Sicherheits-Studie: Noch nie war das potemkinsche Dorf so schön!

Sicherheits-Studie: Noch nie war das potemkinsche Dorf so schön!

“Vier von fünf Schweizerinnen und Schweizern erachten die Schweizer Armee als notwendig. In den letzten zwanzig Jahren war dieser Wert noch nie so hoch. Ebenso erhält die Milizarmee 2014 eine Unterstützung durch die Schweizer Bevölkerung, wie sie seit den neunziger Jahren nicht mehr gemessen werden konnte. Ferner ist die Bevölkerung im Vergleich zum Vorjahr zufriedener mit der Leistung der Armee und steht stärker hinter dem aktuellen Verteidigungsbudget.”
Abb_8.1_Armeeaufgaben
Welchen Zweck sehen SchweizerInnen in der Armee? Drei von vier SchweizerInnen stimmen dem Argument zu, dass die Schweiz eine einsatzbereite Armee brauche, weil ein Krieg in Europa nicht auszuschliessen sei (75 %). Diese Vorgabe korreliert dabei hoch mit der Forderung nach einer gut ausgerüsteten und ausge- bildeten Armee (ρ=0.65). Ebenso möchte sich die Mehrheit der SchweizerInnen die Möglichkeit offenhalten, bei Gewaltzunahme im Innern die Armee einsetzen zu können (75 %).
Beinahe Zweidrittel der Befragten zweifeln an der Fähigkeit der Schweizer Armee, sich heutzutage allein verteidigen zu können (64 %, –9 %). Dennoch, im Mittel hat der Glaube an die autonome Verteidigungsfähigkeit im Vergleich zur letztmaligen Erhebung 2006 zugenommen. Die Schweizer Bevölkerung spaltet sich jedoch an der Frage, ob die Schweizer Armee im Falle eines Krieges überhaupt dazu fähig sein sollte, sich «alleine und ohne Hilfe von aussen zu verteidigen» (Zustimmung: 52 %, +1 %; Ablehnung: 45 %, –3 %).
Abb_8.2_Kriegsbedrohung
Fazit: SchweizerInnen sind der Ansicht, dass für die Armee vor allem subsidiäre Unterstützungs- und Sicherungseinsätze wie die Katastrophenhilfe im Inland, die Unterstützung der zivilen Grenzwache und der Polizei an Bedeutung gewinnen wer- den. Dennoch, auch Aufgaben mit Verteidigungscharakter wie die Verhinderung von Terroranschlägen und die Abwehr von Cyber-Attacken werden nach Ansicht der Bevölkerung eher eine Bedeutungszunahme erleben. In der Bevölkerung zeigen sich vor allem Unterschiede nach politischer Einstellung: So sprechen sich Befragte des politisch rechten Lagers eher für die zunehmende Bedeutung von Aufgaben mit Verteidigungs- oder Sicherungscharakter aus. Politisch links Orientierte hingegen erachten vermehrt Aufgaben im Bereich der Hilfeleistung ohne bewaffnete Gewaltanwendung als zukünftig relevant.
Die Bedrohungswahrnehmung scheint sich nicht eins zu eins auf die zukünftige Relevanz einer Aufgabe übertragen zu lassen. Einerseits werden Bedrohungsformen wie Terroranschläge als wenig wahrscheinlich erachtet, dennoch ist die Mehrheit der Bevölkerung der Meinung, dass die Verhinderung solcher Anschläge an Bedeutung gewinnen werde. Andererseits findet die Auffassung, dass die Natur oder die Umwelt in der Schweiz bedroht sein könnte, keine Entsprechung in der Einschätzung, dass der Umweltschutz als Aufgabe für die Armee an Relevanz gewinnt.
Abb_4.5_Bedrohungen
Ausrüstung
70 % der Befragten (+3 %; siehe Abbildung 9.3) sprechen sich für eine gut ausgerüstete und ausgebildete Armee aus. Dabei unterstützen 31 % (+3 %) diese Forderung «sehr» und 39 % (±0 %) «eher». Gegenüber dem letzten Jahr hat es eine signifikante Veränderung gegeben. Im langjährigen Vergleich zeigt sich, dass nach dem Ende des Kalten Krieges die Forderung nach einer gut ausgebildeten und ausgerüsteten Armee geringer war.
Zufriedenheit
Zu einem umfassenden Verständnis der zivil-militärischen Beziehung gehört auch die Frage nach der Zufriedenheit mit der Armee. Insgesamt sind die SchweizerInnen mit der Leistung der Schweizer Armee zufrieden. Auf einer Skala von 1 «überhaupt nicht zufrieden» bis 10 «sehr zufrieden» geben die Befragten der Armee im Schnitt eine Bewertung von 6.3 (+0.1). Im Vergleich zu den erhobenen Werten in den vor- hergehenden Jahren 2011 – 2013 ist die Zufriedenheit mit der Leistung signifikant angestiegen. Das Vertrauen in die Schweizer Armee, welches dieses Jahr im Vergleich zum letzten Jahr ebenfalls signifikant höher ist, wird vermutlich durch diese positive Bewertung gestärkt. Ein starker Zusammenhang zwischen Zufriedenheit und Vertrauen kann demzufolge konstatiert werden (γ=0.52).
Publikation “Sicherheit 2014”Berichte auf 20min.chtagesanzeiger.chNZZ.ch – blick.ch – Interview auf SRF.chGSoA.ch
Kommentar:
Die Bevölkerung ist zufrieden mit den Leistungen der Armee. Man glaubt sogar immer häufiger, wir könnten uns selbständig verteidigen. Herzliche Gratulation an die Spin-Doctors des VBS! Obschon die Armee als System weder vollständig ausgerüstet noch mobilisierbar ist, das Land weder verteidigen noch nachhaltig schützen kann und schon gar nicht auf den gefährlichsten Fall ausgerichtet ist, kann sich die Armeeführung auf die Schultern klopfen. Das potemkinsche Dorf war noch nie so schön anzusehen!
Man stelle sich nur einmal vor, der Bevölkerung würde bewusst, wie schlecht es um die Armee steht. Wie hoch wäre das Vertrauen wohl dann noch? Die Umfrage wurde noch vor dem Zwischenfall in Genf durchgeführt. Ob das Vertrauen in die Armee seit dem gelitten hat?
Gleichzeitig hat man der Bevölkerung so viele Risiken und Gefahren als “Bedrohungen” verkauft, dass für jeden etwas dabei ist. Die Bedeutung dieser Armeeaufgaben nimmt selbstverständlich überall noch zu. Die Armee als Allzweckwaffe – ohne Widerspruch des VBS. Die eigentliche und nahezu einzige Daseinsberechtigung der Armee, die Verteidigung des Landes in einem Kriegsfall, wird nur noch als Nebenprodukt geführt. Die meisten der in Abb 8.1 aufgeführten Aufgaben müsste die Armee konsequent ablehnen.
Zum Schluss noch drei sehr erfreuliche Aspekte, welche auch von Giardino gefordert werden:

  • Eine Mehrheit fordert eine eigenständige, autonome Armee
  • Grosse Zustimmung für eine vollständige Ausrüstung
  • Klare Forderung nach einer einsatzbereiten Armee

 

Kommentare: 9

  1. Willy Stucky sagt:

    Ich wiederhole: Der Bundesrat steht in Opposition zum Volk, und zwar auch zu den jüngeren Semestern unseres Volkes. (Ich selbst gehöre zu den Alten.) Der Bundesrat hält nicht mehr viel von unserer Neutralität. Der Bundesrat setzt unsere Unabhängigkeit aufs Spiel. Der Bundesrat vertritt die Auffassung, 4 Milliarden seien genug für unsere Armee. Soll ich die Litanei fortsetzen? Soll ich auch noch von der Verantwortung des Bundesrates in Sachen Gripen-Entscheid reden?

  2. Lina Henzen sagt:

    Gratuliere dem NOF für seinen Kommentar.

  3. Kägi Ernst sagt:

    Erfreulicherweise und offensichtlich findet die Armee in der Bevölkerung mehr Unterstützung als im Bundesrat!
    Dass die Armee im Gesamtbundesrat keinen Fürsprech mehr hat, hat dieser mit der Budgetreduktion und dem Gripen Abstimmungskampf, der für sechs von sieben BR nicht stattfand, klar dokumentiert.

  4. Beda Düggelin sagt:

    Die Schweizer Bevölkerung hat eine positive Einstellung zur Armee – deutlich positiver als in früheren Jahren. Zu diesem Schluss kommt die Studie «Sicherheit 2014» der ETH Zürich. – Liest man da richtig, oder ist diese Studie der ETH doch kalter Kaffee? Wenn eine Studie vierzehn Tage nach der Gripen-Abstimmung solche Resultate zu Tage fördert, muss man hellhörig werden! Natürlich, aufgrund der Abstimmung über die Beibehaltung der allgemeinen Wehrpflicht vom letzten Herbst, ist das Ergebnis der ETH-Studie durchaus zutreffend. Die Schweizer Bevölkerung hat eine positive Einstellung zur Armee, aber sie darf offensichtlich nichts kosten! – Welch törichte Auffassung! Offensichtlich kennt die Unzurechnungsfähigkeit unserer Landesregierung keine Grenzen, wenn man das VBS-Budget weiter kürzen will. Man hat unser Land bereits an die EU und NATO verkauft!

  5. Fredy Stuber sagt:

    Der gesamte westen ist zu einem potemkinsches dorf verkommen.
    Die umfrage in der Schweiz bestätigt nur
    „medien- propaganda macht populäre meinung, propaganda belämmert die massen“
    eine kindlich naiv heran gezüchtete masse.
    Es ist der spiegel der politik der vergangenen jahrzehnte.
    Der faschismus „die Nato“ steht mit gross aufgerissenem maul nicht an den Schweizer grenzen nein, der faschismus ist in Bundes Bern lange schon angekommen.
    Schweizer grenzen sind nur noch auf dem papier grenzen die die Schweiz optisch nicht als einen emmentaler käse aussehen lassen. Interessierte im in und aussland wissen das…
    Die sogenannte führungsebene in der schweizer politik folgt dem geringsten weg des wiederstandes, dem geld. Stellt sich an dieser stelle die frage, ist geld eine droge oder benötigt man drogen um dem geld zu folgen.
    Zumindest ist deutlich klar zu erkennen, dass im interesse des schweizer volkes , ausser nichts nur gar nichts gemacht wird.
    Es ist klug sich in eigenverantwortung im interesse des ganzen um die dinge zu bemühen. Wer es noch nicht kapiert hat, radio, fernsehen und die öffentlich rechtlichen printmedien sind out, sind nicht mehr in, gehört in die motten kiste,…
    Es ist sondermüll mit einer halbwertzeit von zwei bis drei generationen.
    Ehrliche kommunikation findet von mensch zu mensch, auge in auge statt, draussen in der natur, auf der strasse…

  6. Robert Hänggi sagt:

    BR Sommaruga hat einmal am TV spöttisch bemerkt: “Der Bundesrat hat keine Angst vor dem Volk!” Das glaube ich ihr auch sehr gerne. Vor diesem Volk muss sich der Bundesrat nun aber wirklich auch nicht fürchten. Darum kann er auch tun und lassen was er will. Mit der Faust im Sack ist es leider nicht getan.

  7. Erwin Markus sagt:

    SCHRECKLICH…!
    Zuerst, muss man wohl oder übel unseren amtlichen Spin doctores herzliche Glückwünsche ausrichten. Die verstehen etwas von Ihrem Fach, das muss man Ihnen aber lassen…!
    Die haben es doch tatsächlich geschaft, die grosse Mehrheit der Bevölkerung dieses Landes davon zu überzeugen, wie sicher es hier ist. Sie schaffen es aber auch, zuerst letztere im September 2013 massiv für die Milizarmee stimmen zu lassen, jedoch die gleichen Leute nur acht Monate später mit 53% gegen die Gripen Beschaffung. Alle Achtung meine Damen u. Herren, Sie haben das Volk dieses Landes wirklich im Griff.
    Werden wir uns doch anhand der hier publizierten Zahlen endlich klar: liebe Mitbürger/innen, wir sind Gefangene…! Unser Land ist von der eigenen Verwaltung besetzt die mittels, auf subtile Art gleichgeschalteter Medien, ihre diktatorische Macht aussübt u. uns kontrolliert. Für mich als freien Schweizer Bürger, kann logischerweise die Antwort darauf nur: ABSOLUTER WIDERSTAND heissen.
    Dazu verfahre man u. A. nach dem oben beschriebenen “System Stuber”, das man auch als jenes der direkten Kommunikation bezeichnen könnte. Des Weiteren, gilt es hier auf diesem Forum eine Liste handverlesener Print- u. anderen Medien zu veröffentlichen, die man als sicher betrachten kann. Damit meine ich z. B. bei den printmedien: Weltwoche, Schweizerzeit, bedingt NZZ, usw. und bei den elektronischen: alle Foren, Homepages, Facebook Auftritte, der entsprechenden Parteien, Organisationen, u. Gruppierungen. Das Beste ist von nun an, absolut allem behördlichen erstmal mit einem gesunden Misstrauen zu begegnen, frei nach dem Motto: was der Bauer nicht kennt, das isst er nicht…! Orientierung obenstehendes sowie sonstige, gleichgeartete Veröfentlichungen. Dann natürlich: diskutieren, überzeugen, und nochmal diskutieren und überzeugen.
    Als Pflichtlektüre, würde ich das auf diesem Forum aufgführte Buch “Spin Doctors im Bundeshaus” von Dr. Judith Barben empfehlen. Dies wird nicht nur die Autorin sehr freuen, sondern unsere gemeinsame Sache und jene dieses Landes ein schönes Stück weiter bringen.

  8. Hans Ulrich Suter sagt:

    Ich denke man kann davon ausgehen dass die Mehrheit ziemlich genau unsere Ansichten vertritt: Milizarmee, Neutralität und eigenständige Verteidigung. Es gibt zwei Abweichungen zu unserer Meinung und höchstwahrscheinlich zur Realität. Die erste (aber diese Meinung bricht ist aber noch nicht bei 50%) liegt in der Fehlvorstellung, dass die Schweizer Armee viel Geld zur Verfügung hat. Die zweite Fehlvorstellung liegt darin, dass ein militärischer Konflikt hier in der Schweiz nicht vorkommt und v.a. dass die Aufstellung der Armee im Gegnwärtigen Zustand Sinn macht. Ich denke wenn man der Mehrheit der Bevölkerung diese zwei “Falschinformationen” deutlich macht haben wir gewonnen. Ob dann die Zeit reicht vor der sich abzeichnenden nächsten Katastrophe wieder einmal vernünftig vorbereitet zu sein ist eine andere Frage. Ich denke nicht, aber versuchen muss man es.

    • Erwin Markus sagt:

      DANKE FÜR DEN INPUT…!
      Genau wie Sie sagen: -“Versuchen muss man es…!” das ist unsere Heilige Pflicht.
      Ich denke das Beste ist tatsächlich, uns auf die beiden von Ihnen angesprochenen Themen einzuschiessen. Es wäre denke ich von Vorteil, dass wir unsere Artikel zuerst hier publizieren, und dann damit an die weitere Öffentlichkeit gehen. Mit Öffentlichkeit, verstehe ich natürlich vor allem die von mir oben zitierten Print- u. anderen Medien.
      Ich würde vorschlagen, Sie fangen mit einem Ihrer diesbezüglichen Artikel gleich an, indem Sie diesen versuchen diesen zuerst hier, und dann an einem “guten” Ort unterzubringen.
      Meinerseits, können Sie problemlos unseren Nof bitten Ihnen meine E-Mail zu geben, vielleicht gäbe es ab und zu Sachen zu diskutieren die noch nicht reif sind für’s Forum.
      Ich wünsche Ihnen noch einen schönen u. gesegneten Sonntag.

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