Chance Miliz: Bericht publiziert

Chance Miliz: Bericht publiziert

Die WEA ist inhaltlich auf gutem Weg und soll aufgedeckte Mängel der Armee verbessern. Dies zeigte die Abstimmung in der letzten Session im Ständerat, der mit 32:3 Stimmen die Reform gutgeheissen hat. Im Zentrum der Podiumsdiskussion stand deshalb vor allem die Verbindlichkeit und Verankerung der Finanzierung der Vorlage. Alle drei Teilnehmer waren sich über die dringende Notwendigkeit der 5 Milliarden einig.
«Es wird eine gute Milizarmee werden» Ida Glanzmann, Nationalrätin CVP aus dem Kanton Luzern und Mitglied der sicherheitspolitischen Kommission des Nationalrats, ist der Meinung, dass «die WEA ein Zeichen der Ruhe in all die vergangen Reformen bringt. Das wird eine gute Milizarmee werden.» […]
In Richtung der Gruppe Giardino gab Bundesrat Maurer einen Warnschuss ab: Es wäre ein Trugschluss zu glauben, dass es bei einer Versenkung der WEA eine grössere Armee gebe.
Replik Giardino: Ohne WEA bleibt es bei der Armee XXI mit dem Entwicklungsschritt 08/11. Diese umfasst einen Sollbestand von 220’000 AdA. Dies ist mathematisch eindeutig höher als 100’000. Wo liegt nun der Trugschluss?
Der ganze Bericht wurde publiziert auf chance-miliz.ch

 

Kommentare: 14

  1. Dieter Wicki sagt:

    … sich der öffentlichen Diskussion am letzten Samstag nicht stellen und via Internet in die Waden beissen – stillos!

    • Gruppe Giardino sagt:

      Ach, Herr Wicki… Wenn sich “Chance Miliz” nicht einmal bei der Frage, ob die WEA eine “solide Armee” wird, seinen grössten Kritikern und damit einer Diskussion stellt (Giardino wurde nicht eingeladen), ist dies genauso “stillos” und zeugt nicht von guten Argumenten. Giardino war aber “vor Ort” und hat diese “Selbstbeweihräucherungsveranstaltung” aufmerksam mitverfolgt.

  2. Willy P. Stelzer sagt:

    Herr Wicki: Die Haltung von Bundesrat Ueli Maurer ist unverständlich. Im Interview mit der ASMZ (Ausgabe 07/2013, Seite 6) ist folgendes dokumentiert: “Eine Armee mit 100’000 Mann ist nicht in der Lage den Auftrag gemäss Bundesverfassung, Artikel 58, Absatz 2, zu erfüllen: “Sie verteidigt das Land und seine Bevölkerung. Sie ist damit nicht mehr verfassungskonform”. Und was antwortet der Chef VBS? “Diese Aussage ist grundsätzlich richtig”. Warum BR Maurer Giardino warnt, dass es keine grössere Armee gibt, ist unverständlich. Der Souverän hat am 18. Mai 2003 eine Armee mit 140’000 Aktiven und 80’000 Reserve, voll ausgerüstet, beschossen. Heute, am 21. August 2015, ist die Armee weder voll ausgerüstet noch verfügt sie immer noch nicht über eine Mobilmachungs-Organisation wie die Armee 61. Wer die Armee in der jetzigen Bedrohungslage halbieren will, handelt verantwortungslos. Der Volkswille ist umzusetzen und die Verfassung endlich zu respektieren. Falls notwendig ist dies mit einem Referendum zu erzwingen.

  3. Schaub Rudolf P. sagt:

    Herr Wicki ist ein disziplinierter (braver) Generalstabsoffizier und beflissener Bürokrat. Er arbeitet im Umfeld des VBS. Deshalb handelt er immer wieder gemäss der Maxime, wes Brot ich ess, des Lied ich sing! Frau NR Ida Glanzmann ist eine “Militärfachfrau” mit erstaunlichen Kenntnissen. Diese werden bald erweitert werden, wenn sie die Giardino Schrift “Die ‘WEA-Luftschloss-Armee’ für den Verteidigungsfall” mit dem Untertitel “Eine schonungslose Konfrontation mit den wesentlichen Fakten” in memoriam Dr. Hermann Suter erhalten wird. Natürlich wird dem alten Kameraden Wicki aus unserer gemeinsamen Zeit im Rgt 24 auch ein Exemplar zugestellt. Vielleicht bemerkt er dann, dass er heute wie die jungen Alfred Ernst, Max Weibel und andere im Aktivdienst 1939 – 1945 auf die Barrikaden gehen und gegen die “bizarren” Vorstellungen von Parlament, Bundesrat und Parlament in Sachen Armee (Hans Bachofner) kämpfen müsste.

  4. G.Wittwer sagt:

    Werter Herr Wicki
    Es ist für mich als junger Offizier sehr schwer nachzuvollziehen warum gerade Gst Ofs und HSO sich so für eine massive Verkleinerung der CH Armee einsetzen. Sie sollten doch eher die Speerspitze im Kampf für eine starke Armee darstellen. Denn wenn sich nicht die hohen Offiziere für eine starke Armee einsetzen, wer dann? Vielleicht fehlt mir als Inf Zfhr die nötige Weitsicht, aber für mich ist eine Verkleinerung der Armee nicht nachvollziehbar.
    Um Infanterietasks zu erfüllen, braucht “boots on the ground”. Wer das nicht glaubt, soll einmal die jungen Zfhr fragen, welche Häuserzeilen zu durchsuchen haben. Man hat stets viele “Verwundete/Tote” (simuliert). Die OTF Bestände, welche im Inf Regl definiert wurden, existieren nur auf Papier. Weder waren je genügend Fz, noch genügend Personen vorhanden. Entsprechend sind Aufträge jenseits des Pistenstampfens für uns kaum noch durchführbar. Das ist die Realität und nicht die Meinung von irgendwelchen selbsternannten “Experten” aus den Komissionen. Statt einen klaren Auftrag an die Armee zu erteilen, veranstalten diese lieber einen medienwirksamen Basar zur Armee.
    Berichte, Demonstrationen und Inspektionen zeigen scheinbar alle immer das gleiche Bild: Alles läuft bestens. Das diese Urteile meist Gefälligkeiten sind und nicht der Wahrheit entsprechen, wissen die meisten Beteiligten. Warum solche Umtriebe geduldet werden, weiss ich leider nicht.
    Dass sich die SOG, HSO und Gst Of sich so energisch für eine Verkleinerung einsetzten, schadet meines Erachtens der schweizerischen Sicherheitspolitik. Sie sägen an Ihrem eigenen Ast. Die Gründe dafür sind mir schleierhaft.
    Ich lasse mich gerne belehren, vielleicht fehlt mir als kleiner Subalternoffizier tatsächlich die vue d’ensemble.
    mit kameradschaftlichen Grüssen
    Lt Wittwer

    • Peter Braun sagt:

      Sehr geehrter Herr Wittwer, Sie haben das Problem richtig erkannt: Die OTF-Bestände existieren nur auf dem Papier. Damit Sie im WK in Ihrem Zug genügend Soldaten und Unteroffiziere haben, müssen der Sollbestand (Funktionen, zB 1 Inf Zfhr, 4 Inf Grfhr, 2 LMG-Schützen, 20 Infanteristen, 1 Fahrer…), der Effektivbestand (Lt Wittwer, Wm Müller, Soldat Meier, Soldat Muster…) und der Einsatzbestand (diejenigen AdA, die tatsächlich in den WK – oder auch in einen Einsatz – einrücken) in einem richtigen Verhältnis stehen. Rund 30% der AdA verschieben erfahrungsgemäss ihren Dienst, dh der Einsatzbestand liegt gegenüber dem Sollbestand bei ca 70%. Um diese Unterbestände zu kompensieren, muss der Effektivbestand höher sein. Mit der WEA liegt er mit der vorgesehenen 9jährigen Einteilungszeit der Mannschaftsgrade bei ca 140%. Deshalb umfasst der Sollbestand der Armee gem WEA zwar 100’000 (Funktionen oder eben Sollbestandesplätze), der Effektivbestand aber beträgt 140’000 Armeeangehörigen (= Menschen oder eben boots on the ground). Hinzu kommen noch – wie das Parlament es will – 4 Jahrgänge an Durchdiener, also nochmals rund 12’000 Mann, die aber keinen Ausb Dienst mehr leisten, sondern nur für Einsätze aufgeboten werden könnten. Mit der WEA wird die Armee folglich nicht halbiert. Der Effektivbestand ist nicht wesentlich geringer als heute, aber die Alimentierung der Verbände kann verbessert werden, weil die Anzahl der Truppenkörper sinkt. Weil die Verbände im Schnitt um den Faktor 1,4 überalimentiert werden, sollte bei gleichbleibendem Dienstverschiebungsverhalten der AdA der Einsatzbestand im WK ziemlich genau dem Sollbestand der entsprechenden Formation entsprechen.
      Lassen Sie sich nicht von Zahlen blenden. “Leere” Signaturen zeichnen kann jeder. Aber entscheidend ist, dass die Verbände ausgerüstet sind, dass die Armeeangehörigen, die in den Verbänden eingeteilt sind, auch tatsächlich Dienst leisten, und dass in den Wiederholungskursen doktrinkonform geübt werden kann. Genau dies soll mit der WEA erreicht werden. Mir ist es lieber, wenn ich eine OB mit 107 Trp Kö habe, die aber personell so alimentiert sind, dass in einem WK möglichst 100% des Sollbestandes vorhanden sind, als – wie heute – 170 Trp Kö, die entweder leer sind (Reserveformationen) oder – wie ein Grossteil der aktiven Formationen – personell massiv unteralimentiert. Eine starke Armee auf dem Papier nützt nichts.

    • Gruppe Giardino sagt:

      Wir vermuten, dass das Problem hausgemacht ist, schliesslich war schon im Jahr 1995 klar, wer 2015 die RS absolviere würde. Man könnte also mittels Anpassung des maximalen Dienstalters und der Anzahl Diensttage den geforderten Effektivbestand recht gut beeinflussen. Wieso tut man das nicht?
      Hat man uns mit eben diesem Argument (“wir können nicht mehr alle Verbände allimentieren”) nicht schon die Armee XXI und den Entwicklungsschritt 08/11 verkauft? Wieso verlängert man dann in der WEA nicht die Dienstzeit, sondern reduziert diese einmal mehr? Wird damit das Problem in ein paar Jahren nicht schon wieder entstehen?
      Bitte stellen Sie uns eine Übersicht der Soll- und Effektivbestände der letzten 20 Jahre zu, inkl. der Inforation über die Anzahl Diensttage und anderer Begrenzungen. Wir sind gespannt, ob dies irgendetwas miteinander zu tun hat. Danke.

    • Peter Braun sagt:

      Bei der Berechnung der Bestände darf man nicht nur an die Soldaten denken. Natürlich könnte man einfach deren Dienstleistungsalter nach oben setzen und dadurch die Verweildauer erhöhen – man müsste dann aber auch die Diensttage nach oben anpassen, denn sonst bekommt man das Problem der Einsatzbestände nicht in den Griff; die Soldaten würden zwar in der Korpskontrolle des Kp Kdt aufscheinen, aber keinen WK (mehr) leisten. Zudem bestünde das Risiko, dass dann einfach mehr Soldaten in den Zivildienst abwandern – ein Problem, das man bei der AXXI nicht vorhersehen konnte.
      Wesentlich ist aber das Problem der Kader. Einfach die Dienstleistungspflicht der Mannschaft zu verlängern, löst die Kaderproblematik – und damit der auf dem Papier zu grossen Armee mit den zu vielen Verbänden – nicht. Die fehlenden Unteroffiziere könnte eventuell man noch verpflichten – ebenfalls mit dem Risiko, dass, wer gegen seinen Willen einen Vorschlag erhält, in den Zivildienst abwandert und dass die Qualität des Uof Korps generell sinken würde. Anders sieht es bei den Offizieren aus, die freiwillig gewonnen werden müssen. Die AXXI rechnete mit 1200 neuen Leutnants jährlich. Effektiv waren es in den vergangenen Jahren rund 800. Aus dem Pool der Sub Of werden die Kp Kdt und Fhr Geh Stufe Bat gewonnen (ca 40%) und aus diesen wiederum die Stabsoffiziere (nochmals 40%) für die Alimentierung der höheren Stäbe. Man kann nun schon auf dem Papier viele Br und Bat Stäbe, Kp Kdo und Züge kreieren. Aber wenn die Menschen nicht vorhanden sind, so bleibt das eben nur Papier und löst das Problem von Lt Wittwer nicht. Er hätte dann zwar eventuell im WK genügend Soldaten (wenn diese nicht – wie heute – 6, sondern 8 oder 10 WK leisten würden), aber der Nof, der Qm und der S6 seines Bataillons wäre immer noch Hptm Vakant und der Zfhr im Nacbarzug ebenfalls.
      Es wird in der Tat nach der Umsetzung der WK einige Jahre dauern, bis sich das neue System einschwingt. Die Mannschaft absolviert heute eine lange Grundausbildung (21 Wochen), mit der WEA nur noch 18. Bis das neue Dienstleistungsmodell eingespielt ist und die Verbände wirklich wie geplant alimentiert sind, wird es folglich ein paar Jahre dauern.

    • Gruppe Giardino sagt:

      Danke für Ihre Ausführungen.
      Selbstverständlich muss man das Dienstleistungsalter und die Anzahl Diensttage (oder WK) erhöhen! Wieso wird diese Variante seit Jahren verworfen?
      Das Problem mit dem Zivildienst und der tieferen Tauglichkeitsrate ist ebenfalls “hausgemacht”. Dieses Problem wird mit der WEA nicht gelöst. Wieso eigentlich nicht?
      Den Verbänden fehlen die “alten Hasen” – und zwar auf allen Stufen. Von WK zu WK sind die Verbände zu über 50% neu zusammengesetzt. Wie soll da ein Korpsgeist entstehen? Wie will man so auf Erfahrungen aus dem letzten WK aufbauen, wenn man keine Kontinuität mehr hat?
      Wie war die Lage in der Armee 61? Waren die Verbände ausreichend alimentiert?
      Wie wird es mit einer WEA je wieder möglich sein, die Bestände zu erhöhen, wenn es die Lage erfordert?

    • G.Wittwer sagt:

      Vielen Dank für Ihre Ausführungen. Man sieht, dass die Problematik komplex ist.
      Das mit der Alimentierung sehe ich nur als Resultat der falschen Personalpolitik in der Miliz. Es treten 2 Probeme zu Tage.
      1 Quantität: Wir haben eine freiwillige Miliz. Wer nicht gehen will, geht nicht und das tun viele. Wenn man nur die Hälfte dessen rekrutiert was möglich ist, wundert es mich nicht, dass man später zu wenig hat. In den Schulen laufen der Armee dann nocheinmal rund 1/3 der Leute davon. Da bleibt wirklich nicht mehr viel übrig zu Alimentierung.
      2. Qualität: Es kommt zu oft vor, dass Leute ihre Funktion nicht ausüben können. Sei dies der Baumaschinenführer der den ganzen WK auf der Wache ist, der Infanterist der Pisten stampfen muss oder der Sanitätspanzerfahrer als Gefechtsordonanz (mangels San Pz). Klar dies sind wahre Einzelfälle, aber ich höre solche andauernd. Was glauben Sie wie die Leute nachher über die Armee reden? Dazu kommt die chronische Talentverschwendung, da ausser bei KüC und Hufschmied selten Rücksicht auf die zivilen Kenntnisse der Leute genommen wird.
      Man glaubt gar nicht wie viele begabte junge Leute der Armee jedes Jahr durch die Lappen gehen. Dies ist in der Tat hausgemacht und, für einmal, nicht Fehler der Politik. Bevor man mich mit irgendwelchen Reformen auf Papier überzeugen kann, sollte zuerst obige Probleme in der Realität gelöst werden. Dazu braucht es die Politik nicht.

  5. Willy P. Stelzer sagt:

    An Lt Wittwer – Ich gratuliere Ihnen zu Ihrer mutigen Stellungnahme. Sie sehen die Sachlage absolut richtig. Warum sich die HSO für die Verkleinerung der Armee einsetzen? Die Antwort ist gegeben. Der CdA André Blattmann hat seine 52 Generäle verpflichtet ihre Zustimmung zur WEA-Armee schriftlich zu bestätigen. Die HSO wussten sehr wohl, dass eine Verweigerung der Unterschrift einen massiven Einfluss auf die persönliche Karriere haben würde. “Wessen Brot ich ess, dessen Lied ich sing”. Die Gruppe der Gst Of ist gespalten. Aber auch in dieser Gruppe sind die mutigen Offiziere, welche eine klare Meinung gegen die WEA-Armee haben, in der Minderzahl. Die SOG wird durch Br Froidevaux geführt und dieser will Divisionär werden. Der Zentral-Vorstand nickt.
    Die WEA-Armee bedeutet die Halbierung der Miliz Armee und eine solche kann den Auftrag gemäss Bundesverfassung, Artikel 58, nicht erfüllen. Wir haben Krieg in Europa (Ukraine) und seit kurzem Kämpfe in der Türkei. Die Migrationsströme werden zunehmen. Irgendwann werden wir unsere Armee zur Abriegelung der Grenzen brauchen, was unter anderem die Kündigung des Schengen-Abkommen bedeutet. Aber wir machen unser Land für die Migranten noch attraktiver indem die Justiz-Ministerin ihnen noch Gratis-Anwälte offeriert. Von Dissuasion keine Spur.
    Andere Staaten haben die Zeichen der Zeit, bzw. die neuen Bedrohungen erkannt. Deutschland, Finnland, Norwegen, Schweden rüsten auf. Parlament und Bundesrat weigern sich eine Zäsur vorzunehmen. Die WEA-Armee basiert auf dem sicherheitspolitischen Bericht 2010. Dieser ist mit den aktuellen Ereignissen längstens überholt. Aber die sicherheitspolitischen Kommissionen Ständerat und Nationalrat können nicht über ihren Schatten springen. Wir haben viel zu wenig Offiziere im Parlament und in den beiden SiK.
    Ihnen, Herr Leutnant, fehlt nicht die “vue d’ensamble”. Ich persönlich bin froh, dass sich langsam aber sicher junge Offiziere unbequem melden und die Dinge auf den Tisch bringen. Machen Sie weiter, bleiben Sie kritisch und unbequem und suchen Sie Kameraden welche wie Sie mutig sind und kein Blatt vor den Mund nehmen. Ich habe mich seinerzeit vehement gegen die Abgabe des Sturmgewehrs 57 an die Panzer Besatzungen und die Rückgabe der Maschinenpistolen gewehrt. Irgendwann ist dann eine Korrektur eingeleitet worden. Also – dran bleiben. Nur die Hartnäckigkeit führt zum Ziel.

  6. Dieter Wicki sagt:

    @ Gil Wittwer: Ich teile Ihre Sorge, dass die Armee Talente verliert. Sorgfältige Personalplanung war mir deshalb in meiner Kommandantenlaufbahn stets wichtig.
    Und da wir ja beide Erfahrungen als Inf Zfhr gesammelt haben: Wir sollten uns tatsächlich nicht von Bestandeszahlen blenden lassen, sondern auch Ausrüstung und Bewaffnung berücksichtigen. Als ich vor zwanzig Jahren Füsilier-Zugführer war, stellte sich die Sache wie folgt dar: 33 AdA mit Stgw 57, 6 Raketenrohre (Panzerabwehrwert je 0,4), keine eigenen Fahrzeuge, 1 Fk Gt SE-125, 1 IR-Stgw, 1 ZF. Mehr war da nicht.
    Die Armee hat die Bestände gesenkt, bei der Infanterie ging dies jedoch einher mit einer gewaltigen Verstärkung von Ausrüstung und Bewaffnung.

  7. G.Wittwer sagt:

    Dieser Vergleich, werter Herr Wicki, hinkt gewaltig. Ich hoffe das merken Sie selber.
    1. Auftrag und Bedrohung sind heute anders als vor 20 Jahren. Der Fokus liegt heute nicht mehr auf die Vernichtung “roter” Mech-Inf Verbänden, sondern auf der Bekämpfung hybrider Gegner, welche nicht immer als solche erkennbar sind. Dass dies offensichtlich andere Mittel verlangt, muss ich Ihnen als Gst Of nicht erklären. Das wissen Sie wahrscheinlich viel besser als ich.
    2. Der Einsatzort hat sich von bedecktem/offenen Gelände überbauten Gelände verschoben. Nicht mehr das Engnis von Marfeldingen ist Ei Ort sondern urbane Zentren. Dies bringt wesentliche Einschränkungen in der Wahl der Mittel mit sich. Um dem entgegenzuwirken hat man die Bewaffnung insbesondere im Bereich der nicht-tödlichen Mittel angepasst. Die gesamte Feuerkraft hat sich zwar im Vergleich zu früher tatsächlich vervielfacht. Doch kann man diese nicht einfach kummuliert einsetzen. Stellen Sie sich vor man würde 12.7 mm Spr Mun zusammen mit Lmg05 in der Innenstadt inmitten von Zivilisten verwenden. Die auf dem Papier vorhandene Feuerkraft ist in diesem Falle aufgrund der Verhältnismässigkeit schlicht nicht einsetzbar.
    Die Wahl der Mittel und die Anzahl Personal steht einzig und allein in Abhängigkeit des Auftrags. Man kann in der Realität nicht das eine mit dem anderen kompensieren. Diese gegeneinander auszuspielen, wie das Politiker und offenbar auch hohe Offiziere tun, ist fahrlässig.
    Fakt ist , dass man viel Personal und Material für die modernen Inf Aufträge braucht. Wer das Gegenteil behauptet ignoriert die Inf Regl sowie die Lehren der Offensiven in Falludscha(Operation Phantom Fury) oder Gaza (Operation Cast Lead).
    Man kann mir noch lange vorwerfen ich werde durch Zahlen geblendet, aber bis jetzt hat mir niemand hier zeigen können wie man solch personalintensiven Operationen über längere Zeit mit kleinerem Armeebestand durchführen kann.

  8. Ernst Kägi sagt:

    Sehr geehrter Herr Wittwer
    Als besorgter Bürger und Of a D möchte ich Ihnen herzlichen danken für Ihr Engagement und auch für Ihre klaren Stellungnahmen.
    Als ehemaliger Inf Zfhr und als Interessierter von neuerer Militärgeschichte möchte ich Ihnen beipflichten: Inf Operationen, vor allem im überbauten Gelände, sind extrem personalintensiv. Natürlich ist auch eine gute, moderne Ausrüstung und Bewaffnung nötig. Um aber Ortschaften/Infrastruktur über einen längeren Zeitraum zu sichern, zählen ganz klar die “boots on the ground”.
    Mir bereitet die “Erbsenzählerei” der Politiker bezüglich Bestandeszahlen aus folgendem Grund auch Mühe:
    Art. 59 Abs. 1 der Verfassung sagt ganz klar: “Jeder Schweizer ist verpflichtet, Militärdienst zu leisten.” Ein vernünftiges Aushebungsverfahren vorausgesetzt, ergibt dies meiner Meinung nach eine erste Grösse.
    Art. 58 Abs. 1: “sie (die Armee) verteidigt das Land und seine Bevölkerung.” Dies sollte die Grundlage für Überlegungen sein, welche Grösse benötigt wird, um den Auftrag erfüllen zu können. Dass die Armee den Primärauftrag heute nicht erfüllen kann, bestreiten weder der Chef VBS noch der CdA. Man beglückwünscht sich dann selbst auf der VBS homepage, wenn Aufträge wie “Wasserversorgung für Kühe” oder “Aufstellen von Zelten für Asylanten” erfolgreich bewältigt werden. Dafür würde auch ein technisches Hilfswerk genügen. Auf meine kritischen mails an das VBS wurde zuerst mit Allgemeinplätzen und dann gar nicht mehr reagiert.
    Dass die Armee grundsätzlich positiv eingestellte Bürger während der WK-Phase verliert, muss ich leider aus meinem persönlichen Umfeld bestätigen. Zwei junge Schweizer haben nach der RS, respektive RS/UOS und einigen WKs ihre restliche Dienstzeit als Zivis abgeleistet. Aus den von Ihnen erwähnten Gründen waren die WKs so haarsträubend, dass ich Verständnis für die beiden Entscheide habe.
    Ich werde mich weiterhin in meinem Verwandten- und Bekanntenkreis für eine starke Milizarmee einsetzen.
    Bleiben Sie, Herr Wittwer, bitte weiterhin kritisch und “unangenehm”, ich möchte Ihnen nochmals dafür danken.
    Ernst Kägi

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