Organisation statt Strategie

Organisation statt Strategie

Zurzeit bestimmen organisatorische, materielle und finanzielle Fragen die Diskussionen über die Weiterentwicklung der Schweizer Armee. Konzeptionelle Überlegungen kommen dabei zu kurz.
Seit dem strategischen Wandel zu Beginn der neunziger Jahre des 20. Jahrhunderts befindet sich die Schweizer Armee – wie andere europäische Streitkräfte auch – in einem laufenden Reformprozess. Im Dickicht der zahlreichen Konzepte, Berichte, Zusatzberichte und Projektvarianten ist der Überblick kaum mehr zu wahren. Das Vorhaben «Weiterentwicklung der Armee» ist zwar erst in Umrissen bekannt; aufgrund erster Verlautbarungen scheint aber das Schwergewicht in den Bereichen Organisation und Ausbildung zu liegen. Ob die knappen Finanzen den grob vorgezeichneten Weg auch wirklich beschreiten lassen, bleibt vorderhand offen. (von Bruno Lezzi)
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Kommentare: 2

  1. Fritz Kälin sagt:

    Einmal mehr wird uns Schweden als sicherheitspolitisch vorbildlich vor Augen geführt. Dabei hat Schweden wie viele andere Länder vergessen, dass Streitkräfte nicht nur ein “Instrument” oder “Mittel” der Politik sind, dass nur dann ‘rentiert’, wenn die Soldaten sich tatsächlich irgendwo auf der Welt in Lebensgefahr befinden. Streitkräfte dienen immer auch dem Frieden im Innern – vorausgesetzt, sie sind dafür richtig konzipiert. Sie können ihre Soldaten mit C-17 an den Hindukusch fliegen. Aber wo war der Rechtsstaat in Schweden selbst, als die jüngsten muslimischen Unruhen in den schwedischen Vorstädten tagelang wüteten? Welche Soldaten wahrten da die “schwedischen Interessen”? Schweden sollte uns ein warnendes Beispiel dafür sein, wenn man die ganze Welt verbessern will, aber zu Hause meint, mit ‘tolerantem Wegschauen’ und einem spendablen Sozialstaat sei dem inneren Frieden genüge getan…
    Mit Staatsgelder aus anonymen Steuertöpfen kann man keine Integration betreiben. Wenn sich die Einwanderer nur in billigen Mietskasernen fernab der Zentren zusammenballen, während die Einheimischen (auch die sozialdemokratischen Wähler) in gated communities verschanzen, kann Integration gar nie beginnen.
    Integration findet dort statt, wo Zuwanderer als akzeptierte Minderheiten in die bestehenden Gemeinwesen hineinwachsen. Eine besonders integrative Institution (neben vielen) ist der Militärdienst.
    Nun fragen sich vielleicht einige, ‘warum schreibt der hier über Integration’? Vielleicht ist es eben an der Zeit, Sicherheitspolitik als grosses Ganzes zu betrachten, und nicht nur als Armee&Polizei-Angelegenheit.
    Früher galt die Schweiz als sicher, weil man wusste, dass sie als eines der letzten Länder in einen (zwischenstaatlichen) Krieg hineingezogen würde. In Zukunft kann sie als sicher gelten, wenn sie als am wenigsten anfällig für innere Unruhen gilt. Milizarmee/Wehrpflicht, Neutralität, Föderalismus, Subsidiaritätsprinzip, Volksschulen, eine eigene, starke Währung und viele weitere ‘alte Zöpfe’ bieten ein viel tragfähigeres Sicherheitsnetz als ‘smart defense’, Koalitionen von (Zahlungs-)Willigen, modulare Armeestrukturen, interballistische Raketenabwehr und all der übrige Schmarn, mit dem die ‘sicherheitspolitischen Journals’ ihre Seiten füllen.

  2. Fritz Noname sagt:

    Es ist nicht die erste und wird nicht die letzte Armeereform sein, eines Tages wird die Landesverteidigung wahrscheinlich durch einen Volksentscheid aufgelöst werden. Veränderungen bestimmen unsere Welt, die Frage ist, wie wir damit umgehen. Ich finde es schade, dass mit den Reformen und Abbauentwicklungen ein grosses Nowhow verloren geht. Schade, dass diese Wissen nicht dokumentiert und archiviert wird. Unsere Zivilisation wird nicht immer in diesem Wohlstand verharren und vielleicht eines Tages mit weniger Ressourcen auskommen müssen, in einer weniger friedlichen Welt. Dann wird man sich fragen, ja wie haben die damals das gemacht?…

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