Oesterreichs Innenministerin Mikl-Leitner: Viele in Europa wünschen sich die Wehrpflicht zurück
Q: Von 27 EU-Ländern haben 21 ein Berufsheer. Ist das nicht auch für Österreich richtungsweisend?
Mikl-Leitner: Es wünschen sich viele dieser Länder die allgemeine Wehrpflicht zurück, weil ein Berufsheer im Normalfall zu teuer und im Katastrophenfall zu klein ist. Wir dürfen nicht die gleichen Fehler machen.
Q: die ÖVP war doch auch schon einmal für ein Berufsheer…
Mikl-Leitner: Die Diskussion hat es gegeben, allerdings im Zusammenhang mit einem NATO-Beitritt. Nach der Entscheidung gegen diesen war auch die Diskussion über das Berufsheer vom Tisch.
Q: Kostet ein Berufsheer mehr als das jetzige System?
Mikl-Leitner: Das Berufsheer würde mehr als das Doppelte kosten. Auch beim freiwilligen bezahlten Sozialdienst hätten wir Mehrkosten von 100 Millionen im Jahr. Derzeit gibt es rund 9.500 Zivildiener. Das Modell von Sozialminister Hundstorfer würde 8.000 vorsehen. 20 Prozent weniger Personal bedeutet aber 20 Prozent weniger Leistung. Die Freiwilligenorganisationen könnten nicht mehr bedient werden. Dem Berufsheer des Herrn Darabos und dem Modell des freiwilligen, bezahlten Sozialjahres kann ich als Politikerin, Staatsbürgerin und Mutter von zwei Kindern nicht zustimmen.
Q: Was hat die Umstellung der anderen EU-Länder gebracht?
Mikl-Leitner: Man möge nur nach Deutschland hineinschauen. Es gibt massive Probleme bei der Rekrutierung der Berufssoldaten und der Freiwilligen für das Sozialjahr. Deutschland hatte früher 90.000 Zivildiener, heute 35.000. Es kam sogar zu Einstellungen von Behindertentransporten.
Quelle: nön.at