Nordische Militärkooperation – Die neue Angst vor Russland

Nordische Militärkooperation – Die neue Angst vor Russland

Dass Gotland so plötzlich in den Fokus von Militärbeobachtern gerückt ist, hat seinen Grund in der Rolle, welche die beschauliche Ferieninsel in einer Konfliktsituation im baltischen Raum spielen könnte. In hypothetischen Worst-Case-Szenarien ist die Rede von der Möglichkeit einer handstreichartigen Besetzung der Insel durch Russland, um durch die Stationierung von Waffensystemen mit grosser Reichweite die Nato daran zu hindern, Flugzeuge und Schiffe heranzuführen, die den baltischen Staaten Hilfe leisten könnten.
Diese Möglichkeit hätte Russland zwar schon heute, nämlich vom Kaliningrader Gebiet aus. Doch ist dieses, eingeklemmt zwischen den Nato-Staaten Polen und Litauen und ohne Landverbindung zu Russland, für Moskau weit schwieriger zu verteidigen, als es ein besetztes Gotland mitten im Meer wäre.
Beitrag auf NZZ.ch

 

Kommentare: 6

  1. Fritz Kälin sagt:

    “Dass das Szenario in westlichen Köpfen aber überhaupt herumgeistert und nicht von vornherein als absurd abgetan wird, zeigt, wie schwierig die Einschätzung dessen geworden ist, was Moskau zuzutrauen ist und was nicht. Noch vor nicht allzu langer Zeit figurierte wohl für die meisten auch eine russische Besetzung der Krim im Bereich des Undenkbaren.”
    Man könnte es auch so formulieren: Der Westen ist ein unberechenbarer Partner, weil er immer zwischen naiver Friedensillusion und im Krisenfall dann umso nervöserem/ gefährlichen Alarmismus schwankt.
    Einmal mehr wäre eine nur für defensive Zwecke nutzbare Territorialverteidigung (Gerät vor Ort vorhanden, Grossteil der dafür notwendigen Truppen sind dort wohnhafte, rasch mobilisierbare Miliz- oder Reservesoldaten) durch ein glaubwürdig neutrales Land in Krisenzeiten ein Anker von Stabilität. Stattdessen entblösst man die Insel und schafft so ein für Schweden, die Nato und Russland potentiell unerträgliches militärisches Vakuum, das im Eskalationsfall eine verheerende Sogwirkung auf alle ausüben könnte.
    Ob auf den Falklands, der Krim, hier in Gotland und so vielen anderen Gebieten, deren militär- oder geostrategischer Wert seit Jahrhunderten allgemein bekannt ist, immer geschieht derselbe Unsinn. Anstelle einer angemessenen Friedensdividende (Redimensionierung) kommt es zu einer gefährlichen Entblössung, welche früher oder später genau jenen Frieden gefährdet, in dessen Namen sie in Kauf genommen wurde.
    Aber eine Schweiz, die lieber ausländische als eigene Gebirgstruppen ausbildet und modernste Schutzanlagen entlang ihrer historischen strategischen Nord-Süd-Achsen demontiert, ist sicherlich kein Land mehr, das ‘als erster einen Stein werden’ sollte…

    • Hans Schmid sagt:

      Danke Fritz für die klaren Worte, sie sind gut verständlich; ob das für die in Bern genügt bleibt fraglich, so sie es überhaupt lesen!

  2. Franz Betschon sagt:

    Gratulation, Fritz Kälin!

  3. Willy Stucky sagt:

    Haben Sie meinen Dank, Herr Fritz Kälin!
    Tatsächlich hat die nervöse Reaktion Westeuropas auf die Annexion der Krim durch Russland sehr viel mit der souveränen Verteidigungsfähigkeit der Schweiz zu tun.
    Wenn wir das Vorfeld vieler grosser Kriege studieren, fällt immer eine unvernünftige Nervosität (zumindest der einen Seite) auf. Ferner fällt auf, wie wenig geschichtskundig die jeweiligen Akteure sind. Mit anderen Worten: Die Schweiz hat keinen Anlass, sich auf andere zu verlassen.
    Dass im vorliegenden Fall Russland den Begriff der Provokation ins Feld führt, ist zwar reine Gegenpropaganda. Doch dahinter steht z.B. die Erfahrung von Putins Eltern, die am Anfang des letzten deutschen Russlandfeldzuges in der durch deutsche und finnische Truppen belagerten Stadt Leningrad/Sankt Petersburg dem möglichen Hungertod in die Augen sehen mussten. Es verhungerten damals in der belagerten Stadt Tausende. Auch Völker haben eine “Seele”. Auch Völker können traumatisiert sein. Siehe “Rückeroberung” der Krim!

  4. Häcki Walter sagt:

    Gleichzeitig verehrt Putin zunehmend Stalin , der wie viele andere vor und nach ihm Millionen auf dem Gewissen haben.
    Stalin soll ja wieder salonfähig werden. in Russland.Gute Nacht!
    Es fallen mir viele Parallelen auf zu Napoleon, der auch von den Franzosen nach wie vor verehrt wird.
    Viele Völker mussten die Tricolor auf der Fahne hissen, welche für Liberté, Égalité und Fraternité steht.
    Diese Ziele hat Frankreich weitgehend umgesetzt und dies in Form des Zentralstaates mit zunehmender Gesetzesflut, durch die EU noch maßgeblich angetrieben.
    Den Franzosen geht es schlecht!
    Die Regionen ha ben wenig Geld von den Grundeigentümer , sie können wenig bestimmen
    Kämpfen wir für eine unabhängige starke Schweiz. Wenn die WEA kommt wie angemacht müssen wir ein Referendum starten/unterstützen.
    An der morgigen GV gibt es Gelegenheit.

  5. Markus Kälin sagt:

    Ich empfehle euch diese Dokumentation von ORF anzuschauen.
    https://www.youtube.com/watch?v=5ifKyciJMcc
    Sie ist älter aber das Ende zeigt Rückblickend wo wir uns jetzt befinden.
    Und hier die Sicht von Russland betreffend Krim:
    http://vk.com/video234813763_171130794

Kommentare sind geschlossen.