Sergej Naryschkin, Präsident der russischen Staatsduma: «Russland war immer imstande, sich selbst zu verteidigen.»

Sergej Naryschkin, Präsident der russischen Staatsduma: «Russland war immer imstande, sich selbst zu verteidigen.»

Weshalb investieren Sie [die Russische Föderation, Anm. Giardino] derart massiv in Ihre Armee?
Moderne Streitkräfte sind grundsätzlich sehr aufwendig. Die USA verstärken ihr Kriegspotenzial rücksichtslos, die Nato strebt nach weiterer Ausdehnung und ist an unseren Landesgrenzen sehr aktiv. Westliche Politiker orientieren sich immer weniger am internationalen Recht und brechen immer öfter mit eigenen Verbindlichkeiten. Unser Land initiierte den Abrüstungsprozess. Es ist traurig, dass die USA, statt diesen für beide Seiten vorteilhaften Prozess fortzusetzen, ihren Sieg im Kalten Krieg erklärten und wieder mit Aufrüstung anfingen. Natürlich halten wir es für geboten, darauf zu antworten. Vergessen Sie nicht, dass es auch bei uns Bedrohungen durch internationalen Terrorismus gibt. Wir analysieren die Lage in diesem Bereich nicht nur passiv, sondern wir wollen die Sicherheit Russlands gewährleisten.
In Europa war aufgrund Ihrer Armeeaktivitäten bis vor wenigen Wochen eine eigentliche Kriegsfurcht vor Russland festzustellen. Wie begründet ist diese?
Erinnern wir uns an die Geschichte der letzten 20 Jahre: Es waren nicht russische Flugzeuge, die Jugoslawien bombardiert haben und dabei über 5000 Opfer verursachten. Es waren Militärjets und Piloten aus den Ihnen bekannten Ländern. War es die russische Armee, die im Irak Krieg und Chaos verursachte? Nein, das waren andere. Haben russische Militärflugzeuge Libyen zerbombt? Hat die russische Armee dort das heutige Chaos verursacht? Nein, das waren ebenfalls die Luftwaffen der Ihnen bekannten Länder. Die Streitkräfte Russlands haben die letzten 20 Jahre nie ausserhalb der Russischen Föderation geschossen. Und trotzdem hat sich die Militärinfrastruktur der Nato immer mehr unserer Landesgrenze genähert. Vor 25 Jahren wurde Russland versprochen, dass die Nato keine Schritte an unsere Grenzen machen wird. Wenn sich bei dieser Entwicklung jemand zu fürchten hätte, dann wohl am ehesten wir. Wir haben aber keine Angst. Russland war immer imstande, sich selbst zu verteidigen. Unser Appell ist aber ein anderer. Wir appellieren an den Frieden und den Dialog in Europa.
Wie wirken sich die Sanktionen von EU und USA gegen Russland aus?
[…] Die Sanktionen fügen uns keinen grossen Schaden zu. Grundsätzlich gilt, dass Sanktionen immer beiden Seiten schaden. Im konkreten Fall gibt es versteckte Punkte, die Sie interessieren dürften. Für uns ist klar, dass die USA die EU für ihre Zwecke ausnutzt. Was meine ich damit? Während der gesamten Zeit der Sanktionen ist das Handelsvolumen zwischen der EU und Russland leicht gesunken, wenn auch nicht in bedeutendem Umfang. Die genaue Zahl habe ich nicht präsent. Klar ist aber: Im selben Zeitraum hat sich das Handelsvolumen zwischen Russland und den USA um 17 Prozent erhöht. Die USA führen die EU also hinters Licht. Oder wie wir sagen: Die USA haben die EU einfach zur Seite gestossen.
Das Interview auf bazonline.ch

 

Kommentare: 2

  1. A. Hohermuth sagt:

    Wo er recht hat,hat er recht.
    Der Westen, vor allem die EU und NATO sollten mit der Kriegstreiberei aufhören. Aber wo die Wirtschaft total kaputt ist, wurde immer mit Kriegstreiberei abgelenkt. Aber man sollte nicht einen Bären aus dem Schlaf wecken. Die Folgen sind verheerend. Die EU
    und die NATO handeln verantwortungslos!

  2. Walter Häcki, Engelberg sagt:

    Ich bin erstaunt wie schnell die Russen die massive Unterstützung durch die USA mit Waffenlieferungen vergessen. Ohne diese Hilfen wäre der 2. Weltkrieg noch lange gegangen. Auch am Boden waren die USA weit in Deutschland vorgedrungen, und überliessen dann das Terrain gemäß Jalta -Abkommen den Russen, wo sie auch für Jahrzehnte die ‘Ostblockländer’ an die Sowjets verrieten.
    Dass diese Länder Angst vor den Russen haben ist verständlich, spätestens seit dem Einmarsch in Georgien und jetzt die Besetzung der Krim und den noch ungeklärten Abschuss des Verkehrsmaschine und der massiven Unterstützung für Dissidenten in benachbarten Ländern mit Waffen und Mannschaften.
    Solange die Gräueltaten der Sowjets nicht gesühnt sind müssen diese Länder in Angst leben. Ohne die NATO wären wir auch überrannt worden.
    Putin ist ein Diktator der unsere Unterstützung nicht verdient.

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