Ein Blick in die Geschichte (aber nicht nur)

Ein Blick in die Geschichte (aber nicht nur)

Selten hat ein Gemeinwesen zur richtigen Zeit die richtigen militärischen Vorbereitungen getroffen. Beispielsweise die Athener, als sie sich von Themistokles dazu überreden liessen, ihre Einnahmen aus den Silberminen in den Bau einer Flotte (statt in ‘angenehmere’ Dinge) zu investieren. Jahre später gelang Athens neuer Flotte, was Spartas Elite-Hopliten zu Land misslang: die übermächtige persische Invasionsarmee wurde zur Umkehr gezwungen, weil die begleitende Invasionsflotte in Salamis von den griechischen Trieren dezimiert wurde.
Auch unsere eigene Geschichte, ja die Entstehung unserer Nation verdanken wir einem militärischen Geniestreich: Habsburgs “state-of-the-art” Armee erlitt in Morgarten 1315 eine unrühmliche Niederlage gegen low-tech Bauern. Allerdings dürften diese Bauern dank ehemaligen Söldnern in ihren Reihen über genug ‘Fachwissen’ über den Gegner verfügt haben, was ihnen ermöglichte, sich auf einen ‘zeitgemäss ausgerüsteten’ Gegner einzustellen, ohne dessen Ausrüstung, Taktit und Doktrin nachäffen zu müssen.
Auch die jüngere Geschichte hinterlässt David-gegen-Goliath-Geschichten. Das Panshjir-Tal in den 1980ern und Grosny 1994/96 sind für unser teils gebirgiges, teils dichtbesiedeltes Land gefürchige, aber nicht zu ignorierende Beispiele. Je dünner unser eigener Luftabwehr-Schirm wird, desto dringender sollten wir nachvollziehen, wie Serbien und Lybien ihre Truppen der gegnerischen Airpower-Wirkung entzogen. Ja, beide haben letztendlich verloren, was für uns aber von Interesse ist, wie sie durch ihre Anpassungen Zeit gewannen. Unsere Reduit-Strategie war ja auch nichts anderes als ein Versuch, Zeit zu gewinnen. Gegen einen Angreifer, der wegen seiner überlegenen, aber teuren Militärtechnik auf schnelle Siege angewiesen ist, ist Zeitgewinn zuweilen wertvoller als ‘heroische’ Luftkämpfe und Panzerschlachten…
Wir setzen uns hier für eine glaubwürdige/dissuasive Armee ein, weil Kriegsverhinderung jedem Krieg vorzuziehen ist. Das ist gut so. Angesichts einer auf absehbare Zeit unglaubwürdigen Armee müssen wir aber bestrebt sein, Dissuasion auf anderen Weg zu erreichen. Auch in einem friedlichen/verschuldeten Europa gilt eine freie/souveräne Schweiz in den Augen ihrer ‘Freunde’ offenbar als “strategisches Unding”. An die SP gerichtet: lieber eine Schweiz als ‘Stachelschwein’, als eine ‘Mastsau’ für Brüssels Utopien! Was würde uns Themistokles wohl heute raten?
Fritz Kälin