Ein Ombudsmann für die Armee?

Ein Ombudsmann für die Armee?

Die Idee eines Ombudsmannes wurde vor einem Jahr von CVP-Ständerat Paul Niederberger (NW) eingereicht und wird derzeit im Verteidigungsdepartement ausgearbeitet. «Die Schaffung dieser Stelle ist sehr wichtig», sagt Niederberger gegenüber baz.ch/Newsnet. Einen Ombudsmann gebe es mittlerweile in allen grossen Betrieben und teils sogar in den Kantonen.
«Es geht darum, dass sich ein Angehöriger der Armee unabhängig von seinem Grad und dem Rang seines Vorgesetzten an jemanden wenden kann, der seine Anliegen ernst nimmt», sagt Niederberger. Dies sei gerade im Militär, wo eine straffe Hierarchie herrsche, von grosser Bedeutung.
Ganzer Bericht auf bazonline.ch

 

Kommentare: 8

  1. Nr sagt:

    Es kommt darauf an in welchem Zusammenhang ich mich an eine solch autonome Stelle wende. Aber im medizinisch / psychologischen Bereich übernimmt ja der PPD diese Rolle. Ebenfalls muss einem AdA der Arztbesuch ermöglicht werden.
    Das wäre wohl Stufe Rekr bis ca Lt…
    Ich sehe weiter jedoch absolut keinen Grund weswegen man einen Spieler auf ein Feld schicken soll, das in seiner Funktionalität von seinen hierarchischen Charakterzügen abhängig ist.

  2. Michael sagt:

    Es wäre eigentlich schön zu lesen, dass sich unsere Räte mit den wirklichen Problemen befassen würden.
    Das Grundübel ist, dass unsere Politik nicht weiss was sie von der Armee wollen!
    Wenn endlich die Politik den Auftrag an die Armee formulieren würde (eigentlich überflüssig, da in der Verfassung), dann hätten sie ihren Job gemacht. Aber das macht keiner und somit bleibt die Armee in dieser Auf- und Abbewegung gefangen.
    Neuestes Beispiel:
    Aussage eines Generals: „Die Zugführer und Kp Kdt verstünden nichts mehr von Verteidigung!“ man solle doch dies bitte im WK auffrischen….
    … hat nicht kürzlich ebenfalls ein General gesagt, „Verteidigung ist nicht mehr zu üben (lediglich ich Pz Bat und Inf Bat in Pz Br)“
    Es ist doch kein Wunder, dass die jungen Kader von Themen wie verzögern, verteidigen, Kampf der verbundenen Waffen etc. keinen blassen Schimmer mehr haben. Kenntnisse des Soldatenhandwerkes sind schlecht – zu kurze Zeit als Soldat gedient
    Führungskenntnisse sind schwach da zu schnell zu viele Stufen einfach übersprungen wurden
    Bsp Kampf der verbundenen Waffen kennt keiner da ja bereits Stgw und HG als das angeschaut wird
    Das sind die Probleme um die sich die Politik endlich kümmern sollte! Ombudsmann so ein Blödsinn!

  3. Guten Abend Giardinos, ich habe grosse Mühe, mit dieser Idee. Die Frage ist aus meiner Sicht, wo dieser angesie-delt würde. Es handelt sich um eine Beschwerde-Stelle, diese müsste als unabhängige Instanz an den CdA rapportieren. Darf unter keinen Umständen zu einem Denunziations-Organ verkommen.
    Ich kann mich auch nach längerem überlegen, nicht erwärmen für diese Lösung. Die Argumentation von Niederberger, „es brauche in der Armee eine Stelle, welche den AdA in seinen Anliegen ernst nimmt“, verleitet mich zur Gegenfrage: „was ist das für eine Armee, mit welchem Führungsstil, wo AdAs jeden Grades nicht ernst genommen werden?“
    Prioritäre Aufgabe der Kader, in der Führung der Truppe, ist das Schaffen einer Vertrauensbasis nach unten und nach oben. Wo dieses Vertrauen nicht erarbeitet wird, hilft auch der Ombudsmann nicht weiter. Wo dieses Klima des gegenseitigen Vertrauens besteht, ist der Ombudsmann ein Störfaktor.

  4. @Herr Michel, im übrigen sehen Sie das Problem im gesamten Zusammenhang der ungenügenden und widersprüchlichen Anordnungen der Politik, aber auch innerhalb der Armee absolut richtig.
    Jede Armee ist so gut oder so schlecht, wie ihre politischen und militärischen Führer. Diese Erkenntnis ist nicht neu. Neu ist, dass diese Führungsmängel in der Truppe (Ausbildung und Führung),immer deutlicher zu Tage treten. Durch Pleiten und Pannen ein skurri-les Bild dem Bürger vermittelt wird. Die Glaubwürdig-keit und die Akzeptanz im Volk schwindet.
    Dem derzeitigen Parlament und der Regierung traue ich nicht zu, diese verheerende Situation in absehbarer Zeit ändern zu können.

  5. Alain Vincent sagt:

    Zumindest wäre es ein interessantes „Werkzeug“ um Missstände direkt anzuprangern ohne dass man selber automatisch den Kürzeren ziehen muss.
    Ausserdem ist der PPD ja wohl nur eine Ansprechstelle für Leute im Dienst bzw. noch eingeteilte AdA. Für ausgemusterte und sonstige Bürger gibt es keine unabhängige Anlaufstelle für jegliche Belange. (Allenfalls wird man durch die Horde der Public Information Officers („PIO“) abgefertigt.)
    Wo dieser organisatorisch angesiedelt sein sollte?
    Gute Frage…
    Hierzu lässt sich vergleichend die gerade durch Volksabstimmung angenommene Ombudsstelle der Stadt Luzern heranziehen. „Die Ombudsstelle ist unabhängig von Stadtrat und Verwaltung. Die Wahl der Ombudsperson wird wahrscheinlich durch die Geschäftsprüfungskommission des Grossen Stadtrates (=Einwohnerrat) vorgenommen.“
    Dementsprechend könnte ein Armee-Ombudsmensch ebenfalls durch GPK oder aber gemeinsam durch SIK-NR + SIK-SR gewählt werden.
    Auch eine Wahl durch den Gesamt-Bundesrat, so wie beim Preisüberwacher, wäre eine Möglichkeit; allerdings leidet damit eine gewisse Unabhängigkeit gegenüber Exekutive/Verwaltung.
    Militär-Organisatorisch könnte der Ombudsmensch im Bereich PPD angesiedelt werden – da der PPD schon gewisse vermittelnde Funktionen wahrnimmt. Zentraler wäre aber, zB. auf Stufe CdA, somit wäre die Parallelstellung zur Abteilung V innerhalb des VBS gegeben. (Da der Ombusmensch eine zivile Stelle wäre, müsste bei der Armeeführung auch niemand um sein Gold am Kragen bibbern.)

  6. Hans Ulrich Suter sagt:

    Aber Herr Vincent, das wäre doch nur eine weitere von Akademikern besetzte Stelle die im wesentlichen glaubt ein Krieg würde mit A4-Ordnern entschieden. Interessant ist doch, dass man zwischen den Zeilen lesen kann, dass man einen Ombudsmann braucht weil die Militärjustiz nicht funktioniert (auch nicht….). Denn alles was ein Ombudsmann machen kann, liesse sich ja früher mit dem sog. „disziplinarischen“ Weg erledigen, der ja nach einigen Schritten automatisch bei der Militärjustiz landete, ich glaube nach dem man beim Regimentskommandant angekommen war, bin aber nicht mehr sicher (ich selber bin nur bis zum Batallionskommandanten gekommen (Wachvergehen vs. besoffener KompOf.)). Nachteile hat ja ein Milizsoldat sowieso nicht zu befürchten, also das Argument fällt weg. Das einzige Problem war ja, dass der gewöhnliche Soldat in der Regel nicht zum „Raportblock“ greift, wie wir damals so schön bildlich gesagt haben.

    • Alain Vincent sagt:

      Vermutlich haben Sie recht. Die Stellenbesetzung wäre sicher top. So wie es im übrigen auch viel zu oft bei Kantonen und Gemeinden der Fall ist, wie man sehen kann.

  7. Fritz Kälin sagt:

    Ein wenig erfüllt Giardino die Funktion einer Ombudsstelle – oder ist es mehr die Rolle einer ‚warnenden Kassandra‘?

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