Die Nachkommen der letzten Armee-Brieftauben

Die Nachkommen der letzten Armee-Brieftauben

Das Ende kam überraschend und hinterliess einen schalen Nachgeschmack. Oberleutnant Rita Schmidlin sass an jenem Septembertag 1994 an ihrem Mittagstisch, als im Radio die Auflösung des Brieftaubendienstes der Armee bekanntgegeben wurde. «Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe», erinnert sich die Rentnerin heute. Mit am Tisch sassen damals Walliser Brieftaubensoldaten, die in Schmidlins Taubenschlag im Thurgau Dienst leisteten. Sie fluchten und schauten Schmidlin fragend an. Doch diese hatte keine Antworten. Sie war vorab nicht informiert worden. Niemand im Brieftaubendienst war informiert worden. Selbst der Kommandant des populären Dienstzweigs nicht. Major Hanspeter Lipp befand sich auf der Rückreise von einem Forschungsaufenthalt in Neapel. Als Professor der Universität Zürich erforschte er im Zivilleben unter anderem die kognitiven Fähigkeiten von Brieftauben. In Chiasso kaufte er sich eine Zeitung und konnte erst gar nicht glauben, was er las.
Doch am Entscheid des Militärdepartements gab es nichts mehr zu rütteln. Aus finanziellen Gründen – die Rede war von Einsparungen über 600 000 Franken – wurden die rund 7000 Brieftauben der Armee aus der Wehrpflicht entlassen, die rund 30 000 Miliz-Brieftauben nicht mehr aufgeboten. Der Entscheid erzürnte viele. Züchter von Miliz-Brieftauben kündigten eine Volksinitiative für den Erhalt des Brieftaubendienstes an. Doch am Ende wurde nichts daraus. […]
Bericht auf NZZ.ch
Kommentar:
Gestern wie heute passieren die gleichen Dinge. Es werden – stets aus “finanziellen Gründen” – ganze Truppenteile über Nacht abgeschafft. Wäre man heute nicht froh, man könnte über dieses Low-Tech-Übermittlungsmittel verfügen, wenn man Szenarien wie einen Stromausfall durchspielt?