Mehr Disziplin bei Betriebsdetachementen

Mehr Disziplin bei Betriebsdetachementen

Solche Bilder passen nicht zu einer Armee, die irgendwann zur besten der Welt werden soll: Soldaten, die unterwegs zum Einrücken das olivgrüne T-Shirt fast bis zu den Knien hängen haben. Soldaten, die sich vor lauter Langeweile DVDs am Laufband reinziehen. Soldaten, die ohne Erlaubnis in den Ausgang gehen. Soldaten, die gar nicht erst eine Uniform anziehen müssen und zum Übernachten nach Hause fahren dürfen.
Die Männer, die langsam zu einem Imageproblem für die Armee zu werden drohten, sind Mitglieder eines so genannten Betriebsdetachements. Sie gehören nicht einer regulären WK-Einheit an, sondern leisten Spezialdienste – etwa in den Büros oder Küchen der Waffenplätze, als Medientrainer für Offiziere oder als Rechercheure in der Militärbibliothek. Diese Spezialisten werden häufig nur für einzelne Tage aufgeboten und bisher von ihren unmittelbaren Vorgesetzten – sofern solche präsent sind – an der langen Leine gelassen.
Artikel bei 20min.ch

 

Kommentare: 3

  1. Guten Tag Giardinos, schon wieder (fast täglich) eine Meldung in der Presse, die Dienstbetrieb und Disziplin in der Armee an den Pranger stellt.
    Bedauerlich ist, dieser Zustand betrifft nicht nur irgendwelche (Betriebsdedachemente) Teile der Armee. Seit Jahren können aussenstehende (nicht nur kritische) Beobachter, den schleichenden Zerfall grundsätzlicher Regeln von Dienstbetrieb und Disziplin festmachen.
    Je nach Auftreten des Kaders und des Druchsetzungs-willens, sind die Mängel in den Truppenkörpern mehr oder weniger ersichtlich. Auch in einer modernen Armee, sind Vorbildfunktion, hierarchisches Denken und Handeln, Durchsetzungsfähigkeit nicht wegzudenken aus einem geordneten Dienstbetrieb. Wer dies bezwei- felt soll sich den Dienstbetrieb einer Elitetruppe (zB US Navy, Sondereinheiten) zu Gemüte führen.
    Wo das Antritts- und Hauptverlesen zur Vollversamml- ung verkommt, sich eine Kultur der geteilten Verant-wortung etabliert, und Teamgeist mit TEAM-Work (Toll Ein Anderer Machts) verwechselt wird, sind die Aus- wirkungen fatal und irreversibel.
    Eine solche Truppe hinterlässt in Friedenszeiten einen zwiespältigen Eindruck. Im Ernstfall sollte sie besser nicht zum Einsatz kommen, diesen Test kann sie nicht bestehen.

  2. Fritz Kälin sagt:

    A) Da ich selber in einer solchen (ich würde durchaus sagen) ‚privilegierten‘ Einheit bzw. Funktion meine WKs leiste, kann ich hier aus erster Hand einige Einschätzungen geben.
    (Unten folgt ein Statement zu Herrn Bruggers obiger Aussage.)
    A1) Während der Arbeitszeiten:
    Es sei betont, dass wir es hier nicht mit 19jährigen Rekruten zu tun haben, sondern mit Bürgern in Uniform. Zudem sind diese AdA in diesen Detachementen meist gezielt wegen ihrer zivilen Kenntnisse an die entsprechende Stelle umgeteilt worden. Entsprechend motiviert wird die anstehende Arbeit erledigt (wobei hier wie in jeder Truppengattung nicht immer eine 100% Auslastung der AdA garantiert werden kann). Es gilt das Prinzip ‚erst die Arbeit, dann das Vergnügen‘ bzw. ‚do ut des‘. Auf meinem Platz gilt beispielsweise eine recht strikte Tenuevorschrift, die konsequent eingefordert und von der Trp auch eingehalten wird.
    A2) Ausgang/ nach Dienstschluss:
    Die unmittelbaren (oftmals zivilen oder ZM) Vorgesetzten sind selber meist nur zu Bürozeiten auf Platz. Wer soll also auf diese Soldaten (nach getaner Arbeit) ‚aufpassen‘?
    B) Ausserdem möchte ich als einfacher Soldat, überzeugter Bürger in Uniform und Militärhistoriker noch eine Replik an Herrn Bruggers obiges Statement machen:
    ‚Wie viel mehr/weniger Disziplin braucht eine Milizarmee verglichen mit stehenden Armeen?‘ – Diese Frage ist praktisch so alt wie unsere Milizarmee selbst. Man denke z.B. an den Streit zwischen der ‚Nationalen Richtung‘ und der ‚Neuen Richtung (angeführt von Ulrich Wille)‘ vor gut 100 Jahren. Erstere vertrauten darauf, dass die Mannschaften im Ernstfall aus patriotischen Motiven dann schon den nötigen Gehorsam an den Tag legen würden. Wille hingegen hielt eine ‚preussische‘ Disziplin für unabdingbar, damit die Truppe trotz der neuen Waffen auf dem Gefechtsfeld für die Offiziere führbar blieb.
    Die jeweilige Beantwortung der Frage ‚mehr oder weniger Disziplin‘ wirkt(e) sich indirekt auch auf die Dienstdauer (am Stück) aus. Denn die berüchtigte Disziplin von Elitetruppen u.a. stehenden Verbänden ergibt sich nicht nur aus ihrem Ausbildungsstil, sondern auch aus der Länge der Ausbildungszeit und der völligen Isolation von der zivilen Aussenwelt.
    Last but not least sei an die IDF erinnert, bei denen ‚äussere Disziplin‘ (Tenue, Orden, stramme Umgangsformen) eher verpöhnt sind und auf die ‚innere Disziplin‘ geschworen wird. Die IDF haben allerdings auch kein Problem, den allermeisten ihrer Soldaten und Kader den Sinn ihres Einsatzes zu vermitteln… auch hier dürfte für die Schweizer Armee ein Mix zwischen republikanischer Légèrität und ’soldatischem schneidig-tun‘ angebracht sein.

  3. Hans Ulrich Suter sagt:

    Man kann davon ausgehen, dass „Tenue erstellen“ eher zu den leichteren Uebungen gehört, insofern sind so Bilder schon bedenklich. Allerdings sind meine Bedenken nicht bei den „Schoggi-Bueben“, sondern ich störe mich eher an Obristen mit weissen (jawohl weissen!) Schuhen und TAZ95 im Kosovo auf Bildern in den Tageszeitungen. Ueberhaupt ist das Tragen des TAZ95 als „Umstandskleid“ widerlich. Es ist auch im Widerspruch zu den ersten Reglementen dazu, aber ich will das jetzt nicht ausführen. Denn das Ganze ist ja mehr eine neue Aktion unseres Lieblingsblattes um die Armee mau zu machen. Interessant ist natürlich der Hinweis von Herrn Kälin auf die Wille-Fraktion und das mehr legere Methode für eine Miliz-Armee. Man darf dazu sagen, dass nach dem 2. WK das preussisch-militärische allgemein durch das GI-mässige ersetzt wurde. Für mich sind also die heutigen Wille’s diejenigen, die diese albernen Dienstabzeichen, oder Oberchefsekretär (Master Chief Sergeant) als Dienstgrad einführen und damit statt dem preussischen das amerikanische Nachäffen. In der Tat handelt es sich bei unserer Armee um eine Milizarmee und man kann sich sogar fragen, ob in einer reinen Ausbildungsphase, wie sie jetzt ist, Manschaften nicht sowieso auf eine Ausgangsuniform und Abzeichen verzichtet. Das heisst dann aber andererseits nicht, dass man als Offizier mit an Umstandskleider erinnernde abgespeckte Kampfanzügen an öffentlichen Veranstaltungen erscheint! Da würde ich einen zivilen Anzug vorschlagen mit aufgenähten Gradabzeichen ohne Orden, welche es bei uns nicht geben darf!

Kommentare sind geschlossen.