Nicht zu wenig Geld, sondern zu wenig Piloten!

Nicht zu wenig Geld, sondern zu wenig Piloten!

Im Artikel des Forum Flugplatz Dübendorf wird mit Recht auf den Umstand hingewiesen, dass das VBS als Begründung für den “Bürodienst” in Sachen Luftpolizeidienst die vorenthaltenen Finanzen ins Feld führt. Abgesehen davon, dass das VBS in den letzten 10 Jahren Milliarden CHF für letztlich gescheiterte Informatikprojekte in den Sand gesetzt hat und schon wieder ein obskures Projekt in diesem Sinne (NEO) ankündigt, ist die Argumentation vom Geld billig und für denkende Bürger geradezu eine Zumutung.
Ich gestatte mir eine Vermutung anzuführen und auch zu versuchen, diese zu begründen: Der Grund für die mangelnde Bereitschaft ist das Fehlen von Piloten. Kürzlich meldete das Fernsehen, dass in Bern eine Krisensitzung der Luftwaffenführung mit dem CdA stattgefunden hätte. Grund, nebst einer hohen Kündigungswelle von Piloten, sei das gekürzte Flugstundenbudget des CdA gewesen. Dieser hatte offenbar die Zahl von 6000 durch die Zahl 5000 ersetzt. Abgesehen davon, dass diese Festsetzung rein willkürlich gewesen sein musste, zeigt sie, dass sie, wie offenbar immer häufiger mit den Fachleuten gar nicht abgesprochen war oder diese bereits erfolgreich umerzogen waren und kuschten.
Früher rechnete man pro Kampfpilot mit einem Jahressoll von ca. 100 Flugstunden (Miliz etwas weniger, Berufspiloten z.T. erheblich mehr). Das nun öffentlich gewordene Flugstundenbudget lässt den Schluss zu, dass es sich um ein Kontingent von ca. 50 bis 60 Berufsmilitärpiloten handeln muss, Helikopterpiloten eingerechnet. Zum Vergleich: Zu Zeiten der Armee 61 wurden stets ca. 10 mal mehr Piloten im Flugtraining gehalten. Folgerung: Wer immer auch einen 24-Stunden-Dienst haben will  scheitert an den nicht vorhandenen Piloten.
Im Sinne der von Bundesrat Maurer schon vor Jahren postulierten „Neuen Ehrlichkeit“ wäre es an der Zeit, endlich zuzugeben, dass es gar nicht mehr das Geld ist, das fehlt, sondern die heutigen Auswirkungen von früheren Fehlentscheiden. Zu letzteren gehört der Entscheid von vor etwa 10 Jahren, keine Milizpiloten mehr auszubilden. Diese fehlen nun und eine Korrektur würde wieder ca. 10 Jahre erfordern. Dieser Entscheid wurde seinerzeit gefällt als Vorläufer für den ganz grossen Entscheid, nämlich die ganze Armee in eine Berufsarmee umzubauen.
 
Peter Bosshard & Markus Gisel vom Forum Flugplatz Dübendorf geben dazu als Antwort:
[Wir] können Ihrer Vermutung beipflichten, soweit uns das aus unserer Sicht als nicht im Solde der Luftwaffe noch eines anderes Bundesamtes stehende Zivilpersonen zusteht. Es liegt letztendlich aber doch am Geld unter nachfolgenden Tatsachen:

  1. Die Flottengrösse bestimmt im Normalbetrieb 5-Tage die Woche grundsätzlich die Anzahl Piloten. Weniger Flugzeuge, weniger Piloten, weniger Flugstunden etc.
  2. Ca. 1/3 der Flugzeuge befinden sich bereits im normalen Flugbetrieb immer in der Wartung.
  3. Ein 24 Std. / 7 Tage-Betrieb (über Nacht und an Wochenenden mit QRA / Quick Reaction Alert) würde über die effektive Flottengrösse hinaus tatsächlich mehr Piloten bedingen also mehr Flugstunden und auch mehr Kosten generieren (Bundesrat Maurer sprach damals von + 24 Mio).
  4. Nato Standard ist 150-180 Std. pro Kampfpilot.
  5. Mit der A61 hatte die LW noch ca. 400 Flugzeuge im Einsatz.
  6. Der Kdt LW konnte mit der fachmännischen Unterstützung des FAI auf 5300 Flugstunden erhöhen.

Mit der Ehrlichkeit treffen Sie ins Schwarze was die absolut fehlende Transparenz betrifft. Oder geht es nicht viel mehr um bewusste Verschleierung? Weder der C VBS noch der CdA sagt in der Regel, wieviel effektiv eingespart wird. (Jüngstes Beispiel: die Stillegung von militärischen Einrichtungen!).
Wenn man davon ausgeht, dass die Personalkosten etwa 1 Mrd p/J ausmachen müsste man zuerst einmal den “Wasserkopf Verwaltung” auf Sparkurs trimmen (das würde provokativ bedeuten, alle zu entlassen und dann neue Verträge mit jenen aushandeln, die man wirklich braucht!).
Leider werden Entscheide oft ohne Rücksprache mit der Basis gefällt. Von diesen “Schreibtischtätern” gibt es leider heute zu viele wie wir auch betr. Flugplatz Dübendorf erkennen müssen.  Aber wir bleiben dran und lassen nicht locker auch wenn wir bei der “Obrigkeit” auf Ungnade stossen werden.

 

Kommentare: 5

  1. Fritz Kälin sagt:

    Sollte Herrn Betschons Vermutung (wie so oft) zutreffen, könnte man feststellen, dass selbst im Luftpolizeidienst die Durchhaltefähigkeit ohne die Miliz entweder nicht erreichbar ist – oder schon in normalen Lagen ein an Personalkosten kaum verkraftbarer ‘Überbestand’ an Berufspersonal vorhanden sein müsste.
    Anders als der Rennstall Sauber sollte unsere Luftwaffe besser nicht darauf hoffen, im letzten Moment fremde Sponsoren zu bekommen, die gleich auch noch Piloten schicken…

  2. Bruno B. sagt:

    Guter Vorschlag: C VBS und CdA sollten im Rahmen der neuen Ehrlichkeit aufzeigen, was der Steuerzahler mit der Ausserdienststellung der 4 Pz Bat und der 2 Art Abt effektiv einsparen wird.
    Wenn das nicht aufgezeigt werden kann oder gar keine Einsparung stattfindet, sind diese Truppenkörper auch nicht aufzulösen!

    • M. E. sagt:

      Bravo…!
      ENDLICH einmal einen guten u. konstruktiven Vorschlag.
      Sollen Sie sich doch einmal bei der Nase nehmen, und wenigstens sich selbst treu bleiben unsere “zu-tode-Sanierer”….!

  3. Bruno B. sagt:

    Der Giardino Stab ist ja offenbar regelmässig im Kontakt mit C VBS und CdA. Werdet Ihr das so in Eure Gespräche aufnehmen?
    “… mit den eigenen Waffen schlagen …”

    • Gruppe Giardino sagt:

      Ja sicher. Häufig werden die Probleme jedoch verneint, um sie dann später en passant als altbekannt hinzustellen.

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