Dichtung und Wahrheit

Dichtung und Wahrheit

Der Sitzung des Ständerates vom 19. März 2015 habe ich aufmerksam zugehört und dem Wortprotokoll des Ständerats – Frühjahrssession 2015 – Zwölfte Sitzung – 19.03.15 Geschäft Nr. 14.069, Weiterentwicklung der Armee. Änderung der Rechtsgrundlagen, entnehme ich (Hervorhebung durch den Verfasser):

Maurer Ueli, Bundesrat: (…)
“Immerhin müssen diejenigen, die glauben, diese 100 000 AdA seien zu wenig, daran erinnert werden, dass diese 100 000 Mann wieder in nützlicher Frist aufgeboten werden können, 35 000 Mann in zehn Tagen und die ganze Armee mit 100 000 Mann in etwa 20 Tagen. Damit erreichen wir ähnliche Werte, wie es die Armee 61 hatte mit ihrem Mobilmachungssystem.Wenn wir noch alle Vordetachemente von damals ausklammern, dann ist das durchaus vergleichbar. Wir können diese Armee wieder etwa so aufbieten, wie wir die frühere Armee haben aufbieten können. Ebenfalls ist zu berücksichtigen, dass diese Armee mit 100 000 Mann in zwei, drei Jahren wieder vollständig ausgerüstet ist, nicht nur mit dem persönlichen Material. Das haben wir heute schon. Sie ist auch mit Kollektivwaffen ausgerüstet und mit ihren Geräten. Und damit ist diese Armee, die heute auf dem Papier besteht und über die Sie entscheiden, mit 100 000 Mann wieder aufbietbar, und sie ist ausgerüstet. Damit ist die Kampfkraft und die Schlagkraft dieser Armee in jedem Falle grösser als sie heute ist. Das müssen wir sagen, auch wenn der Bestand kleiner ist. (…)”

Wir wollen 2 Punkte aus dieser Aussage auf ihre Tauglichkeit überprüfen:
Mobilmachung

Herr Bundesrat Maurer vergleicht hier das bis 2020 zu realisierende Mobilmachungssystem der Weiterentwicklung der Armee (WEA) mit der Vergangenheit, ein Gegenüberstellung sei auch hier gestattet:

  • Am Dienstag, 29. August 1939, 0500 wurden die Grenztruppen mittels rotem Mobilmachungsplakat aufgeboten. Um die Mittagszeit – also nach 7 Stunden – wurde das Grenz-Füsilierbataillon 253 auf seinem Besammlungsplatz in Leuggern vor einem Vertreter des Bundesrates vereidigt und trat den Marsch in seinen Abschnitt an.
  • Am 1. September 1939 rückten die Materialfassungsdetachemente ein, die allgemeine Mobilmachung erfolgte mit Beschluss des Bundesrates am 1.9.1939, 1100, bereits 1230 waren die Telegramme in den Gemeinden die Plakate für das Aufgebot am 2.9.1939 wurden angeschlagen. Das Gros rückte innert 48 bis 72 Stunden ein. (Quelle a. und b.: “Als die 47er in Birmenstorf waren”, Autor Max Rudolf, Frühling 2013)
  • In der Armee 61 wurden die AIDA-Detachemente im Rahmen der Mobilmachungs-Bereitschaftsgrade 1-5, mit ihrer persönlichen Ausrüstung und Proviant für 3 Tage vorzeitig aufgeboten um die schweren Mittel zu dezentralisieren. Das Gros folgte wenige Tage danach und erwies sich am Mobilmachungstag im Rahmen von Mobilmachungsübungen im grossen Verband erfahrungsgemäss zwischen 1400 und 1700 bereit um mit mindesten 80% des Bestandes in den Bereitschaftsraum zu verschieben und hatte am anderen Morgen, nach erfolgtem Einschiessen und der Erstausbildung, eine erste Kampfbereitschaft erstellt. (Quelle: “Erinnerungen an die Armee 61″, Kapitel 4.2. sowie der persönlichen Erfahrung des Autors in 12 Kommandojahren)

Es sei dem Leser überlassen den Vergleich zu beurteilen.
 
Ausrüstung

Betrachtet werden nur die Bestände KPz Leo 87 WE und Spz  2000 und die weitere Äusserungen an der oben genannten Sitzung des Ständerates (Hervorhebung durch den Verfasser):

Kuprecht Alex (V, SZ), für die Kommission: (…) “Wie ich bereits beim Eintreten erwähnt habe, hat die Kommission zu Beginn der Behandlung der Vorlage einen Grundsatzentscheid gefällt: Sie hat entschieden, dem Ständerat nicht zwei mechanisierte Brigaden zu beantragen, sondern ihm zu beantragen, die schweren Mittel durch eine zusätzliche, dritte mechanisierte Brigade zu ergänzen. Damit kann die Kampffähigkeit erhöht und markant gestärkt werden. Wie diese dritte Brigade zusammengesetzt sein wird, fällt in die Kompetenz des VBS beziehungsweise der Armeeführung. Immerhin halte ich fest: Bei diesem Entscheid stand die Stärkung der Kampfkraft im Zentrum der Überlegungen. Deshalb ist die Aufteilung der bisherigen zwei mechanisierten Brigaden nicht im Sinn und Geist der Kommissionsmehrheit: Eine zusätzliche Brigade darf nur dann infrage kommen, wenn auch die Ausrüstung dieser dritten Brigade mit schweren Mitteln möglich ist. (…)”
Maurer Ueli, Bundesrat:
“Diese Frage ist aus unserer Sicht nicht matchentscheidend; es ist eine organisatorische Frage. Wie Herr Bieri ausgeführt hat, ging es in der Kommission darum, die dem Heer direkt unterstellten Bataillone in einer Kampfeinheit, in einer Brigade zusammenzufassen. Es gibt keinen Mann und keine Frau mehr, und auch keinen Franken, um das organisatorisch zu lösen. Diese Brigade zu bilden hat Vor- und Nachteile, aber vielleicht hat es durchaus mehr Vorteile. Wir sind also bereit, diesen Antrag zu übernehmen. (…)

Hier wird aber eine organisatorische Frage gestellt. Man kann diese drei Brigaden organisieren, es braucht nur ein wenig mehr Übermittlungstruppen, die Armee bleibt zahlenmässig aber gleich gross, und auch die Finanzen bleiben gleich. Ich denke, Sie können diesem Antrag der Mehrheit zustimmen, es ist eine vernünftige und praktikable Lösung, die in unserem System gut Platz hat.”

Daraus darf geschlossen werden, dass die bisherigen beiden Pz Br wie gehabt verbleiben und die 3. Pz Br aus vorhandenen Beständen gebildet wird; die nachfolgende Tabelle also richtig ist:
20150330 Mech Br
So werden wir demnächst die Anträge für die Beschaffung und/oder die Nachrüstung für die fehlenden Mittel lesen. Es darf dabei auf die mit dem Rüstungsprogramm 1984 beschafften 380 Panzer 87 Leopard (LEO 87) sowie die 2012 vernichteten 365 Spz 63/89 verwiesen werden.

 

Kommentare: 26

  1. Jürg Schwaller sagt:

    In einem der weltkleinsten Staaten der sich Demokratie schimpft, mutieren Dachdecker zu Spitzenpolitikern, kaufmännische Angestellte zu Armeechefs, Totentanz-Transskribierer zu Uniprofessoren, Steueroptimierer zu Bundesräten, Lügnerinnen mit pathogenen Persönlichkeitsstörungen zu Finanzministerinnen, Landi-Buchhalter zu Verteidigungsministern; Demokratie, du bist der Mist im Humus der vom devoten, steuerzahlenden Fussvolk ohne Wimperzucken finanzierten Tellerwäscherkarrieren der arroganten Selbstdarsteller !

  2. Gruppe Giardino sagt:

    Schön wäre es, Hans Schmid!
    Die Unterschiedlichen Vorstellungen zur dritten Mech Brigade lässt sich bereits aus den beiden Zitaten erkennen: Während SR Kuprecht eine “Stärkung der Kampfkraft” beabsichtigt, redet BR Maurer von einer “organisatorischen Frage”. Der Ständerat hat es verpasst, eine Leistung zu definieren und hat stattdessen eine Organisationsfrage gelöst. So wie der Karren jetzt läuft, geht es nur darum, die bisher direkt dem Heer unterstellten Truppenkörper in einer Brigade zu verpacken und einen Brigadestab dazu zu stellen. Es wird keine einzige Schraube zusätzlich angeschafft!
    Die Politiker sind aufzurütteln, dass sie mit der dritten Mech Br ein Phantom geschaffen haben, welches nur in den Köpfen herumgeistert aber nie und nimmer die Kampfkraft einer “normalen” Mech Br aufweist.
    Sollten sich Bundesrat und Parlament dazu entscheiden, Panzer und Artilleriegeschütze zu vernichten, dann muss man sie darauf hinweisen, dass damit ein Entscheid unterloffen wird, den der Ständerat so beabsichtigt hat. Wie mit Personen zu verfahren ist, welche einen Befehl verweigern, steht im Gesetz.

    • Hans Schmid sagt:

      Welche Truppenkörper hat man sich da vorzustellen?
      Und noch etwas zur Mobilmachung, da hab habe ich doch glatt vergessen, dass in der Armee 61 die einrückenden Wehrmänner von er eigenen Haustüre bis zum Organisationsplatz über Munition und einem Gewehr verfügten. Wie ist das heute schon wieder?

    • Gruppe Giardino sagt:

      Die dritte Mech Brigade besteht aus:
      – 2 Art Abt
      – 2 Aufkl Bat
      – 1 Pont Bat
      – 1 FU Bat / Stabsbat (wobei dieses dem Heer gehört und nicht für die Vernetzung der Br eigenen Trp Kö verwendet werden kann)

    • Hans Schmid sagt:

      Und das sind die “schweren Mittel” die sich Herr SR Kuprecht vorgestellt hat?

    • Gruppe Giardino sagt:

      Nein, aber darum sollen sich Ueli Maurer und André Blattmann kümmern. SR Kuprecht hat ja seine Pflicht getan.

  3. Jürg Schwaller sagt:

    Maurers träumt,einen Drittel der Armee innerhalb von zehn Tagen aufbieten zu können. Solange das VBS nicht fähig ist, ein realistisches Evakuationskonzept für den immer wahrscheinlicher werdenden Fall eines AKW-GAU’s, bei dem Hunderttausende Menschen innerhalb kürzester Zeit evvakuiert und versorgt werden müssen, bleibt das eben nur ein Traum eines aus Volkseinkommen überzahlten Landi-Buchhalters.

  4. fritz kälin sagt:

    Wieso sollen die Leute am Tag X überhaupt noch einrücken, wenn ihre gefasste Ausrüstung nur deshalb ‘vollständig’ sein wird, weil man einfach die Definition von Ausrüstung und die Truppenbestände einfach dem angepasst hat, was nach 15 Jahren Raubbau noch in den Logistikzentren übrig geblieben ist?
    Es sei daran erinnert, dass der Bürger in Uniform im Aktivdienst nicht auf den Bundesrat vereidigt wird; auch nicht auf die Bundesverfassung oder die Bundesversammlung und schon gar nicht auf den General bzw. ‘Chef der Armee’.
    Und das ist auch gut so.

  5. Erwin Markus sagt:

    KLARTEXT LIEBE MITSTREITERINNEN/ER….!
    Wie werden wir diesem UNFÄHIGEN Bundesrat, samt dem noch unfähigeren Parlament ENDLICH los…?
    Realistische Lösungsvorschläge auf diese Seite bitte, schnell denn die Zeit drängt und im Herbst sind Wahlen, wäre doch eine gute Gelegenheit, oder…?
    Gerne bekommen wir hier Ihre geschätzten Vorschläge und diskutieren darüber.
    Bis bald…!

  6. Ueli Gruber sagt:

    Ich meinte, man müsste C. B. aus H. einbeziehen. Nur er kann den Wahnsinn noch stoppen und BRUM aus dem Rennen ziehen und durch einen fähigen Nachfolger ersetzen. Dieser müsste dann als erstes die drei, oder zumindest zwei KKdt ersetzen.
    Das mag brutal klingen, ist aber der einzig vernünftige Weg.

    • Richard Maurer sagt:

      Blocher gibt Erklärungen ab zur Armee und PfP in verschiedenen seiner Interviews auf Teleblocher. Er sagt, PfP sei ein Deckmantel für NATO-Beitritt, sieht aber offensichtlich keinen Handlungsbedarf (Initiative, Referenden). Betreffend ungenügender Ausrüstung meint er lakonisch, das sei immer so (organisiert) gewesen, bevor es zu Kriegen / Auseinandersetzungen gekommen sei. Er weiss offensichtlich (wie die Meisten Leser dieser Seiten), wer genau denn die Fäden in diesen Angelegenheiten zieht, sagt natürlich aber nicht wer. Blocher stellt Geri Müller auch sehr negativ dar, dies im Gegensatz zum Fall Markus Hürlimann, das könnte uns einen Hinweis geben…
      Anne Fournier (Femmes, Sécurité et Défense) hat mir gesagt, in der Angelegenheit PfP könne man von Blocher und Mörgeli (der offiziellen SVP??) keine Hilfe erwarten..

    • Ueli Gruber sagt:

      Es ist klar, dass Blocher und Mörgeli Opportunisten erster Klasse sind.
      Umso wichtiger könnten sie für unsere Sache sein. Wenn sie erkennen, wieviele Wählerstimmen und wieviel Spendengeld hinter dem Thema “starke Schweizer Armee” verborgen ist, werden die beiden das nullkommanichts zum Thema Nummer eins machen, noch vor dem langsam ausgetretenen Ausländer- und Asylantenmantra.

  7. Hangartner sagt:

    Als Twitter Aktivist & Daten Sammler Schwerpunkt Politik, hätte ich 2 od.3 interessante Sachen ü. “den Schlumpf” & auch “die Geliebte v. EU Juncker”.
    Punkto Geld Vernichtung wie zb. 200 Mio.$ an Ukraine deklariert als Hilfsgelder …. od. Schlumpf Deal mit USA, betreffend Bund /Volk /CH Gesetze umgangen per “Notstandgesetz”….
    Oder die Merkwürdigkeit, warum Simonetta, so wie zuvor schon “das Michelin Calmin”, bei der Vereidigung nicht mit 3 Finger in der Höhe geschworen haben …. usw.
    Bei Interesse sende ich mein gesammeltes Material zu.
    protektor1291@gmail.com

  8. Willy P. Stelzer sagt:

    Es empfiehlt sich nochmals die Beiträge in der Rubrik “Man braucht den Bürger in Uniform” zu lesen.

  9. Gotthard Frick sagt:

    Herr Maurer ist nicht informiert. Die frühere Armee, sowohl im 2.Weltkrieg wie bis gegen Ende des 20. Jahrh., war innert 2 Tagen mobilisiert. Ich habe es schon einmal erwähnt, dass das Mob Inf Rgt 25 in der zweiten Hälfte der 1960-Jahre noch am Mobilmachungsmontag mit Art und Fliegerunterstützung am späteren Nachmittag ein grosses Gefechtsschiessen auf der Schwägalp durchführte. Die Artillerie der Mech. Div. 11 war auch erst an diesem Tag mobilisiert worden.
    Die Russische Armee hat in den letzten 2 Jahren immer wieder unangemeldet grosse Manöver mit manchmal Verschiebungen über einige tausend Kilometer innerhalb von drei Tagen durchgeführt. Was tun dann unsere Soldaten wenn sie nach 10 Tagen z.B. am Flugplatz Meiringen auf die dort schon seit einer Woche eingegrabenen russischen Truppen stossen (die damit einer NATO-Besetzung zuvorkommen wollen!)?
    Maurer, Kuprecht und all die anderen Armeeabschaffer, werden sagen, das sei alles einer der Mythen der ewiggestrigen, im Réduit einbetonierten alten Schweizer Militärköpfe. Lassen wir deshalb andere sprechen:
    Der Lord Major von London hatte die Schweiz besucht. Am 11. November 1938 schrieb er in der TIMES, keine Armee der Welt könne so schnell mobilisieren wie die Schweizer Armee. Er empfahl dem Vereinigten Königreich, das Schweizer Mob System zu übernehmen.
    Alle haben schon von der deutschen Angriffsplanung TANNENBAUM von 1940 gehört. Dort stand, dass ein Teil der Grenztruppen innert 5 Stunden kampfbereit sei, die Grenz-, Gebirgs- und leichten Brigaden in 1 Tag, und die Divisionen und Stäbe, also die ganze Armee, in 2 Tagen.
    (Der deutsche Generalstabschef Halder rechnete am 27. März 1940 vor dem Angriff auf Frankreich damit, die italienischen Divisionen bräuchten 14 Tage für die Mobilmachung. Dazu käme noch die Zeit für die Verschiebung an die Einsatzorte).
    Am 1.September 1940 meldete der italienische Militärattaché, Oberst Bianchi, seiner vorgesetzten Stelle, dass der Schweizer Grenzschutz 3-4 Stunden nach der Mobilmachung ein Dispositiv bezogen haben werde, dass ein auf Schnelligkeit bedachter Angreifer nicht unterschätzen dürfe.
    Im KLEINEN ORTIENTIERUNGSHEFT SCHWEIZ für die DEUTSCHEN TRUPPEN IM FELDE vom 1. September 1942 stand: “Das schweizerische Milizsystem ermöglicht eine vollständige Erfassung der Wehrfähigen unter verhältnismässig geringen Kosten. Es erhält den im schweizerischen Volk seit je regen soldatischen Geist und gestattet die Aufstellung eines für das kleine Land sehr starken, zweckmässig organisierten, schnell verwendungsfähigen Heeres. Der schweizerische Soldat zeichnet sich durch Heimatliebe, Härte und Zähigkeit aus”. (Der Verf: Was für ein Kontrast zu heute!).
    Am 4. Oktober 1942 wurde die auf Befehl Hitlers von der in Frankreich stationierten deutschen Armee ausgearbeitete Angriffsplanung fertiggestellt. Dort stand, man dürfe bei der Berechnung des deutschen Truppenbedarfes keinesfalls nur von den nach Demobilisierungen gerade Dienst leistenden Wehrmänner ausgehen, sondern müsse den Gesamtbestand der Schweizer Armee für die Berechnung benützen, da die demobilisierten Wehrmänner sofort wieder kampfbereit seien.
    In der letzten deutschen Angriffsplanung vom Sommer 1943 stand: “Das Schweizer Heer verfügt über eine grosse Tradition. Das Wehrsystem hebt es von vielen anderen hervor. ….. Der Kampfwille des Schweizer Soldaten ist ein hoher und wir werden ihn etwa dem der Finnen gleichstellen müssen (Die 1939/40 einer riesigen sowjetischen Übermacht 4 Monate lang Stand gehalten haben. Der Verf.). Ein Volk, das gute Turner hat, hat auch immer gute Soldaten gehabt. Die Vaterlandsliebe der Schweizer ist auf denkbar höchster Stufe, die Schiessausbildung trotz des Milizsystems besser, als beispielsweise im ehemaligen österreichischen Bundesheer bei 18 Monaten Dienstzeit”. Kein Wunder kommt er zum Schluss: “Die Bezwingung der sich erbittert verteidigenden Truppen im Hochalpenreduit wird eine schwer zu lösende Aufgabe darstellen”.
    Mit Blick auf heute ist auch seine Feststellung interessant: “Abgesehen von den beim Mann befindlichen Handfeuerwaffen, ist die notwendige Waffenrüstung in den Depots ausreichend, um die organisationsmässig vorgesehenen Truppen auch wirklich auszurüsten. Die Bereitstellung von Kraftfahrzeugen, Pferden, Fahrrädern usw. ist erprobt.” (Er rechnete – von 470’000 Mann im Jahr 1939 ausgehend – mit inzwischen 550’000 Schweizer Soldaten “in 10-12 Divisionen, 3-4 leichten Brigaden, 4 Gebirgsbrigaden, Grenzschutztruppen, Festungstruppen”).
    Der General, der diesen Plan ausarbeitete, redete nie über die Mobilmachung. Er ging ganz selbstverständlich vom Gesamtbestand der Schweizer Armee aus, obschon grosse Teile noch hätte mobilisiert werden müssen und berechnete so die nötigen deutschen Kräfte (die, wie er sagt von allen Fronten, wo sie im Einsatz standen, abgezogen werden müssten, was dort zu “gefährlichen Einbussen” führen würde).
    Dass die US, einer Forderung Stalins entsprechend, noch im Herbst 1944 eine Umgehung durch die Schweiz der deutschen Front in Frankreich prüften, wo die Allierten lange stecken geblieben waren, hatte ich schon mal gemeldet. Ihr Schluss: “Wegen der Schwierigkeiten des Geländes und der anerkannten Fähigkeiten, der kleinen, aber effizienten Schweizer Streitkräfte im Kampf auf ihrem eigenen Boden wäre der Erfolg eines solchen Projektes zweifelhaft (doubtful)”. Auch hier wurde ganz selbstverständlich angenommen, die ganze Armee sei jederzeit einsatzbereit.
    Der damals weltberühmte US Journalist William L. Shirer hatte es 1939, unmittelbar nach Kriegsausbruch, in Berlin (die USA waren noch nicht im Krieg) richtig gesehen: Die Schweiz “hat einen Zehntel der Bevölkerung unter den Waffen, mehr als irgendein anderes Volk der Welt. Sie sind bereit, für ihre Lebensart zu kämpfen… Die Holländer werden für die Deutschen eine leichte Beute sein. Ihre Armee ist miserabel. Die Schweiz wird eine härter zu knackende Nuss und ich bezweifle, ob es die Deutschen versuchen werden.”
    (Quelle: „Hitlers Krieg und die Selbstbehauptung der Schweiz 1933-1945“. Vom Verf.)
    Gotthard Frick, Bottmingen, 31.03.2015

    • Hans Schmid sagt:

      Gerechterweise muss ich festhalten, dass Herr BR Maurer nicht mit der Armee im 2. WK, sondern mit der Armee 61 verglichen hat. Es wäre deshalb durchaus nützlich wenn jemand meine obigen Feststellungen zur Mobilmachung dieser Armee 61 kommentieren möchte.

  10. Franz Betschon sagt:

    Dass es soweit kommen würde war vorauszusehen: Die Mobilmachungsdaten der Armee 61 werden einfach gefälscht. Wer von damals erinnert sich noch, wie es wirklich war? Am Nachmittag des Mobilmachungstages war jede Einheit eingerückt, ausgerüstet, vollgetankt und verschiebungsbereit. Nachzulesen im Buch “Erinnerungen an die Armee 61” S.139. Oder waren die Verfasser dieses Buches allesamt Scharlatane?
    Am Ende des WKs rechnete man mit dem Erreichen der vollen Kriegsbereitschaft. Eigentlich müsste sich auch BR Maurer als ehemaliger Kdt eines Radfahrer Bataillons noch daran erinnern. Die Betonung liegt auf “ausgerüstet, aufmunitioniert und vollgetankt”. Heute wissen die AdA nicht einmal zum voraus wohin sie einrücken müssen und ob dort ihr Material überhaupt vorliegt.
    Da alles Material, soweit überhaupt vorhanden, zentral in einem der 5 Logistikzentren der Armee (Zeughäuser gibt es nicht mehr) eingelagert ist, kann davon ausgegangen werden, dass alles bereits innert den ersten Stunden durch feindliche Luftschläge in Rauch und Asche aufgegangen ist. Alle Zieldaten inkl. Luftaufnahmen finden sich nämlich vollständig im Internet. Oder gibt es Luftangriffe heute auch nicht mehr?
    Dass die Leistungen der Mobilmachungsorganisation der Armee 61 heute in Abrede gestellt werden würden, war vorauszusehen. Dass der Aufbau einer richtigen Mob Org 5 bis 10 Jahre dauern würde kann man sich vorstellen. Wieso führt man nicht einfach eine solche Mobilmachungsübung durch und zwar aus dem Stand heraus und mit einer zufällig ausgewählten Formation?

    • G.Wittwer sagt:

      Werter Herr Bertschon
      Sehr wahrscheinlich aus demselben Grund, warum nie unangekündigte Inspektionen, spontane Übungen, aussagekräftige Fitnesstests oder ehrliche Demonstrationen für die Öffentlichkeit gemacht werden:
      Aus Angst vor dem Resultat.

  11. Gruppe Giardino sagt:

    Es gibt noch eine weitere Diskrepanz: Bundesrat Maurer sagt: “Ebenfalls ist zu berücksichtigen, dass diese Armee mit 100 000 Mann in zwei, drei Jahren wieder vollständig ausgerüstet ist, nicht nur mit dem persönlichen Material.”
    Das ist nachweislich eine Lüge!
    Gemäss Auskünften von VBS-Mitarbeitern erwartet man derzeit eine “vollständig ausgerüstete Armee” in 10-15 Jahren – weit ab von den 2-3 Jahren! Wohlverstanden: Dies betrifft die neue Armee mit 100’000 AdA.
    Die “Vollständigkeit” ist zudem eine Frage der Definition. Aktuell versucht man Bestände, Material, Munition, Waffen, Geräte und Fahrzeuge so auf dem Papier zu reduzieren (Reduktion des SOLL), dass damit “schneller” die Vollständigkeit erreicht werden kann. Wenn heute also 20 Geräte pro Kp dem SOLL entsprechen, werden es dann vielleicht noch 10 oder 8 sein, um als “vollständig” zu gelten.

  12. Erwin Markus sagt:

    SEHR GUT MEINE DAMEN UND HERREN…!
    Wir haben also dank der Herren Gruber u. Maurer gesehen, oder besser gesagt feststellen müssen, dass der Pascha aus H. zur Armee ein eher kühles Verhältnis hat. Dies trotz der Tatsache, dass er einst vor grauer Zeit einmal man siehe und staune, Oberst gewesen ist. Zu WAS er in der Zwischenzeit mutiert ist, dürfte ja wohl jedem von uns bekannt sein. Tatsache ist und bleibt aber, dass er als Milliardär und Kapitän der instrumentalisierten SVP, angeblich “Die” Armee Partei: NICHTS aber auch GAR REIN NICHTS mit letzterer im Sinn hat. Dies erklärt auch zur genüge der skandalöse Niedergang der letzten zwanzig Jahre, der sich sozusagen parallel zum Aufstieg der SVP entwickelt hat. Fazit: die Armee wurde von ihrer Lieblingsbraut kläglich versetzt und im Stich gelassen, eine Hochzeit wird deshalb wohl nicht stattfinden.
    Der Schock über diese Feststellung sitzt bei uns allen sehr tief, und dies ob wir es wahrhaben wollen oder nicht. Es handelt sich hier um ein mit Verlustängsten, Enttäuschungen, Angstzuständen und ähnlichem behafteten Trauma. Wie weiter…? das ist hier die Frage, denn mit der unzuverlässigen SVP ist zumindest momentan wie auch auf absehbare Zeit NICHT zu rechnen, das ist eine Tatsache.
    Die Logische Schlussfolgerung aus diesem Debakel kann in dieser Situation nämlich nur heissen: Dringende Suche nach verlässlichen politischen Verbündeten…!
    Vergessen wir wie schon früher mal erwähnt die Wahlen nicht: “Wahltag ist Zahltag” Kameraden, es werden in der ganzen Schweiz ab sofort NUR NOCH hinter der Armee stehende, sichere Kandidaten gewählt. An den Pranger mit den übrigen…! auf jede nur erdenkliche Art und Weise ist Ihr (Fehl-)Verhalten überall und lautstark anzuprangern und auch zu verkünden. Am 18. Oktober 2015, werden uns bei gutem Gelingen unsere Anstrengungen die Resultate recht geben.
    Meidet diese Leute wie die PEST, fallt Ihnen ins Wort, greift Sie schriftlich wie mündlich in den Medien an. Überall wo Sie hinkommen, soll Sie ein unsichtbares Netz von GIARDINOS begleiten, in dem Sie gefangen sind und das Sie lähmt. Und der Partei die wirklich loyal zu uns steht sei gesagt: Ihr werdet es nicht bereuen…! doch nur unerschütterliche und echte Taten zugunsten der Armee, können ihr/nen unsere Sympathie und Freundschaft eintragen.

    • Ueli Gruber sagt:

      Welche Partei würden Sie heute denn noch als “pro starke Milizarmee” empfehlen, wenn nicht die SVP? (zugegebenermassen auch nicht mehr über alle Zweifel erhaben).
      FDP mit Müller, der den Gripen versenkt hat?
      CVP mit den Damen, die uns das Stgw im Schrank verbieten lassen wollten?
      BDP als Hauptakteurin bei der Abschaffung der Streumunition?
      GLP, welche die Luftwaffe an Deutschland outsourcen möchte?
      Grüne und SP mit erklärtem Ziel der Abschaffung der Armee im offiziellen Parteiprogramm?
      Helfen Sie mir bitte auf die Sprünge, welche Partei ich da nich wählen soll, wenn nicht die SVP.
      “In der Not frisst der Teufel auch Fliegen.”

    • Erwin Markus sagt:

      GUTER INPUT…!
      Danke für Ihre logische, wenn auch eher ernüchternde Analyse…!
      Das Dumme an der ganzen Sache ist nur: “Bei uns will sogar in der Not der Teufel keine Fliegen mehr fressen”.
      Dies einzig und allein darum, weil er für die in den zwanzig letzten Jahren entstandenen Schieflage zum guten Teil selbst mitverantwortlich ist…!

  13. Gotthard Frick sagt:

    Antwort an Herrn Hans Schmid,
    Aus dem Artikel “Dichtung und Wahrheit” stützte ich mich auf folgenden Abschnitt:
    Zitat: Damit erreichen wir ähnliche Werte, wie es die Armee 61 hatte mit ihrem Mobilmachungssystem.Wenn wir noch alle Vordetachemente von damals ausklammern, dann ist das durchaus vergleichbar. Wir können diese Armee wieder etwa so aufbieten, wie wir die frühere Armee haben aufbieten können.Zitat Ende.
    Ich habe den letzten Satz auch auf die Armee vor der ARMEE 61 bezogen. Vielleicht ein Missverständnis.
    Gotthard Frick 2.03.2015

    • Hans Schmid sagt:

      So kann man den Satz durchaus lesen, ich habe aber zugehört und denke nicht, dass er die Armme aus dem 2. WK ansprechen wollte. Meinerseits habe ich mich ja auch auf die Zeit um 1939 bezogen und wollte damit anzeigen auf was die A61 aufgebaut hat, kaum mit dem Willen es zu verschlechtern. Erst das famose Trio Ogi/Schmid/Maurer hat das fertig gebracht

  14. Gotthard Frick sagt:

    Weitere Antwort an Herrn Hans Schmid:
    In der Armee 61 rückten alle Wehrmänner mit ihrer gesamten persönlichen Ausrüstung, dem Surmgewehr und der Taschenmunition ein. Heute rücken sie mit der im Prinzip gleichen Ausrüstung ein, aber OHNE Munition. Die Munition musste vor einigen Jahren abgegeben werden.
    Gotthard Frick, 2.03.2015

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