NZZ: Wehrhafte Kommunisten
Der Abstimmungskampf um die Wehrpflicht treibt allerlei Blüten. Hüben und drüben wird mobilisiert. Jetzt schaltet sich auch die Kommunistische Jugend in die Debatte ein. Auf deren Website habe ich einen flammenden Appell entdeckt – und Bauklötze gestaunt. Die Kommunisten sind dezidiert gegen die GSoA-Initiative. Und für die Wehrpflicht.
Kommentar im NZZ Blog
Kommentar:
Giardino Leser sind schneller und besser informiert als die NZZ. Wir haben darüber schon am 25.08. berichtet. Nun sind wir gespannt, ob dieser Zwist am linken Rand von den anderen Medien auch aufgenommen wird.
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«Es war eine Wehpflicht-Armee, die gegen die Generalstreikenden 1918 oder gegen die Genfer Antifaschisten 1932 vorging», hält Lang auf Anfrage der Bundesplatz-Redaktion fest. Im Übrigen habe es sich auch bei den lateinamerikanischen Putsch-Armeen in aller Regel um Wehrpflicht-Armeen gehandelt.»
Joe Lang kennt die ganze Geschichte, erzählt aber wieder mal nur einen Teil. Ich erlaube mir, ‚den Rest‘ nachzuliefern:
1. wurden 1918 bewusst Armeeeinheiten aus dem ländlichen Bereich gegen die Arbeiterstreiks in den Städten eingesetzt. Dies zeigt: eine Armee muss nicht nur ‚alle‘ rekrutieren, sondern diese auch ‚mischen‘. Diese Durchmischung der eingezogenen AdAs ist in der heutigen Armee (sogar auf Kosten von Kohäsion und Kampfkraft) mehr denn je gegeben.
2. Entgegen der allgemeinen Vorstellung wird die Wehrpflicht in vielen Ländern äusserst selektiv angewandt. Gerade Linkspolitiker sollten darüber wachen, dass keine politisch relevanten Gesellschaftsschichten vom Gewaltmonopol des Staates ferngehalten werden. (Wer ‚Frauen‘ als eigenständige politische Gruppe sieht und als solche in der Armee vertreten sehen will, soll für die Wehrpflicht stimmen, damit er sich an deren fortlaufenden Ausgestaltung beteiligen kann.)
3. Eine Freiwilligenmiliz würde in ihrer personellen Zusammensetzung eher jenen Freikorps ähneln, mit denen die junge Weimarer Republik die bewaffneten, kommunistischen Aufstände in den ersten Nachkriegsjahren blutig niederschlug. Danach stützte sich die Weimarer Republik auf die aus 100’000 Freiwilligen bestehende Reichswehr, die zu recht als „Staat im Staat“ bezeichnet wurde. Auch hier ist die ‚restliche Geschichte‘ erinnernswert. Bei Hitlers Machtergreifung ‚hielt sich die Reichswehr aus der Politik heraus‘. Zwar begannen die meisten Offiziere, die 1944 am Attentat auf Hitler beteiligt waren, ihre Laufbahn in der Reichswehr. Aber ihr lobenswerter Versuch erfolgte reichlich spät und nicht im geringsten ‚für ein demokratisches Deutschland‘.
4. Es geht nicht nur um die Mannschaften, sondern auch (oder gerade) um das Offizierskorps. Während die 1944er Attentäter das ‚moralisch beste‘ waren, was die Reichswehr und spätere grossdeutsche Wehrmacht hervorbrachte, konnte sich die damalige Schweiz hinter einem General Guisan sammeln. Und wer glaubt, dass es ohne allgemeine Wehrpflicht jemals jenen „Offiziersbund“ gegeben hätte?
Nur wer aus allen tauglichen Männern eines Jahrgangs auswählen kann, kann die besten für eine Kaderlaufbahn gewinnen oder wenn nötig (zum Wohl des Ganzen) zwingen.
Ich darf in diesem Zusammenhang auf meinen Artikel im MPR vom Mai verweisen: http://www.google.ch/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=2&ved=0CDEQFjAB&url=http%3A%2F%2Fmercury.ethz.ch%2Fserviceengine%2FFiles%2FISN%2F164524%2Fichaptersection_singledocument%2F539ad8ee-13ff-41b2-bfed-b0fd44baa58d%2Fde%2F02.%2BMPR%2B1-2013.pdf&ei=WKkgUpvVHceWtAbAxYHgBw&usg=AFQjCNGwLEZo8RNTUDYCMSM6ejGX26-8nQ&bvm=bv.51495398,d.Yms&cad=rja
Direktlink ohne „Gockel“:
http://www.vtg.admin.ch/internet/vtg/fr/home/dokumentation/publik_zeitrschr/military_power_revue.parsys.79525.downloadList.99567.DownloadFile.tmp/mpr113web.pdf
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