Rede von Bundesrat Maurer: Konflikte unterhalb der Wahrnehmungsschwelle

Rede von Bundesrat Maurer: Konflikte unterhalb der Wahrnehmungsschwelle

In den letzten Wochen haben wir immer wieder den Begriff Geopolitik lesen und hören können. Damit verbunden war meist Verwunderung, dass es solches im modernen Europa noch gibt. Da annektiert Russland die Krim, die NATO verlegt als Antwort darauf Soldaten und Kampfflugzeuge in die östlichen Mitgliedsstaaten – und plötzlich wird Machtpolitik wieder sichtbar.
Ich glaube, wenn man die grösseren Zusammenhänge verfolgt, ist man etwas weniger überrascht. Nur haben wir in den letzten Jahren einen Glauben an die friedliche internationale Verständigung und an eine globale Zusammenarbeit entwickelt, der uns beinahe blind gemacht hat.
Die Geopolitik war aber nie überwunden. Auch heute haben Länder keine Freunde, sondern Interessen. Und diese Interessen führen zwangsläufig immer wieder zu Interessenskonflikten.
Nur ist es so, dass diese Konflikte meist unterhalb der Wahrnehmungsschwelle ausgetragen werden. Wir werden erst dann darauf aufmerksam, wenn ein Konflikt eskaliert, wenn die Panzer auffahren, wie jetzt in der Ukraine oder in Russland. Erst dann also, wenn uns die Medien erschreckende Bilder liefern. Das heisst, wir erkennen jeweils nur die Spitze des Eisberges.
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Kommentare: 2

  1. Fritz Kälin sagt:

    Erinnert an den guten Artikel von BR Maurer ‘Am leeren Strand von Troja’, der ziemlich zu Beginn seiner Amtszeit im ‘Schweizer Soldat’ erschien.
    Deshalb darf man einen Gripen nicht mit den bünzligen Aufgaben des Alltages (Luftpolizei) begründen, sondern mit den ausserordentlichen Herausforderungen von Situationen (z.B. fremde Eimischung mit machtpolitischen Mitteln in unsere inneren Angelegenheiten), die man nicht vorhersehen, für die man aber sehr wohl vorsorgen kann.

  2. Kurt Anton Brugger sagt:

    Grüezi Giardinos,
    Die sicherheits-politische Lage in Europa und der Welt ist zerbrechlich wie eh und je. Die Bedrohungen mögen sich teilweise verändert haben (Terrorismus,Cyberwar ua), sie sind nicht weniger geworden, aber zahlreicher und vielschichtiger. Allein die Ereignisse nach dem 2.WK bis heute, die militärische Erstarkung Russlands (belegt durch die jüngsten Machtdemonstrationen) müssten uns hellhörig machen und auch beim letzten pazifistisch indoktrinierten Zeitgenossen den Glauben an den ewigen Frieden erschüttern.
    Am jüngsten Beispiel ist abzulesen, im Kampf um die Festlegung geografischer Grenzen, im Durchsetzen politischer Ziele mit anderen Mitteln, haben sich die Methoden nicht verändert und im Wesentlichen auch die Mittel nicht. Wer die personelle und materielle Kampfkraft hat, drückt seinem Gegner seinen Willen auf. Die Vernachlässigung der Landesverteidigung durch eine Regierung (Ukraine)hat zur Zeit noch unabsehbare Folgen. Allein der Verlust der Krim-Halbinsel, bedeutet die Amputation der wichtigsten strategischen Halbinsel (samt Hafen zum Schwarzen Meer)an der Ostgrenze des Landes.
    Nicht aus Einbildung, weil ich auf einige Jahre mehr Lebenserfahrung (Jg 1933)zurück blicken darf (wofür ich dankbar bin), nehme ich mir das Recht, die Sicherheitslage der Schweiz, (um es poetisch auszudrücken) als ebenso filigran zu bezeichnen.
    Ein Land in der geografischen Mitte eines (nicht nur) Wirtschaftsraums, das die Nord-Süd-Achse durch das Alpenmassiv sicherstellt, ein geopolitischer Hyp, von nicht zu unterschätzender strategischer Bedeutung. Ein Volk das Wohlstand mit fiskalischer Stabilität und politischer Verlässlichkeit verkörpert. Für die Machtgelüste künftiger Eurokraten kann ein “unfriendly take over” einer Schweiz mit abgetakelter Landesverteidigung zum Sonntags-Spaziergang werden. Allein das Machtpotential welches aktuell für diesen “worst case” bereit steht, lässt diese Schlussfolgerung zu.
    Wer das nicht will, muss endlich aufwachen! Sich einsetzen für eine Landesverteidigung welche das Prädikat “glaubwürdig und dissuasiv” verdient! Die basiert auf dem legendären Wehrwillen der Schweizer und zum Ausdruck kommt in einer Armee deren Kampfkraft genügt (und über unsere Grenzen hinaus anerkannt ist), um den Abwehrkampf auf unserem Territorium (im vertrauten, verstärkten Gelände)führen zu können. Die aktuelle Verteidigungsfähigkeit macht die Schweiz erpressbar. Die Konsequenzen daraus lassen sich, auch mit wenig Phatasie, in der Ukraine ablesen.
    Wer nicht bereit ist, seinen ganz persönlichen Beitrag dafür zu leisten, ganz besonder auf der Stufe Armee-Kader, der soll den Mut haben, daraus die persönlichen Konsequenzen zu ziehen. Was gleichviel bedeutet, wie Entlassungsgesuch, persönliche Ausrüstung ins Zeughaus und letzte Quittung im DB!

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