Schweizer Armee: Abhängig bis ins Detail

Schweizer Armee: Abhängig bis ins Detail

Zwar gehört unser Land keinem Militärbündnis an. Freiheit, Unabhängigkeit und Neutralität werden nicht nur in 1.-August-Reden als unverrückbare Säulen eidgenössischer Identität gefeiert. Eine engere Zusammenarbeit mit dem westlichen Nato-Bündnis stösst von links bis rechts auf Skepsis. Da und dort macht sogar immer noch das Wort von der «autonomen Landesverteidigung» die Runde. Die Realität freilich ist eine andere: Unsere Luftwaffe ist, um überhaupt präzise operieren zu können, auf einen Geheimcode aus den USA angewiesen. Die F/A-18, das Rückgrat der Luftwaffe, können technisch weitgehend nur das, was die USA wollen, dass sie es können. Und selbst die Programmierung der Lenkwaffe unterliegt strenger US-Kontrolle. Hat da jemand Unabhängigkeit gesagt?
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Kommentar:
Wir verweisen hier einzig auf unseren letzten Punkt in unserem Manifest II.

 

Kommentare: 13

  1. Edwin Rüegsegger sagt:

    Als wir Giardinos noch das sagen hatten war die Schweizerische Miliz(!)-Armee vollständig unabhängig. So steht im hervorragenden kritischen Buch ‚Erinnerung an die Armee 61‘ Nichts von Zusammenarbeit mit der NATO. Das Material stammte aus heimatlicher Produktion (z.b. Oerlikon Flab. -Kanone, Panzer 68, Stgw 57). Material aus dem Ausland wie Tiger wurde in Emmen ect. zusammengebaut, so dass sich kein ausländisches Material ‚einschleichen‘ konnte. Behauptungen das die Schweizerische Armee im Krieg mit der NATO zusammen arbeiten wird, waren damals Verschwörungstheorien der Linken. Im WK haben wir die Russen immer ohne Unterstützung durch die NATO geschlagen.

  2. P. Rombach sagt:

    Diese Problematik haben wir derzeit doch in allen europäischen Ländern. Die Schweiz kann froh sein, dass es RUAG noch gibt, hier gibt es wenigstens noch Kapazitäten, welche der schweizer Kontrolle obligen.
    Und es wird mit Boduv 2020 nicht anders sein, ebenso wie bei der Hornet sind dies Schlüsseltechnologien, die in nationale Hände gehören sollten.

  3. Das ist nur ein weiterer Grund, warum man bottom up aufbauen muss. Aber die Zeit eilt, wir können nicht mehr herumflicken! Aber der NATO-Fetish erklärt mit, warum zu Beginn sich „Offiziere“ der sog. Schweizer Luftwaffe sich am Anfang gegen den Gripen ausgesprochen haben und erst als Saab zugesichert hat, den NATO-Totschalter (ich stelle mir vor, wie im Pentagon ein USAF Captain sitzt (voll in Ausgangsuniform, und Weihnachtsbaumgeklimper), vor einer Excel-artigen Tabelle, auf der die Nummern aller von Amerika gelieferten Kampfflugzeuge, sowie die jeweilige Landesflagge, und daneben in derselben Zeile, ein Schaltersymbol, mit On/Off/Del) in die Software mitzuübernehmen sind sie langsam umgeschwenkt.

  4. Herbert Staub sagt:

    Wenn andere das Sagen haben in der schweiz. Sicherheitspolitik- und Rüstungspolitik!
    Diese Gerüchte von der Einsicht in die Elektronic der F/A-18 scheinen sich vom Gerücht in Wahrheit umzuwandeln, durch so „US-Kontroll-Speziallisten, für die schweizerische F/A-18.“, wie man zu lesen vernahm. Also diese Flugzeuge, ob und wie diese eingesetzt werden, bestimmen eigentlich die Lieferanten,(Das Pentagon)
    Schrotwert, mehr ist das nicht mehr. Man hat ja genug anderes auch verschrotet. Diese Flugzeute sind aus schweizerischen Sicherheitsgründen nur noch schrotwert, versteht man das? Und diejenigen, welche aus den eigenen Reihen den Grippen zum Absturz brachten, sollten sich in den Haaren krazen.

  5. Franz Betschon sagt:

    Die Armee 61 war noch von Offizieren getragen, die der Arbeit nicht aus dem Wege gingen und selbständig denken konnten. Weil Denken auch Mühe macht, hat uns das VBS und die Sipol K seit der Armee XXI für Blöd hingestellt, wenn jemand einen anderen Gedanken äusserte. Aber: „Der Mist ist geführt!“ (Aussage eines VBS Mitarbeiters). Eigentlich geht es nur noch um die Übernahme der Verantwortung, sobald die Katastrophe klar auf der Hand liegt. Was dann wohl wieder für Ausreden und Behauptungen herhalten müssen?

  6. Hohermuth sagt:

    Man hätte die Amis dazu zwingen können, dass die Flugzeuge etc. zu liefern, ohne, dass es den Code braucht. Man hätte sonst ja auch Deutsche oder Französische Produkte kaufen können, die würden ohne Codezwang geliefert. Also: reine Verhandlungssache. Dass dies erst heute bekannt wird ist allerdings erstaunlich. Ma kann die Flugzeugsoftware sicher nachträglich noch so modifizieren, dass kein US Eingriff benötigt wird. Kann ja auch abhängig gemacht werden von künftigen Rüstungskäufen aus den USA. Es gibt nichts, was nicht korrigiert werden kann.
    Einmal mehr – lausige Kommunikation des VBS

  7. Walter Knutti sagt:

    Ich bin begeistert von den jetzt so schlauen Kommentaren. Aber offenbar ist es heute Pflicht eines aufrechten Bürgers, alles was man nicht versteht und nicht verstehen will mit schlauen Tips zu versehen. Es gibt Tatsachen, die dazu führen, dass man von Herstellern abhängig ist. Seien diese jetzt Amerikaner, Deutsche, Franzosen, Russen oder Chinesen. Es gibt Tatsachen die verhindern, dass man das tut was eigentlich gewünscht wäre. – Und dann sind wir plötzlich bei der Politik, die sich erlauben kann in voller Unwissenheit der Dinge über alles zu entscheiden und…. wenn dann später ein ganz Schlauer drauf kommt, dass etwas nicht ist, wie er meint es müsse sein, dann ist die Armeeführung dafür verantwortlich. – Das ist eifach billige und reisserische Besserwisserei.
    Beispiele wie oben, dass man den Tiger in der Schweiz montierte in der ach so tollen A61 und deshalb frei und unabhängig war ist einfach nur dumm. Oder dann die Illusion man hätte die USA zu einer Lieferung ohne Codes zwingen können. Wo bleiben bei solchen Kommentaren die Relationen. Ich lach mich zu Tode wenn ich daran denke wie die USA auf einen solchen „Zwang“ hin verhalten hätten.
    Herr Hohermuth, verstehen sie etwas von komplexen Systemen, wie sie im F/A-18 eingebaut sind? Ich denke nein! Und dann kommt noch die Mähr vom NATO-Totschalter und der Hollywood Sciencefiction von Ulrich Suter. Ich denke es wäre jetzt dann an der Zeit, dass sich die Schreiber hier für die Armee einsetzen würden und sie nicht nur schlecht redeten. Wer jemanden dauernd in die Pfanne haut muss sich nicht wundern, wenn am Schluss nur noch ein Scherbenhaufen da ist.
    Unterstützung für die Sache der Landesverteidigung und der Armee im Speziellen sieht anders aus.

    • Hohermuth sagt:

      Sehr geehrter Herr Knutti
      Sie tun genau das selbe, das sie den anderen Schreibenden vorwerfen, Sie kritisieren nur. Bringen selbst überhaupt nichts positives oder konstruktives, ja nicht mal schlaue Tipps. Mit den Kommentare wollen die Schreiber die angesprochenen (VBS, BR etc.) aufrütteln und Inputs geben. Ihr Vorschlag ist nichts zu tun, sich nicht zu äussern. Das kann nicht konstruktiv sein. Beteiligen Sie sich doch auch an einem konstruktiven Dialog. Unterstützen Sie die Sache Armee und Landesverteidigung. Da haben wir bisher nichts erlebt. Aber auch Sie werden erfahren, dass dies gar nicht so einfach ist. Aber nichts zu tun ist schlimmer als konstruktiver Stammtisch.

  8. Richard Maurer sagt:

    Wurden die Schweiz nicht 1996 auf amerikanischen Druck hin in die Partnerschaft für Frieden (PfP) gedrängt? (PfP = ein Programm, das Nicht-NATO-Staaten schrittweise, fürs Publikum möglichst unbemerkt, in die NATO integriert)
    In der Schweiz wird das Thema PfP über das ganze Medienspektrum, von Weltwoche bis zur WoZ, als Tabu behandelt. Auch der oben angesprochene Artikel klärt die Leserschaft nicht über die politischen Hintergründe der technischen Abhängigkeit von den sehr skrupellos und aggressiv agierenden USA auf.
    Seit 1996 wird offiziell unsere Armee nach Vorgaben der NATO „umstrukturiert“, das heisst im Klartext abgewrackt. Wenn man den Medien in dieser Angelegenheit halbwegs glauben kann, verfügen auch die anderen westeuropäischen Staaten über keine unabhängigen Streitkräfte mehr, die diese Bezeichnung verdienen. NATO, inklusive PfP, stehen heute klar für militärische Umsetzung der US-Aussenpolitik.
    Wir sind wie im letzten Weltkrieg rundum von einer Macht bedrängt und bedroht, die uns unsere Wirtschafts- und Militärpolitik vorgibt. Haben wir nicht auf äusseren Druck unser Bankenwesen komplett nach Vorgabe USA geändert? Bezahlen nicht unsere Banken fortlaufend „Bussen wegen Vergehen“ an US-Kläger, um unserem Land weiterhin den internationalen Zahlungsverkehr zu ermöglichen? Müssen wir nicht „als neutrales Land“ an Sanktionen gegen Russland, Iran, Syrien teilnehmen, Länder, mit denen die Schweiz absolute keine bilateralen Probleme hat?
    Man müsste auf diesem Blog vermehrt die politischen Hintergründe erklären, die zum unhaltbaren Zustand mit unserer Armee geführt haben, das reine Aufzählen der Hardware-Mankos scheint mir nicht viel zu bringen.
    Unsere „class politique / political establishment“ scheinen mir querbeet zum grossen Teil „Anhänger der Neuen Weltordnung / NWO“ (wie auf der Eindollar-Note thematisiert) zu sein oder sie können den wahrscheinlichen Erpressungen des Imperiums nichts entgegensetzen.
    Dass mit dem Imperium nicht gut zu diskutieren ist, wurde anscheinend 1998 ersichtlich, als die Swissair 111 ex New York einem mit Magnesium genährten Brand zum Opfer fiel…

  9. Rolf Siegenthaler sagt:

    Du meine Güte! Diese Verschwörungstheorien können Sie doch nicht ernsthaft glauben? Haben Sie wirklich den Eindruck, die Schweiz hätte sich in den 60er Jahren noch ein eigenes Flugzeug bauen können und der F/A-18, der auch in der Schweiz montiert wurde, könne deshalb unabhängig von Boeing betrieben werden? Die Träume des Schweizer Kampfjets ertranken im Bodensee. Vor dem Zweiten Weltkrieg konnte man in aller Eile dem Deutschen Reich noch Me 109 abkaufen, schon damals konnte die Schweiz kein konkurrenzfähiges Produkt aus eigener Produktion in die Luft bringen.
    Übrigens fahren Sie ein heutiges Auto auch nicht lange ohne Computer Update, der von der Vertragsgarage mit Software von der Herstellerfirma ausgeführt werden muss. Wie autonom sind sie? Trotzdem kann der Hersteller Ihr Auto nicht sofort auf Knopfdruck ausser Funktion setzen.
    Die Ausübung von militärischer Macht stand zu allen Zeiten mit den wirtschaftlichen und personellen Ressourcen eines Landes in direkter Abhängigkeit. Sogar wenn die Schweiz jeden Bürger bewaffnet, wird sie auf Dauer immer schwächer sein als grosse Nationen. Auch Israel, das viel grössere Summen für die Verteidigung ausgibt als die Schweiz, ist letztlich auf Technologie aus den USA angewiesen.
    Die Schweiz kann nur durch eine Nischenstrategie Erfolg haben. Vergleicht man die Schweizer Armee mit den Armeen der USA und unseren Nachbarländern, dann haben wir bis heute eine spezifisch schweizerische Konzeption. Auch die WEA, die teilweise Anleihen bei der Armee 61 macht, ist eine eigenständige Konzeption. Ich hätte wirklich keine Ahnung, wo da ein fremder Einfluss gefunden werden könnte.
    Es ist allerdings möglich, dass die Nato Mitglieder, die jetzt von den Auslandeinsätzen abgehen und vermehrt auf die Verteidigung setzen, das eine oder andere Konzept aus der Vergangenheit aufgreifen und sich damit der Schweizer Konzeption annähern. Dafür kann die Schweizer Armee aber nichts.
    Was die Technologie angeht, da standen die Eidgenossen schon im Zeitalter der Hellebarden unter dem Einfluss von fremder Technologie und wir werden es weiterhin und zunehmend sein. Übrigens steckt auch im Gripen einiges an amerikanischer Technik. Trotzdem wäre er ein gutes Flugzeug gewesen.

    • Richard Maurer sagt:

      bin mit Herrn Siegenthaler einig, dass eine rein schweizerische Waffenproduktion schon lange nicht mehr möglich ist. Eigene Vorstellungen betreffend Ausstattung/Codierung der Fremdsysteme könnte man besser durchsetzen, wenn man auch den Kauf russischer und chinesischer Systeme in Erwägung ziehen würde.
      Verschwörungstheorien / fehlende Hinweise Fremdeinflüsse:
      -PfP existiert real, wird nicht aus Rücksicht auf die anwesenden „NATO-Prokonsuln“ im VBS zu einem grossen Teil englisch gesprochen? Herr Siegenthaler erwähnt PfP mit keinem Wort!
      -wurde die Armee nicht klar sichtbar hardware- und konzeptmässig nach NATO-Vorlagen umstrukturiert?
      -sind die auf diesem Blog rapportierten Besuche von NATO-Generälen und die permanente Reiserei unserer VBS-Kader ins NATO-Ausland kein klarer Hinweis, dass wir mehr und mehr zu einem Protektorat verkommen?
      -Druck / politische Machtspiele bei SR111?: https://www.youtube.com/watch?v=s9rVKWsMv_g (ersten 7 Minuten können ausgelassen werden)
      Warum hat unser Fernsehen den Film nicht gezeigt, obwohl sie sich an den Kosten beteiligt hatten??

  10. Elmar Hutter sagt:

    Solange die Schweizer Wehranstrengungen nicht einmal 1% des BIP erreichen, sollte man nicht davon sprechen, dass wir die Rüstungsgüter der eigenen Armee nicht unter Kontrolle bringen können. Das ewige Gejammer in Helvetien hat weniger mit finanziellem und technischem Unvermögen als vielmehr mit Teilinteressen, Unwillen, Kurzsichtigkeit und Entscheidungsschäche der Politik zu tun.
    Wir müssen endlich von unserer Fünfer- und Weggli-Politik wegkommen und dem Schutz der Neutralität den Stellenwert im Bundesbudget zumessen, der von der Entwicklung der Zeit gefordert ist.
    Die für die Sicherheit des Landes zuständigen Parlamentarier – also alle – sollten in Fragen der Sicherheitspolitik vertieft informiert werden, damit diesbezüglich weniger Stuss aus den Berner Wandelhallen in die Medien gelangt.

  11. Tja, der persönliche Angriff auf Hohermuth und mich, zeigt v.a. eines: Wir haben recht, sogar ich mit meinem Verdacht. Selbstverständlich hätte die Luftwaffenführung bei einem so kritischen Fall jede Zeile Software (man müsste sie wahrscheinlich crosscompilieren und dann wird sie trotzdem kaum verständlichen sein) analysieren müssen. Haben Sie das gemacht? Wohl eher nicht, man verlässt sich da natürlich auf den Lieferanten und pöbelt in der gewonnen Zeit die besorgten Bürger an. Zu den Kosten. Ich kann mir schon vorstellen, dass die Kosten, die dadurch entstehen, dass man ein fremdes Waffensystem so gut kontrolliert und auf sicher trimmt, dass die Kosten für eine Eigenentwicklung übertroffen werden. Ich habe sowas ähnliches mal von einem Saab-Verantwortlichen gelesen. Aber das ist ja genau der Punkt: Schweden mit nur unwesentlich mehr Einwohnern ist offensichtlich in der Lage ein eigenes Kampfflugzeug zu entwickeln. Das sollte uns zu denken geben!

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