Deutschland treibt das Projekt Europaarmee voran

Deutschland treibt das Projekt Europaarmee voran

In der hessischen Ortschaft Stadtallendorf im Landkreis Marburg-Biedenkopf wurde am 12. Juni ein bemerkenswertes Kapitel europäischer Militärgeschichte geschrieben. Gleich zwei Verteidigungsministerinnen waren an diesem Tag in das städtische Herrenwaldstadion gekommen, ansonsten Schauplatz der Fußballspiele des Hessenligisten TSV Eintracht.
Ursula von der Leyen und Jeanine Hennis-Plasschaert wohnten vor rund 3000 Zuschauern einer symbolträchtigen Zeremonie bei: Im Rahmen eines gemeinsamen Appells wurde die 11. Luftbewegliche Brigade des Königlichen Heeres der Niederlande mit ihren 2100 Soldaten dem Kommando der Division Schnelle Kräfte der Bundeswehr unterstellt.
Nie zuvor war ein militärischer Verband eines europäischen Landes in den Großverband eines anderen europäischen Landes eingebunden worden, nie zuvor hatte ein Staat auf diesen elementaren Kernbestandteil seiner Souveränität verzichtet.
[…] “Die Stunde ist gekommen, nun endlich konkrete Schritte in Richtung der europäischen Armee zu gehen”, sagte der SPD-Politiker der “Welt”. Mit Blick auf die Ressourcen der nationalen Streitkräfte und die Aufgaben in UN, Nato und EU sei Integration das Gebot der Rationalität, schließlich stellten sämtliche europäischen Länder fest: “Wir haben zu wenig Geld. Wir haben aber auch neue sicherheitspolitische Herausforderungen. Wir haben außerdem in den vergangenen Jahren gelernt, im Auslandseinsatz eng zusammenzuarbeiten. Warum sollen wir das dann nicht auch im Grundbetrieb unserer Streitkräfte tun?”

Beitrag auf welt.de – siehe auch “Bundeswehr und Israels Armee sollen enger zusammenarbeiten”
Kommentar:
Heisst dies nun im Umkehrschluss, dass Deutschland kein souveräner Staat mehr ist? Wenn wir unsere Armee weiter verkleinern, wird eines Tages auch von Seiten der Politik dieser Schritt gefordert. Dass dann die Neutralität nur noch im Weg steht, versteht sich von selbst.
Zum Ausklingen:

[…] Sie haben sogar schon ein gemeinsames Symbol für ihre militärische Zusammenarbeit gefunden. Das Wappentier des niederländischen Heeres ist der Löwe, das deutsche Pendant der Bundesadler. Die Militärs haben die beiden Tiere miteinander vereint, das dabei entstandene Fabelwesen [sic!] “Griffin” getauft und erläutern das Ergebnis so: “Die Verbundenheit zwischen dem deutschen und dem niederländischen Heer findet im Symbol des Griffin seinen Ausdruck. Es steht für die Vertiefung der Zusammenarbeit beider Heere und für die Kraft der Gemeinsamkeit.”

Können Sie sich das “Fabelwesen” aller zusammengewürfelter Wappentiere vorstellen? “Frankensteins Monster” wäre wohl nicht nur symbolisch passender!

 

Kommentare: 6

  1. Schaub Rudolf P. sagt:

    Die Europaarmee ist vielversprechend. Wenn die einzelnen Länder für Teilstreitkräfte verantwortlich sein werden, ist damit zu rechnen, dass bei deren Bildung und Aufrechterhaltung geschummelt wird. Es sei hier daran erinnert, dass Griechenland und andere Süd-Staaten Europas bei ihrem Eintritt in den Euro-Verbund nicht die wirklichen volkswirtschaftlichen Zahlen geliefert haben. Danach habe sie wacker weiter geschummelt und die geltenden Abmachungen missachtet. Alles war bekannt die Führungsverantwortlichen in Brüssel haben einfach weggeschaut. Schliesslich kam es zur Finanzkrise. Unsere Vorstellungskraft übersteigende Finanzspritzen mussten geleistet werden.
    Ich gehe davon aus, dass bei einer europäischen Gemeinschaftsarmee, für welche die Länder Teilstreitkräfte zu unterhalten haben, analog gehandelt würde. Griechenland sollte deshalb verpflichtet werden, die “Feldpost” bereitzustellen und zu betreiben. Italien könnte Bereitstellung und Betrieb der Militär-Kapellen übertragen werden. Dann müsste nicht damit gerechnet werden, dass – wenn es darauf ankommt – eine wichtige Teilstreitkraft fehlt.

    • Kurt Brugger sagt:

      @Schaub Rudolf P., ein Bonmot von Napoleon besagt: “Mut allein genügt nicht”, er rechtfertigte damit einen verlorenen Feldzug (Russland), bei dem seine Armee mangels Nachschub geschlagen wurde.
      Ich plädiere für mediterrane Küche in der Europa-Armee, da würden sich die Italiener als Küchenmannschaft eignen. Die Militär-Kapellen (ausschliesslich Schlager- und romantische Tanzmusik), besser Big-Band “Lonely Heart” können nach Feierabend aufspielen. Und weil sie viele gute Velofahrer haben, sollten diese für die Sicherstellung des Nachschubs (nach dem Vorbild der Ho Chi Min-Kämpfer im Vietnamkrieg) Verwendung finden.
      Die spanischen Torreros eignen sich für die Sicherstellung der Fleischportionen. Zudem sind in den Ruinen des Immobilienbooms, Trainingsplätze für den Nah- und Häuserkampf bereits vorhanden.
      Die tüchtigen Portugiesen finden Beschäftigung als Bauarbeiter. Für das Errichten von Geländeverstärkungen, in denen die euröpäische Wehrmacht, mehrheitlich rekrutiert aus Deutschen (geboren nach WW2) den Kampf führt. Die Franzosen stellen Kampfverbände, zwecks infanteristischer Unterstützung der wieder erstarkten “Fritzen”, delegieren diesen Job sofort an die Fremdenlegion, bevor sie sich damit die eigenen Hände schmutzig machen.

  2. Franz Betschon sagt:

    Wer auf eines der wichtigsten Instrumente der Sicherheitspolitik, die Streitkräfte, verzichtet, verzichtet auch auf die Souveränität. Der Vorgang hat eine staatspolitische Dimension.Niemand hat bisher die europäischen Armeen daran gehindert, zusammen zu arbeiten, aber der angekündigte Schritt zeugt nur davon , dass es in Europa gar nicht mehr viel gibt, das zusammenarbeiten könnte. Ich habe nichts gegen das weibliche Element in der Politik, aber wenn es um Militärpolitik geht, sollte man schon den tieferen Sinn von Streitkräften verstehen. Da hätte Frau Thatcher noch Anschauungsunterricht geben können. Das ursprüngliche Konzept des “Europa der Vaterländer” von de Gaulle und Adenauer wird immer weniger verstanden – mit voraussehbaren unangenehmen Folgen.

  3. Beda Düggelin sagt:

    Europa-Armee = Spararmee! TEAM – (T)oll, (E)in (A)nderer (M)achts!
    Eine Europa-Armee kann im Ernstfall nicht funktionieren, weil man sich nicht auf andere verlassen kann.
    Wir, die Schweiz bleiben aber einzigartig. Wir entwickeln uns mit Riesenschritten weiter Richtung “Taschenbuch-Armee”.

  4. Walter G u l e r sagt:

    Gleich zwei Verteidigungsministerinnen, Ursula von der Leyen und Jeanine Hennis-Plasschaert waren an diesem Tag in das städtische Herrenwaldstadion gekommen. Warum nicht Frauenwaldstadion? wohnten vor rund 3000 Zuschauern einer symbolträchtigen Zeremonie bei.
    Kommentar:
    Heisst dies nun im Umkehrschluss, dass Deutschland kein souveräner Staat mehr ist? Deutschland war noch nie souverän nach 1945
    Das ursprüngliche Konzept des “Europa der Vaterländer” von de Gaulle und Adenauer wird immer weniger verstanden – auch nicht als «Europa der Mutterländer» mit den beiden Verteidigungsministerinnen, mit voraussehbaren unangenehmen Folgen.

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