Armeechef über Gripen, Kosovo und Spardruck

Armeechef über Gripen, Kosovo und Spardruck

Für die geplanten Olympischen Spiele 2022 in der Schweiz seien rund 5000 Soldaten nötig, sagt Armeechef André Blattmann im Interview mit der «NZZ am Sonntag». Ohne Gripen könne der Luftraum nur knapp geschützt werden.
Interview auf NZZ.ch

 

Kommentare: 8

  1. Hallo Giardinos, soeben haben wir in London (laut Presse die besten Spiele seit es Olympia gibt) gesehen, wie solche Grossanlässe zwar mit vielen Volontiers (Freiwilligen) zu meistern sind. Wenn es aber um die Sicherheit geht, weder Polizei noch private Sicherheit-Dienstleister einer solchen Mamut-Aufgabe gewachsen sind.
    Es gehört zum absoluten Muss, mit offene Karten und offenem Visier, schon zu Beginn der öffentlichen Debatte zu informieren. Auch wenn es dafür 5000 AdAs braucht.
    Einige nationale Politiker, welche schon im Vorfeld der Diskussionen, glaubhaft machen wollen, eine Winter-Olympiade würde der Schweiz nichts bringen und nur Kosten verursachen, haben noch immer nicht begr- iffen, dass solche Hyps nicht nur prestigeträchtig sind, sondern auch ein hohes Potenzial von Goodwill für den Veranstalter beinhalten.
    Ob die Schweiz diesen brauchen kann, überlasse ich Ihnen zu entscheiden. Ich jedenfalls sehe im Moment noch keinen drifftigen Grund, diese (derzeit nur Willensbekundung) schon zu verschreien.

    • Hammond sagt:

      Die nötigen Infrastruktur-Investitionen um die IOC-Vorgaben zu erfüllen betragen gemäss dem Bundesamt für Sport alleine 1,7 Milliarden Franken (Medienmitteilung vom 05.09.2012). Und wie man die Schweizer Behörden vom NEAT-Kostendebackel kennt, wird es nochmals mehr kosten.
      Die zu bauende Infrastruktur wird wahrscheinlich danach grossteils zu wenig benutzt oder gar leer stehen, wodurch die Ausgaben nicht wieder eingespielt werden können.
      Die Schweiz sollte sich besser auf kleinere Projekte mit geringeren Infrastrukturvorgaben konzentrieren wie Europameisterschaften von einzelnen Sportdisziplinen. Alle paar Jahre einen solchen massvollen Event mit entsprechender Synergienutzung bei der Infrastruktur (Hotels, Zufartswege, Personentransportsystem etc.) wäre mir lieber, denn das gäbe wiederholt gute Standortwerbung mit mässigen Kosten anstelle von einem überrissenen & teuren Einzelevent mit fraglicher Nachhaltigkeit.

  2. Grüezi Giardinos, die Schweizer Soldaten im Kosovo, haben gelegentlich auch weniger erfreuliche Spuren hinterlassen. Das war zu unserer Zeit schon so, allerdings damals im eigenen Land.
    Bei der Erledigung ihres Auftrags scheinen die Schweizer jedoch gute Arbeit, von den Kosovaren anerkannt und geschätzt, zu verrichten.
    Weil die Linkspolitiker, diese Art der Auslandein- sätze befürwortet haben, sind bei Pannen kritische Polemik und verbale Angriffe auf VBS und Armeeführung ausgeblieben.
    Die Bürgerlichen (vorab die SVP) haben diese Einsätze nicht befürwortet, insbesondere weil sie unser
    konsequentes Neutralitäts-Bekenntnis tangierten. Als Mitglied der UNO (den Beitritt hat das Volk knapp befürwortet, nicht zuletzt weil der damalige BR im Vorfeld der Abstimmung falsch informierte) mussten wir die konsequente Haltung in Neutralitätsfragen aufweichen. Als Kompromiss wurden die Schweizersol- daten anfänglich unbewaffnet (typisch schweizerisch-politischer Kompromiss) in den Kosovo gesandt. Aus taktischen- und Prestige-Gründen, ist diese Massnahme zum Rohrkrepierer mutiert, und im mitleidigen Geläch- ter dortiger Soldaten (anderer Armeen), nur noch diskret in unsere Politik vorgedrungen. Anschliessen hat Bundesbern den Mantel des Schweigens darüber ausgebreitet.
    Der Kosovo-Einsatz unserer Durchdiener, bereitet politisch nicht nur eitel Freude. Und doch, es wird krampfhaft daran festgehalten. Die gute Nachricht ist, dass darob sogar die SP Exponenten ab und zu ein anerkennendes Wort für die Armee finden.
    Wer auf unsere Geschichte zurück blickt, kommt nich darum herum, die Frage zu stellen: „Wie geschickt ist für uns, das Einmischen in fremde Händel?“

  3. PS Ueber den Gripen schreibe ich aktuell nicht mehr. Dazu habe ich mich genügend geäussert, und weit aus dem Fenster gelehnt. Jetzt ist es Zeit zu Schweigen!.

  4. Leadership beinhaltet weniger, bei jeder sich bietenden Gelegenheit „handzahm“ darauf aufmerksam zu machen auf was unsere Armee wegen der knappen finanziellen Mitteln alles verzichten muss und wo allenfalls Leistungen kompensiert könnten. Das bewegt herzlich wenig und suggeriert, alles auch mit weniger Geld möglich machen zu können.
    Führungsverantwortung wahrnehmen heisst für den höchsten Militär in Friedenszeiten, dem Volk klipp und klar aufzuzeigen, was die Landesverteidigung an Material und finanziellen Ressourcen jetzt und heute dringend benötigt, damit sie ihren verfassungsmässigen Auftrag überhaupt noch erfüllen kann. Die Folgen der fahrlässigen hausgemachten Entwaffnung unserer Landesverteidigung durch das Duo Schmid/Keckeis (Armeereform auf Armeereform) zeitigt Folgen die wir jetzt um den Preis von teuren Korrekturen zu bezahlen haben. Wer vom Sparen bei Armeeausgaben spricht und kürzlich 30 Mio für die Kandidatur und danach eine Milliarde für die Olympiade bereitstellen will, macht sich vollends unglaubwürdig. Diese Milliarde müssten dem VBS für die Versäumnisse vergangener Zeiten gutgeschrieben
    werden!
    Wir „schmörzeln“ beim Ersatz der F-5 Tiger Kampfflugzeugen und bei 11,4 Mia Entwicklungshilfe kräht kein Hahn nach Effizienz, Sinn und Unsinn.

  5. Hans Ulrich Suter sagt:

    Ich sehe das ebenfalls so, in dem ich die Verantwortung so verstehen würde, dass man als Of (und auch als Sdt) für nicht zielführende Aufgaben, wie z.B. Olympiafeieren, Skirennen, Katastrophenhilfen im Inland, in Jamaica oder Hawaii, als Ehrengarde bei Staatsempfängen, als Clowntrooper im Kosovo oder andernorts eben nicht zur Verfügung steht, bzw. die entsprechenden Dienstleistungen verweigert. Aber das muss jedermann mit seinem Kriegsgott abmachen. Die schlussendliche Begründung liegt darin, dass man wegen der fehlenden Ausbildungszeit und der fehlenden Ausrüstung im Ernstfall grössere Verluste an Menschenleben zu verantworten hat, oder im extremeren Fall die Aufträge nicht ausführen kann. Ich bin aber skeptisch in Bezug auf die politische Wirksamkeit von direkten Aussagen der AdAs. Es ist natürlich so, dass auch Laien sehen müssen, dass der Armee (im Vergleich) zu wenig Mittel zu Verfügung stehen, dazu braucht es keine Internas. Auf dieses Problem aufmerksam zu machen sind „Armeefans“ geeigneter und wegen fehlendem pekuniären Bezug auch glaubwürdiger. Dass dies bei zu vielen Bürgern nicht geschieht führe ich neben der Geheimhaltung von Zahlen (die Bildungsausgaben des Kt AG nach 2005 habe ich zum Beispiel nicht gefunden…) auch auf eine auffällige Dyskalkulie zurück, insofern dass die Grössenordnung der Ausgaben geistig nicht erfasst werden. Das Durchwinken der Entwicklungshilfe ist ein gutes Beispiel, aber nicht das einzige.
    Ich halte übrigens von allen Einsätzen der Schweiz im Ausland bisher erst einen für nützlich, das waren die zwei Offiziere (war in der Rundschau zu sehen) die in Afghanistan waren. Diese waren nämlich (oder hoffentlich) in der Befehlskette der BW eingebunden (damit ist das Neutralitätsproblem gelöst) und zweitens waren sie in einem richtigen Krieg und somit ist ein „Lerneffekt“ möglich. DIe Mission in Korea aber auch die im Kosovo sind zu surreal um als Uebung zu dienen.

  6. Walter H$cki sagt:

    Kosovo ist als Söldner Einsatz zu werten (Freiwillige im Ausland) Nicht so viel wert, wie immer wieder beschworen.
    Das VBS tut gut daran, möglichst rasch sich von dieser finanziellen Last zu befreien.
    Umfragen lassen sich mit der Fragestellung leicht manipulieren, in welchem Zusammenhang und in welcher Abfolge die Fragen gestellt werden.
    Gerade Befragungen von Medien sind oft mit vorbestimmten Meinungen ausgehend.
    Also Pulsisten
    Cave!

    • Alain Vincent sagt:

      Bisher sind alle Auslandeinsätze der Schweizer Armee eine Art Söldnerdienst (egal ob im Kosovo oder sonstwo als Militärbeobachter), da sie freiwillig und gegen Entlöhnung geschieht; wie auch bei Zeitsoldaten im Inland. Das ist gut so, oder hätten Sie lieber ihre Kinder/Enkel werden unfreiwillig dorthin geschickt?
      Hinzu kommt, dass unfreiwillige Teilnehmer das Arbeitsklima in der Truppe derart schlecht beeinflussen würden, dass die Schweizer Armee sicher nicht als zuverlässige Organisation auftreten könnte und als solche gesehen würde; und im schlimmsten Fall wäre die Sicherheit der eigenen Leute gefährdet.
      Es genügt schon, dass man sich in der Miliz mit den frustrierten Dienstabhockern herumschlagen muss, da es keine älteren Soldaten mehr hat welche einen sinnvollen und anständigen Dienstbetrieb vorleben könnten!!
      Dass der Dienst im Kosovo „nicht so viel wert“ ist, dem kann ich nicht zustimmen.
      Zwar werden dort schon länger kaum beachtenswerte Kampfeinsätze geführt, doch ist die Zusammenarbeit und das Kennenlernen der befreundeten Truppen extrem lehrreich (v.a. mit D Bundeswehr, A Bundesheer).
      Auch wer sich mit der Funktionsweise der technischen Mittel der Armeen beschäftigt, kann in vielerlei Hinsicht Erfahrungen sammeln und Lehren ziehen, die sich nachher sogar im Bereich Bevölkerungsschutz in der Schweiz wiederum einfliessen lassen.
      Natürlich ist es mit dem Erfahrung sammeln und Lehren ziehen ähnlich wie zuhause. Es muss jeder selber entscheiden ob er nach Feierabend ein Buch liest oder zehn Bier saufen geht.

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