David und Goliath in der Staatspolitik (Rede von Bundespräsident Maurer zum 1. August 2013)

David und Goliath in der Staatspolitik (Rede von Bundespräsident Maurer zum 1. August 2013)

Uns geht es gut – ich meine nicht nur heute beim gemütlichen Zusammensitzen bei Bratwurst und Bier! Sondern ganz grundsätzlich: Der Schweiz geht es gut. Und das zu einer Zeit, da es vielen Ländern leider immer schlechter geht. Auch solchen ganz in der Nähe.
Wir wollen nicht triumphieren. Aber wir dürfen stolz sein auf das, was unser kleines Land erreicht hat. 
Allerdings ist der Sonnenschein nicht ganz ungetrübt. Auch für uns ziehen Wolken auf: Die Schweiz wurde in letzter Zeit immer wieder verunglimpft und angeprangert, unter Druck gesetzt und erpresst. Grosse Länder und internationale Organisationen wollen uns immer wieder befehlen, was wir zu machen und was wir bei uns alles zu ändern haben. Verunsichert sehen viele nur eine Möglichkeit: Nachgeben und sich anpassen.
Ich erinnere dann jeweils an die Geschichte von David und Goliath. […]
Wir müssen diese Geschichte aus der Bibel sinnbildlich verstehen, dann finden wir darin ewig gültige Aussagen über das Leben, über die Politik und die Gesellschaft. Es geht nicht nur um Kampf und Krieg, sondern um einen Überlebenstipp an alle, die nicht Grösse und Macht auf ihrer Seite haben. Es sind drei Lehren, die mit dieser uralten Geschichte die Jahrhunderte überdauert haben und immer noch aktuell sind – Erstens: Grösse glänzt und schüchtert ein. Zweitens: Auch die Kleinen haben einen Wert. Drittens: Kleine müssen anders sein, wenn sie überleben wollen.
Ganze Rede von Bundespräsident Maurer

 

Kommentare: 3

  1. Franz Betschon sagt:

    Das Gleichnis von David und Goliath ist die Demutsgeste von jemandem, der den aufrechten Gang verlernt hat. Nachdem man es verpasst hat, einen Platz unter den G-20 einzufordern und die Armee abgerüstet hat, will man nun in Unterwürfigkeit machen.

  2. Wie recht er doch hat, der gute Ueli Maurer! Das sehr Bedenkliche an der ganzen Sache ist, dass er der einzige in diesem einseitigen Gremium ist, der die Tatsachen beim Wort nennt, der es mutig wagt, diese offen und ehrlich anzusprechen. Man hat das sehr bestimmte Gefühl, dass alle anderen mehr oder weniger elegant diesen Wahrheiten ausweichen. Warum? Weil sie sich zunehmend selbst als die wahren Ausverkäufer dieses Landes enthüllen! Sie liebdienern dem Ausland, knicken in vorauseilendem Gehorsam immer wieder ein. Sie haben diese zutreffende Situation hauptsächlich mitverursacht und sind somit dafür voll verantwortlich. Was haben wir nur für eine Regierung! Es ist ein grosser Nachteil für das Land, dass wir dort nur einem Ueli Maurer haben!

  3. Fritz Kälin sagt:

    Sir Basil Henry Liddell Hart in seinem Buch “Strategie” von 1954, unter Kapitel XXI Höhere Strategie:
    Er warnt vor zu viel Verlass auf Allianzen, denen immer die innere Gefahr des Bruchs der Allianz drohe. „Die Geschichte lehrt aber, daß das in der Praxis nur zu leicht die Herrschaft des einen über die anderen Partner bedeutet. Trotz der natürlichen Tendenz zur Fusion von kleineren Gruppen in größere ist der übliche Erfolg ein Durcheinander der Pläne, wie man eine solche umfassende politische Einheit erreichen soll. So bedauerlich es auch dem Idealisten erscheinen mag, die Geschichte liefert wenig Beweismaterial für die Annahme, daß echter Forschritt und die ihn möglich machende Freiheit in Zusammenschlüssen liegt. Denn wo auch immer Zusammenschlüsse zur Einheit der Gedanken geführt haben, endeten sie üblicherweise in einer Einförmigkeit, die das Gedeihen neuer Gedanken lähmte. Wo aber Zusammenschlüsse nur über eine künstliche auferlegte Einheit brachten, führte das Unnatürliche bald wieder zum Bruch.
    Vitalität entspringt der Mannigfaltigkeit. Diese führt zu wahren Fortschritt, solange man einander toleriert und davon ausgeht, daß die Dinge nur schlimmer werden können, wenn man versucht, Unterschiede zu unterdrücken, anstatt sie als gegeben hinzunehmen. Darum erreicht man einen Frieden, der den Fortschritt möglich macht, am besten durch das Schaffen eines Gleichgewichts der Kräfte. Das gilt in gleichem Maße für die Innenpolitik wie auch für internationale Beziehungen.“
    (Als Brite lobt er dann natürlich das Zweiparteiensystem im Innern und die Balance of Power in den internationalen Beziehungen als bestmögliche Lösung.)
    Wohlgemerkt, Liddell Hart spricht hier von der Höheren Strategie, nicht von rein militärischer Strategie. Die Relevanz seiner zitierten Aussage für die tonangebende Gebilde in Europa, die EU und die NATO, ist offensichtlich. Erfreulicherweise scheint der aktuelle Bundespräsident dies verstanden zu haben. Und ganz bewusst hat er im Interview zum 1. August in einem Nebensatz erwähnt, dass die Schweiz noch nie von China erpresst oder auch nur unter Druck gesetzt worden sei.
    (Major a.D.) Maurer hat verstanden, dass seit der strategischen Wende 1989 die für die Schweiz potentiell gefährlichsten Mächte (leider) jene sind, die uns politisch-ideologisch und geographisch am nächsten sind.
    Ein anderer Bundesrat (und meines Wissens ehemaliger Offizier im Generalstab!) spricht am selben 1. August nur über Fussball und dass dieser “Mannschaft- und Frauschaftssport” sei…

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