Maurer verschiebt Botschaft zur Weiterentwicklung der Armee

Maurer verschiebt Botschaft zur Weiterentwicklung der Armee

Nach dem Volks-Nein zum Gripen muss das VBS über die Bücher. Verteidigungsminister Ueli Maurer lässt die Botschaft zur Weiterentwicklung der Armee noch einmal überarbeiten. Statt Anfang Juni wird der Bundesrat nun erst im Herbst über die Vorlage entscheiden.
Das gab Maurer am Freitag am Kadertag des Departementes für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) in Thun bekannt. Zunächst will man im VBS das Abstimmungsresultat gründlich analysieren und die nötigen Schlüsse daraus ziehen. Dann gelte es, die verschiedenen aufgeworfenen Fragen zu beantworten und in die Botschaft zu integrieren, sagte VBS-Kommunikationschef Peter Minder auf Anfrage. Dazu gehörten etwa die 24-Stunden-Interventionsbereitschaft der Luftwaffe, die Boden-Luft-Abwehr oder das Thema Drohnen. Dafür wolle man sich die nötige Zeit nehmen, sagte Minder.
Beitrag auf NZZ.chsrf.ch – Mitteilung des VBS – Mitteilung der GLP
Mitteilung der GSoA:
GSoA fordert Marschhalt


GSoA-Sekretär Nikolai Prawdzic fordert einen Marschhalt: “Statt unnötig aufzurüsten, soll die Armee wieder lernen haushalterisch mit ihren Mitteln umzugehen, dafür soll der Armeeplafond auf 4.1 Milliarden gesenkt werden.” Ueli Maurer hat es nicht geschafft, der Bevölkerung ein glaubwürdiges Konzept über die Verwendung der Steuermilliarden im VBS zu vermitteln. Die Verschiebung bietet daher eine wertvolle Gelegenheit, innezuhalten und grundsätzlich über die sicherheitspolitischen Herausforderungen im 21. Jahrhundert zu diskutieren.
 Es ist nun an der Politik, der Armee mit der WEA eine glaubwürdigere Form zu geben. Realistische Bedrohungsszenarien sind von der Politik zu benennen.
”
Kommentar Giardino:
Giardino begrüsst die Verschiebung der Botschaft. Wir fordern schon lange eine ‘Due Diligence’ als Grundlage für die nächste Armeereform. Diese kann nun sofort in Angriff genommen werden.
Ohne verlässlichen Schutz aus der dritten Dimension macht eine klassische Armee militärtechnisch wenig Sinn. Das Konzept ist daher grundlegen zu überarbeiten. In der Zwischenzeit sind Lücken zu schliessen. Elemente, die auch ohne grosse Gesetzesreform umgesetzt werden können (Mobilmachung, besser Ausbildung, vollständige Ausrüstung), sollen dennoch so schnell wie möglich eingeführt werden.

 

Kommentare: 13

  1. Hermann Suter sagt:

    Eine Generalinspektion der ganzen Armee (inkl. VBS-Verwaltung!) ist nun das Gebot der Stunde. Das Inspektionsteam ist aus kompetenten Milizfachleuten zusammenzusetzen und zwar Subito. Diese Leute arbeiten zu vernünftigem Tarif. Es braucht keine Sündenteuren Profi-Gutachten. Die Gruppe Giardino hält sich bereit, qualifizierte Persönlichkeiten zur Verfügung zu stellen. Hermann Suter

  2. Ueli Gruber sagt:

    Warum sollte Giardino qualifizierter sein als andere Leute. Aufgrund des Durchschnittalters der jeweils auftretenden Exponenten kann davon ausgegangen werden, dass es schon einige Zeit her ist, seit sie das letzte mal einen Wiederholungs- oder Stabskurs geleistet haben.
    Ein EAGLE ist halt nicht dasselbe ein Willy’s Jeep und ein CV90 ist beim besten Willen auch kein M-113 mehr. Das Argument der “30 Jahre alten Gebrauchsgegenstände” gilt nicht nur für die Luftwaffe, sondern auch für das Heer – und nicht zuletzt für die Denkweise gewisser alter Herren, die verpasst haben, was in den letzten 30 Jahren sonst noch so gelaufen ist.
    Und dabei meine ich nicht nur Giardino, sondern vor allem unsere Armeeführung, welche immer noch davon ausgeht, dass ein Soldat hinter einem Sandsackverschlag besser bewachen kann als eine elektronische Warnanlage. In der Privatwirtschaft würde eine solch veraltetete Handlungsweise kaum lange Bestand haben, weil dort jeder Tag ein Tag im Einsatz gegen einen real existierenden Gegner (Konkurrenz) ist.

    • Hans Ulrich Suter sagt:

      Der Witz ist, dass wir noch wissen, dass die Armee61 funktioniert hat. Die Armee 21 jedoch funktioniert nicht, der zweite Witz ist, das wir nicht vom VBS bezahlt werden und deshalb unsere Meinung nicht vom “Brotkorbterror” abhängig gemacht werden kann. Aber natürlich kann das jeder herausfinden, auch ohne dass er ZS oder WK’s bis zum abwinken geleistet hat. Ich könnte mir aber vorstellen, dass etwas Distanz sogar hilft, erstens um die täglichen kleinen Probleme zu vergessen und zweitens einen objektiveren Vergleich zu machen.

    • Ueli Gruber sagt:

      Woher wissen Sie, dass die Armee 61 funktioniert hat? Meines Wissens stand sie nie im Einsatz. Und Manöver wurden bekanntlich noch immer gewonnen.
      Ein Bisschen weniger Verklärtheit würde manchmal auch nicht schaden.

    • Ueli Gruber sagt:

      @Hans Ulrich Suter: Keine Antwort ist auch eine Antwort. Eine Ausbildung im Haflinger fahren und Minen spicken ist halt doch kein GLG.

    • Erwin Kälin sagt:

      Oder um im lustigen Maurer’schen Witzli-Duktus zu bleiben:
      «Wenn zu Hause etwas über 60 Jahre alt ist, entsorgen Sie es ja auch, oder?» … «Denken Sie jetzt bitte nicht an die Giardino-Mitglieder!»

    • Alain Vincent sagt:

      Wenn wir es schon vom Zeitgeiste haben:
      Früher baute man Holzhäuser mit Giebeldach, die fast ewig hielten. Heute baut man Flachdächer, die man nach wenigen Jahren zum Neupreis sanieren muss.
      Jetzt können wir wieder darüber streiten, welche Lösung intelligenter ist, welche besser für die Industrie ist, wer überhaupt mitreden darf, usw. – oder doch lieber welche Lösung gegen welche Gefahr stärker schützt? – Ach nein, das geht ja nicht, weil die Leute heute nicht mehr fähig sind zu verstehen, warum ein Gegenüber zu einem andern Resultat kommt.
      Die Menschen sind nicht mehr flexibel im Kopf, deswegen muss für jedes Problemchen eine individuelle Lösung her, so muss sich der Mensch nicht anpassen.
      Die Wegwerfgesellschaft ist eben nicht nur materieller Natur, sondern auch im Geiste.

    • Alain Vincent sagt:

      Eine Warnanlage kann im Grundsatz nur Alarm schlagen, ein Soldat kann jedoch differenziert melden sowie erkennen+beurteilen. Wenn es um die Sache geht, so ist dies wichtig. Wenn es nur darum geht, dass etwas getan ist, dann nicht.
      Bei ihnen in der “Wirtschaft” ist das heute natürlich nicht mehr wichtig, da es nur noch um das gegenseitige Abkämpfen von Marktanteilen geht. Sobald die Dienstleistung verkauft ist, spielt es keine Rolle ob sie funktioniert. Der Kunde hat ja Mindestvertragsdauer und muss in jedem Falle bezahlen.
      Es ist schon komisch: Trotz aller Chemie und Technik… Feuer wird noch immer mit Wasser gelöscht.

  3. Beda Düggelin sagt:

    Wer nicht hören will, muss fühlen, könnte man zum Entscheid des VBS zur Verschiebung der Botschaft zur WEA sagen! Dies ist das positive Resultat der verkachelten Gripen-Abstimmung. Es kann nun aber nicht mit 6,1 Millionen Armee-Experten weitergehen (2 Mio. Bewohner der Schweiz sind ja Ausländer). Es geht primär um die Konsensfindung bei den Bundesratsparteien, ist diese erreicht (sie ist heute nicht erreicht!) kann mit dem Wiederaufbau der vernachlässigten Sicherheitspolitik begonnen werden! – Was muss in der Welt noch alles passieren, dass auch die SP und die Grünen endlich konstruktiv und glaubwürdig werden? – Ein Management bei Kopfanschlagen (Div. aD Peter Regli) liegt nicht mehr in allzu weiter Ferne!

  4. Johannes Fischer sagt:

    Hans Ulrich Suter liegt vollkommen richtig. Ebenso Beda Düggelin, allerdings mit einer Ausnahme: Linke und Grüne (gleiche Denkart) sind einer utopischen “Religion” verfallen. Sie übersehen geflissentlich, dass Menschen Individualisten sind, die im Prinzip nicht umerzogen werden wollen. Die Linken/Grünen werden nie konstruktiv und glaubwürdig mitwirken, sofern sie ihre Träume nicht verwirklicht sehen.
    Gestern Abend in der Arena klar durch SPS-Präsident Levrat und den Grünen NR Bäumle demonstriert. Levrat hatte auf die Aufforderung von FDP SR Ender, Stellung zu nehmen zum im Parteiprogramm der SPS aufgeführten “Armeeabschaffen” nur eine Wischi-Waschi-Anbiederungsrede auf Lager mit der Absicht, sich um eine eindeutige Antwort zu drücken. Damit bekräftigt er den Willen der SPS bezüglich der Armeeabschaffung.
    Trotzdem sitzt die SP mit 2 Mitgliedern im BR und trotzdem suchen die Mitteparteien den Gegner nicht auf der linken Seite.

    • Beda Düggelin sagt:

      Die Ausflüchte von SP-Präsident Levrat auf die Frage von Joachim Ender waren äusserst feige und zeigen, wessen Kind er ist, die SP gilt es nicht mehr zu schonen, sie muss zu einer klaren Stellungnahme und zu einem klaren Bekenntnis zur bewaffneten Neutralität und einem CHF 5 Mrd. VBS-Budget verpflichtet werden!

  5. Willy P. Stelzer sagt:

    In der NZZ von heute, 24. Mai 2014, Seite 14, figuriert der Beitrag “Maurer zieht die Notbremse bei Armeereform”. Und wie schliesst dieser Artikel? “Weiter sollen einzelne Truppen vollständig ausgerüstet werden, was heute nicht der Fall ist”. Es wird zum x-ten Mal bestätigt, dass wir über eine Armee verfügen, welche nicht vollständig ausgerüstet ist und über eine Flugwaffe verfügt, welche nur zu Bürozeiten eingesetzt werden kann. Dieser Zustand des “potemkinischen Dorfes Schweizer Armee” ist einfach unglaublich. Die Due Diligence-Prüfung (Werthaltigkeits-Prüfung und Aufnahme des Ist-Zustandes) ist unabdingbar. Und für eine solche Ueberprüfung braucht es keine teuren inländischen oder ausländischen Beratungs-Firmen. Das Wissen und die Erfahrung ist in der Miliz vorhanden. Ein Entscheid für eine solche Prüfung ist überfällig, aber wir haben in Betracht zu ziehen “Eine Krähe kratzt der andern Krähe kein Auge aus”. Damit grüsse ich den Grossteil des bürgerlichen Parlamentes.

  6. Elmar Hutter sagt:

    Erwin Kälin: In Naturvölkern, die schon einige Jahrtausende auf dem Buckel haben, ist der “Rat der Alten” eine wichtige Institution. Diese hat sich offenbar bewährt, sonst wäre sie wohl abgeschafft worden. Der “Rat der Alten” basiert in erster Linie auf der Lebenserfahrung. Unsere Jugend hat noch nie einen Krieg oder etwas Aehnliches erleben müssen. Dies ist einerseits als positiv zu würdigen. Andererseits fehlt damit die Erfahrung der jungen Generation, dass das Schicksal Europas allzu oft in der Katastrophe endete und es keine Garantie gibt, dass sich solche Situationen in der einen oder andern Form nicht wiederholen. Wenn selbst der eher linke SPIEGEL von einer aktuellen Kriegsgefahr auf dem Alten Kontinent schreibt, sollten auch die verantwortlichen Politiker der neutralen Schweiz ihre Schlüsse ziehen.

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