Die Schweizer Armee probt den Ernstfall – in Basel

Die Schweizer Armee probt den Ernstfall – in Basel

Die Führung der Schweizer Armee hat offensichtlich kein grosses Vertrauen in den Frieden in der Europäischen Union. Nur so ist zu erklären, dass das Militär erneut eine Truppenübung plant, bei der die Gefahren eines in Anarchie versinkenden Kontinents abgewehrt werden müssen. Anlässlich der «Conex 15» im September werden 5000 Angehörige der Armee in der Nordwestschweiz den Ernstfall üben. Dieser lautet: Europa zerfällt.
Das Militär hat Erfahrung mit solchen Szenarien. Schon bei der Stabsübung «Stabilo Due» 2012 ging die Armee davon aus, dass die Nachbarländer nicht mehr sicher sind, was – angesichts der Euro-Krise – irritierte Reaktionen aus aller Welt nach sich zog. Im September ist nicht nur eine Stabsübung geplant; vom 16. bis 25. September marschieren «echte» Soldaten auf. Zehn Tage lang werden sie sich darin üben, wichtige Objekte zu sichern und den Grenzraum dichtzumachen.
Beitrag auf basellandschaftlichezeitung.ch – contra-magazin.com

 

Kommentare: 8

  1. Edwin Rüegsegger sagt:

    Die Armee sollte endlich aufhören so unrealistische Szenarien wie Conex und Stabilo duo zu spielen. Denn mit dem soll vermutlich nur `bewiesen’ werden (hiden agenda!) das die WEA-Armee sogar mit 5’000 Sdten. genügt (=Weiter-Elminierung der Armee). Realistisch wäre eine Uebung, mit einem konzentrischen Angriff der EU auf die Schweiz von allen Seiten – von Brüssel befohlen. Zum Kontern von so einem Angriff genügt eine Bonsei-Armee à la WEA und wie in der neuen Führungs- und Stabsorganisation der Armee 17 gesetzlich (ohne Möglichkeit zum Referendum) verankert bei Weitem nicht. Dazu benötigt es eine richtige Armee mit mind. 600’000 Sdten. und 4 AK und in jedem eine Mech. Div. sowie mindestes 70 topmoderne Schweizer Kampfflz. (siehe Resolution Giardino) aus heimatlicher Produktion (bspw. PILATUS, die jetzt auch Düsenjets bauen – warum nicht schon bestellt??!). Aber Nichts geht in Bern – heul dir Helvetia!

  2. Gotthard Frick sagt:

    Gotthard Frick, z.Zt. Beijing, 14.5.2015
    In meinen Worst case Szenarien verwende ich immer zwei Bedrohungsbilder: Das eines Angriffs auf unser Land, wie von Herrn Rüegsegger geschildert, und das Entstehen eines flächendeckenden Chaos in Europa, ähnlich demjenigen im Mittleren Osten oder während des 30-jährigen Krieges. Die Armeeübung in Basel macht also Sinn, aber gleichzeitig bestätigt sie, das die Weiter Eliminierte Armee ihre Aufgabe selbst im Falles chaotischer Entwicklungen in Europa nicht erfüllen kann, denn es ist eine lächerliche Selbsttäuschung anzunehmen, Probleme, deren Meisterung in Basel geübt werden soll, träten nur punktuell auf, und nicht an verschiedensten Stellen rund um unser Land. Woher kämen die Truppen, um an verschiedenen Stellen gleichzeitig eingesetzt zu werden, besonders wenn man noch die Wahrscheinlichkeit in Betracht zieht, dass eine solche Sicherung über längere Zeiträume aufrechterhalten werden müsste.

    • Edwin Rüegsegger sagt:

      Ein flächendeckendes Chaos in Europa ist kein realistisches Szenario weil die EU ist eine nach innen gefestigte Diktatur! Realistisch ist ein Angriff der EU auf die Schweiz um einen Anschluss mit Waffengewalt zu erzwingen. Das ist auch wahrscheindlich. Warum war wohl ein italinischer General und der französische Präsident kürzlich in der Schweiz? Um das Gelände zu rekognoszieren und den Schweizerischen Wehrwillen zu testen! Unsere Armee muss in der Lage sein einen solchen Angriff aus 4 Richtungen gleichzeitig aufzufangen, den Feind schlagen und Gegenstösse in die angreiffenden Hauptstädte führen!

  3. Franz Betschon sagt:

    Ich nehme an, dass bereits einige VW-Busse eingemietet worden sind, die man dann mit einem Schild versehen kann “Ich bin ein Panzer” (wie seinerzeit an der Übung AEROPORTO in Kloten, ca. 2010). Sollten zu wenig Attrappen vorhanden sein, muss man die Verbleibenden einfach in einem Circuit rotieren lassen.

  4. Stelzer Willy P. sagt:

    Die Bereitschaft der Schweizer Armee sei nicht genügend, räumte der CdA Blattmann kürzlich ein. Die Armee war schon beim Rücktritt von KKdt Keckeis nicht einsatzbereit. An was wurde dann in den letzten fünf Jahren gearbeitet? Vorbereitung der weiteren Eliminierung der Armee? Was sagte der CdA weiter? “100’000 gut ausgerüstete und ausgebildete Soldaten sind mir lieber als 200’000, bei denen das nicht der Fall ist”. Gut ausgerüstet? Für die vollständige Ausrüstung der sechs verbliebenen Panzer Bataillone 12, 13, 14, 17, 18 und 29 sind 6 x 28 Leopard 2 notwendig, also 168 Panzer. Jedoch sind der Werterhaltung nur 134 Panzer unterzogen worden. Es fehlen demzufolge bei einer Mobilmachung oder gleichzeitiger WK-Leistung aller sechs Pz Bat 34 Stück Leopard 2. Das gleiche Bild zeichnet sich bei den Spz 2000 ab. Für die Ausrüstung der sechs Pz Bat benötigen wir 6 x 35 Spz, also 210 Spz. Beschafft wurden 186 Spz. Es fehlen also 24 Spz. Dem Schweizervolk wird weiter ein potemkinisches Dorf vorgegaukelt. – Und das Parlament schläft weiter.

    • Fritz Kälin sagt:

      Alles richtig,
      nur für dieses in Basel beübte (und in meinen Augen ernst zu nehmende) Szenario sind für einmal nicht Panzerbat gefragt, sondern ‘boots on the ground’. Gerade diese kosteneffiziente Stärke der Miliz wird durch die WEA leider weiter geschwächt.
      Bei allem berechtigten Einsatz für eine glaubwürdige Armee… man sollte nicht einseitig auf rein zwischenstaatlichen, symmetrisch geführten Kriegsszenarien beharren. Man darf es sich nicht zu einfach machen indem man sagt, wenn die Armee ‘Krieg’ führen kann, bewältigt sie auch alles andere ‘mit Links’. Es sind viele Szenarien denkbar, in welchen der Einsatz schwerer Mittel und massiver Feuerkraft um jeden Preis verhindert und nicht einmal dissuasiv angedroht werden kann.
      Eine ‘dissuasive’ Armee ist derzeit ein weit entferntes Ziel. Für ‘low intensity’-Szenarien wäre eine glaubwürdige, kosteneffiziente Armee aber relativ leicht und rasch realisierbar. Ich plädiere dafür, nicht nur das Wünschbare zu fordern, sondern den guten Kräften in der Armee bei der Realisierung des Machbaren Rückendeckung zu geben.

  5. Franz Betschon sagt:

    Wer immer bei seinen Szenarien eine abgeschlossene Mobilmachung voraussetzt, hat deren Mechanik nicht begriffen. Als ehemaliger Gst Of Mob in einem Brigadestab verweise ich auf das Buch “Erinnerungen an die Armee 61”. Es gibt bis auf Weiteres keine Mobilmachung mehr mit unserer Armee, da helfen auch Ankündigungen darüber, was man machen wolle und was man schon vorgekehrt hat, nichts mehr. Wer etwas anderes glaubt (Glauben heisst nicht wissen!) soll doch einfach mal eine Mobilmachungsübung “aus dem Stand heraus” versuchen durchzuführen und dabei gleichzeitig richtigerweise annehmen, dass das Material nicht bereits durch einen Luftschlag auf die 5 Logistikzentren der Armee vernichtet worden ist. Dass man solche Übungen nicht durchführen will, beweist deren Unmöglichkeit. Nur Berufsarmeen, wie in Bern geplant, brauchen keine Mob mehr.

  6. Schaub Rudolf P. sagt:

    In den Augen unserer Regierung und der Armeeführung ist die Annahme, die fünf Logistikzentren der Armee könnten durch einen Luftschlag vernichtet werden, nicht nur weltfremd, sondern politisch unkorrekt. Auf absehbare Zeit (sic!) ist bekanntlich nicht mit Angriffen aus der Nachbarschaft auf unser Land zu rechnen (Sicherheitsbericht 2010, WEA-Botschaft 2015). Unsere Nachbarn sind in der Tat mangels genügend einsatzbereiter Flugzeuge gar nicht in der Lage, so etwas Böses zu tun. Deshalb sollte der Gripen auch nur für den Luftpolizeidienst beschafft werden.
    Etwas komplizierter wird die Argumentation allerdings, wenn man das massiv aufrüstende Russland in Betracht zieht. Bundesrat und Armeeführung können trotz der sich daraus ergebenden Gefahr behaupten, sie hätten die Bedrohungslage richtig geschildert. Russland und sein autokratischer Führer können nicht als Nachbarn qualifiziert werden. Im Sicherheitsbericht 2010 und in der WEA-Botschaft wird an keiner Stelle behauptet, unser Land müsse mit keinem Angriff des “Nicht-Nachbarn” Russland im Rahmen eines Krieges in Europa rechnen. Dazu gibt es einen guten Grund: Die massive Aufrüstung Russlands hat unser militärischer Nachrichtendienst mittlerweile durch “Antizipation” erkannt. Nun muss als nächster Schritt “antizipert” werden, dass durch die Aufrüstung Russlands eine Gefahr für unser Land entstehen könnte. Sobald man sich darüber einig geworden ist, folgt ein weiterer “Antizipationsschritt” – es wir der “Armeeaufwuchs” eingeleitet. Gotthard Frick bezeichnet unsere Militärdoktrin zu Recht als “Militärdoktrin der Illusionen”. In einem solchen Land kann man sich nicht mehr sicher fühlen.

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