Deutschland: Desaster mit Ansage
Kein Tag vergeht ohne Neuigkeiten über den deprimierenden Zustand der deutschen Streitkräfte. Der Bürger erfährt von Flugzeugen, die nicht fliegen. Er liest von Gewehren, die nicht geradeaus schießen. Er sieht eine Ministerin, die ein Gutachten über die Rüstungsbeschaffung in Händen hält, das zu der Erkenntnis gelangt: alles zu schlecht, zu teuer, zu spät. Wenn ein privater Verbraucher ein mangelhaftes Auto kauft, kann er Preisnachlass verlangen oder die Abnahme verweigern. Das Bundesministerium der Verteidigung kann das nicht. Es verwendet zur Bestellung von Panzern Musterverträge aus dem hauseigenen Intranet, die vielleicht zu den Flachbildfernsehern passen, mit denen Ursula von der Leyen die Kasernen ausstatten will. Aber sicher nicht für die Bestellung von Multi-Millionen-Euro-High-Tech. […]
Was bei den Soldaten für Wut sorgt, ist die geheuchelte Überraschung derer, die in Bundesregierung und Bundestag die Verantwortung für die heruntergewirtschaftete Armee tragen. Ein Mitglied des Verteidigungsausschusses behauptet, er sei in der parlamentarischen Unterrichtung über die Materialmängel “fast vom Stuhl gefallen”. Der Soldat fragt: Was macht dieser Wehrexperte eigentlich beruflich? […]
Fakt ist: Wer von den Problemen wissen wollte, die bei der Ersatzteilversorgung anfangen und bei der nicht mehr gewährleisteten Bündnisfähigkeit im Rahmen der Nato längst nicht aufhören, der konnte wissen. Sie sind das Ergebnis einer systematischen Demilitarisierung der Bundeswehr, die 1990 ihren Lauf nahm. Sie hat eine finanzielle und eine strategische Dimension.
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