Befehlsausgabe CdA: Marignano

Befehlsausgabe CdA: Marignano

Eine Diskussion um Marignano scheint mir aber wichtig. Dass die Schweiz die Schlacht verloren hat, wird mehrheitlich darauf zurückgeführt, dass man sich auf damals zwar vermeintlich bewährte, aber veraltete Taktiken stützte und nicht bereit war, in neue Waffen zu investieren. Man hat also den letzten Krieg vorbereitet, statt sich Gedanken über aktuelle Bedrohungen zu machen.
Deshalb bin ich froh, dass wir mit der «Weiterentwicklung der Armee» diesen Fehler heute aktiv vermeiden. Es bleibt zu hoffen, dass das Jahr 2015 nicht in die Geschichte eingeht wie die oben erwähnten Jahre.
Kolumne auf blickamabend.ch
Kommentar:
Was haben neue Waffen mit der Revision des Militärgesetzes zu tun? Was haben neue Taktiken mit der Revision des Militärgesetzes zu tun? Welche “aktuellen Bedrohungen” werden in der veralteten Lagebeurteilung von 2010 (Sicherheitspolitischer Bericht 2010) abgebildet, auf dem die “WEA” basiert? Der CdA glaubt tatsächlich auf dem richtigen Weg zu sein. Dabei ist er auf dem Holzweg – und führt die Schweiz mit wehenden Fahnen direkt ins Verderben.

 

Kommentare: 8

  1. Schaub Rudolf P. sagt:

    Die Weiterentwicklung der Armee beruht auf einer angenommenen Bedrohungslage und einem Feindbild, welche nie richtig waren und heute als offenkundig überholt betrachtet werden müssen. Das stört den CdA Blattmann nicht, weil er zu wenig Zeit hat, darüber nachzudenken. Er ist viel beschäftigt, weil er im Blick am Abend und in anderen analogen Druckerzeugnissen Kolumnen publiziert. CdA Blattmann sollte sich einmal überlegen, ob die Durchführung und der Schutz von Konferenzen “raison d’être” einer Armee sein kann, für die 5 Milliarden Franken ausgegeben werden sollen. Die WEA wird das Bewusstsein der Bevölkerung, eine Armee sei nötig nicht stärken, sondern im Laufe der Jahre weiter schwächen – leider! In absehbarer Zeit werden wir gar keine Armee mehr haben.

  2. Natürlich hat die von den Franzosen aufs Schlachtfeld von Marignano geführte Artillerie einerseits und haben die in letzter Minute anrückenden venezianischen Bogenschützen schliesslich zur blutigen Niederlage der Eidgenossen geführt. Aber der Hauptgrund für die schmerzliche Niederlage war zweifellos die Tatsache, dass die Kontingente der Berner, Solothurner und Fribourger (die von ihren gnädigen Herren und Oberen unmittelbar vor der Schlacht zur Heimkehr aufgefordert worden sind) ihre Kameraden im Stich gelassen haben! Analoges hatte zwar auch die damalige Zürcher Regierung im Sinn, aber der tapfere Kommandant Röist (Gründer der Schweizer Garde) blieb seinen Soldaten treu und nahm den Kampf auf.
    Heute sind wir mit der verfassungswidrigen WEA-Reform wieder gleichweit! Mit der Halbierung der Armeebestände auf noch gerade einmal 100’000 Mann wird die Wehrgerechtigkeit vollkommen pulverisiert. Die Konsequenz ist ein sicherheits-, bzw. armeepolitisches ZWEIKLASSEN-Volk! Die 100’000 Mann werden den Eid auf die Verfassung schwören und notfalls ihr Leben für Volk und Vaterland hergeben müssen und die anderen (die gewaltige Mehrheit!) wird es sich zuhause wohl sein lassen und zuschauen, wie die jungen (halbbatzig ausgebildeten, kaum voll ausgerüstete, viel zu langsam mobilisierbaren und mit veralteten Waffensystemen “beglückte Truppe”)Soldaten-Generationen verbluten werden. Zu verantworten hat dieses Desaster die Landesregierung und die Eidg. Räte und mit diesen jene Kreise, welche dieser militärisch viel zu kurz greifenden WEA-Reform zustimmen! Heul Dir, Helvetia! Hermann Suter, Präsident Gruppe GIARDINO.

  3. Edwin Rüegsegger sagt:

    Danke für Ihre historistisch absolut träfe Lagebeurteilung Herr Dr. Suter. Es darf nicht sein, das die Armee mit veraltete Waffensysteme ausgerüstet ist. Deshalb ist die Verschrottung von Festungsminenwerfer, Tiger, Mirage, Panzerhaubitzen, Fk-Geräte SE125 ect subito zu stoppen und die Armee damit vollständig auszurüsten. Die Verkürzung der RS (mit WEA geplant!) führt wie Sie richtig schreiben zu halbbatzig ausgebildeten Sdten. Es benötigt wieder eine strenge RS von 17 Wo wie in der A61! Und die Armee soll einmal mobilisiert und einer Generalinspektion (duo digilence) unterzogen werden; dann werden wir sehen wie lange es dauert. Früher war sie in 4h pronto und vollständig ausgerüstet mit Munition auf Mann!

  4. Edwin Rüegsegger sagt:

    Nachtrag zum Material: Die A61 hatte 3 Mech Div; die WEA Armee 3 Mech Br (= Weitere Eliminierung der Armee!). Die Mech Div hatten damals topmoderne Panzer 68-88 (!) (= Schweizer Präzisionsarbeit), die Armee WEA Panzer Leopard 87 (fast 30 Jahre alt; Deutsche Massenprodukte für 3-Welt-Staaten wie Griechenland, Saudi-Arabien ect). Zur Ausbildung: Es benötigt keine teuren & unnötigen Gefechtsausbildungszentren mit Computer- und Laser-Simulationen zum “trainieren” (siehe Botschaft WEA, nicht kämpfen!) von “urban operations” à la NATO! Computerspiele machen können die Jugentlichen zu Hause (50% Untaugliche!), nicht im Militär, und im Krieg greift keiner mit Laser-Waffen an, sondern mit richtigen Waffen. Dann geht es wie Dr. Suter schreibt um Leben und Tod und nicht-kriegsgenügend halbbatzig ausgebildete Sdten verbluten. Für eine kriegsgenügende Ausbildung braucht es Häuserkampf-Anlagen wie das Negerdorf in Losone. Dort ist die Truppe wie früher realistischen und harten Übungen zum erreichen der Kriegsbereitschaft zu unterziehen, im scharfen Schuss und auf Gegenseitigkeit. Die Übungen sind durch erfahrene Off. der Aktivgeneration zu inspizieren (duo digilence!). Gegen nachlässige Kdten ist disziplinarisch vorzugehen!

  5. Julius P. Fugeness sagt:

    Wohlan, Eidgenossen – ein trefflich Possenspiel. Doch muss ich Herrn Prof. Dr. Suter doch für seine Verunglimpfung unseres heiligen Verses schelten. “Heil Dir, Helvetia, hast noch der Söhne ja” – das sind wahrhaft Worte, die anzutasten und zu verballhornen ein schändliches und einem redlichen Eidgenossen ungebührliches Verhalten darstellen.
    Und darüber hinaus: Diese verräterischen und abseits stehenden Brüder, die Prof. Dr. Suter (ich bezweifle übrigens, dass er sich mit diesen akademischen Titeln überhaupt rechtmässig brüstet) skizziert – ist nicht eben dies ein Gleichnis für Euch, die Ihr Euch abwendet von der Armee in Zeiten des schwelenden Weltkriegs? Jetzt, da die Muselmanen wieder vor unseren Toren stehen, fällt Ihr dem Oberbefehlshaber in den Rücken? Weh Dir, Kain! Weh Euch und Eurem häretischem Dünkel! O tempora, o mores.

    • Alain Vincent sagt:

      Also mal ehrlich… Falls Herr Suter “so einen akademischen Titel” hat, dann gehört er zumindest zu jener Generation, die noch selber nachdenken musste, statt alles im Internet zusammen zu kopieren!!! Ich muss mich also eher fragen, warum Sie nicht wissen, dass Philologen gerne mal ein Wortspiel machen.

  6. Alain Vincent sagt:

    Das Hauptproblem im Bereich des Materials ist doch vor allem, dass es da an einer sinnvollen Führung fehlt. Ab der Stufe Major ist das alles mehr oder weniger ein Karriere-Karussell. Wer ehrlich ist, kommt unter die Räder oder zumindest nicht an die entscheidenden Führungspositionen.
    Deshalb kräht auch kein Hahn danach, dass die Logistik nach wie vor unterbesetzt ist und Personal wegen Überarbeitung und/oder Mobbing ausfällt. Die Stellen der Krankgeschriebenen bleiben unbesetzt.
    Das hat zur Folge, dass im Prinzip unnötige Ausrüstung gewartet wird (“ist so weil ist so”); alte aber funktionsfähige Ware verstaubt und wird als minderwertig angesehen; modernes Material ist dann im Unterhalt so aufwändig, dass man für etwas anderes Zeit und Geld nicht mehr finden will oder kann, weil die Erarbeitung + Erhaltung des Fachwissens sehr viel komplexer ist.
    Diese Armee scheint sich nur an den stetig mutierenden Vorgaben der Politik zu orientieren. Hierbei macht die Armee selber mit ihren internen Reorganisationen noch viel mehr kaputt, als es die politische Vorgabe – welche ja als Theorie auf dem Papier daher kommt – von sich aus kann. Die heutige Situation in der Praxis haben wir uniformierten Schreibtischtätern zu verdanken!
    Diese WEA ändert am Grundproblem nichts. Nämlich, dass die Leute der Armee sich nicht seriös um das Tagesgeschäft kümmern können oder nicht mehr wollen, weil man sich nur noch um die Reformen kümmern und deren Folgen bewältigen muss.

  7. Walter Roth sagt:

    Marignano………………
    Also ich halte diese Schlacht nicht für eine grandiose Niederlage, sondern sie jagte allen beteiligten einen Schrecken ein.
    Zwar fielen sehr viele Schweizer in der Schlacht, und sie wurde auch verloren, weil teilweise das Schachtfeld geflutet wurde, aber der Rückzug samt Teilen der Beute, sprich, eroberten Kanonen vom Gegner, das war eine Operation die damals wohl nur die Schweizer bewerkstelligen konnten. Das war wohl sogar eine Premiere im Kriegshandwerk. Es zeugte von der ungeheuren Schlagkraft und den zusammenwirken im Verband, das sie nicht einfach alles wegwarfen und flüchteten, so wie damals üblich wen man einen Kampf verloren geben musste.
    Der militärisch Gebildete von damals, der lästerte vielleicht über diese Schweizer die endlich mal verloren hatten, nun ja Politik eben, aber man war doch froh diese “Besiegten” mit dem Tessin abfinden zu können.
    Zu gross war die Angst das die Kontingente der anderen Orte das Blatt hätten wenden können. Die waren ja nicht weit weg und die verbliebeben Schweizer in Marignano immer noch absolut kampffähig, ja kampfkräftig.
    Tja, diese Niederlage zeigte die Kriegskunst der Eidgenössischen Söldner und ihrer Offiziere in erschreckender weise, wenn es auch niemand zugeben wollte. oder gar öffentlich derartige Aussagen machte.
    Die Waffentechnik trug zur Niederlage bei, und natürlich durften auch die Eidgenossen sie nicht vernachlässigen, aber wären die anderen Kontingente dabei gewesen, man würde heute nicht von überlegener Technik sprechen, sondern vom Sieg der Söldner über diese Technik.

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