Club Extra: Wehrpflicht abschaffen?

Club Extra: Wehrpflicht abschaffen?

Club vom 28.09.2011

 

Kommentare: 7

  1. Beda Düggelin sagt:

    Habe gestern den Club Extra im Fernsehen verfolgt. Das Pro-Armee-Lager kam glücklicherweise noch gut weg. Allerdings war die Moderation mit diesen dummen Fragestellungen eine Katastrophe und völlig lächerlich. Es geht ja schliesslich nicht um die Frage, ob man mit der RS vom Jungen zum Mann wird! Das war natürlich Wasser auf die Mühlen der Linken und jungen unwissenden Greenhörner (z.B. Jecker)diese Fragestellung weiter auszuschlachten.
    Zusätzlich hat natürlich der unkonventionelle Professor Eichenberger mit seinem absolut unpraktikabeln Vorschlag einer freiwilligen Milizarmee nicht geholfen.
    Die Gruppe Giardino sollte beim Fernsehen DRS gegen diese tendenziösen Töne (insbesondere auch die nicht aussagekräftige Publikumsbefragung betreffend Abschaffung der Armee, wo sich über 70 % der Befragten für eine Abschaffung ausgesprochen hätten)intervenieren und im Vorfeld weiterer solcher Veranstaltungen das Themenfeld besser abstecken.

  2. M. Schleutermann sagt:

    Die Verfechter der Milizarmee haben sich in dieser Sendung wirklich wacker geschlagen, sympathische, “normale” Leute, während auf der anderen Seite vorwiegend militante Selbstdarsteller unendlich viel geistigen Dünnpfiff von sich gaben, man hatte tatsächlich den Eindruck, dass dem einen oder anderen etwas militärischer “Schliff” gut getan hätte, um ihn auf den Boden der Realität zurückzuholen, auch wenn sogar das beim einigen Leuten offensichtlich nichts genützt hat. Es ist erschreckend, wie ignorant und unendlich naiv selbst Leute sind, die von sich in Anspruch nehmen, zur “geistigen Elite” zu gehören.
    Dass Journalisten gerne mit vermeintlich “dummen” Fragestellungen gerne provozieren und damit die Diskussion in Schwung bringen wollen, weiss jeder, der mal eine Schulung zum Thema “Umgang mit Medien” besucht hat.Journalisten lassen sich da nicht gerne ins Handwerk pfuschen und man muss eben auf abwegige Fragen gefasst sein. Ein Protest an die Adresse des Fernsehens dürfte da also nicht viel bringen, im Gegenteil. Die Leute aus dem Pro-Armee-Lager haben sich so gut aus der Affaire gezogen, dass es das auch nicht braucht.
    Tatsache ist, dass die Mehrheit unserer Politiker keine Ahnung von den massiven Bedrohungen hat und insbesondere auch die bürgerliche Seite in den letzten Jahren viel dazu beigetragen hat, die Armee gegen die Wand zu fahren. Hier teile ich allerdings die Ansicht der Gruppe Giardino nicht ganz, es geht nicht nur um militärische Verteidigung im klassischen Sinn, weil sich eben die Bedrohungen auch verändert haben (Stichwort “Wirtschaftskrieg”). Es spricht deshalb sicher nichts dagegen, die Armee an diese veränderte Bedrohungslage anzupassen und den klassischen militärischen Verteidigungsauftrag zugunsten neuer Aufgaben etwas in den Hintergrund zu stellen. Gerade in Bezug auf Infrastrukturen wurde aber in den letzten Jahren massiv gesündigt, indem man unzählige geschützte Infrastrukturen aus Kostengründen aufgegeben hat. Statt Mittel sinnvoll für einen Erhalt der entsprechenden Einrichtungen einzusetzen, wurden in einer unsäglichen Demontage- und Abbruchpolitik Millionen und Abermillionen vernichtet. Mit etwas mehr Kreativität und weniger Bürokratie hätten viele dieser Bauten einer zivilen Zwischennutzung zugeführt werden und so für den Notfall erhalten werden können. Für unsere Politiker und Behörden bestand aber das grösste Problem darin, dass viele dieser Bauten ausserhalb der Bauzonen stehen und es ja gar schrecklich wäre, wenn solche bestehenden Anlagen einer zivilen Nutzung zugeführt würden. Eine kleine Anpassung des Raumplanungsgesetzes im Zusammenhang mit der Einführung der Armee 95 hätte dieses Problem elegant lösen können, aber dazu waren unsere Bundespolitiker offensichtlich nicht in der Lage. Kein Wunder, bei den Parteien wird nur das Mittelmass gefördert, Querdenker und kreative Leute sind dort nicht gefragt und das schlägt eben auch auf Armeefragen durch. Trauriges Beispiel für die Unfähigkeit der Politik war auch die Auflösung des seinerzeitigen Info-Regimentes und dessen Infrastrukturen aufgrund rein politischer Querelen, die von einer bestimmten Bundesstelle angestachelt worden sind. Die überstürzt demontierten technischen Infrastrukturen müssen heute für teures Geld teilweise wieder aufgebaut werden und andere Länder führen Instrumente wie ein Info-Regiment wieder ein, während es die Schweiz begraben hat. Dieses Regiment war übrigens ein schönes Beispiel für die Stärken des Milizsystems, in kaum einer anderen Formation konnte die Armee derart direkt von zivilen Fähigkeiten und Beziehungen profitieren, wie das dort der Fall war.

    • Beda Düggelin sagt:

      Kommentar M. Schleutermann
      Dass SF DRS bezüglich Armee eine tendenziöse Berichterstattung verfolgt, weiss man. Aus diesem Grunde sollte sich die bürgerliche Stimme vermehrt erheben, nicht nur in Bezug auf die Radio- und Fernsehgebühren! Warum sind wir “genötigt” Fernsehgebühren zu entrichten, wenn die Volksmeinung manipuliert wird? Dies ist gerade vorgestern wieder passiert. Im Blog von SF DRS vom 28. September: Kampfjets – Volk bekommt nicht das letzte Wort wurde mein klarer Beitrag Pro Armee zwar am Morgen aufgeführt, am Ende des Tages aber weggelassen! Die Mehrheit der noch vorhandenen Waortmeldungen ist klar negativ – soviel zur Manipulation der Massen. – Ich habe direkt bei SF DRS interveniert!

  3. Fritz Kälin sagt:

    Insgesamt salutiere auch ich vor der Leistung der Frauen und Männer, die sich dem leichtinnigen Zeitgeist entgegengestellt haben. Dass mehr über persönliche Befindlichkeiten der Armee gegenüber diskutiert werden musste, als über die elementare Frage, wie unser Staatswesen sicher durch die kommenden Jahre gebracht werden soll, ist eine unsägliche Tatsache modernen Medienschaffens. Herr Suter hat zum Glück an passender Stelle an den Ernst des Diskussionsgegenstandes erinnert.
    Interessant ist, dass die linke Seite zwar gegen die Wehrpflicht wetterte, aber kaum jemand einer Berufsarmee das Wort zu reden wagte. Dafür präsentierte Prof Eichenberger die ‘freiwillige Miliz’ als Ei des Kolumbus. Eifrig hob er bei jeder Gelegenheit das Gelbe aus diesem Ei hervor, da er aus Zeitgründen eh nie das gesamte Modell dem Zuschauer/Wähler vorstellen musste. Es wäre gut, wenn Giardino Potential UND Gefahren dieses Zwittermodells öffentlich deklarieren würde.
    Was ich aus Eichenbergers Ausführungen schlussfolgerte war, dass er offenbar eine Nationalgarde wie in den USA vor Augen hat. Schön und gut, aber neben der Nationalgarde gibt es dort auch noch eine nicht gerade unbedeutende Berufsarmee… Eichenberger geht es als Wirtschaftler (nur) darum, möglichst wenige und möglichst billige Soldaten zu haben, daher wohl die Freude an diesem Modell. Mir scheint, einer Freiwillige Miliz fehlte sowohl die Professionalität/Einsatzbereitschaft der Berufstruppe als auch die Manpower/ Durchaltefähigkeit der Wehrpflichtarmee – für mich kein ‘Ei des Kolumbus’.
    Ein weiterer Punkt: Je jünger die A XXI über die letzten Jahre wurde, desto tiefer dürfte das zu entschädigende Einkommen der AdAs sein? Mit anderen Worten: den Löwenanteil der Diensttage leisten die entbehrlichsten und billigsten ‘Angehörigen der Wirtschaft’, die unter 25jährigen.

  4. Herbert Staub sagt:

    Angenommen, die Schweiz wäre ab 1.1.2012 auf jeder Ebene ein militärisch freier Raum. Was meint man denn, was würden die umliegenden Staaten davon halten und wie würden (müssten) diese reagieren. Sie würden diese Aufgabe selber übernehmen, das wäre sehr wahrscheinlich die Antwort. Etwa garatis? Nein, auch sehr wahrscheinlich nicht. Selbstaufgabe ist in jedem Fall, im Einzelnen wie im Gross Ganzen, immer dasselbe. Jedes Vakuum wird ausgefüllt. Was die Qualität der Bundesplatz-Diskussion anbetrifft, schliesse ich mich den vorgennnten LB an.

  5. O. Giuliani sagt:

    Herrn De Wecks Maxime, Relevanz sei massgebend für die Programmgestaltung der SRG, hat sich mit der Club Extra Ausgabe „Wehrpflicht abschaffen“ selber irrelevant gemacht. Ausser es folgen unverzüglich, noch vor den Wahlen, zur gleichen Sendezeit, mit gleichem medialen Aufwand Club Extra Ausgaben über die ebenfalls aktuellen und nicht weniger relevanten Volksinitiativen wie “Bundesratswahl durchs Volk”, “Staatsverträge vors Volk” und “Verankerung der Neutralität in der Verfassung”, was nie geschehen wird, da die SRG Relevanz-Strategie SVP, AUNS, Pro Tell, Pro Milizia und Gruppe-Giardino, Anliegen systematisch ausgrenzt oder desavouiert. Ein krasser Verstoss der von Schweizer Bürgern, Steuerzahlern und Wählern sehr grosszügig zwangsfinanzierten SRG, gegen ihren öffentlich rechtlichen Auftrag und damit eklatanter Beweis dafür, dass die SRG missbräuchlich, einseitige Meinungsbildung zugunsten der EU-Assimilation betreibt.

  6. Hans Ulrich Suter sagt:

    Nun ich möchte meinem Namensvetter erstmals für seinen Einsatz danken. Natürlich bin ich nicht genau seiner Ansicht, zum Beispiel erlaube ich mir durchaus jemanden der nicht Dienst leistet als “Weichei” zu bezeichnen und vielleicht auch noch ein paar unschöne Sachen dazu zu bemerken. Ich glaube auch, dass etwas sehr wichtiges von Prof. Hermann gesagt wurde: Die Armee wird auf Mannschaftsstufemit der Armee 21 ausschliesslich aus Leuten zwischen 20 und 30 gebildet. Dies ist dummerweise das Alter in dem man seine Ausbildung od. Studium machen sollte. Damit wird der Bezug des Bürgers zur Armee gegen Null gehen, sie ist zudem auch nicht mehr nützlich als Netzwerk. Interessanterweise geht dieser Jugendwahn entgegen der gesundheitlichen Entwicklung der Bevölkerung (grössere Lebensdauer) und der technischen Entwicklung: Immer mehr Aufgaben in der Armee erfordern keine körperlichen Höchstleistungen(Man betrachte nur das High-End Problem Drohne vs. Kampfflieger) (idiotische Pläne von gepanzerten und nachtguckgerätebelasteten Infanteristen mal abgesehen) mehr. Auch fände der Historiker schon einen erstaunten Ludendorff, der seine Landwehreinheiten gleich effektiv wie seine Landsturmeinheiten findet, also man zelebriert den Jugendwahn entgegen aller “Daten” schon ziemlich lange. Und nochwas Suter, bitte erwähnt nie mehr einen “Altar”, wenn es um bedauerliche Verluste in einer effektiven militärischen Auseinandersetzung geht. Wir verdrängen dieses Problem lieber.

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