Gefährliche amerikanisch-chinesische Spannungen
Ausser mit Russland, hat China hat mit allen seinen Nachbarn – von Südkorea bis Indien – Territorialkonflikte. Es unterstreicht zwar, es wolle mit allen friedliche Beziehungen, aber über seine Souveränität lasse es nicht mit sich reden. Mehrere Staaten, die ebenfalls Hoheitsansprüche über die von China als sein Territorium bezeichneten Gebiete erheben, sind Verbündete der USA, wie z.B.Südkorea, Japan, die Philippinen. Die USA haben zudem ihr strategisches Hauptinteresse und den grösseren Teil ihrer militärischen Mittel vom Atlantik in den Pazifik verschoben, mit dem Hintergedanken, China in Schach zu halten.(Es geht hier nicht um die Frage, wer Recht hat. Alle Staaten verfolgen nur ihre Interessen).
von Gotthard Frick, Bottmingen
Gegenwärtig liegt das Südchinesische Meer im Zentrum der Aufmerksamkeit. Diese für die internationale Schifffahrt weltweit wichtigste Meeresstrasse wird ganz von China in Anspruch genommen. Der Anspruch reicht vom südlichsten Teil des kontinentalen Chinas aus gemessen rund tausend Kilometer in den Süden. Als Vergleich: Würden die USA ab ihrer Südgrenze einen vergleichbaren Anspruch erheben, so wäre die ganze Karibik amerikanisches Territorium.
Wie bekannt, ist China gegenwärtig daran, Riffe im umstrittenen Meer durch das Aufschütten von Sand zu eigentlichen Inseln zu machen und darauf militärisch nutzbare Anlagen bis hin zu Flugpisten zu bauen. Für die USA gehört dieses Meer und der Luftraum darüber zum allgemein zugänglichen internationalem Raum. Sie haben kürzlich eine dieser künstlichen Inseln mit einem Seeaufklärungsflugzeug überflogen, das von der chinesischen Marine mehrfach aufgefordert wurde, den chinesischen Luftraum sofort zu verlassen. Gegenwärtig ziehen die USA in Betracht, mit Teilen ihrer Marine bis in die Nähe dieser künstlichen Inseln vorzustossen, um ihre Auslegung der Territorialfrage durchzusetzen.
In China wird in den Medien schon seit einigen Jahren über die Möglichkeit, unter Umständen sogar Unvermeidlichkeit eines Krieges mit den USA geredet. Im Zusammenhang mit der künstlichen Insel und der Reaktion der US wurde in den letzten Tagen in mehreren Artikel in englischsprachigen chinesischen Tageszeitungen der kommunistischen Partei, der übrigens die chinesischen Streitkräfte direkt unterstellt sind (!) , sehr konkret auf die Gefahr eines militärischen Konfliktes hingewiesen.
Man konnte lesen, dass China scharf schiessen werde, wenn Teile von US Streitkräften die 12-Meilen Grenze um diese neuen künstlichen Inseln überschreiten sollt. Es wurde auch ein Bericht aus den US zitiert, wonach China versucht sein könnte, eines dieses US Aufklärungsflugzeuge mit elektronischen Mitteln zu einer Notlandung oder zum Absturz in seichten Gewässern zu bringen, um so Hand auf dessen Spitzentechnologie zu legen.
Die chinesische Presse argumentierte weiter, dass sich China zurückhalten werde, wollten die US nur mit dem Säbel rasseln, ohne es ernst zu meinen. Aber sollten die US China eine Lektion erteilen wollen, indem es dieses provoziere, demütige oder sogar das Ergebnis einer physischen Konfrontation ignoriere (damit ist wohl das Ergebnis eines Schusswechsels gemeint), so habe China keine andere Möglichkeit, als sich (militärisch) zu engagieren. (Originaltext: „But if the USA wants to teach China a lesson by provoking and humiliating it or even disregarding the outcome of a physical confrontation, China will have no choice but to engage” Quelle: Global Times, 25.05.2015).
Aus einer globalen Sicht noch folgendes: Die chinesische Presse hat schon von einiger Zeit über die Fähigkeit Chinas zur weitgehenden Vernichtung der US berichtet. Sie wies auf seine eigene, weltweit zweitgrösste U-Boot Flotte hin, zu der die mit bis zu 16 interkontinentalen Nuklearraketen (Reichweite mehr als 10’000 Km) ausgerüsteten U-Boote gehören, die dauernd im Pazifik patrouillierten. Dann wurden die Namen der grossen Städte an der Westküste der USA genannt, die Ziele eines chinesischen Atomschlages wären, völlig unsentimental die Millionen von Toten erwähnt, die jedes U-Boot mit seinen Atomwaffen verursachen würde und eine Karte der USA mit der sich sich über den Kontinent ausweitende radioaktiven Strahlung veröffentlicht. Anschlies-send wurde noch erwähnt, dass die landgestützten chinesischen Nuklear-raketen gleichzeitig über den Nordpol auf die grossen Städte an der Ostküste der USA angesetzt würden (das hat kürzlich auch schon Russland mit Bezug auf seine Nuklearraketen klargemacht). Er wurde auch präzisiert, dass die USA von China sofort mit diesen Nuklearwaffen angegriffen würden, sollten sie glauben, in einem Konflikt vor der Küste Chinas mit dem lokalen Einsatz von taktischen Nuklearwaffen ungestraft davon zu kommen. (Quelle: Basler Liberale Nachrichten, 24.05.2015).
Diese massive Drohung dient wohl in erster Linie dazu, die USA zum Verzicht auf den Einsatz taktischer Atomwaffen in einem der möglichen Konflikte in der unmittelbaren Nachbarschaft Chinas, z.B. im südchinesischen Meer, zu veranlassen, was diesem dort einen grossen militärischen Vorteil verschafft.
Ebenfalls vor wenigen Tagen berichtete die chinesische Presse, erstmals seien chinesische Kampfflugzeuge zwischen den japanischen Inseln hindurch weit in den Pazifik hinausgeflogen.
Zusätzlich zu den Spannungen zwischen dem Westen und Russland muss auch dieser weitere, sehr gefährliche Spannungsherd im Auge behalten werden.
Zum Schluss noch ein Detail zum Gesamtbild: Das vor kurzem beendete gemeinsame Scharfschiessen der Flotten Chinas und Russland im Mittelmeer wurde von deren militärischer Führung soeben als sehr erfolgreich beurteilt.
Kommentare: 5
Ich weiss wenig über China und bin folglich dankbar, wenn ich von Herrn Frick über wesentliche Entwicklungen im pazifischen Raum informiert werde.
Nur eines befremdet mich im einschlägigen Artikel: Es ist nicht so, dass die Karibik amerikanisches Territorium wäre, falls …, denn die Karibik ist de facto amerikanisches Territorium, was meines Wissens China stört (Stichwort Panama).
Alles läuft wie eh und je auf die primitive Formel hinaus: “Wie du mir, so ich dir”.
China ist in die Weltgeschichte zurückgekehrt. Dummerweise gleichzeitig auch Russland. Nun ist es an den USA, darauf besonnen zu reagieren.
Und vor allem wäre es an der Schweiz, darauf auf ihre Weise besonnen zu reagieren und endlich von der USA-dominierten NATO ihre Hände zu lassen!
DIE GEISTER DIE WIR RIEFEN…!
Ich hoffe nun nicht liebe Mitstreiterinnen u. Mitstreiter, dass Ihr alle mir den folgenden Exkurs übel nehmen werdet. Denn er stellt ausnahmsweise eine Abkehr vom GIARDINO eigenen Hauptthema dar, nämlich: dem uneingeschränkten JA zur Schweizer Miliz Armee.
Also erstmals ein grosses Bravo sowie ein herzliches Danke schön, an Herr Frick aus dessen Feder dieser ausgezeichnete Artikel wohl stammt. Denn wissen Sie, ich selbst befasse mich schon seit über drei Jahrzehnten mehr oder weniger intensiv mit dem heutigen China und seiner Machtpolitik. Es fing schon 1979 an, als ich als Halbwüchsiger, auf Geschichte und Politik versessener Jüngling, im Zusammenhang mit der Tragödie Tibets zum Studium des modernen Reiches der Mitte förmlich gezwungen wurde. Da ich damals Zwecks Überbrückung eines Semesters ziemlich viel Zeit hatte, sog ich mir Alles was ich über Tibet und China in den 200 letzten Jahren bekommen konnte ein und zog dann daraus folgende Schlüsse:
– Die Volksrepublik China war (bereits damals…) wieder eine Grossmacht, die mit jeder Minute stärker wurde und mit der in naher und mittlerer Zukunft unbedingt zu rechnen war.
– Alle Mittel China irgendwie zu schwächen konnten für uns alle hier nur gut sein, vor allem natürlich aber auch für seine direkten Nachbarn.
– Deswegen, war mit China logischerweise, auf allen Ebenen sehr restriktiv, mit viel Sorgfalt und Fingerspitzengefühl umzugehen.
– Damals schon erwog ich, mich auf das Prinzip der Selbstbestimmung der Völker basierend, lokalisierte und von Aussen unterstützte Militäraktionen um oder in China.
– Es galt dadurch 1. das rote Riesenreich zu lähmen, und im Idealfall durch Entstehung von Pufferstaaten (Tibet) entscheidend zu schwächen. 2. Das Geostrategische, sowie auch das rein Politische Umfeld schienen mir beide damals (1979-1980)dafür ziemlich günstig zu sein, um mindestens eine minimale Aussicht auf Erfolg zu haben.
Soweit die Theorie… denn was eintraf, schien auf allen Ebenen das genaue Gegenteil zu sein. So wurde im verlauf der 80′ Jahre, China immer von uns selbst immer stärker gemacht. Ein schlauer Politiker wie Deng Xiaoping verstand es dem Rest der Welt mit einer aufwändig betriebenen (Schein-)Öffnung zu Hofieren und alle fielen sie reihenweise drauf rein. Angefangen bei uns Schweizern, hatten wir doch schon 1949 die Volksrepublik China als erstes West orientiertes Europäisches Land anerkannt, und nun gaben wir Westler uns in Beijing die Klinke in die Hand. Alle, auch die heiligsten Prinzipien und Vorwände warf man im Nahmen der all überragenden Wirtschaftsbeziehungen über Bord. Dies wurde von der Gegenseite übrigens sehr gut verstand, idem sie in ihren Augen allzu kritische Staaten, Organisationen oder Privatpersonen auf die schwarze Liste setzte. 1984 einigte man sich auf die Rückgabe Hong Kongs, im Wendejahr 1989 jedoch, zeigte China für kurze Zeit auf dem Tiananmen Platz in Beijing wo ich selbst zwei Jahre zuvor geweilt hatte, sein wahres Gesicht indem es in einer Nacht die Proteste der Studenten u. andere Intellektuelle buchstäblich durch seine Panzer niederwalzen liess. Doch wir, wir taten wieder einmal nichts, oder zumindest fast nichts. Wir waren ja mit dem sich anbahnenden Ende des kalten Krieges, und natürlich mit uns selbst, zu sehr beschäftigt. China seinerseits, wurde in Folge dessen, überall und in allem: immer grösser, und immer mächtiger.
Sogar hier bei uns in der Schweiz war dieser Einfluss, auch infolge des skandalösen Abbaus unserer Geheimdienste, schon deutlich spürbar. Die allgemeine Unterstützung der öffentlichen Meinung für Chinakritische Sachen wie z. B. jener Tibets, wurde zunehmend schwieriger: Desinformation, Lügenkampagnen, Ignoranz klarer Tatsachen durch die Mainstream Presse, Meist abgeneigte Haltung der Regierungsstellen, Infiltration von Unterstützungsgruppen, usw. Wir hatten zunehmend einen sehr schweren Stand. Doch die Hauptsache war wohl, dass wir mit China gute Geschäfte machten…!
Der Rest ist schnell erzählt, Sie wurden im fernen Osten immer stärker, während wir im tiefen Westen immer schwächer wurden du dies fast bis zur Selbstaufgabe. Wer frage ich Sie meine lieben Mitstreiterinnen u. Mitstreiter jetzt, wer und vor allem wo stellt sich momentan in China noch jemand den Hegemonie Plänen der gelben Supermacht entgegen…? nämlich: NIEMAND und NIERGENDWO! Der ganze Westen und wir mit ihm, hat zur Abwechslung und fast aus exklusiver Geldgier, die Entwicklung wieder einmal total verschlafen.
Und… es gibt sicher nicht wenige unter uns hier (!) die sich bei der Lektüre dieses, meines hiesigen Threads selbst bei der Nase nehmen können, stimmt doch oder…?
‘Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt’. (Schiller, Wilhelm Tell).
Damals waren die Bösen die Machtansprüche der Habsburger und ihre Vögte,
heute die Machtansprüche einer multipolar gewordenen Welt.
Die NATO war ein Erfolgsmodell über mehr als 40 Jahre in Europa.
Sie sparte Geldmittel und sicherte den Frieden und Wohlstand.
Jetzt ist Europa geschwächt und hat schon gar keine Streitkräfte mehr, welche von den anderen Machthabern auf der Welt ernst genommen werden müssten.
Sehr geehrter Herr Häcki,
Ich möchte Ihnen zur obigen Stellungnahme zu meinem Thread und vor allem zum gefühlvollen Umgang damit, hier ein tiefempfundenes öffentliches “Danke schön” ausrichten. Sie sind in Tat und Wahrheit ein guter Mensch.
Die NATO war ein erfolgreiches Verteidigungsbündnis, bis sie in ein Angriffsbündnis umorganisiert wurde. Unter diesem Titel, Irak oder Afghanistan, aber auch die Ukraine, “erfolgreich” zu nennen ist eigenartig und grenzt schon an Geschichtsfälschung.
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