Armeechef hält brisanten Bericht unter dem Deckel

Armeechef hält brisanten Bericht unter dem Deckel

Die Führungsstrukturen der Schweizer Armee reichen für subsidiäre Einsätze, nicht jedoch für den Ernstfall. So lässt sich das Fazit eines geheimen Berichts zusammenfassen, welchen die Armee nach der Stabsübung «Stabilo Due» vom September letzten Jahres erstellen liess. Bemängelt werden nicht nur die Probleme mit den Führungsinformationssystemen, sondern vor allem auch die Organisation der Armeeführung.


Bericht auf luzernerzeitung.ch oder auf 20min.ch – tagesanzeiger.ch
Kommentar:
Leser des Giardino-Blogs werden kaum überrascht sein, dies aus einer anderen Quellen zu lesen. Giardino vertritt schon lange die Meinung, dass die Armee ein “Potemkinsches Dorf” ist, welches zwar auf gefechttechnischer und unterer taktischen Stufe funktioniert, aber als Ganzes nicht einsatzbereit ist. Umso mehr muss die gesamte Armee einer “Due Diligence” unterzogen werden, damit festgestellt werden kann, was effektiv funktioniert und was nicht.

 

Kommentare: 9

  1. Reinhard Koradi sagt:

    Und wer fordert diese Due Diligence ein????

  2. Franz Betschon sagt:

    Lieber Herr Koradi,
    natürlich meinen wir, dass nun eigentlich genügend “Heu unten” sein müsste. Die SiK tagen heute und wenn diese nun ihrerseits zuwarten, dann verstehe ich die Welt nicht mehr, denn diese müssen die Prüfung dem Parlament beantragen. Wir hatten diese Generalinspektion ja subtil Due Diligence genannt, aber natürlich muss daraus eine PUK werden, denn je mehr man am Faden zieht, desto unglaublichere Geschichten werden zu Tage treten. Das Dumme für alle Verantwortungsträger ist ja, dass Giardino darüber schon lange berichtet und bereits viele Details weiss.

  3. Über den negativen Verlauf der Stabsübung “Stabilo Due” können nur Naivlinge erstaunt sein. Was man lange nicht mehr geübt hat, beherrscht man nur in seltenen Ausnahmefällen. Zudem muss davon ausgegangen werden, dass sich in der seit Jahren durch Bundesrat und Parlament sträflich vernachlässigten Armee nicht mehr jene Köpfe engagieren, welche nötig wären, um anspruchsvolle realistische Übungen erfolgreich zu bestehen. Wer will schon in einer Institution tätig sein, die von der Classe politique mehrheitlich als “unwichtige Staatsaufgabe” betrachtet wird und für die an sich nötige Investitionen unter bewusster Inkaufnahme von Ausrüstungs- und Ausbildungslücken nicht getätigt werden! Militärische und politische Führung in Krisenlagen ist eine höchst anspruchsvolle Aufgabe, die nicht nur eine entsprechende (praktische)Ausbildung und Erfahrung, sondern auch mentale Stärke und Standfestigkeit erfordert. In einer Armee, die wie die Schweizer Armee gegenwärtig über keine Doktrin verfügt, ist die Führung eine kaum zu bewältigende Aufgabe. Aber in diesem Zusammenhang ist auch zu beachten, dass sich für unsere real existierende Armee gar keine überzeugende Doktrin entwickeln lässt, wenn die gestellte Aufgabe sachkompetent und ehrlich gelöst soll. Ebenso muss bei realistischen Stabsübungen mit (beschränkten) Verteidigungsaufträgen den Beübten sofort klar werden, dass sich unser Land mit den gegenwärtig herrschenden sicherheitspolitischen und militärischen Vorstellungen auf dem Holzweg befindet. Eine überzeugende Doktrin kann nicht auf blossem “savoir faire” beruhen.

  4. Es ist in der Tat so, dass der Rubikon in Sachen Zerstörung der Milizarmee längst überschritten ist! Die heute noch aktiven Armeeangehörigen können einem samt dem sich aufopfernden militärischen Berufspersonal regelrecht leid tun. Ganz zu schweigen von 73,2% des Schweizer Volkes, welches zwar eine kampfstarke Armee jetzt und in Zukunft will, aber von der Politik getäuscht, desinformiert und auf “bessere Zeiten” vertröstet worden ist und weiter vertröstet wird.
    Die Hauptverantwortung für dieses sicherheitspolitische Desaster tragen das Gros der Landesregierung und grosse Teile der Eidg. Räte. Sie waren und sind es, welche die Gesamtverantwortung dafür zu tragen haben, dass sich die Schweiz nicht mehr selber nach Aussen und Innen wirklich schützen kann. Aber auch die VBS-Verwaltung und die Armeeleitung müssen endlich in sich gehen! Sie haben dem üblen politischen Treiben, welches seit dem Fall der Berliner Mauer gegen eine glaubwürdige Landesverteidigung läuft, mehr oder weniger widerspruchslos und in falsch verstandener Loyalität zugeschaut und zugelassen, dass das Volk halbbatzig informiert wurde und mit der Reform zur gescheiterten Armee XXI und dem Entwicklungsschritt 08/11 über den Tisch gezogen worden ist. Und natürlich ist auch die vierte Reform (innert 18 Jahren!), die sog. WEA (“Weiterentwicklung der Armee) nichts als ein Trojanisches Pferd und deshalb überlebensgefährlich für unser ganzes Land.
    Aber auch die Schweizerische Offiziersgesellschaft muss sich den Vorwurf gefallen lassen, dass sie in all den Jahren zwar zahlreiche Briefe nach Bern gesandt hat, sich aber nie zu wirklichem Widerstand gegen die Zerstörung der Armee durchringen konnte. Der jüngste Positionsbezug der SOG zur “WEA-Vorlage” (“Ja, aber…” trotz der Tatsache, dass mit dieser WEA die Halbierung der heutigen Armee gepant ist!!) ist nur EIN Beispiel davon.
    Wann endlich hält in all diesen Kreisen der “Mut zur Kursänderung” (Vgl. dazu das Buch der Gruppe GIARDINO)Einzug? Es ist höchste Zeit, dass dem Debakel nun endlich schonungslos auf den Grund gegangen wird. Das Rezept dazu ist klar: Generalinspektion der Armee UND eine PUK gegen die Verantwortlichen in “Bundesbern”. Hermann Suter, Präsident der Gruppe GIARDINO.

  5. Kaufmann Gotthard sagt:

    Ich habe soeben die Tagesschau mit dem Bericht über das Traktandum der Sicherheitspolitischen Kommission verfolgt. Ich bin erstaunt und erschüttert über die
    Naivität der Parlamentarier, welche wohl in guter Absicht die Herren Maurer und Blattmann in Schutz nehmen und dabei glauben, der Armee einen Dienst zu leisten. Oh heilige Einfalt, wissen denn die wirklich nicht, wie es um unsere Armee steht, haben die keinen Schimmer vom Buch unserer Gruppe.”Mut zur Kurs-
    Änderung”?
    Nachhilfe Unterricht ist gefordert, ich werde sofort mit Ida Glanzmann in Verbindung treten, macht dasselbe mit euch bekannten Parlamentariern.
    PUK und Generalinspektion sind erforderlich, aber mit den richtigen Leuten, nicht mit solchen die glauben mit dem Schönreden der katastrophalen Lage, der Armee
    und dem Land einen Dienst zu leisten!
    Der CDA lügt und ist unfähig, er ist nicht mehr haltbar und will ihn Ueli halten, hat auch seine Stunde geschlagen.

  6. Klassifizierung ist eine erprobte Form der Selbstlüge im VBS. Ich durfte bislang als externer Experte an zwei inspektiven Untersuchungen über wichtige Teilbereiche der Sicherheitspolitik und der Armee mitarbeiten. Der Inspektionsbericht zum Thema “Sicherheitspolitik” wurde bereits in der Entwurffassung zur Überraschung aller Autoren vom damaligen BR Schmid als geheim klassifiziert und schubladisiert. Die Nutzniesser des danach ausgebrochenen verwaltungsinternen Hickhack sind u.a. der heutige Chef Nachrichtendienst Herr Seiler und der heutige Chef Sicherheitspolitik, Herr Catrina. Das damals für die Studie federführende Inspektorat VBS wurde durch den Departementsvorsteher pulverisiert. Im zweiten Fall wurde die Situation der Kaderausbildung in der Armee 21 analysiert. Die Erkenntnisse, die nunmehr bereits fast 5 Jahre alt sind, wurden vom heutigen CdA als Auftraggeber der Studie unter dem Deckel gehalten und anlässlich eines Abgaberapportes als “politisch nicht opportun” abqualifiziert. In der Quintessenz hatten wir damals festgestellt, dass die Kaderausbildung ohne vollständiges vollzeitliges Gradabverdienen zu völlig unglaubwürdigen Führungssituationen und damit letztlich zur inneren Zerstörung des Milizsystemes führen werde. Das jüngste Beispiel ist ein weiterer Baustein für den Elfenbeinturm, in dem sich die Armee einmauert. Die Zeit der Samthandschuhe, mit denen man die Verantwortlichen an der Spitze der Armee und der Verwaltung bisher aus traditionellem Respekt angefasst hat, muss vorbei sein. Mit Hobbes rufe ich auf zu kritischem Widerstand. Nur das heilt.

  7. Hans Schmid sagt:

    Die Saat der “Gärtner”, wie uns die NZZ zu bezeichnen beliebt, beginnt aufzugehen! Nur die SOG/ASMZ hat es noch nicht begriffen, macht man sie auf ihre unkritische Haltung aufmerksam reagiert sie lediglich verärgert und bezeichnet den Ueberbringer der schlechten Nachricht als mit dem “Blick ins Armeemuseum” behaftet.

  8. Martin Frei sagt:

    Da taucht wieder dieser Herr Catrina auf, vom Bundesrat zum Botschafter ernannt, ein Bündner Lehrer mit Studium in Soziologie, politischer Wissenschaft und Publizistik mit Schwergewicht auf Rüstungsbeschränkungs- und Abrüstungsfragen. Abrüstungsfragen und Soziologie. Das scheint ja ausgezeichnet zu passen zu dem was er im VBS treibt: Abrüstung. In wessen Auftrag? Catrina erscheint hier einmal mehr in einer kompromitierenden Situation. Die Schweiz und ihre Armee verdanken ihm offenbar noch mehr Übles, als bisher hier aufgedeckt wurde.

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