Antworten VBS: 9 – Einsatzbereitschaft

Antworten VBS: 9 – Einsatzbereitschaft

Frage:
a) Wie ist die Einsatzbereitschaft der bestehenden Verbände zu beurteilen? b)  Kennen alle diese Verbände ihren Primärauftrag und innert welcher Zeit ab Auslösung eines entsprechenden, unangekündigten Befehls können sie ihren Primärauftrag erfüllen? Welches sind die Konzepte für den Einsatz inklusive die Kampfführung für den Primärauftrag gemäss BV?
Antwort VBS:
a) Seit der definitiven Inkraftsetzung des Konzeptes Armee XXI im Jahr 2003 ist die Armee nach dem Prinzip der abgestuften Bereitschaft organisiert. Das bedeutet, dass “die Armee nicht alle Leistungen innerhalb derselben Fristen erbringen muss, und dass es ineffizient wäre, alle Teile der Armee dauernd in hoher Bereitschaft zu halten.” [Armeeleitbild XXI, S. 6]
Die Armee als Ganzes ist deswegen in einem Zustand der Grundbereitschaft. Die Grundbereìtschaft ist jener Zustand, welcher die Verbände unabhängig von einem spezifischen Auftrag in den Bereichen Führung, Ausbildung, Logistik und Personal dauernd zu erreichen und zu erhalten haben. Die Grundbereitschaft entspricht somit nicht der Einsatzbereitschaft bei welchem Verbände mittels EBA (einsatzbezogene Ausbildung) spezifisch für einen bestimmten Einsatz vorbereitet werden. Für gewisse Verbände, die sofort oder nach kurzer Vorbereitung einsatzbereit sein müssen, entspricht die Grundbereitschaft nahezu der Einsatzbereitschaft. Davon betroffen sind unter anderem Verbände, die für die Katastrophenhilfe vorgesehen sind oder Elemente der Militarischen Sicherheit.
b) Primärauftrag im Sinne der Armee 61 oder Armee 95 existiert seit dem Entwicklungsschritt 08/11 nicht mehr. Jeder Verband hat ein Leistungsportfolio, den sogenannten Modulbaustein (MBS), in weilchem sämtliche Aufgabendetailliert  beschrieben sind. Ab dem 01.01.2011 werden sämtliche Verbände ausschliesslich nach diesen MBS ausgebildet. Die Zeitverhältnisse für die Erfüllung des Auftrages ist vom System der abgestuften Bereitschaft abhängig und nicht für alle Verbände gleich (vgl. Teil a). Der Überblick über die Zeitverhältnisse zwischen Befehlsgebung und Auftragserfüllung ist im Leistungsprofil der Armee geregelt und variiert je nach Art und/oder Umfang der Leistung. Gewisse Teile der Armee sind in der Lage, Leistungen sofort oder aus dem Stand zu erbringen, andere, insbesondere jene die für Kampfeinsätze hoher Intensität in Verteidigungsoperationen vorgesehen sind, erst nach längerer Vorbereitungszeit. [Siehe SiPol B vom 23.06.2010, Seite 36]
c) Die Armee ist auf wahrscheinliche Einsätze ausgerichtet, dass heisst für die Unterstützung der zivilen Behörden. Mögliche Einsätze in diesem Rahmen werden anhand realistischer Szenarien geübt (beispeilsweise Übung AEROPORTO 10). Bei der Konzeption der Armee XXI ist die Wichtigkeit bzw. Priorität des Verteidigungsauftrages relativiert worden (siehe oben). Deshalb gibt es auch keine Verteidigungskonzepte für die gesamte Armee.
Beurteilung Gruppe Giardino:
Mit komplizierten Begriffen wird erklärt, dass die Verbände eigentlich nicht einsatzbereit sind, schon gar nicht diejenigen, für die kein Material vorhanden ist. Für was denn eine nicht einsatzbereite und nicht ausgerüstete Armee noch fast gleichviel Geld brauchen will, wie früher eine in jeder Beziehung einsatzbereite, fragen sich mittlerweilen nicht nur die GSoA. Für was eine solche Institution auch noch gleich ein ganzes Departement der Bundesverwaltung beschäftigen will, ebenfalls.
Zum ersten Mal und schriftlich wird vom VBS festgehalten, dass für die Lagebeurteilungen nicht mehr die gefährlichste Feindmöglichkeit in Betracht gezogen wird. Mit der wahrscheinlichsten Möglichkeit zu arbeiten, ist in jedem Fall die bequemste. Dies ist ein erschütterndes Zugeständnis, das wir aber insgesamt schon lange so vermuteten!! Es gibt auch keine Konzepte für den Einsatz der ganzen Armee und geübt wird, was, gerade so einfällt. Schriftlich wird auch mitgeteilt, dass der Verteidigungsauftrag mit der Armee XXI bezüglich Wichtigkeit bezw. Priorität relativiert worden ist. Dies hat man dem Bürger aber seinerzeit so nicht mitgeteilt. Die Angehörigen der Sipol Kommissionen müssen dies aber gewusst haben und so ist denn auch keine PUK zu erwarten (wer ermittelt schon gerne gegen sich selber?).

 

Kommentare: 7

  1. Herr Y. Blau sagt:

    “Deshalb gibt es auch keine Verteidigungskonzepte für die gesamte Armee.”
    Da fehlen mir die Worte. C’est incroyable.

  2. Steffen Anton F. Luzer sagt:

    Die Antwort des VBS war so zu erwarten, sie widerspiegelt die Unsicherheit und Konzeptlosigkeit unserer führenden Mlitärs. Unsere Armee, etwa gleich zu halten wie eine Versicherung, hat sich auf verschiedene Einsatzmöglichkeiten vorzubereiten u.a auch für ein generelles Verteidigungsdispositiv, dies insbesondere als die heutige Weltlage innert Kürze eine wesentlich andere Bereitschaft notwendig machen könnte als zZt gilt. Insbesondere möge man zur Kenntnis nehmen, dass weder die NATO, dieses Auslaufmodell, noch die USA, irgend ertwas tun würden, ws deren eigenem Interesse widerspricht.In der Weltpolitik zählt nur noch, was der einzelne Staat selber zu erzwingen vermg, also cave canem!
    Mit kameradschaftlichem Gruss
    Anton F. Steffen a Grossratspräsident Luzern Hptm aD

  3. Hans Ulrich Suter sagt:

    Die Antwort erstaunt mich nicht. Es war schon zu Zeiten des kalten Krieges so, dass viele AdAs und mehr, je höher deren Dienstgrad in der Armee war, einen Krieg nicht nur als unwahrscheinlich, sondern sogar als unmöglich ansahen. Dies war für mich immer seltsam, gerade weil immer genug Anschauungsmaterial vorhanden war. In dieser Stunde sieht man z.B. den “unwahrscheinlichen” Bürgerkrieg in Lybien (Zwischen Lybien und der Schweiz liegt nur das militärisch inkompetente Italien). Ich habe da auch keine Lösung, ausser einem vollständigen Austausch des Personals des VBS, oder darin, dass die Kantone wieder wie im 19.Jhdt die Armee leiten.

  4. boris zala sagt:

    Es gibt in diese neue Situation,in der Magreb-Region drei verschiedene Möglichkeiten:1 gewinnt die Demokratie,2 die Geddafi Gruppe bleibt an der Macht,3 es wird eine Islamische Republik.
    Den wird die Schweiz an der Grenze wie Israel;(weil Italien ist sehr schwierig zu kontrollieren) mit Flüchtingen,Terrorismus, verschiedene Bedrohungen zum Beispiel Langstrecken-Raketen usw.Ist sofort Imperativ dass die Schweizer Armee in diese Richtung sollte sich organizieren.Die politische Lage kann in jeder Moment wechseln.
    Semper fidelis Boris.

  5. Martin Hofer sagt:

    Von wegen die nächsten 50 Jahre ein Krieg in Europa unmöglich wie es die SP den Leuten immer vorgegaukelt hat, damit sie die Armee abschaffen können. Die akt. Weltlage beweist, dass es innert wenigen Monaten kehren kann. Und unsere Armee könnte im Ernstfall nur 2 lächerliche Brigaden mobilisieren! Unsere degenerierte Wohlstandsgesellschaft wird einmal die Quittung für dieses liederliche Verhalten bekommen. Ich hoffe, dass dann das Reduit den links-grünen Städten auch nicht zur Seite steht. FK Sdt, nicht mehr im Dienst aber bereit.

  6. Kurt Wernli sagt:

    Vielen herzlichen Dank für die täglichen Info’s.
    Aufgrund der VBS-Antworten muss ja fast davon ausgegangen werden, dass die Schweizer Armee gar nicht mehr existiert. Wird das Schweizervolk dermassen belogen? Warum unternehmen unsere Politiker nichts dagegen? Da sind doch die falschen Damen und Herren in Bern.
    Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Kraft, dass unsere Armee nicht ganz verschwindet.
    Freundliche Grüsse
    Kurt Wernli
    (ehemaliger Flpl Br 32 Stäbler)

  7. Andi Waeger sagt:

    Danke an die Gruppe Giardino, für Ihren unermüdlichen Einsatz uns Fakten zur Armee zu zeigen, die mich persöhnlich mehr als nur “sehr” nachdenklich stimmen. Einerseits fehlen mir einfach die Worte, andernseits überkommt mich die Wut, warum man unsere “letzte Versicherung”, unsere Armee, dermassen ins Leere laufen lässt!! Es ist unverantwortlich, wie die Politiker mit unserer Sicherheit umgehen! Wer jetzt immernoch behauptet, die Welt sei ja soo friedlich, schaut nach Lybien oder Ägypten, wer hätte das gedacht! Und wer jetzt immernoch von 10! Jahren Vorwarnzeit ausgeht, der will oder kann einfach nicht begreifen wie schnell eine kritische oder unkontrollierbare Situation ensteht. Sollte es auch nur einmal ein grösserer Konflikt mit Waffengewalt in der Schweiz geben, was ich persönlich leider nicht ganz ausschliesse, wir währen völlig überfordert. 2 Brigaden können wir noch ausrüsten.. Und dann?? Wir verschrotteten bis jetzt bis zu hunderten Schützenpanzer M113, voll funktionstüchtig, aber für uns halt zu alt. Nun bemerkt die Armeeführung, da ja auch die 2te Tranche des Schützenpanzers 2000 gebodigt wurde, das wir viel zuwenig gepanzerte Fahrzeuge haben. Ich verstehe es einfach nicht! Die Panzerabwehr-Lenkwaffe “Dragon” wurde ausgemustert. Wird das System ersetzt? Nein! Die Armee schliesst unzählige Festungsanlagen, meistens ausgerüstet mit dem “Bison” System, grund: Zu teuer! Das ganze Hick-Hack um den Tiger-Teilersatz!! Die Schweiz kann es sich nicht leisten 20-30 neue Kampfflugzeuge zu beschaffen, obwohl man überall hört, wie gut die Schweizer Wirtschaft dasteht, für mich nicht nachvollziebar.. Der allergrösste Fehler ist, die Luftwaffe zu vernachlässigen! Die grösste Bedrohung und am verletzlichsten ist man aus der Luft. Hat man da keine Kontrolle mehr, müssen die die am Boden gar nicht erst antreten.. Das sind nur einige Beispiele. Sicher muss seriös abgeklährt werden, was braucht es und was nicht. Aber nicht anhand von “das brauchen wir ja sowieso nie, oder das ist zu teuer, nein, es muss im Sinne der Sicherheit der Schweiz und ihrer Bevölkerung erfolgen. Wenn sich niemand um uns, um unsere Sicherheit kümmert, wo bleibt dann unser Wohlstand, unsere Demokratie, unsere Souveränität, sollte es mal zu einem unvorhersehbaren Konflikt kommen? Es ist kaum mehr aufzuzählen was die Armee schon alles an Know-How aufgegeben hat. Know-How das nicht mehr von heute auf morgen so zu erlernen oder aufzubauen ist. Vorallem die Ausrüstung, die aus “Geldmangel” oder für ” überflüssig” befunden, vorschnell und völlig nicht nachvollziebar verschrottet wurde. Unsere Armee ist aus meiner Sicht, nur noch ein von Reformen zerpflücktes Instrument, das die Sicherheit der Schweiz im jetzigen Zustand nicht mehr garantieren kann. Die Armee hat da nicht Schuld, aber die Politiker die immer wieder aufs neue Geld in der Armee sparen, streichen oder umverteilen, bis sie ausgespart ist.. Ich bin kein Schwarzmaler, ich hoffe, wir bräuchten keine Armee und alle wären friedlich, aber die Welt lehrt mich leider etwas anderes…

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