CdA: Lobbyist in eigener Sache?

CdA: Lobbyist in eigener Sache?

Die Szene spielte sich im Bundeshaus ab, im Café Valleton. Während der Sommersession knöpfte sich SVP-Fraktionschef Adrian Amstutz Armeechef André Blattmann vor. Es ging um die Weiterentwicklung der Armee (WEA). Amstutz beschuldigte Blattmann, hinter dem Rücken von Bundesrat Ueli Maurer für «seine» Führungsstruktur zu weibeln. Und für eine nicht gesicherte Finanzierung.
Konfrontiert damit, bestätigt Amstutz den Vorfall. «Ja, ich habe im Klartext interveniert», sagt er. «Was Blattmann gemacht hat, geht nicht.» Zur Führungsstruktur fügt er hinzu: «Ich orientiere mich an der Ernstfalltauglichkeit und nicht an Karrieregelüsten von Schönwetter-Offizieren. Es geht für den Armeechef nicht an, in eigener Sache im Parlament zu lobbyieren.» […]
Politiker fragen sich zunehmend: Wer führt im VBS eigentlich wen? Ueli Maurer André Blattmann? Oder Blattmann Maurer? Oder, so der meistgeäusserte Verdacht: Es führt gar niemand?
Beitrag in Schweiz am Sonntag

 

Kommentare: 6

  1. Schaub Rudolf P. sagt:

    Wenn es um die finanziellen Mittel der Armee geht, gilt das für Korpskommandant Blattmann das Primat der Politik. Wenn es um seinen Job geht, gilt das Primat der Politik hingegen nicht mehr, und Korpskommandant Blattmann versucht, die ihn betreffenden Entscheidungen zu beeinflussen. Erstaunlich ist das nicht. Erfreulicherweise ist er dabei von NR Amstutz “zurückgepfiffen” worden. Die Führungsstruktur der Armee muss dringend überholt und kampfwertgesteigert werden. Der CdA ist durch eine neue LVK mit einem Generalstabschef als “primus inter pares”zu ersetzen. Dies führt zu einer breiter abgestützten, sachkundigeren und verlässlicheren Armeeführung, bei welcher sich auch persönliche Antipathien weniger auswirken. Wir brauchen keinen CdA, “der führen lässt” (so Divisionär a D Paul Müller). Wir brauchen auch keine komplizierte und bürokratische Führungsstruktur der Armee für Schönwetterperioden (so Divisionär a D Paul Müller). Hoffentlich wird dies durch das Parlament erkannt.

  2. Willy P. Stelzer sagt:

    Die von Samuel Schmid geschaffene Position des CdA ist ein Nadelöhr und muss so rasch als möglich und endlich abgeschafft werden. Ich teile voll und ganz die Meinung von Oberstlt a D Dr. iur Rudolf Schaub: Neue LVK mit Generalstabchef und einem Ausbildungschef. Zurück zum Bewährten! Der Gst C sorgt für die Ausrüstung und der Ausb C für die Sicherstellung einer einheitlichen Ausbildung in den Brigaden. Die LVK prüft und schlägt auch die Beförderungen vor, auf die Stufe und innerhalb der Stufe HSO. Damit kann dem berühmten Filz entgegen gewirkt werden. Dieses Verfahren dient auch der Verhinderung von Fehlbesetzungen wie sie in den letzten Jahren mehrfach vorgekommen sind.

  3. Martin Frei sagt:

    Zum Glück gibt es noch einen Amstutz. Sonst interessiert sich offenbar weder sein Chef noch andere Parlamentarier dafür, was diese traurige Nummer eines CdA tut – oder eben nicht. Nimmt mich blos wunder, wer ihm die jährliche Qualifikation erteilt, und was dort zu lesen wäre. Ich wüsste, was schreiben.

  4. Walter Knutti sagt:

    Als ehemaliger Kdt Luftwaffe und Kenner der Materie muss ich uneingeschränkt Herrn Schaub recht geben und damit auch Paul Müller. Ich selber habe erleben müssen, wie schwierig es mit der heutigen Struktur war, dem Departementschef die Sicht der Luftwaffe aufzuzeigen. Der Zugang über den CdA ist falsch und verhindert volle Transparenz für den BR. Es ist auch nicht nachvollziehbar, dass die Luftwaffe und das Heer als “Kampfverbände” offenbar in der obersten Führungshierarchie nicht mehr als adequate Kommandos vertreten sein sollen und von einem neuen Stab geführt werden, der nie über die bisherige Flexibilität verfügen kann und nicht über das notwendige Wissen verfügen wird. Meines Wissens gibt es auf der ganzen Welt keine nennenswerte Armee, die es sich leistet die Luftwaffe voll von einer artfremden Führungsstruktur führen zu lassen. Für den CdA aber wird das Führen einfacher (bei gutem Wetter) da er seine Untergebenen einfacher beeinflussen kann. Bei schlechtem Wetter aber wird jeder noch so intelligente CdA mit dieser Führungsstruktur Schiffbruch erleiden. Eine demokratisch geführte Armee in Friedenszeiten sieht anders aus. Bundesrat Schmid machte es sich mit dieser heutigen Lösung leicht, er konnte sich zurücklehnen, musste nur einen General führen und konnte diesem alles Unangenehme überlassen.

  5. Peter Bosshard sagt:

    Allen Kommentatoren ist uneingeschränkt zuzustimmen. Das Forum Flugplatz Dübendorf geht noch weiter und fordert in der neusten Ausgabe des Infos den umgehenden Rücktritt der obersten politischen- und militärischen Armeeführung! Die Notbremse um weiteren Schaden für unsere Landesverteidigung abwenden zu können.

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