Deutschland: Nuklearwaffen werden nicht abgezogen, sondern modernisiert

Deutschland: Nuklearwaffen werden nicht abgezogen, sondern modernisiert

Aus der Zeit des Kalten Krieges lagern noch immer bis zu 20 alte Atombomben der USA in der Eifel. Politisch war ihr Abzug eigentlich schon entschieden. Doch bald sollen sie durch neue, hochmoderne Nuklearwaffen ersetzt werden. Bis 2020 plant die US-Regierung, ihre rund 180 in Europa lagernden Nato-Nuklearwaffen zu modernisieren. Wichtige Hürden hat das Vorhaben jüngst im US-Kongress genommen. Vom sogenannten „Lebensdauerverlängerungsprogramm“ ist auch Deutschland betroffen, genauer gesagt der Fliegerhorst Büchel. In der Vulkaneifel, zwischen Koblenz und Trier, werden aus der Zeit des Kalten Krieges noch immer bis zu 20 in die Jahre gekommene Atombomben der Typen B61-3 und B61-4 aufbewahrt – die letzten hierzulade.
Beitrag auf tagesspiegel.de

 

Kommentare: 9

  1. Kurt Brugger sagt:

    Hallo Giardinos,
    Auch bei optimistischer Beurteilung der sicherheits-politischen Situation in Europa, bleibt ein schales Gefühl in der Magengrube. Angesichts eskalierender Drohgebärden hüben und drüben, deutet dieses Gefühl auf die Möglichkeit eines lange anhaltenden Zwists, zwischen EU/USA, NATO und Russland hin.
    Alles was wir da zu hören bekommen seitens der streitbaren Mächtigen, fühlt sich an wie „dejà vue“! Erinnerungen an die 60-70er Jahre, wo der Kalte Krieg seinen Höhepunkt erreichte. Hochschauckeln der Agressionen in verbalen Streitgesprächen, Einschüchterung mit Drohgebärden, Auftritte der hochdekorierten Generalität, vollmundige Ankündigung von Truppenübungen und Sanktionen gegen den Kontrahenten. Im Auftrag der USA zünden EU und NATO die nächste Stufe: statt Abrüstung atomare Modernisierung!
    In den Kampfgebieten des WW1 (Lüttich, Verdun ua) die Feiern in Erinnerung an die Toten (Verdun das „Stalingrad“ des WW1, mit Giftgas-Einsatz und täglich 6000 Toten auf den Schlachtfeldern) und einem der brutalsten Kriege auf diesem Planeten. Wird dieses Zurückschauen helfen, die Kampfhandlungen um die Krim und die Ukraine, schnell zu beenden? Die Hoffnung stirbt zuletzt!
    Allein die Erfahrungen des letzten Jahrhunderts lassen berechtigte Zweifel aufkommen, an der Lernfähigkeit der Mächtigen dieser Welt und an der friedensfördernder Wirkung dramatischer Kriege der Vergangenheit.
    Gespannt warten wir auf die Reaktionen von BR und Parlament. Den Anstoss der Debatte zur Sicherheitslage in Europa, zum Zustand unserer Landesverteidigung und zur sicherheits-politischen Lage der Schweiz (inmitten der EU welche auf dem Weg ist, die Grenzen eines Krieges gegen Russland aus zu loten). Eine Weigerung diese Debatte zu führen, müsste für die GG Anlass sein, das Thema selber in die Oeffentlichkeit zu tragen.

  2. Urs Tischhauser sagt:

    Warum modernisieren die USA Ihre taktischen Atomwaffen in Deutschland für sehr wahrscheinlich Milliarden Dollar? Sicher nicht, weil sie das Gefühl haben, der ewige Friede sei ausgebrochen. Sie wollen möglichst in Europa auch modernste Atomwaffen haben, damit diese notfalls schnell auf dem Schlachtfeld Europa verfügbar wären. Natürlich darf dies keinesfalls als Drohgebärde aufgefasst werden. Aber es zeigt doch einmal mehr. Es wird von den Grossen wohl viel über Abrüstung gesprochen, aber es wird hüben und drüben aufgerüstet. Mal abgesehen von der Schweiz…..
    Die 20 Oldtimer, welche in Büchel – keine 500km von der Schweizergrenze entfernt – gelagert werden, haben eine Sprengkraft von je 13x!!! der Hiroshimabombe. Diese Bombe tötete innerst Sekunden ca. 110’000 Menschen. Opfer, welche an Langzeitfolgen starben (oder seien wir ehrlich, krepiert sind) noch nicht miteingerechnet.
    Machen wir einmal ein kleines Rechenexempel: 110’000 x 13 x 20 = 28’600’000. Also, wir können und müssen davon ausgehen, dass heute ein Arsenal in der Eiffel liegt, welches kurzfristig 30 Millionen Leute umzubringen vermag. Wenn man bedenkt, dass der 2. Weltkrieg weltweit ca. 60 Millionen Tote brachte, kann man sich ausmalen, dass künftig in einem einzigen Fliegerhost in Deutschland, notabene entgegen dem Atomwaffensperrvertrag, also illegal (!!!) das Potenzial eingelagert wird, von einem halben 2. Weltkrieg…..
    Und was machen wir? Wir liquidieren wie die Weltmeister und verschenken (nahezu) noch Jets an eine Grossmacht, welche sich keinen Deut um internationale Verträge kümmert, welche ihr Recht als das vermeintlich einzig richtige weltweit über alles andere stellt.
    Selbstverständlich passiert auf der anderen Seite das Gleiche. Auch „Zar Wladimir“ dürfte höchstens zwei alte Nukes, gegen eine Neue mit zehnfacher Sprengkraft eintauschen. Und, konventionell wird im Osten wieder aufgerüstet, auf Teufel komm raus. Aber schön das der NDB findet wir seinen in einer äusserst stabilen Lage. Sonst wäre ich doch tatsächlich auf die Idee gekommen, ich müsste mir über die Zukunft meiner Kinder Sorgen machen.

    • Kurt Brugger sagt:

      @Urs Tischhauser, Ihre artmethischen Berechnungen sind eindrücklich. Sie erinnern mich damit an die Lektionen, welche uns (damals) in den TTK (Taktisch-technischen Kursen) erteilt wurden, um eindrücklich zu schildern, die verheerende Zerstörungskraft der A-Bomben von Hiroshima und Nagasaki (deren Sprengkraft längst antiquiert ist).
      Angesichts dieses Bedrohungspotenzials, ist die Sicherheitspolitik der Schweiz und der dafür Verantwortlichen, nicht nur unerträglich, sie ist grobfahrlässig. Viele der Verantwortlichen in Bundesbern sind dermassen verblendet von der eigenen Ideologie, dass sie unfähig sind, das eigene Unvermögen erkennen zu können, für eine reale Beurteilung der Sicherheitslage unseres Landes. Andere stützen sich auf den SB 2010, dessen Inhalt längst überholt ist.
      Was machen wir? Was Sie monieren ist die Folge einer über 20 Jahre paktizierten, fehlerhaften Sicherheitspolitik, durch Volksvertreter die von uns allen ins Parlament abgeordnet wurden. Eine Entwicklung die den vorläufigen Höhepunkt bei den Wahlen 2011 erreicht hat. Mit Mehrheiten im Parlament, die MiaCHF für die DEZAG (Entwicklungshilfe) bewilligen. Für die eigene Sicherheit (Armee und Landesverteidigung) jeder Cent einer zuviel ist.
      Wie sagt doch der Volksmund? Jeds Volk hat die Regierung, welche es verdient!
      Und was ist aktuell zu tun? Die Wahlen 2015 haben längst gestartet (nach den Wahlen ist vor den Wahlen!). Wer den Unsinn unserer Classe Politique korrigieren will, muss an der Basis eingreifen, dort wo gewählt wird. Dafür gibt es mehrere Möglichkeiten. Der Weg ist beschwerlich, langwierig und braucht Beharrlichkeit und Ausdauer.

  3. Schaub Rudolf P. sagt:

    Bundesrat und Parlament träumen bekanntlich von einem „Aufwuchs“ der Armee, wenn man sich über eine konkrete militärische Bedrohung einig geworden ist (Sicherheitsbericht 2010). Wie lange der „Aufwuchs“ einer neuen Armee bis zur vollen (realen)Verteidigungsfähigkeit unseres Landes dauern würde und mit welchen Problemen er verbunden wäre, beschäftigt unsere Berner Strateginnen und Strategen natürlich nicht. Wenigstens gestehen sie im Sicherheitsbericht ehrlicherweise ein, sie würden Ausrüstungs-und Ausbildungslücken als kalkuliertes Risiko bewusst in Kauf nehmen. In diesem Sinne bestehe schon Unsicherheit, die dann eben bewältigt werden müsse. Diese bisher nachhaltig praktizierte Politik soll nun durch weitere Kürzungen des VBS-Budgets fortgesetzt werden. Denn die Weltlage zeichnet sich nach Auffassung unserer Landesmütter und Landesväter durch eine ausgeprägte Stabilität und äusserst friedfertige Akteure aus, denen es absolut fern liegt, Druck auf andere auszuüben und militärische Muskelspiele zu veranstalten.
    Erfreulich ist, dass wenigstens ein Generalstabsoberst im VBS, der sich mit der Erarbeitung einer neuen sicherheitspolitischen Doktrin abmühen muss, die Problematik eines allfälligen Armee-Aufwuchses erkannt hat. Er hielt zur Aufgabe des Bundesrates in diesem Zusammenhang (sinngemäss zitiert)immerhin tiefschürfend in der Military Power Review (Hauszeitung des CDA)fest: „Der Bundesrat habe dann schon eine anspruchsvolle Aufgabe sportlich zu bewältigen.“ Ich frage mich deshalb, ob der Bundesrat vor seinem täglichen Arbeitsbeginn wenigsten mit einem gemeinsamen sportlichen Aufbautraining unter der Leitung des obersten Sportoffiziers aus dem VBS begonnen hat, damit er seiner „sportlichen Aufgabe“ beim eigentlich schon lange nötig gewordenen „Aufwuchs“ der Armee dann auch gewachsen sein wird. Andernfalls könnte es zum einen oder anderen Ausfall infolge Herzbeschwerden oder sogar Herzversagen kommen, wenn sich die eigenen Vorstellungen als Luftschlösser herausstellen und man für eine Katastrophe verantwortlich geworden ist.

    • Kurt Brugger sagt:

      @Schaub Rudolf P., könnte sein, dass die Träumer in Bundesbern erst wieder erwachen, wenn sie politischen Druck spüren, vor, während und nach den Wahlen 2015. Wir wissen ja alle, wo das Problem liegt. Ich lese dies in Ihren und in vielen anderen Beiträgen immer wieder. Wir können noch lange (sogar zu lange) motzen und die Missstände tadeln. Was sich in den letzten 20 (+) Jahren etabliert hat, bedarf eines politischen Kraftakts, um massgeblich verändert zu werden (zu Gunsten von Armee und Landesverteidigung). Durch Bündelung aller Kräfte, welche eine starke Armee und eine glaubwürdige Landesverteidigung befürworten, schaffen wir den Turnaround. Befreit von jeglichen Illusionen, wird dies annähernd soviel Zeit in Anspruch nehmen, wie der Abbau benötigte.

  4. Walter G u l e r sagt:

    Deutschland ist eben ein US-Protektorat, immer noch besetzt, und ohne Friedensvertrag, dabei steht die BRD bei der UNO immer noch unter der Feindstaaten-Klausel. Die Regierung Merkel (die mächtigste Frau!) hat zu parieren. Dazu dient auch die sogenannte «Kanzlerakte», die aber bestritten wird. Die deutsche Staatsräson düfte auch bekannt sein, so dass im Nahen Osten, im grössten Konzentrationslager Gaza überhaupt nichts passiert.

    • Kurt Brugger sagt:

      @Walter Guler, Sie haben sicher recht, was die Rolle der Deutschen und der USA in Europa betrifft. Für den 2. Teil Ihrer Aussage habe ich Erklärungsbedarf. Wie soll ich nachvollziehen können, in welchem Zusammenhang Gaza als das grösste Konzentrationslager steht.
      Soweit ich die Geschichte des Staates Israel kenne (als Zeitgenosse seiner Entstehung)ist dieser entstanden (1947) durch Beschluss der Staatengemeinschaft (UNO). Anfänglich konnten Israelis und Palästinenser erfolgreich zusammen leben und hatten mit der Kultivierung wüstenähnlicher Gebiete grossen wirtschaftlichen Erfolg (zB mit dem Export von Zitrusfrüchent der Marke „Jaffa“). Im 6 Tage Krieg, angezettelt von den Gegnern des Staates Israel (allen voran Aegypten)ging dieses miteinander zu Ende. Heute wie damals spricht wohl niemand den Israelis das Recht zur Selbstverteidigung ab. Seither bekennen sich mehrere Staaten und Terroristen-Organsiationen öffentlich (und für jedermann hör- und sehbar) für die Vernichtung von Israel und der Juden (wörtlich im Jargon der Feinde Israels: „wir werden die Juden ins Meer kippen“!). Den Anfang in dieser Entwicklung machte die Fatach (Arrafat), dann die Hisbollah und die Hamas. Alle sind politische Gruppierungen welche ihre Ziele mit terroristischem Kampf verwirklichen wollen. Seit den letzten Wahlen sitzt die Hamas in der palästinensischen Regiertung.
      Aus dieser Sicht habe ich ein gewissens Verständnis, wenn Israel nicht um jeden Preis, geo-politische Kompromisse machen will, für die 2 Staaten Lösung zu gunsten der Palästinenser. Solange der Staat Israel bedroht ist, von vermumten Exzentrikern, und die Bevölkerung im Gazastreifen, den Kampf dieser Terroristen unterstützt (und aus ihren Häusern billigt, zB Raketenbeschuss) wird es keine Lösung für die Palästinenser geben. Das ist sehr bedauerlich!

  5. Urs Tischhauser sagt:

    Wie ehrlich Politik ist findet man heute auf Youtube. Soviel zur mächtigsten Frau
    https://www.youtube.com/watch?v=AongxyDqPKY
    Früher waren die WAPA Staaten Trabanten der „verstorbenen“ Sowjetunion. Heute unterjocht „die beste Demokratie der Welt“ Ihre Einflusssphäre ohne Skrupel.

    • Kurt Brugger sagt:

      @Urs Tischhauser, zusammen mit Obama fühlt sich Merkel als die mächtigste Frau der Welt (mindestens aber in Europa). In der EU hat sie den Lead übernommen (wer sollte dies denn sonst tun), alle anderen Mitglied-Staaten sind Wakel-Kandidaten wirtschaftlich und finanziell in der Bredouille. Aktuell garantiert einzig Deutschland die wirtschaftliche Weiterexistenz der EU und letztlich das Ueberleben des Euro (wenn er dann auch wirklich überlebt).
      Eine Tatsache die wir (Schweizer) hinnehmen müssen. Obama-Merkel das „Dreamteam“ beanspruchen die Führungsrolle in der EU, begleitet von der Generalität der NATO, wird Russland kompromitiert. Ohne Skrupel am Stuhlbein von Putin gesägt und der Schweiz „den Marsch geblasen“, weil sie in diesem Spiel mit dem Feuer ihre Neutralität beschwört.
      Wer auch dieser kriegstreibenden Situation noch ein Lachen abgewinnen will, muss sich unbedingt das Video auf Youtub hereinziehen.

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