

  2. Fritz Kälin sagt:

    Im recht offenen Gelände des Donbass müssten die Panzer der Rebellen aus der Luft eigentlich ein leichtes Ziel bieten. Aber offenbar ist der maroden ukrainischen Luftwaffe schon längst die Lust vergangen, sich in die Reichweite der dort vorhandenen (wohl original russischen) Luftabwehrsysteme zu begeben.
    Bei der Gelegenheit sei auch an die langen serbischen Panzerkolonnen erinnert, die nach der NATO-Bombenkampagne aus dem Kosovo abzogen. Nun dürften diese Panzer (und die angebliche Sorge um die albanische Zivilbevölkerung) im Kosovo nicht das Hauptziel der Luftangriffe gewesen sein. Aber auch dort hat ein verlustscheuer Angreifer aus der Luft einen möglichst grossen Bogen um die bodengestützte Luftabwehr gemacht.
    Aber in der Schweiz sind wir natürlich nicht so spielverderberisch. Wir geben unser Steuergeld längst nicht mehr für eine potentiell flächendeckendes Luftabwehrnetz aus. Stattdessen werden uns in den nächsten Jahren wohl darüber den Kopf zerbrechen, mit was für einen superneuen Luftabwehrsystem wir zukünftig am besten entweder die AKWs, oder die Bundeshauptstadt oder die verbliebenen Flugfelder der Luftwaffe schützen können. Um dieses Dilemma zu entschärfen, wird in weiser Voraussicht der Bestand an schützenswerten Flugzeugen minimiert. Und mit dieser quantitativ völlig unzureichenden Flugabwehr beginnt man bereits schon jetzt die quantitativ bald völlig ungenügende jetflotte zu ‘rechtfertigen’.
    Und ob dieser glänzenden Aussichten in der 3. Dimension wirkt es fast schon zynisch, drei statt nur zwei mechanisierte Brigaden bilden zu wollen. Darum wird das VBS auch die Anzahl der potentiell durch einen Gegner zu vernichtenden Kettenfahrzeuge prophylaktisch selber weiter reduzieren. usw. usw.
    Ein SP-Ständerat hat heute gesagt, er würde heute, anders als 1989, bei einer Armee-Abschaffungsinitiative nicht mehr mit ‘Ja’ stimmen. Ein vernichtenderes Kompliment kann man der heutigen Armee kaum noch machen.

  3. Willy P. Stelzer sagt:

    Die Absicht drei mechanisierte Brigaden zu bilden, ist ein Taschenspieler-Trick. Aus den beiden jetzt vorhandenen Panzer Brigaden mit je drei Panzer Bataillonen wird je ein Panzer Bataillon abgezogen und der dritten neu aufzustellenden Mechanisierten Brigade zugeteilt. Demzufolge bleibt es bei total – wie aktuell – sechs Panzer Bataillonen. Und im Kampf zählen die Rohre in der Front. Diese Anzahl Rohre bleiben die gleichen und mit drei Mechanisierten Brigaden bleibt die Kampfstärke der Panzerflotte ebenfalls die gleiche. Die vorhandenen 96 Leopard II – vom CdA als überzählig bezeichnet – werden völlig unverständlich nicht einem “Werterhaltung-Programm” unterzogen, was grundsätzlich falsch ist. Dies muss mindestens mit dem Rüstungsprogramm 2016 korrigiert werden. Die Fach Offiziersgesellschaft OG Panzer ist gefordert; sie muss Antrag stellen.

  4. Franz Betschon sagt:

    Vor noch nicht allzu langer Zeit hätte ich Verständnis für eine solche Überlegung gehabt
    Nun ist aber unser Gelände in den letzten 20 Jahren derart überbaut worden, dass es praktisch kaum mehr “Panzergelände” gibt. Strategische Überfälle aus der Luft, wie sie Russland seit einiger Zeit übt, müssen auch in der Schweiz zur “gefährlichsten Feindmöglichkeit” gezählt werden. Dass es diese Kategorie von Denkansätzen bei uns nicht mehr gibt hat einen einfachen Grund: Sie ergeben viel mehr Arbeit in den Planungsstäben als Sportanlässe oder das WEF. Also gaukelt man dem Bürger eben vor, dass es diese “gefährlichste Feindmöglichkeit” nicht mehr gibt, und schon ist man sehr viel Ärger los. Panzer dürften zum Rückgrat des modernen Kampfes in überbautem Gelände gehören. Diese Erkenntnis setzt sich bei mir durch, nachdem wir soeben alle S Pz 63/89 (kampfwertgesteigert) verschrottet haben. Wer hat da welchen Reibach gemacht?
    Die Verteidigung, etwa von Kloten, kann dennoch gelegentlich als Zeitvertreib geübt werden. Nach den ersten 10 Tagen dürfte die Truppe die Örtlichkeiten zum ersten mal überall eingesehen haben und fehlende Panzer können supponiert werden. So geschehen anlässlich der Übung “Aeroporto” vor drei Jahren, wo VW-Busse mit Plakaten versehen wurden “Ich bin ein Panzer”. Die gedankliche Vorbereitung auf diesen strategisch wichtigen Fall ist einzigartig im Buch “Erinnerungen an die Armee 61” im Kapitel “Alarmformationen am Beispiel des Flughafenregimentes 4” (S. 158)durch Oberst Walter Bischofberger dargestellt worden.

    • Hans Schmid sagt:

      Zum “Reibach” hat GIARDINO den CdA 2012 gefragt:
      Was kostet die Verschrottung das VBS? Geht ein allfälliger Erlös tatsächlich an das VBS?
      Antwort CdA:
      “Gemäss aktuellem Altmetallpreis resultiert im Zusammenhang mit der Verschrottung des Spz M-113 63/89 ein kleiner Erlös, der innerhalb des VBS für Liquidationen wie z.B. die Delaborierung abgelaufener, altersbedingt zu liquidierender Munitionsvorräte verwendet wird. Genaue Zahlen unterliegen dem Geschäftsgeheimnis der armasuisse im Umgang mit Lieferanten.”

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