Schwarzbuch Teil 2

Schwarzbuch Teil 2

Im Frühling hat die Gruppe GIARDINO ihr erstes Schwarzbuch publiziert. Unterdessen sind weitere Fakten an das Tageslicht gekommen, so dass unser Vizepräsident, Herr Dr. sc. techn. und Oberst i Gst a D, Franz Betschon, einen zweiten Teil zusammenstellen konnte.
Mit diesem zweiten Teil beenden wir die Analyse des IST-Zustandes der Armee. Mittlerweile sind genügend Informationen verfügbar, um ein adäquates Bild des Zustands der Armee XXI mit dem umgesetzten “Entwicklungsschritt 08/11” zu erlangen. Das Fazit bleibt erschreckend. Dennoch glauben auch heute noch zu viele Menschen in der Schweiz, dass – trotz einigen bekannten Mängeln – noch immer die Leistungsfähigkeit der Armee 61 besteht. Dem ist nicht so. Nicht, dass auch gute Elemente darin zu finden wären, aber das Gesamtsystem Armee bleibt angeschlagen und als Ganzes kaum einsatzbereit.
Wir fokussieren uns jetzt auf die Zukunft. Im Wissen, dass in der Vergangenheit grosse Fehler gemacht wurden und die Gegenwart kaum zu überzeugen vermag, muss nun alles daran gesetzt werden, dass das neue Parlament die Situation nicht noch verschlimmert – sie ist schon schlimm genug mit den aktuellen Beschlüssen.
Mitglieder der Gruppe GIARDINO haben den 2. Teil des Schwarzbuches postalisch erhalten. Die PDF-Version finden Sie hier bei uns.
Version française du livre noir 2

 

Kommentare: 2

  1. Lindecker Jürg sagt:

    Lieber Franz Betschon
    Herzliche Gratulation zum „Schwarzbuch / Teil 2“, obwohl es äusserst deprimierend ist, sich Dein Kompendium zu Gemüte führen zu müssen, vor allem wenn man weiss, wie seriös Du zu recherchieren pflegst und deshalb Deine Auslegeordnung und die daraus gezogenen Schlüsse nicht in Zweifel zu ziehen sind!
    Du hast ja eine riesige Arbeit geleistet, wer dankt Dir dafür? Du zeigst allerdings exemplarisch auf, was ein in unserem Milizsystem geschulter Bürger – Intelligenz vorausgesetzt, aber diese ist ja eine Gabe des Herrn! – wehrpolitisch immer noch zu leisten im Stande wäre! Wie lange noch? Bald werden diese Fähigkeiten verkümmert sein, da nicht mehr geschult und eingeübt! Dann werden unsere Politiker wehrpolitisch wirklich nur noch auf ausländische Consulting-Unternehmen zurückgreifen können, deren ab deutschen Hochschulen abgeholte Volkswirtschaftsfrischlinge als Wehrdienstspezialisten für unsere Politiker zumindest den Vorteil aufweisen, dass sie nie einen Tag Militärdienst geleistet haben! Diese können unserem Land dann – ohne lästige Einwände befürchten zu müssen – vorgaukeln, dass es die klügste Art sei, unser Land zu verteidigen, wenn man unsere Energieversorgung durch Abschalten unserer bestens funktionierenden Kernkraftwerke unterbreche, unser Fenster zur Welt, den Flughafen Kloten, möglichst schnell dicht mache, die Devisenreserven unserer Nationalbank zur Eurokrisenbewältigung der EBZ ausliefere und das verbleibende spärliche uniformierte Häuflein – „le beau reste du Schützenfest“ – zur Verteilung von Notportionen an die in Scharen hereinströmenden Islamisten einsetze!
    In verdienstvoller Weise kommst Du auch auf die „Kampfwertmethode“ zu sprechen. Du gehst allerdings noch sehr gnädig mit dieser methodisch völlig unzulänglichen Methode um! Wir haben uns seinerzeit – zu Beginn der FLINTE-Entwicklung – intensiv damit befasst, in erster Linie um deren Eignung zur Quantifizierung der Mittel im Kampf der verbundenen Waffen zu testen – und mussten leider feststellen, dass diese Methode für den anvisierten Zweck absolut unbrauchbar war! Unsere Meinung deckte sich damals exakt mit Deiner Schlussfolgerung im „Schwarzbuch“: Allenfalls als „Turngerät“ geeignet! Und damit soll nun unsere Landesverteidigung auf Vordermann gebracht werden? Ein Jammer für die Schweiz!
    Wobei unsere diesbezüglich schlimmste Hypothek der gegenwärtige CDA ist – A) als Person und B) als Institution!
    A) Als Person
    1) verfügt er als 20mm-Fläbler nicht über die fachlichen Fähigkeiten und Erfahrungen, um die Anforderungen seitens eines „Kampfes der verbundenen Waffen“ zu überblicken, geschweige denn, diesen mit zweckdienlichen Massnahmen gerecht zu werden,
    2) ist er ein erklärter Gegner der Militärfliegerei (spätestens in der OS sollte ein auch nur „flabtauglicher“ Offiziersanwärter – ich darf dies sagen, weil ich auch ein „sottiger“ bin – gelernt haben, dass ohne soliden Schutzschirm in der Luft am Boden keine Feldküche mehr zu betreiben, geschweige denn ein Panzer in Stellung zu bringen ist!), und
    3) strahlt er überhaupt nicht jenes Führungscharisma aus, das es braucht, um bei seinen Untergebenen die Motivation zur Lösung der gestellten Aufgabe zu wecken – verdankt er doch seine Ernennung allein der Tatsache, dass er in Hinwil am Bachtel mit BR Ueli Maurer die Schulbank gedrückt hat (unter den Blinden war der Einäugige schon immer König!)
    B) Als Institution
    braucht es den CDA als militärische Instanz überhaupt nicht, denn in Friedenszeiten war der Vorsteher des EMD (heute unsinnigerweise „VBS“ genannt!) gleichzeitig immer auch „ziviler CDA“, unterstützt von einer LVK (damals eine 7-köpfige Crew mit den GSt- und Ausbildungschefs, dem Kdt Fl- u. Flab-Trp, sowie den Kdt der 3 FAKs und des Geb AKs), in der heute die 4 FAK-Kdt wohl durch die Kdt der Kampfbrigaden zu ersetzen wären! Als Ueli Maurer zum BR und Vorsteher VBS gekürt wurde, rechnete ich fest damit, dass er die althergebrachte, bewährte Ordnung wieder herstellen würde (er strebte ja zu Beginn seines Mandates die „beste Armee von der Welt“ an, aber es kam anders – Begründung siehe A), Pkt 3) – und heute ist unsere Armee „nicht mehr von dieser Welt“!
    Mit nochmaligem besten Dank für Deinen ausserordentlichen ausserdienstlichen, aber leider nicht besonders “aufstellenden” Grosseinsatz bin ich
    mit kollegialen ETH Alumni-Grüssen
    Jürg Lindecker

  2. Fritz Kälin sagt:

    Während ich mir für meine Uniabschlussprüfungen Bücher über die Römische, Israelische und die verschiedenen Deutschen Armeen zu Gemüte führe, droht die für mich persönlich ‘wichtigste Armee der Welt’ selber zu einem Fall für die Geschichtsbücher zu werden… (überspitzt formuliert)
    Dank Herrn Betschon wissen wir jetzt, wie unsere ‘Friedensdividende’ aussieht: Ca. ein Drittel weniger Verteidigunsausgaben gegenüber 1992, dafür nur noch ein Viertel der damaligen Kampfkraft, die zudem kaum noch mobilisierbar ist.
    Enttäuschend ist, dass selbst mit einem ‘Fläbler’ als CdA bei der Luftabwehr erst vor kurzem massivst abgebaut wurde. Will man bei der LW vielleicht die ‘Notwendigkeit’ für neue/ mehr Luft-Luftmittel (TTE) dadurch ‘fördern’, dass man zuerst die Boden-Luftsysteme auf ein völlig ungenügendes Mass runterschraubt? Nach dem Motto: ‘Wir brauchen mehr Jets in der Luft, weil wir nicht (mehr) genug Stinger/Flab/Rapier am Boden haben!’
    Unser Land, mit “bewaffneter Neutralität” als Angelpunkt seiner Aussen- und Sicherheitspolitik, leistet sich heute den 4Mia teuren Luxus einer Armee, die keinerlei abschreckende (und damit kriegsverhindernde) Wirkung mehr hat. Das einzige militärische Potential, mit dem ein Aggressor nach wie vor rechnen müsste, sind einige hunderttausend Stgw90-Gewehrläufe.
    Wie konnte es soweit kommen? Dank einer stillen Mehrheit in den Parlamentskammern, die sich seit (mindestens) 20 Jahren innerlich längst von der “bewaffneten Neutralität” genauso verabschiedet hat, wie von der Direkten Demokratie und allen anderen Institutionen und Errungenschaften, welche die Schweiz bis jetzt an einem EU-Beitritt hindern. Für viele Politiker ist dieser schliesslich das einzige “strategisches Ziel für die Schweiz” geworden.
    Zurück zur ‘reinen Armeefrage’: Was kann man gegen die Missstände unternehmen? Ich sehe drei Optionen:
    a) Aufgabe der bewaffneten Neutralität = Anlehnung (bzw. Auslieferung) an Fremde Mächte (ich muss hier nicht aufführen, für wen diese Option in Frage kommt und für wen nicht)
    b) Wiederaufbau/ Finanzierung einer kriegstauglichen Armee (Frage an Giardino: reichen dafür die angekündigten Mehrmittel und der TTE?)
    c) Ein völlig anderes Verteidigungskonzept, das mit den politisch möglichen Finanzmitteln auskommt. Sprich, eine Armee, die sich vom konventionellen, symmetrischen Krieg verabschiedet, weil sie ihn mit diesen Mitteln nur noch verlieren kann. Der Aufwuchskern ist ein Potemkinsches Dorf, das aber weiterhin den Löwenanteil der Armeeausgaben verschlingt.
    Zum Schluss wünsche ich Herrn Betschon und allen Giardino-Mitgliedern die Kraft, ihre wichtige Mission fortzusetzen. Ich muss mich jetzt wieder den Studien anderer Armeen widmen…

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