KKdt André Blattmann äussert sich zur Situation WEA auf blog.ggstof.ch
„Geschätzte Generalstabsoffiziere, liebe Kameraden
Im Juni hat der Nationalrat die Botschaft zur WEA in der Gesamtabstimmung abgelehnt. Eine Folge davon ist die Verschiebung des Beginns der Umsetzung um ein Jahr auf den 1.1.18. Was ist passiert und wie geht es weiter?
Zuerst gilt es festzustellen, dass wir in einem normalen politischen Prozess sind. Wenn die WEA nun in eine zweite parlamentarische Runde geht, dann ist dies in unserem System durchaus normal. Es ist sogar gut. Es gibt uns nämlich die Möglichkeit, nochmals zu erklären und die Reihen zu schliessen. Und es gilt, zwei Aspekte klar voneinander zu trennen.„
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Kommentar:
Wir nominieren den CdA für die Auszeichnung „Goldener Potemkin„.
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„…Es ist sogar gut. Es gibt uns nämlich die Möglichkeit, nochmals zu erklären und die Reihen zu schliessen…“ Wie wäre es mit Verbesserungen der WEA anstelle von einfach nur Reihen zu schliessen?
Bottmingen, 20.07.2015
Am 13. Juli hat die Basler Zeitung einen längeren Artikel von mir unter
dem Titel:
SELBSTVERSCHULDET IN DEN KRIEG
veröffentlicht, in dem ich die Meinung vertrete, unser Land werde in einem
nächsten Krieg oder grossflächigem chaotischem Zusammenbruch in Europa wie im
Mittleren Osten oder während des 30-jährigen Krieges, zum ersten mal seit
200 Jahren mit hineingerissen weil wir keine Armee mehr haben. In
meiner längeren Arbeit „Eine Militärdoktrin des Illusionen“ habe ich
gezeigt, warum die „Militärdoktrin der Schweizer Armee“ nicht
realistisch ist, bzw. warum die mit der WEA geplante Armee den
verfassungsmässigen Auftrag der „Kriegsverhinderung“ nicht erfüllen
kann. Auf alle meine dort und anderswo publizierten Argumente will ich
hier nicht eingehen. Nur auf ein paar dazu gekommene Punkte hinweisen:
– Im soeben veröffentlichten neuen Strategiepapier der US Streitkräfte,
welches dasjenige von 2011 ersetzt, wird gesagt: „Die Bedohungslage hat
sich in den letzten 4 Jahren vollständig verändert“. Der Bundesrat
stützt sich bei dem, was er „Sicherheitspolitik“ nennt, auf den Sicherheitsbericht von 2010. Die Schweiz kann es sich offensichtlich leisten, die fundamentale Veränderung der Sicherheitslage zu ignorieren.
– China hat am 1. Juli 2015 ein drakonisches Sicherheitsgesetz in Kraft
gesetzt, das auch die beiden Polarregionen, den Meeresgrund und den Weltraum
mit einschliesst, dass heisst auch Gebiete, die nicht unter chinesischer Hoheit stehen. Begründet wurden es der chinesischen und globalen Öffentlichkeit gegenüber mit dem Argument, der Verteidigung der Souveränität gegen aussen angesichts der erhöhten Bedrohungslage und der nötigen Aufrechterhaltung des Zusammenhaltes im Innern. Schon verschiedentlich hat China in den letzten 2 Jahren sehr deutliche Worte für mögliche militärische Massnahmen in seiner Auseinandersetzung mit den USA über die Gewässer gebraucht, die zwischen ihm und der Kette vor ihm liegender Inseln liegen (Japan, Taiwan, Philippinen etc.). Darüber erscheint in wenigen Tagen von mir ein Bericht unter dem Titel „Gefährliche chinesisch-amerikanische Spannungen“.
– Russland hat in den letzten 2 Jahren öfters grössere Manöver mit bis zu 150’000 Mann aus dem Stand durchgeführt und 2014 rund 50’000 Mann aus dem Stand innert 3 Tagen über mehr als 1000 km verschoben und dann am neuen Ort grosse Manöver durchgeführt. Der Kommandant der russischen Luftlandeverbände sagte vor wenigen Wochen, seine 43’000 starke Truppe sei jederzeit bereit, sofort irgendwo in der Welt eingesetzt zu werden. Das kürzliche gemeinsame scharfe Flottenmanöver Russlands und Chinas im Mittelmeer wurde von deren vorgesetzten Stellen als sehr erfolgreich bewertet.
– Die schnelle Eingreiftruppe der NATO soll 40’000 Mann umfassen und auch innert Tagen einsetzbar sein. Was sollen die insgesamt 35’000 Schweizer Soldaten tun, wenn sie nach 10 Tagen endlich am Ort einer Luftlandung eintreffen, z.B. in Meiringen, und dort der Feind schon seit einer Woche in Stellung ist? Mit anderen Worten: Eine Mobilmachung innert 10 Tagen für einen Bruchteil der Armee ist nicht „kriegsverhindernd“. Schon vor dem II. WK bis gegen Ende des 20. Jahrhunderts konnte unsere gesamte Armee innerhalb von 2 Tagen mobilisiert werden (Quelle z .B.: Deutsche Angriffsstudie TANNENBAUM, Sommer 1940).
Das führte in einer der zahlreichen deutschen Angriffsplanung zur Warnung der Planer, man dürfe keineswegs nur von der Zahl der jeweils dienstleistenden Schweizer Wehrmänner für die Berechnung des deutschen Kräftebedarfes ausgehen, sondern müsse den Gesamtbestand der Armee (damals rund 500’000 Mann) berücksichtigen, da die demobilisierten Wehrmänner sofort wieder kampfbereit seien. (Planung deutsche Armee in Frankreich, 4. Oktober 1942).
– Sowohl Russland und China haben in jüngerer Zeit ganz offen mit massivsten Atomschlägen auf die USA gedroht. Im US Kongress und von zahlreichen US Experten wurde im Februar 2015 bei der Debatte über die neuesten konventionellen Waffen der USA, z.B. die Prompt Global Strike Waffen, verständnisvoll darauf hingewiesen, dass diese beiden Mächte wegen ihrer Unterlegenheit im konventionellen Bereich beim Einsatz dieser neuen Waffen durch die USA gar keine andere Wahl hätten, als sofort atomar zurückzuschiessen.
– Die Schweiz ist ein Gebirgsland par excellence, wird aber laut WEA über keine Gebirgstruppen mehr verfügen.
– Es ist unannehmbar, auf Grund von Cyberwar, der Unterstützung der Bevölkerung bei Rüfenen, von Auslandeinsätze zur „Friedenssicherung“ und unter der Annahme von nur kleinen, punktuellen und in jeder Beziehung beschränkten bewaffneten Angriffen als Bedrohungsszenarien für die Definition dessen auszugehen, was die Armee können müsste.
Angesichts dieser und anderer hier nicht genannter Fakten ist es unbegreiflich, dass irgend jemand die WEA unterstützen kann.
Gotthard Frick, Bottmingen
Die Feststellungen von Gotthard Frick treffen voll ins Schwarze. Vorzüglich, dass erneut auf die Tatsache hingewiesen wird, dass das Projekt WEA auf dem völlig überholten Sicherheitsbericht 2010 basiert. Seit letztem Jahr haben wir Krieg in Europa – falls man die Ukraine zu Europa zählt. Die Uneinsichtigkeit der schweizerischen Führungsspitzen ist unbegreiflich. Interessant wird sein ob die bürgerlichen Parlamentarier in der kommenden Session erwachen und entsprechend Beschlüsse fassen werden.
Gotthard Frick kann ich nur zustimmen. Leider ist es so, dass diejenigen, die eine Unternehmung in Schieflage bringen, sie nicht aufrichten können. Das Gleiche gilt in der Politik. Ich habe mir die Mühe gemacht, die Protokolle der bisherigen Verhandlungen über die WEA in den Eidg. Räten zu lesen. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, glänzten die Parlamentarier durch inkompetentes, seichtes und unseriöses Geschwafel. Das Honorar, das sie für ihre Anwesenheit in Bern erhielten, waren sie nicht wert. Dem Referenten im NR, NR Hurter muss ich jedoch Hochachtung zollen. Ohne ihn wäre die Debatte im NR wie im SR abgestürzt. Der SR ist kein „chambre de réflexion“ mehr, obwohl es auch im SR noch einige wenige bodenständige Schweizer mit gesundem Menschenverstand gibt. Bedrückend ist, dass viele Armeebefürworter nicht verstanden haben, was mit der Gutheissung der WEA endgültig abgesegnet wird: Die Schweiz ist definitiv nicht mehr verteidigungsfähig, sondern wird sich nur noch um die Erhaltung einer gewissen theoretischen Verteidigungskompetenz bemühen, obwohl in der Verfassung festgehalten wird, die Armee diene der Kriegsverhinderung und verteidige Land und Volk (BV 58 II). Diese Bestimmung hätte im dafür geltenden Verfahren geändert werden müssen, damit dem Volk nicht etwas vorgespiegelt wird, was nicht ist. Die „classe politique“ vertraut darauf, dass die Verfassung nicht gelesen wird und niemand den „Betrug“ erkennt.
Wieso ist der kritische Kommentar von Oberst i Gst Markus M. Müller auf blog.ggstof.ch ohne Angabe von Gründen gelöscht worden?
Das habe ich mich gestern Abend auch gefragt. Wer bestimmt so etwas im Verein der Gst Of? Sehr merkwürdig!
Es ist natürlich die Frage was man verteidigen will, die WEA oder die CH, eine Frage der Prioritäten, auch als eh. MwKan/Fhr sehe ich natürlich wie schwierig es für euch Offiziere ist da eine Entscheidung zu treffen. Aber lassen wir den Spott mal! Ich bin ganz der Ansicht von Gotthard Frick dass die Schweiz in der nächsten Zeit dringend auf eine konventionelle, starke Armee angewiesen wäre. Was das ganze noch tragischer macht ist, dass man davon ausgehen kann, dass im nächsten grösseren Krieg (ein oder zwei NEMPs) das ganze elektronische Tschitschifatschi ausschalten kann (tragisch auch für mich, denn immerhin sitze ich seit 1988(!) an einem (nicht demselben) Computer), tragisch für die Schweiz, weil genau die infantristische Grossarmee die wäre, die man im nächsten Konflikt hätte brauhen können. Naja gewarnt haben wir, aber gehört werden wir wohl nicht. Ich bin aber gespannt, wie die 20 000 „hochgerüsteten“ Soldaten ein Ansturm von Millionen abwehren wollen, ohne elektronische Führung, so nebenbei gesagt, keine Aufklärungsflugzeuge, keine Helikopter, keine Autos (die Haflinger würden noch fahren nach einem NEMP….)
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