Brüssel wird zu Barosos Versailles

Brüssel wird zu Barosos Versailles

“Schwerer wiegt aber der enorme Vertrauensverlust, den die EU mit ihrem Enteignungsversuch ausgelöst hat. Und wer traut der EU heute noch die Lösung der Krise zu, wo sie doch erneut bewiesen hat, dass sie nicht in der Lage ist, die Konsequenzen ihres Tuns richtig abzuschätzen? Die EU hat den Boden für neue zwischenstaatliche Konflikte gelegt, weil sie im Grunde genommen den dubiosen Finanzplatz Zypern ­zerstören wollte. Konflikte entstehen schneller als man denkt, und es wäre kein abwegiger Verlauf, wenn ausgerechnet jene Romantiker, die eine EU wollten, um nach dem zweiten Weltkrieg den Frieden in Europa für immer zu sichern, mit genau dieser EU einen ernsthaften europäischen Konflikt entfesselten.
Leider haben die Menschen kein ­historisches Gedächtnis. Was sich im Laufe ihres Lebens noch nie ereignet hat, halten sie für unmöglich. Wir vergessen dabei, dass es in der Geschichte der Menschheit kaum eine Generation ­gegeben hat, die nicht entweder von Seuchen, Kriegen, Hungersnöten, Naturkatastrophen oder Finanz- und Wirtschaftskrisen heimgesucht worden ist.”
Quelle: cueni.ch
Kommentar:
Hervorragend zusammengefasst! Wir sind nicht von “Freunden” umzingelt, sondern von Staaten, welche – ohne mit der Wimper zu zucken – sich über das Eigentum ihrer Bürger hermachen. Der Staat, der die Bürger schützen sollte, wird zur grössten Bedrohung für die Bürger. Mag es da erstaunen, dass “staatskritische” Personen, Gruppen und Medien mit allen erdenklich (jetzt noch) juristischen, politischen und propagandistischen Mitteln von staatsnahen Personen und (Halb-)Staatsbetrieben bekämpft werden?

 

Kommentare: 4

  1. Franz Betschon sagt:

    Zunächst: Ich finde es gut, dass sich der Giardino-Nachrichtendienst immer auch etwas mit dem sicherheitspolitischen Umfeld der einseitig militärischen Betrachtungsweise befasst. Das eine gehört zu unserem Vereinszweck (weil sich sonst niemand wirklich darum zu kümmern scheint), das andere ist als Frühwarnsystem nötig, um Konflikte frühzeitig erkennen zu können. Wirtschafts-und Aussenpolitik sind genauso Bestandteile einer integral verstandenen Sicherheitspolitik.
    Die EU besteht auch aus einem fein gesponnenen Netz von gegenseitigen Abhängigkeiten, innerhalb dessen sich die Staaten stets mehr oder weniger auch erpressen. Innerhalb dieses Netzes gibt es festgefügte Allianzen, über die sich niemand einfach hinwegsetzen kann. Frankreich wird stets Deutschland gängeln können und von diesem noch Dankbarkeit einfordern, obwohl in Wirklichkeit Frankreich ohne Deutschland bereits vor der deutschen Wiedervereinigung bankrott gewesen wäre und es sich seither subtil im Auffangnetz Deutschlands wohl sein lässt. Für einen Deutschen ist es unmöglich, sich dagegen aufzulehnen, ohne sich nicht sofort als Kriegstreiber titulieren lässen zu müssen.
    Solange der Südländer Baroso noch eine leitende Funktion in der EU innehat (und dabei das Gehalt seines Lebens kassiert)kann den Südländern nicht viel passieren. Aber, das sollten sich vorallem die Kleinstaaten merken, für sie sorgt niemand!
    Wer erinnert sich in Österreich noch daran, wie die sozialdemokratisch regierten EU-Mitglieder (allen voran Deutschland und England) 1998 einseitig und ohne Rechtsgrundlage Sanktionen verhängten und dies nicht zu knapp, nur weil in unserem östlichen Nachbarland die Wahlen nicht nach dem Gusto der Soziademokraten Europas verliefen und die FPÖ vorübergehend etwas Macht kriegte? Wer erinnert sich dort noch daran, dass die österreichischen Politiker (Schüssel, Ferrero-Waldner) die Parias Europas waren und nur in der Schweiz mit Respekt und Anstand empfangen wurden? Nun, die Österreicher haben ihre Lektion gelernt. Sie kuschen seither standesgemäss.
    Und nun geht es halt zwischendurch mal Zypern gleich. Man kann dabei gleichzeitig die Russen noch etwas mehr auf Distanz halten. Zypern wird auch seine Lektion lernen! Die Schweiz wird jetzt schon gleich behandelt, solange unsere Sozialdemokraten periodisch nach Brüssel reisen und dort offenbar entsprechend Bericht erstatten.

  2. Walter Liechti sagt:

    Habe dem Euro bei dessen Einführung keine zehn Jahre gegeben, nun er hat zehn Jahre mit Ach und Krach und mit der Dummheit der Zahlerstaaten geschafft! Sollten daraus weitere zehn Jahre werden,habe ich mit niemandem der Befürworter noch Mitleid! Hoffe nur, dass es genau diese Ganoven “an den Gring preicht”!!!

  3. Walter Häcki Engelberg sagt:

    Der Oesterrecher zu mir als Gast:¨… und wir haben der EU selber zugestimmt.
    Aber heute will es keiner mehr gewesen sein!¨
    Meine Prognose: Die EU wird sich durchwursteln bis ihren Stamm-Ländern neue Regierungen ans Ruder kommen, die keine EU mehr auf ihrem Programm haben.
    Das kann zum Schaden von Europa leider noch lange dauern.

  4. HRS sagt:

    Die EU-Gewaltigen und -Bestimmenden hatten kurzsichtigerweise nicht erwartet, dass die kleine zypriotische Republik mit ihrem grösser als angenommenen, russlandorientierten Bankenplatz in den Strudel bankrotter EU-Länder geraten könnte. Doch deren Griechenland-Verbindung und eher hohen -Abhängigkeit wurde sträflich unterschätzt, wie die laufende Krise demonstriert. Die Kombination Griechenland/Russland wurde zum fatalen Stolperstein für die Euro-Zone.
    Es ist seitens der EU-Geberländer, von denen manche inzwischen selbst notleidend geworden sind, sehr kurzsichtig, sich recht eigentlich rechtswidrig die Bankunden zur Sanierung der Bankenschulden vorzuknöpfen. Dabei sind vorab die hohen russischen Anlagen in Zypern im Blickwinkel. Sie sollen einen (horrenden) Beitrag zur “Sanierung” der zypriotischen Schulden entrichten. Diese Forderung und Vorgabe kann sich möglicherweise als Rohrkrepierer erweisen. Es ist kaum vorstellbar, dass sich Putin-Russland diese Provokation auf Dauer unwidersprochen bieten lässt. Retorsionsmassnahmen auf vorhandenen anderen Aktionsfeldern dürfen erwartet werden.
    Die im südlich von Zypern vermuteten Erdöl- und Erdgas-Vorkommen bieten sich zwar für eine vorsorgliche Pfandnahme an. Doch erst müssen sie einmal gesichert und erschlossen werden. Und gleichzeitig beginnt damit dann der Kampf um die nationalen und internationalen Rechte. Die Türkei – Besatzerin des türkeiorientierten Nordens der Insel – hat ihre Interessen und Begehren bereits angemeldet.
    Es bleibt abzuwarten, wie die EU diese Herausforderung meistern wird. Eine Atalanta-Zypern Seestreitkräfte-Mission darf nicht ausgeschlossen werden. Und welche Staaten gewährleisten diesen Einsatz? Die grossen europäischen Marine-Nationen, in ihren im “Finanz-Überfluss” lebenden Staaten? Welche wohl?

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